Was lest ihr gerade?

  • Immermann, Die Epigonen. Eine nunja Antwort auf den Wilhelm Meister. Erstaunlich viel „Action“, mit parodistischen Einlagen, Kolportageelementen und deutlicher Kritik am Adel. Etwas arg schematische Figurenzeichnung, liest sich aber ganz angenehm und flott.

    Habe ich auch nicht als schlecht in Erinnerung. Mit Ausnahme des Schlusses, der letzten beiden Kapitel.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Immermann, Die Epigonen. Eine nunja Antwort auf den Wilhelm Meister. Erstaunlich viel „Action“, mit parodistischen Einlagen, Kolportageelementen und deutlicher Kritik am Adel. Etwas arg schematische Figurenzeichnung, liest sich aber ganz angenehm und flott.

    In meiner Erinnerung las sich das wie Kaugummi. Ich glaube, ich hatte mittendrin sogar ein paar Monate aussetzen müssen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich glaube, ich hatte mittendrin sogar ein paar Monate aussetzen müssen.

    Wenn ich bei einem Buch ein paar Monate Pause mache, dann les ich das nicht mehr zuende ;-). Wie gesagt, ich finde das ziemlich unkompliziert, handlungsreich und gradlinig erzählt. Mit satirischen Einlagen und mehr als einer Prise Kolportage. Das einzige, was mich mitunter aus der Bahn wirft, ist die Zeitgeschichte - dt. Geschichte um 1820 hab ich nicht so am Schnürchen, da muss ich gelegentlich nachschlagen. Aber da reicht auch ein grober Überblick, um der Handlung zu folgen.

  • Wenn ich bei einem Buch ein paar Monate Pause mache, dann les ich das nicht mehr zuende ;-). Wie gesagt, ich finde das ziemlich unkompliziert, handlungsreich und gradlinig erzählt. Mit satirischen Einlagen und mehr als einer Prise Kolportage. Das einzige, was mich mitunter aus der Bahn wirft, ist die Zeitgeschichte - dt. Geschichte um 1820 hab ich nicht so am Schnürchen, da muss ich gelegentlich nachschlagen. Aber da reicht auch ein grober Überblick, um der Handlung zu folgen.

    Ich habe die Epigonen sogar schon zweimal gelesen, einmal an der Uni im Rahmen eines Seminars über die Anfänge der Industrialisierung im Spiegel der Literatur und dann hier auch schon vor vielen Jahren in einer Leserunde. Ich schätze den Roman genauso ein wie du giesbert und mir hat die Lektüre auch Spaß gemacht.

  • Ich habe nun doch mal Pause von meinen Krimis gemacht und einen kurzen Roman von August Strindberg gelesen: "Die Leute auf Hemsö", erschienen 1887.

    Hemsö ist, wenn ich das richtige Hemsö gegoogelt habe, eine 54 Quadratkilometer größe Insel im Bottnischen Meerbusen. Der junge Carlsson kommt dort auf den Hof der Witwe Flod, um als Verwalter zu helfen, da der junge Norman Flod kein Interesse an der Wirtschaft hat und lieber fischen und jagen geht. Schon das erste Kapitel ist übertitelt: "Carlsson tritt seinen Dienst an und wird als Gauner charakterisiert", was über Carlsson ebensoviel aussagt wie über die ironische Erzählhaltung, die sich durch das ganze Buch zieht. Nachdem Carlsson sich unentbehrlich gemacht hat, schafft er es, die Witwe zu heiraten, die den ganzen Roman hindurch immer "die Alte" genannt wird. (So ganz alt kann sie übrigens nicht sein, da sie nach der Heirat noch einmal schwanger wird, aber das Kind wird tot geboren.)

    Bei Strindberg kriegt jeder sein Fett ab; Carlsson selbst, seine "alte" