Beiträge von uhu

    Da muss ich mich korrigieren. Ich habe vor ein paar Wochen in Zürich Steins Inszenierung des "Zerbrochenen Krugs" gesehen. Die Aufführung war fesselnd vom Anfang bis zum Schluss, die Darsteller - mit einem grossartigen Klaus-Maria Brandauer in der Hauptrolle - und das Bühnenbild natürlich authentisch. Einfach wunderbares Theater. Seither hege ich wieder etwas Hoffnung, obwohl es unter den Regisseuren nicht viele Steine hat.


    Es ist wohl nicht verwunderlich, dass auch in Zürich in der Regel bei jeder Aufführung viele Plätze des Schauspielhauses leer bleiben, während diese Vorstellungen innert Kürze ausverkauft waren. Die Theater täten gut daran, statt Regisseuren eine Selbstverwirklichungsplattform zu bieten, dem Publikum das Theater zu bringen, das sie auch sehen wollen. Dafür wären sie (meiner Meinung nach) schliesslich da. Dann wäre auch die Finanzmisère an diesen Häusern nicht dieselbe.


    Schönen Abend


    Uhu


    Bin beim Stöbern auf diesen Thread gestossen und kann mir die Bemerkung nicht verkneifen: "ziemlich nett" finde ich für Werke wie Ran und Kagemusha schon ziemlich despektierlich. Dersu Uzala ist für mich - vielleicht weniger von der Geschichte her als von den Landschaftsaufnahmen - ein Meisterwerk.


    Gruss


    uhu


    ich musste oft mit der schule ins theater und da waren einige richtig schlechte stücke dabei. aber auch wenn ich privat ins theater gehe würde mir nie einfallen vor dem ende das theater zu verlassen. das fände ich irgendwie respektlos gegenüber den schauspielern. außerdem habe ich geld bezahlt und kann darauf hoffen, dass sie wenigstens das ende richtig gut darstellen :breitgrins:


    Klassischer Konflikt zwischen Zeit und Geld. Ich habe mich für die Zeit entschieden! Die Hoffnung dagegen habe ich längst aufgegeben.


    Gruss


    uhu

    Guten Abend


    Ich nehme den Thread über Kadare wieder auf, weil ich gerade den General der toten Armee gelesen habe und meine Begeisterung für diesen Autor mit den Forenusern teilen möchte. Kadare zu lesen lohnt sich nach meiner Meinung sehr, auch wenn seine Bücher - vielleicht mit Ausnahme des Romans Das verflixte Jahr - sehr düster sind.


    Begonnen habe ich seinerzeit mit Chronik aus Stein, gefolgt von der Festung, beides Werke, die ich sehr empfehlen kann. In der Festung geht es, aus dem Namen unschwer zu schliessen, um die Belagerung einer Festung durch die Türken während der türkischen Invasion in Europa: mal befindet man sich im Lager der Türken, mal in der Festung. Entsprechend wechselt die Stimmung zwischen dem Luxus, der Pracht, dem Despotismus im türkischen Lager und der Kargheit und Not der von der Belagerung gebeutelten Bewohner der Stadtfestung. Auch in Chronik aus Stein geht es um Krieg und Belagerung. Was mich an diesem Werk besonders fasziniert hat, ist, dass vieles ungesagt bleibt und zwischen den Zeilen gelesen werden muss.


    Ähnlich wie in Chronik in Stein bleibt auch im von mariposa genannten Roman Palast der Träume vieles nur angedeutet, was auch mit der politischen Situation zu tun hat, in der Albanien sich befand, als Kadare das Werk schrieb. Der Roman ist sehr fantastisch und hat Kadare dennoch grosse Schwierigkeiten eingebrockt. Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen.


    Grüsse


    uhu

    ich bin mittlerweile auch auf Donnafugata angelangt. Sehr beeindrucken fand ich bis jetzt die Beschreibung des wüsten-ähnlichen Landes, der staubtrockenen Ebenen, über die sie tagelang fahren müssen, um zu ihrem Landsitz zu kommen.


    wenn du die Taschenbuchausgabe hast, findest du auf Seite 326 einen Hinweis auf Lampedusas eigenwillige Interpunktion, die in dieser Übersetzung beibehalten werden sollte.


    Hallo Thopas


    Die Schilderung der mehrtägigen Wagenreise fand ich ebenfalls sehr eindrücklich. Man meint, den Staub auf der eigenen Zunge zu spüren!


