Beiträge von giesbert

    Nach längerer Zeit mal wieder etwas gekauft, eher unliterarisch und gar nicht klassisch:

    • Martin Sonneborn, ›Herr Sonneborn bleibt in Brüssel. Neue Abenteuer im Europaparlament‹
    • Nicole Seifert, ›»Einige Herren sagten etwas dazu«. Die Autorinnenn der Gruppe 47‹
    • Friedhelm Rathjen, ›Freibezug. Arno Schmidt als Rowohlt-Leser 1947–55‹

    (korrigiert ;-))


    Von Hofmannsthal kenne ich nur Chandos und den grauenhaften Jedermann. Der Rest hat mich nie interessiert ….


    Für die guilty pleasures kann ich was anderes empfehlen, nämlich das 12teilige Fantasy/Horror-Hörspiel (jeweils rd 1 Stunde):


    GRËUL


    Da liefen vor einiger Zeit mal die ersten 8 Folgen und ich war dann etwas stinkig, dass die mit einem Cliffhanger aufhören. Dass ein paar Monate später dann die Fortsetzung kam, hab ich erst jetzt mitbekommen. Die ARD hat ihre Podcast-Politik geändert und veröffentlicht nun zuerst in der eigenen Podcast-App, alle anderen kriegen das dann später oder manchmal auch gar nicht, was dazu führt, dass ich da immer mal wieder Hörspiele verpasse. Ging mir bei Grimm - Märchen und Verbrechen auch so, aber das ist auch jetzt nicht so unbedingt empfehlenswert. Hübsche Idee, aufwendige Umsetzung, aber doch etwas einfallslos.

    Ich war vor ein paar Jahren froh, dass ich den Reprint der Weimarer Ausgabe - 144 Bände, Halbleder, Goldschnitt! - für 300 € losgeworden bin …

    Zum Lesen bin ich die letzten Monate praktisch überhaupt nicht gekommen (bei Reemtsmas Wieland-Biographie steck ich so bei S. 350 fest, da les ich gelegentlich etwas weiter, aber ansonsten fehlt es mir an Stimmung und Konzentration). Aber das hindert mich natürlich nicht daran, neue Bücher zu kaufen. Als großer Moers-Liebhaber hab ich jetzt meine Bestände aufgestockt und gekauft:


    Weihnachten auf der Lindwurmfeste (2018)

    Der Bücherdrache (2019)

    Die Insel der Tausend Leuchttürme (2023)


    Wie immer bei Moers: Schönes Format, schöne Gestaltung, schöner Druck. (So jedenfalls mein erster Eindruck beim Anblättern.) Zwar mit Lesebändchen, leider keine Fadenheftung. Man kann halt nicht alles haben …

    Der Bonn-Roman ist „Das Treibhaus“. - ich hab die Trilogie noch während meiner Schulzeit gelesen, hatte aber nur vage Erinnerungen (Kunststück: gut 40 Jahre später …). Mein Plan war ja, die Trilogie nochmal zu lesen, aber ich werd wohl Ramuz dazwischen schieben. (Wobei mein Lektürkontingent derzeit leider mit diverser jobbedingter Fachlektüre ausgeschöpft ist. Für die Tauben hab ich knapp ne Woche gebraucht. Seufz.)

    Wenn ich schon kaum zum Lesen komme, dann kann ich immerhin ab und an neue Bücher kaufen ;-)


    Zuletzt drei Bände der Werkausgabe von Wolfang Koeppen: Tauben im Gras, Das Treibhaus, Der Tod in Rom. Die Bände handwerklich ganz ok, nicht atemberaubend, aber doch ok. Das Papier kommt mir etwas dick und unflexibel vor, aber daran kann man sich gewöhnen. Ich fürchte nur, dass es im Laufe der Jahre etwas vergilbt. Vermutlich wurde das Papier gewählt, um die doch recht schmalen Bände etwas umfangreicher wirken zu lassen. Naja. Jeder Band hat einen recht umfangreichen Anhag mit Kommentar und editorischem Bericht.


    Die Bände hab ich mir zugelegt, weil ich durch die Diskussion um Tauben im Gras daran erinnert wurde, dass ich Koeppen immer noch mal lesen wollte und mir meine alten TBs dann doch zu verschwiemelt schienen. Nach der erneuten Lektüre von Tod in Rom kann ich die Proteste gegen den Roman als Pflichtlektüre in der Schule übrigens gut verstehen – der Rang des Romans ist unbestritten, aber als Schullektüre ist er heute wohl eher ungeeignet.


