Was lest ihr gerade?

  • (fünfmal habe ich es schon gelesen!)

    Kommt auch bei mir ungefähr hin. Vor gut 40 Jahren brachte 2001 die "Bibliotheca Dracula" heraus (ein Reprint der gleichnamigen Reihe bei Hanser, drei mal drei Schaueromane in handlichen Leinenbänden), seither hab ich den Roman alle paar Jahre immer mal wieder gelesen und habe mich jedes Mal ausgesprochen amüsiert. Könnte ich eigentlich mal wieder einschieben.

  • Ach, das freut mich, hier auf soviel Gleichgesinnte zu treffen. Wobei die Szene mit der Fassöffnung, Zefira, die findet bei dem erfolglosen Künstler William Dent Pitman statt, im Beisein von Morris' Vetter, des umtriebigen, aber dennoch sympathischen Winkeladvokaten Michael Finsbury.

    Ich habe viele Lieblingsszenen in diesem Buch, die, bei der ich gestern so lachen musste, war die Anlieferung der monströsen Herkulesstatue in Morris' Stadthaus, wo gerade die arme Verwandte Julia mit einem jungen Mann flirtet. Wie da das Transportunternehmen und die ganze Aktion beschrieben wird, das ist schon ein echtes Kabinettstückchen.

    Aber die Plus/Minus-Liste, ja, ich glaube, das ist eindeutig nicht zu übertreffen. Ich muss schon beim Schreiben lachen .. .


    Ach ja, und ich lese diesen Roman auch in der "Bibliotheca Dracula", deren weitere Werke auch alle lesenswert und Klassiker sind, natürlich auch der "Onkel Silas".

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich besitze die Bibliotheca Dracula zwar nicht, habe aber eben mal bei Wiki nachgeschaut: Die in dieser Sammlung erschienenen Werke habe ch tatsächlich alle gelesen bis auf das Buch von Ann Radcilffe ("Der Italiäner") und die Sammelbände.
    Einige dieser Werke sind in der Suhrkamp Bibliothek des Phantastischen erschienen, aus der ich mir in den Neunzigern viele - wenn auch nicht alle - Bände gekauft habe. In der Suhrkamp-Reihe gab es einige weitere sehr wichtige "klassische" Gruselwerke, vor allem von Algernon Blackwood und M.R.James, die ich persönlich besonders schätze. "Der Wendigo" von Blackwood ist meine Lieblings-Gruselgeschichte, ich könnte nicht sagen, wie oft ich die im Lauf der Jahre gelesen habe.


    PS. Ach, und ich sehe gerade, "Melmoth der Wanderer" kenne ich auch noch nicht. Ich glaube aber, es steht hier irgendwo im Haus herum. :D

  • Der dreibändige Sammelreprint von 2001 enthält: Das Haus des Grafen Dracula (Geschichten), Die falsche Kiste, Melmoth, Frankenstein, Der Italiäner, Dracula, Der Mönch, Onkel Silas und Wieland. Die anderen Bände der Reihe gab's zum einen mal bei Suhrkamp, zum anderen als Billigst-Reprints bei Pawlak oder so, davon hab ich noch ein paar im Regal stehen (Von denen Vampiren, Schwarze Messen, Künstliche Menschen).


    (Ach, das waren noch Zeiten, wo man dem nächsten 2001-Merkheft entgegenfieberte und sich von neuen Reprint-Programmen und Eigenproduktionen wie den Haidnischen Alterthümern überraschen ließ ...)


    Gelesen hab ich die seinerzeit alle, an die meisten habe ich aber keine oder kaum noch Erinnerungen. Aus Lewis’ Mönch – übrigens Vorlage für Hoffmanns Elixiere des Teufels – ist mir z.B. nur in Erinnerung geblieben, dass sich der Protagonist (ein auf üble Abwege geratener Mönch) über die naive Unschuld einer jungen Fau wundert, die er zu verführen gedenkt: Schließlich habe sie doch die Bibel gelesen ...


    Algernon Blackwood ist große Klasse. LeFanus übriges Werk neben Onkel Silas hab ich auch gern gelesen (Grüner Tee etc, Camilla)


    Und um mal wieder ein wenig in Richtung on-topic abzubiegen: Aktuell lese ich (immer) noch Schmidts Die Schule der Atheisten und Sues Geheimnisse von Paris. Die Schule hab ich bald durch, die Geheimnisse auch. Wobei ich den Sue ab Bd. 2 nur noch sehr, sehr großzügig überfliege und nur gerade so viel mitnehme, um über die Handlung orientiert zu sein. Der ist wirklich ein ziemlicher Mist, dieser Roman. Die Schule ist dagegen auch bei der wiederholten Lektüre ganz und gar großartig.


    Im Anschluss nehm ich mir dann Abend mit Goldrand und Vernes Schule der Robinsons vor. Beides eine äh Re-Lektüre. Weiter steht auf meiner aktuellen Liste: Schmidts Julia (Wiederlektüre) und Döblins Die drei Sprünge des Wang-lun (kenn ich noch nicht)

  • Ich habe mir gerade Tibor Dérys "Der unvollendete Satz" von meiner Leseliste vorgenommen.