    Danke für den Hinweis betr. Interpunktion. Für Leser der gebundenen Ausgabe: dieser findet sich dort auf S. 356f.


    Gruss


    Uhu

    Guten Morgen


    Ich bin mittlerweile in Donnafugata angekommen und habe mich einmal mehr erfreut an der Melancholie, mit der im ersten Kapitel die Dekadenz des Zeitalters im allgemeinen und des Fürstenhauses Salina im besonderen beschrieben wird.


    Die Einführung der Familie im vorübergehend zur Kapelle umfunktionierten Salon ist einfach herrlich: die Hauptdarsteller werden vorgestellt mitten in einem gewaltigen Aufeinanderprallen von Lebensfreude - verkörpert durch die "mythologischen Nackedeis" und die "Heerscharen von Tritonen und Driaden" - und strengem, aber immer wieder unterliegendem Katholizismus - in der Person des Jesuitenpaters Pirrone und auch der Fürstin (die sich bedauernd daran erinnert, dass die Finger des Fürsten "beim Betasten und Liebkosen unendlich zart sein" konnten und die ... ; bitte selbst lesen, ich will nicht schon einen ersten Spoiler setzen).


    Vom ersten Lesen her wieder erinnert habe ich mich an die zum Teil eigenwillige Kommagebung in der neuen Übersetzung. Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, der Übersetzer hätte am Schluss seiner Arbeit einen Sack Kommata über das Werk geschüttet und nicht so recht geschaut, wohin sie zu liegen kommen. Statt den Leser zu führen, behindern die Satzzeichen ihn eher. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig.


    Schönen Sonntag!


    Uhu


    Moin, Moin!


    "Mit dem <a href="http://www.schweizerbuchpreis.ch/">Schweizer Buchpreis</a> wird ab 2008 jährlich das beste erzählerische oder essayistische Werk einer Schweizer Autorin oder eines Schweizer Autors gewürdigt." Als Preisgeld werden 60.000 SF ausgelobt. Die Verleihung erfolgt im November im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am <a href="http://www.literaturfestivalbasel.ch/">Buch- und Literaturfestival Basel</a>.


    Unseren nationalistischen Tendenzen zum Trotz und wohl sehr zum Missfallen der Schweizerischen Volkspartei: zugelassen werden auch Werke von Nicht-Schweizern, wenn sie seit mindestens 2 Jahren in der Schweiz leben.



    Gruss


    Uhu

    Solide zweite Klasse, würde ich sagen. Ein Tick zu geschliffen, zu glatt. Irgendwo in diesem Forum hat mal jemand von Gymnasiallehrerprosa gesprochen in Zusammenhang mit Heyse. Ist ein bisschen bösartig, aber nicht unberechtigt, diese Charakterisierung.


    Objection, your honor! Eine geschliffene Sprache kann die erste Klasse gerade ausmachen. Sonst müsste man auch Thomas Mann relegieren. "Gymnasiallehrerprosa" finde ich für Heyse nicht nur ein bisschen bösartig, sondern perfide.


    Gruss


    Uhu

    Ich habe gerade im Thread DIE Erzähler Paul Heyse genannt und möchte auch hier etwas Reklame für ihn machen. Er gehörte lange Zeit zu den vergessenen Autoren, obwohl sein Novellenschatz erste Klasse ist. Nun scheint im Buchhandel wieder das eine oder andere von ihm erhältlich zu sein. Aber wird er auch gelesen? Eure Meinung würde mich interessieren.


    Gruss


    Uhu

    Guten Abend


    Paul Heyse ist für mich ein Meister dieses Fachs. Erzählungen wie Andrea Delphin und L'Arrabiata gehören für mich zum Schönsten dieses Genres, und natürlich auch Gottfried Kellers Leute von Seldwyla.


    Gruss


    Uhu

    Kann das durchaus bestätigen, wie ich finde ein sehr sprachmächtiger Autor.
    [/quote]


    Hallo Lauterbach


    es war genau die von Dir genannte Sprachmächtigkeit, die mich bei Morbus Kitahara so fasziniert hat. Für mich ist er einer der wenigen jungen Schriftsteller des 20./21. Jahrhunderts, von dem ich sagen kann: "Wow, kann der aber schreiben!"


    Gruss


    Uhu


    um Ransmayr schleiche ich seit geraumer Zeit wie die Katze um den berühmten heissen Brei.