    Zudem bin ich durch eine kurze Diskussion bei Mastodon auf den mir bis dato nur vom Hörensagen bekannten Charles Ferdinand Ramuz aufmerksam geworden. Nachdem ich dazu ein wenig herumgelesen habe, hab ich kurzerhand drei Bände bestellt: Sturz in die Sonne, Derborence und Die große Angst in den Bergen. Letzterer ist leider noch nicht lieferbar (hätte mich jetzt am meisten interessiert, schon der Titel ist großartig), aber die anderen beiden Bände sind eingetroffen. Auch hier: etwas dickes und sperriges Papier, stabiler leinenkaschierter (so heißt das wohl) Einband. Recht großzügig gedruckt und von überschaubarem Umfang. Da besteht berechtigte Hoffnung, dass ich die beiden Bände äh, wie heißt das: zeitnah lesen werde ;-)


    Achja, Reemtsmas allenthalben hochgelobte Wieland-Biograpie hab ich natürlich auch gekauft, die gehört bei mir ja praktisch zum Pflichtprogramm. Ich hab ein wenig herum- und mich prompt festgelesen. Aber wann ich die tatsächlich lese, weiß ich noch nicht, da bräuchte ich wohl mal eine längere, mehrstündige Zugfahrt oder dergleichen.

    Reclam hat eine hübsche Kassette mit drei Romanen von Jane Austen rausgebracht: Emma, Stolz und Vorurteil, Verstand und Gefühl. Hardcover (fester Karton), lt. Verlag "geb.", ich tipp mal eher auf "geklebt", aber jedenfalls eine stabile und nach dem ersten Anblättern sauber gedruckte Ausgabe auf mattem, augenfreundlichem Papier (ob das im Laufe der Jahre unansehnlich wird, muss man abwarten). Die Bände sind übersetzt von Ursula und Christian Grawe, Nachwort und Anmerkungen steuerte Christian Grawe bei. Es handelt sich nicht um eine Neuübersetzung, sondern um eine Neuauflage der "durchgesehen Ausgabe 2021" (erstmals wohl, wenn ich das Impressum richtig deute, 1982), was wohl den günstigen Preis von 28,- erklärt. Wer ältere Austen-Ausgaben von Reclam besitzt, findet also nichts neues, ich hatte bislang nur "Emma" als TB, das ich jetzt wohl ausmustern werde :-)


    Nachtrag: Gerade mal die TB-Ausgabe (2. Auflage 2005) von Emma mit der neu gekauften verglichen. Abgesehen davon, dass die Hardcover-Ausgabe sehr viel lesefreundlicher gesetzt ist und das TB auseinanderfällt: Die HC-Ausgabe hat – wie die beiden anderen Romane der Kassette ebenfalls – ein recht umfangreiches Nachwort, das TB nicht.

    Ganz abgesehen davon, daß ich noch 1 weiteres Buch VERNE’s in petto habe; wo er, ähnlich wie in der ‹Propellerinsel›, einen glänzenden Grundeinfall dadurch verplemperte, daß er ein banales, ja läppisches Fabuliergeranke korbmachern drum=herum flocht : also das könnte ich so viel besser=bedeutender machen! – man vergebe mir die kleine Prahlerei : mehrere Andere könnten’s ebenfalls, ich weiß; es ist grade in diesen Fällen ganz peinlich leicht, und eigentlich ein rechter Einwand gegen VERNE – den Titel nenne ich diesmal selbstredend nicht; ich war wirklich bereits entsagungsvoll genug.


    (Arno Schmidt, gemeint ist „Schule der Robinsons“ und „Schule der Atheisten“)

    Ich werfe da einfach mal den Namen „Karl Kraus“ ins Rennen. KK hat eigentlich alles gesagt & geschrieben, was es zu dem Thema zu sagen und zu schreiben gibt. Ich empfehle „Die letzten Tage der Menschheit“ und „Die Dritte Walpurgisnacht“. Kaum etwas hat mich mehr sagenwirmal berührt und ja:erschüttert. Nach der Lektüre war ich ein anderer. Alles, was nach KK über Medien & Presse gesagt wurde, kam und kommt mir geradezu grotesk unzulänglich vor.

