Beiträge von Zefira

    Ich habe seit Jahren eine Sammlung Erzählungen von ihm, "Zorn, Zeit und Ewigkeit", auch ein Schrankfund. Es sind, wenn ich mich richtig erinnere, Gruselgeschichten. Recht spannend.

    Die "wachsende Begeisterung" stellt sich auch bei mir ein. Ich habe kürzlich ein paar schöne Ausgaben antiquarisch erworben und überhaupt spielt das ja alles in nicht so weiter Ferne für mich, d.h. viele Schauplätze sind mir bekannt. Der Wahnschaffe war bei den Einkäufen dabei, den Hauser kenne ich schon, aber schon ewig lange her. Sprachlich gefällt mir das "Gänsemännchen" bisher sehr gut, ebenso die Beschreibung der damaligen Gesellschaft. Ein paar Mal hab ich mir schon gedacht, dass sich da bis heute nicht so viel geändert hat. Wenn ich das Buch gelesen habe, werde ich meine Meinung zum Besten geben.

    Ich habe mir erst im letzten Jahr erstmalig den Gänsemännchenbrunnen angesehen - ich war wohl schon hin und wieder in Nürnberg, habe aber diesen Brunnen immer übersehen. Kunststück, er ist halt auch sehr, sehr klein ... Aber der Bezug zum Roman ist sehr geschickt. Besonders am Ende erwartet dich noch eine ganz tolle Wendung, in der die Brunnenfigur wichtig ist.

    Euch kann ich hier nicht das Wasser reichen, aber soll ja auch kein Wettbewerb sein. ;-)

    Mir ist aufgefallen, dass ich den Roman noch gar nicht in der Sammlung habe. Ich hätte schwören können, dass der irgendwo in einem Regal schlummert. Irgendwie hatte ich den auch in der Bibliothek des 20. Jahrhunderts vermutet, aber da ist "nur" der Törleß.

    Du findest ihn auch bei Gutenberg zum Download, falls gewünscht.
    Ich habe zwar eine Printausgabe, werde mir das Buch aber auf jeden Fall runterladen. Das ist immer ein gutes Hilfsmittel, um Passagen leicht wiederzufinden.

    Ich habe mit Jakob Wassermanns "Das Gänsemännchen" angefangen, recht vielversprechend bisher.

    Da bin ich auf deine Meinung gespannt. Ich habe eine Zeitlang mit wachsender Begeisterung Wassermann gelesen, auch das Gänsemännchen, und der Wahnschaffe ist eines meiner Lieblingsbücher geblieben.

    Danke für die Einführung in diesen Roman! Ich habe ihn zwar vor etlichen Jahren gelesen, kann mich aber kaum erinnern. Deutlich im Gedächtnis geblieben ist mir "Das Verbrechen des Paters Amaro" vom gleichen Autor. Auch hier hemmungslose Kirchenkritik. Der Pater Amaro verführt eine junge Frau und verleumdet ihren Verlobten. Eca de Queiroz nimmt nicht nur die Kirche aufs Korn, sondern auch die bigotte Gesellschaft, die am Ende das Mädchen verurteilt, während der Pfarrer einfach auf einen anderen Posten versetzt wird.

    Die Bibel und andere Schriften der christlichen Kirchen kann man nicht gendern, weil das Geschlecht darin viel zu wichtig ist.


    Beispiel - fand ich schon als Konfirmationskind schräge, aber ich war leider kein rebellisches Kind, das da nachfragt:
    Aus dem Kleinen Katechismus - das zehnte Gebot.

    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist.

    Was ist das? Antwort: Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Mitarbeiter oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.


    Demnach ist der Nächste ein Mann, und seine Frau ist "sein".
    Zola hat das übrigens (im katholischen Zusammenhang) in "Rom" nachgebetet: die frühchristlichen Gesellschaften teilten alle ihre Habe, außer den Frauen. (sinngemäß zitiert)

    Am Rande, fiel mir gerade ein, zum Thema Handlung in der Oper: Vor einigen Jahren sah ich mal eine Übertragung des Don Giovanni aus Aix-en-Provence in einer ganz ungewöhnlichen Inszenierung. Der Hintergrund (Kostüme etc) war modern; alle Personen gehörten zu einer Großfamilie. Don Giovanni war das schwarze Schaf, trank unmäßig und sang alle Frauen an, die nachsichtig darauf eingingen, ebenso Leporello. Als Don Giovanni den Padre der Familie (den Komtur) verprügelte und dieser auf der Bühne einen Zusammenbruch hatte, kam die Familie auf die rettende Idee: sie taten so, als sei der Padre tot, und engagierten einen Schauspieler, der während des Leichenschmauses plötzlich in der Maske des auferstandenen Padre auftrat. Das jagte Don Giovanni einen derartigen Schrecken ein, dass er fluchtartig das Haus verließ.

    Die Oper war solchermaßen von jeglicher Frauenverachtung befreit, ohne dass am Text ein Wort geändert worden wäre.
    Wenn ich es so erzähle, klingt es ein wenig wie Kaspertheater, aber es war - auch wegen der Leistungen der Sänger (u.a. Skovhus und Ketelsen) ein phantastisches Erlebnis. Die beste "moderne" Inszenierung des D.G., die ich je gesehen habe.