    Hallo Sir Thomas


    Dann würd' ich mich mal über den Brei hermachen! Ich hab' Morbus Kitahara vor ein paar Jahren gelesen, dann auch Die letzte Welt und eines oder zwei weitere der Bücher von Ransmayr. Gefallen haben sie mir alle gut, aber keines hat mich so in den Bann geschlagen wie das erste.


    Gruss


    Uhu


    Mir fiel gerade Evelynes Beitrag über Freud, Jung und Adler ein und dass sich die drei ergänzen. Was hältst du davon? Das scheint mir logisch, wird aber viel Lektüre-Zeit kosten. Ich wollte von Freud auch längst einmal das Traumbuch lesen, Vom Unbehagen in der Kultur und anderes. Bisher habe ich nur eine Kurzbiographie über ihn gelesen und Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci. Von Adler kenne ich noch nichts.


    Lieber Friedrich-Arthur


    Ich kann Dir auf Deine Frage keine Antwort geben, da ich Freud nur von ferne und Adler gar nicht kenne. Adler steht bei mir irgendwo auf der "Solltest du mal lesen"-Liste, aber nicht zuoberst, Freud nicht.


    Gruss


    Uhu


    Hesse lohnt nicht mal einen einzeiligen Verriss via Zitat.


    Was mich immer wieder wundert ist die Einstellung, dass gefälligst alle Welt all das für supertoll und ganz doll wichtig hält, was einem selbst so scheint. Und man jedes kritische Wort gleich als seelchenhaft als "Zerreißwut" empfindet.


    "Life is pain. Get used to it."


    Hallo Giesbert


    Warum denn gleich wieder so aggressiv? Hast Du ein Problem?


    Ich habe nichts gegen Kritik und kann damit gut umgehen. Deine Äusserungen sowohl zu Hesse wie zu Jung sind aber keine Kritik, sondern eben unsubstantiertes Zerreissen. Finde ich ziemlich sinnlos. Und danke für das gleichermassen banale Schlusswort Deines Beitrags!


    Gruss


    Uhu

    Hallo FA


    Danke für den Trost. Ich seh's zwar nicht genau so, werd mich aber wohl daran gewöhnen müssen. Ich kann mich dann revanchieren, wenn sie alle nach der Demian- und Siddharta-Lektüre über Dich herfallen!


    Uhu


    "Freud nenne ich nie an einem Tag mit diesem schweizer Bluff"


    (Daniel Pagenstecher in Zettels Traum. Oder doch sehr ähnlich.)

    G. C. Jung rezipiere ich persönlich eher so im Stile von Frazer (The Golden Bough): Als interessanten Versuch, Mythologisches zu bündeln, nicht unbedingt als tiefenpsychologischen oder gar wissenschaftlichen Ansatz ...


    Was mich immer mal wieder erstaunt, ist die "Zerreiswut", die in diesem Forum herrscht. Äussert jemand etwas Positives über einen Autor, ein Buch, kann man Gift draufnehmen, dass sich im Nu zwei, drei finden, die diese Äusserung kaputtmachen wollen. Schade, wenn das nach einem ausführlichen Thread mit einem banalen Einzeiler geschieht; doppelt schade, wenn man diesen Einzeiler nicht einmal selbst zustandebringt. Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe: eine engagierte Diskussion hätte ich mir anders vorgestellt!

    Sorry, Sandhofer, habe gerade festgestellt, dass Du es warst, der auf den Serval hinwies, und nicht einer der beiden Sir Thomas. Die Sirs müssen mich etwas verwirrt haben.


    Der Titel mutet in der Tat etwas eigenwillig an. Im Text wird, wenn ich mich richtig erinnere, dann der Begriff "Pardel" oder "Pardelkatze" verwendet.


    Gruss


    Uhu

    Sir Thomas [Welcher nun? :roll:] hat Recht. Der geänderte Titel hat Bedeutung. In der Vorbemerkung zum Roman steht dazu folgendes:


    "[...] entschied er sich für den endgültigen, anekdotischen und metaphorischen Titel Il Gattopardo [Die Pardelkatze]; er verwandelte also das Wappentier der Salina, den Leoparden, ironisch in einen miniaturisierten Leoparden [...](gemeint ist der Serval oder Ozelot bzw. die Pardelkatze)."


    und in der daselbst zitierten Lampedusa-Biographie von Andrea Vitello:


    "[...] die Titel der Übersetzungen [...] geben die heraldisch-literarische Metamorphose nicht wieder [...] was [...] den Lesern übersetzter Ausgaben des Romans nicht erlaubte, die bitter-ironische Anspielung dieser Metapher nachzuvollziehen."


    Gruss


    Uhu