Hallo Herr Haack
Betr. Symbolik und Metaphorik des Lichts wollte ich auf Ihren Satz "Das »ewige Licht« der Sonne steht für Erkenntnis." reagieren. Was Fausts Erschrecken angeht, bin ich mit Ihnen einig. Allerdings sehe ich die Situation nicht als unentrinnbar. Faust dreht sich doch gerade zu dem Zwecke um, um dem "Flammenübermass", dem "Feuermeer" zu entrinnen.
Goethe verwendet das Wort "Schatten" nicht. Aber es ist genau der eigene Schatten, den man sieht, wenn man die Sonne im Rücken hat und zur Erde blickt. In einer psychologischen Deutung ist es wichtig, dass Faust seinen Schatten nun zu erkennen beginnt. Im Teil 1 ist es ein grosses Problem, dass Fausts Schatten, verkörpert durch Mephisto, völlig unabhängig ist und ihn in Bann schlägt (vgl. Vers 1535ff, wo Faust sich dem Mephisto anpasst: Mephisto ist Herr des Geschehens, nicht Faust).
Ich glaube bestimmt, dass mit dem "zur Erde blicken" auch die Mutter Erde gemeint ist. Licht=Feuer, männlich / Erde, weiblich. Alle Elemente sind hier vertreten, auch Luft (männlich) und Wasser (weiblich). Licht und Wasser vereinigen sich im Regenbogen: die Vereinigung von Feuer und Wasser, mit welcher das Werk schliesslich endet:
"Das Unzulängliche,/Hier wird's Erreichnis;/Das Unbeschreibliche,/Hier ist's getan;/Das Ewig-Weibliche/Zieht uns hinan."
Die vier Elemente kommen im Faust natürlich an verschiedenen Stellen vor. In diesem Zusammenhang scheint mir von Bedeutung der Traum im ersten Teil, V 1447ff., der schon den Bogen zum zweiten Teil spannt und Fausts Sehnsucht nach der Unendlichkeit vorwegnimmt, die im ersten Teil noch unbewusst ist und darum im Traum vorkommt.
Schönen Sonntag!
Uhu