    An Cosí fan tutte werden sie scheitern. Da ist es nämlich mit ein paar Textänderungen nicht getan.


    Was für ein hanebüchener Unsinn. Hört euch doch einfach keine Opern an, wenn es euch so stört. Lest keine Klassiker, guckt euch keine alten Meister an, legt euch ins Bett und zieht euch die Decke über den Kopf.

    :thumbdown::thumbdown::thumbdown:

    Ich hab, vor vielen Jahren, "Die Maias" gelesen. Möchte ich gerne wiederlesen. "Das Verbrechen des Paters Amaro" steht hier, ist aus einem Bücherschrank. Danke für die Infos, ich wusste gar nicht, dass so viel von ihm übersetzt ist.

    Ich habe noch "Das berühmte Haus Ramirez" gelesen. Davon ist mir aber leider nichts im Gedächtnis geblieben als eine Szene, in der ein Mann in einem Teich voller Blutegel exekutiert wurde.

    Meine TB-Ausgabe von Rowohlt besteht aus zwei Bänden, von denen der zweite "Aus dem Nachlaß" übertitelt ist. Sind das noch jede Menge Nachträge, die das Buch noch fetter gemacht hätten ...? Ich halte mich erstmal an den ersten Band, das ist schon ein dickes Brett zu bohren.



    "Die Reliquie" von José Maria Eca de Queiros: eine Satire auf Bigotterie und die Verflechtungen von Geistlichkeit und Adelsgesellschaft sowie als Traum eingefügt eine sehr merkwürdige Passionsgeschichte Jesu Christi über 100 Seiten. Bin noch nicht ganz quitt, ob ich das Buch mag oder nicht.

    Ich habe eine Zeitlang viel von diesem Autor gelesen und kann mich erinnern, dass ich "Die Reliquie" recht witzig, wenn auch vorhersehbar fand - aber zwei andere Romane von Eca de Queiroz, "Das Verbrechen des Paters Amaro" und vor allem "Vetter Basilio", gefielen mir besser, die habe ich beide sogar mehrmals gelesen.

    Ja, gibt es, aber ich hab meine alte RORORO Ausgabe in 2 Bänden und mag lieber "ecthe" Bücher. E-Books lese ich meist nur, wenn alle anderen Ausgaben vergriffen sind.

    Das ist sicher die gleiche Ausgabe, die ich auch habe. Ich habe Band 1 bei einem Bouquinisten in Frankfurt um 1 Euro gekauft (der Zustand ist nichtsdestotrotz ordentlich) und der Inhaber des Standes merkte kurz darauf, dass ich den zweiten Band nicht mitgekauft hatte, und trug ihn mir hinterher.
    Das war schon vor Jahren, ich kann mich erinnern, dass es bei einer Veranstaltung am Museumsufer war.

    Mir ist mehr oder weniger jeder Termin recht, sobald ich den Döblin und den Werfel vom Hals habe. Das wird in zwei bis drei Wochen der Fall sein.
    Ich kann keine kontinuierliche Mitarbeit versprechen - nicht nur wegen der Reisesaison, sondern weil ich im April auch eine komplizierte ärztliche Untersuchung habe, aber ich tue mein Bestes.

    Ein Zitat aus "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" von Döblin, hier dem Lord Crenshaw in den Mund gelegt:

    "Die Menschen tun nicht, was sie wollen, und nicht, was aus ihrem echten Inneren kommt - sie folgen resolut nicht ihrem Interesse. Sie werten ihre Antriebe, die wirklichen natürlichen, nicht hoch, sie verschreiben sich der Phantasie. Sie ziehen ein Bündel Ideen, das sie draußen fix und fertig vorfinden, einem eigenen Entschluß vor. Erst dann fühlt der Mensch sich - lache nicht - zwar schlecht, aber wohl."

    Der Gedankengang ist ja nicht gerade neu (findet sich zb auch bei Flaubert), aber das "zwar schlecht, aber wohl" gefällt mir.

    Ich melde mal vorsichtig mein Interesse an. Der dicke Musil liegt hier auch seit Jahren ...
    Zur Zeit bin ich allerdings mit dem Döblin beschäftigt und mit "Die 40 Tage des Musa Dagh" in einer Leserunde.
    Mir fällt es schwer, mich terminlich festzulegen. Ab Mai bin ich immer wieder mit dem Wohnmobil unterwegs, ohne genaue Planung. Aber ich könnte mich dann ggf. auch von unterwegs beteiligen, so gut ich kann.

    Von meiner Phantastik-Leseliste habe ich "Babel-17" von Samuel R. Delany und gestern "Das echte Log des Phileas Fogg" von Philip José Farmer ausgelesen.

    Das letztere ist sehr amüsant und hat mich überzeugt, dass ich irgendwann doch mal eine bessere Übersetzung von "In 80 Tagen um die Welt" brauche. Meine eigene ist eine alte DDR-Ausgabe, zwar wunderschön bebildert, aber es scheint doch einiges zu fehlen.
    P.J.Farmers Buch ist - flankierend zu Vernes Buch - gut zu lesen. Wenn man das Original nicht kennt, hat es allerdings keinen Zweck.