    Déry warnt - anstelle einer Widmung - den Leser vor, dass er für das Lesen einige Zeit einplanen soll. Ich glaube, die Warnung ist angebracht. Das Buch ist sehr umfangreich und hat lange rein beschreibende Abschnitte (was nicht automatisch bedeutet, dass sie uninteressant wären).

  • Ich konnte Eurer Werbung nicht länger widerstehen und habe mir die "Bibliotheca Dracula" antiquarisch bestellt (als Lizenzausgabe des Hanser-Verlages).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Dann viel Spaß damit.

    Ich kehre nun von meiner unterhaltsamen kleinen Flucht ins viktorianische London zurück in Josephs Ägypten. Wobei auch Thomas Mann sehr unterhaltsam und auch witzig schreibt, wenn man sich wieder eingelesen hat. Ich hatte gerade die Szene in Joseph 4, in der Joseph - inzwischen in seinem Gefängnis schon zum Assistenten des Hauptmannes der Festung aufgestiegen - zwei hohe politische Beamte, die unter Verdacht stehen, den Pharao ermordet haben zu wollen, betreut. Wie er sie umtanzt, einerseits der Möglichkeit einer Begnadigung eingedenk, andererseits ihnen klarmachend, dass sie schon im Knast sitzen, das ist wieder schönste Mannsche Schilderungskunst mit viel Dialogwitz.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ich hatte mal wieder eine kurze Joseph Roth-Phase und habe neben den 'Juden auf Wanderschaft' und 'Hotel Savoy' die Novelle 'Leviathan' gelesen (angeregt vor allem durch den Bezug zu Ingo Schulzes 'Die rechtschaffenen Mörder').


    Jetzt bin ich äußerst angetan von Eugen Ruges Buch über das Leben seiner Großmutter: Metropol. Erzählt wird die unfassbar beklemmende Zeit der Stalinistischen Schauprozesse in den 1930er Jahren. Exzellent erzählt. Mir gefällt das Buch sogar bisher besser als sein Buchpreis-Gewinner-Roman 'In Zeiten des abnehmenden Lichts'.

  • Ich bin sehr sehr begeistert von Eugen Ruges Roman 'Metropol' - ich bin den Hauptfiguren atemlos durch die Schrecken des stalinistischen Terrors gefolgt. Das hat Ruge sehr gekonnt und mitreißend, beklemmend und erschreckend eingefangen. Allerdings bleibt nach der Lektüre die Frage immer noch etwas offen, wie dieser Terror so gut funktionieren konnte. Es war vollkommen offensichtlich, dass die Vorwürfe gegen die Angeklagten an den Haaren herbeigezogen waren. Aber offenbar gab es überhaupt keinen Widerstand gegen die Säuberungen? Es gibt im Roman eine Szene, in der sich eine der Hauptfiguren Gedanken darüber macht, wenn nur dreißig der oberen Funktionäre oder der Anwesenden im Gerichtssaal gegen diesen Prozess aufbegehren würden, könnten sie ihm ein Ende setzen. Es ist nicht geschehen.


    Jetzt lese ich Mairam Kühsel-Hussainis Buch 'Tschudi' und bin bisher etwas irritiert. Das Buch wimmelt von Fehlern - sprachlich, grammatisch, orthographisch. Die Handlung ist bisher ganz interessant, aber auch sehr viel name dropping. Bin noch nicht sicher, ob ich das bis zum Ende durchhalte.

  • Zefira

    Bitte entschuldige die späte Antwort und vielen Dank für das Angebot mir den "Zug... " zuzuschicken, ich habe das Buch aber bereits. Liegt schon eine ziemliche Weile hier rum. Wenn nicht schon geschehen, darf es also gern in den Bücherschrank wandern :)


    JHNewman

    Bin in der Hälfte der "Fledermäuse" erstmal hängengeblieben und hab anderes gelesen. Die doch ziemlich pessimistische, misantrophische Grundeinstellung in dem Buch hat mir in dem Moment nicht so gut getan, außerdem kann ich so überhaupt nichts mit dem "Horoskop-Gedöns" darin anfangen. Bisher find ich es auch eher seltsam, hat aber auch interessante und sogar amüsante Passagen. Jedenfalls werd ich es noch fertiglesen und nicht abbrechen, immerhin.

    "Lesen stärkt die Seele" (Voltaire)

    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Zur Zeit so, durcheinander:


    (Aus dem SWB:) William Faulkner, Schall und Wahn. Vor 40 Jahren schon mal gelesen, das Diogenes Taschenbuch. Eruierbar, weil ich damals die Eigen-/Unart hatte, es hintenreinzuschreiben. Eine Drittlektüre nach weiteren 40 Jahren wird eher nicht drin sein.


    sowie: Peter Handke, In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus.


    Sachbuch: Bernd Roeck, Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance.