    Ich hatte mir für dieses Jahr, gewitzt durch die Erfahrungen der letzten Monate, eigentlich vorgenommen, erstmal nur kürzere Texte, so bis 100 Seiten, zu lesen. Und was mache ich? Ich fang aus einer Laune heraus Bulwers 1200-Seiten-Schmöker "Was wird er damit machen?" in der Übersetzung von Arno Schmidt an (die dritte Lektüre, btw). Ein wahres Lesefest,wenn, tja: wenn ich dazu Zeit hätte. Ich lese da im Schneckentempo, bin aber ziemlich begeistert. Schmidt erlaubt sich in den opulent ausholenden Romanen, die er im Alter übersetzt hat – neben "Was wird er damit machen" noch Bulwers "Dein Roman" (nóch dicker, aber den kenne ich noch nicht) und Coopers Littlepage-Trilogie (jeweils rd. 600 Seiten: die drei Brocken hab ich seinerzeit quasi im Rausch gelesen) – einen Tonfall, den er sich sonst versagt. Schmidts Übersetzungen sind ein Thema für sich, aber eines scheint mir klar: Die dt. Fassungen von ihm sind wohl besser als die Originale, also: schlechte Übersetzungen. Aber unglaublich gute, sehr eigene deutsche Texte. Er hat Bulwer in ein flüssiges, ja: süffiges Deutsch übersetzt, mit gelegentlich absichtlich platzierten Stolperern und meinethalben auch Manierismen. Er produziert da gewissermaßen einen Sprachstrom, in dem der Erzählfluss breit und gemächlich dahinfließt, um unversehens über Steine und Klippen zu springen. Ziemlich toll (auch wenn seine Übersetzungen eher mehr über das Welt- und Literaturverständnis des Übersetzers als über das Original sagen – ich denke, AS sehnte nach der Literaturwelt des 18./19. Jahrhunderts, aber die war Paradise Lost, das er über den Umweg der Übersetzung wiederzubewohnen versucht hat. Oder so ähnlich ;-)).


    Und da mich Bulwer selbst eher weniger, AS dagegen sehr interesssiert: passt das so ;-).

    Leute, es ist soweit. (Gefunden: hier)

    Das ist doch albern: Nicht nur, dass es - wenn schon, denn schon - wohl eher "Briefe & E-Mails" heißen müsste, weil "Mails" ja schlicht "Briefe" heißt: Sind E-Mails keine Briefe? In Briefausgaben werden üblicherweise auch Postkarten oder Telegramme aufgenommen, ohne dass die Ausgabe dann "Briefe, Karten, Telegramme" hieße. Vielleicht einfach "Korrespondenz"? Oder müssten dann auch die Antworten der Empfänger aufgenommen werden? Da ich das kürzlich gelesen habe: Hans Wollschläger hat in den späten Jahren neben Papier- auch elektronische Post verschickt, das wird in der Briefe-Ausgabe dann entsprechend vermerkt (imho etwas unglücklich mit "als E-Post") - ähnliches hätte man für Wolfang Pohrt ja auch machen können. Ts.

    Hatte ich befürchtet. Je nun, ein Buch weniger, das ich lesen "müsste".

    Es gibt schon hier & da Briefe, die allgemeiner gehalten sind und sich zu kleinen Essays mit vielerlei Andeutungen auswachsen - aber das sind Ausnahmen und besonders da hätte man gern mehr Kontext. Es gibt da z.B. einen Brief zu Fragen der Textedition. Da bezieht sich HW auf einen Brief, den man leider nicht lesen kann. Und auf eine Ausgabe, über die man nichts erfährt. Das wäre mit mehr Kontext sicherlich interessant, aber so hat man nur Fäden in der Hand, deren Ursprung man nicht kennt und bei denen man nicht weiß, wo sie hinführen, man platzt da gewissermaßen in eine Diskussion, der man gern folgen würde, der man aber nicht folgen kann. Und auch wenn sich die Ausgabe vor allem auf Briefe konzentriert, in denen es um sagenwirmal "das Werk" geht - es gibt ein paar private Briefe, deren Lektüre zumindest für mich eher peinlich war (das dort Verhandelte geht außer den Betroffenen nun wirklich niemanden etwas an), und die ich nicht veröffentlich hätte (jedenfalls nicht mit so kurzem zeitlichem Abstand).

    Außer, meines Wissens, zigtausend Seiten Angria und Gondal

    Davon gab's mal eine kleine Auswahl (hg. v. Elsemarie Maletzke, Frankfurt/Main 1987, knapp 400 Seiten). Ich hab da mal so 200 Seiten gelesen, hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen (Arno Schmidt hin oder her ;-))


    Ich lese derzeit, mit eher gemischten Gefühlen, die jüngst erschienen Briefe von Hans Wollschläger. Die sind praktisch unkommentiert und es sind nur die Briefe von HW, keine Antworten oder Reaktionen der Briefpartner. Was insofern bedauerlich ist, da man zum einen relativ viel Vorwissen benötigt, um die Briefe überhaupt in ihrem Kontext zu verstehen und zum anderen, weil HW mitunter ziemlich austeilt und schimpft – da hätte man gern auch die andere Seite gehört/gelesen …. Für Leute, die sagenwirmal "mit der Materie vertraut" (Wollschläger, Karl May/KMG/KMV, Arno Schmidt/Stiftung und die verschiedenen Fraktionen & Grabenkämpfe der Fans) sind, ist das eine durchaus reizvolle Lektüre. Für alle anderen eher nicht.