    Da ich gerade eine Leserunden-Lücke habe (und eine Phase guter Konzentration), fing ich heute morgen an mit "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" von Alfred Döblin.

    Nun, ich speichere die "Evangelien" mal, wie so Vieles, als "toread".

    Das Nachwort von "Paris" erwähnt als Held von "Arbeit": Lucas Froment. Verwandt oder verschwägert mit Pierre?

    Ja, das gehört zu Zolas Programm. Die Helden der "Vier Evangelien" sind alles Söhne von Pierre Froment und alle nach den Evangelisten benannt.

    Ich erinnere mich aus "Paris" vor allem an eine Szene, als nämlich Pierre, der noch Priester ist, sich mit Marie trifft - ich glaube jedenfalls, es ist Marie. Sie kommt mit dem Fahrrad und trägt Hosen, was wohl damals als recht frivol galt; und Pierre lässt zum ersten Mal die Soutane daheim und trägt ebenfalls Hosen. Die beiden Hosenträger müssen allen Mut zusammennehmen. Aber es ist eine tolle Begegnung. Das fand ich damals sehr niedlich. "Paris" ist überhaupt wohl der beste Roman der Städtetrilogie.

    "Therese Raquin" fand ich damals, als ich es in den Neunzigern las, recht überdramatisiert. Ich erinnere mich aber an eine sehr ausdrucksvolle Szene in der Morgue. Huh, das hatte es in sich.


    ps. "Germinal" ist wirklich sehr lesenswert, das würde ich mir nicht abgehen lassen.

    Leibgeber : Ich habe die drei vollständigen von den "Vier Evangelien" (Wahrheit, Fruchtbarkeit, Arbeit) in Antiquariaten gefunden, also als Printbücher. Kuriosum am Rande: Meine Ausgabe von "Wahrheit" habe ich damals, wohl noch in den Neunzigern, voll Freude nach Hause getragen, um dann festzustellen, dass eine ganze Anzahl Seiten vorne rausgerissen war! Inzwischen habe ich aber eine unbeschädigte Ausgabe auftreiben können.


    Wahrheit: Verlag Knaur Nachf. Berlin, ohne Jahreszahl, Übersetzung von Leopold Rosenzweig
    Arbeit: Deutsche Verlagsanstalt, ohne Jahreszahl, noch in Fraktur gedruckt, ohne Übersetzerangabe
    Fruchtbarkeit: Verlag Knaur Nachf. Berlin, ohne Jahreszahl, Übersetzung von Leopold Rosenzweig
    Städtetrilogie: Verlag Sammlung Dieterich, 1970/1991, Übersetzung Erich Marx und Irmgard Nickel (alle drei)

    Ich werde bei Gelegenheit mal nachprüfen, inwieweit die zur Verfügung stehenden Digitalausgaben mit den Printbüchern übereinstimmen. Von der Städtetrilogie entsprechen, soweit ich mich erinnere, die online stehenden "Lourdes" und "Rom" den oben genannten Printausgaben. Weiß vielleicht jemand, warum "Paris" nicht auch online steht? Hat das bestimmte Gründe?

    b.a.t. : Dass Werfel eine Antisemitin geheiratet hat, spielte vielleicht eine Rolle bei seinem Zugriff auf das Thema Genozid an den Armeniern. Denn obwohl das Buch ja als rassismuskritisch gemeint ist, kommen in Werfels Schilderung immer wieder Rassismen durch, vor allem wenn er den "Typus" des Armeniers dem türkischen "Typus" gegenüberstellt. Auch in die Ehe zwischen der Hauptfigur Bagradian und seiner Frau Juliette ist vielleicht etwas von der Ehe Mahler-Werfel eingeflossen. Bagradian lebte lange Zeit in Europa ein bequemes Leben ohne finanzielle Sorgen, widmete sich seinen Studien und war stolz auf die Ehe mit einer Französin. Das fällt ihm aber alles mächtig auf die Füße, als er sich bei einem Besuch in der alten Heimat Armenien plötzlich in einer Zwangslage wiederfindet.


    Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist unglaublich gedankenreich und hat keine einzige langweilige Seite; man muss natürlich für das Lesen Zeit einplanen.

    Ich kenne Evelyn Waugh noch gar nicht, auch Brideshead nur als Film - aber "Eine Handvoll Staub" habe ich mir jetzt mal runtergeladen und werde demnächst hineinschauen - im Moment lese ich gerade in einer Leserunde zum zweiten Mal "Die vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel. Großartiges Buch; vor allem fiel mir diesmal so richtig auf, wie sich die erzählerischen Mittel gewandelt haben, weil ich parallel gerade Karen Duves Regenroman gelesen habe: Werfel spricht auf jeder Seite des Buches auch von sich selbst, ob absichtlich oder nicht, während die Autorin des Regenromans sich geradezu hinter ihrem Buch versteckt. (Kann man natürlich auch nur bedingt vergleichen, die Erzählabsicht ist doch sehr verschieden.)