    Und eher zur Dauerlektüre hatte ich mir gekauft:

    HC Artmann, Sämtliche Gedichte. Jung und Jung. Sehr schöne Ausgabe, klein, handlich, Fadenheftung usw. (das alte Suhrkamp-Taschenbuch "ein lilienweißer brief aus lincolnshire" war mir irgendwann mal abhanden gekommen), sowie


    HC Artmann, Gesammelte Prosa, zwei Bände. Die Paperbacks finde ich eher unhandlich, aber es ist wunderbar viel guter Text. Mit Dank an

    https://www.bonaventura.blog/2…artmann-gesammelte-prosa/

    für die Rezension.


    Den Millionen Seiten auf dem SUB hab ich Donnerstag zugefügt:

    Michail Bulgakow, Meister und Margarita. dtv, mit Anmerkungen und Nachwort, Übersetzung Alexander Nitzberg. Übrigens 600 Seiten ganz schönes Taschenbuch für schlappe Euro 12,90. Nachdem ich schon seit den 70ern immer wieder lese, wie gut der Roman sei ...


    Ich hab jetzt zwei Wochen Urlaub, und wegfahren ist ja eher nicht. Mal sehen, wie die Konzentration langt.


    Gruß

    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Zitat

    Und eher zur Dauerlektüre hatte ich mir gekauft:

    HC Artmann, Sämtliche Gedichte. Jung und Jung. Sehr schöne Ausgabe, klein, handlich, Fadenheftung usw. (das alte Suhrkamp-Taschenbuch "ein lilienweißer brief aus lincolnshire" war mir irgendwann mal abhanden gekommen),

    Genau dieses Büchlein habe ich mir auch gekauft. Den blauen Suhrkamp-Band habe ich schon lange, finde ihn aber irgendwie unübersichtlich oder nicht stimmungsvoll genug - wie auch immer, für mich sind einige von Artmanns Gedichten wie Stoßgebete oder Mantren, ich habe mir ein Notizheft vollgeschrieben und trage es auf Reisen mit mir, ich habe schon mehrstündige Wanderungen absolviert mit unaufhörlichem Aufsagen eines Artmann-Zweizeilers im Kopf. Im vorletzten Jahr habe ich mir das kleine rosarote Buch gekauft. Dauerlektüre auch bei mir.

  • Mein drittes Buch in Serie, das in Nigeria spielt, ist "Americanah" von Chimamanda Ngozi Adichie (den Namen kann man wirklich nur kopieren). Die Heldin Ifemelu ist Nigerianerin und studiert mit Stipendium in Princeton; ihr Jugendfreund Obinze versucht sein Heil in England. Beide kehren nach einigen wilden Jahren in die Heimat zurück und begegnen einander dort wieder. Ich habe knapp zwei Drittel gelesen. Ifemelu wird Journalistin und gut verdienende Bloggerin, hauptsächlich beschäftigt mit Themen des alltäglichen Rassismus (mir war bisher nicht klar, wie wichtig das Frisurenthema bei Frauen afrikanischer Herkunft ist und wie viel es da zu wissen gibt, was ich als weiße Frau mit Fluselhaar nicht weiß). Obinze kommt illegal nach England, arbeitet mit falschen Papieren, versucht es mit einer Scheinehe und wird abgeschoben. Keines von beiden - das ist ein interessanter Punkt - verliert seine Heimat in dem Sinn, dass man vertrieben wird und es nichts gibt, wohin man zurückkehren könnte, so wie das bei Edna O'Briens "Mädchen" der Fall ist. Die beiden Romane scheinen in völlig unterschiedlichen Welten angesiedelt zu sein.

    Ich habe Ifemelu ins Herz geschlossen, ihre Liebesgeschichten sind sehr bewegend erzählt.


    Kurz bevor ich mit "Americanah" begann, hatte ich ein weiteres Buch von meiner Liste angefangen, nämlich "Der unvollendete Satz" vonTibor Déry. "Americanah" kam von meiner Bestell-Liste bei der Onleihe völlig unvermutet; ich kann mir das gar nicht erklären, das Buch war, als ich es bestellte, bis Juli gebucht und ich dachte, bis dahin ist Déry geschafft. Wie auch immer. Die Lektüre aus Nigeria ist bereichernd, aber keines der drei Bücher, die ich gelesen habe, kann in punkto Stil und Atmosphäre auch nur entfernt an den "Unvollendeten Satz" tippen. Ich werde, sobald ich mit Nigeria durch bin, einfach neu starten und mich diesmal von nichts ablenken lassen.

  • Ich habe meine Liebe zur Geschichte wieder entdeckt und mir drei Geo Epoche Hefte heraus gelegt.

    Die ersten beiden handeln über "Die Deutschen". Da wird in insgesamt vier Heften (zwei sind bereits erschienen) die Geschichte vom Jahr 800 an erzählt. Gestern habe ich einen sehr interessanten Artikel über Karl den Großen gelesen.


    Das dritte Heft "Die Welt seit dem Jahr 0" erzählt in 20 Geschichten 20 Jahrhunderte.


    Ich fand es gestern interessant und erschreckend zugleich zu sehen wieviel ich schon mal wusste und wieder vergessen habe.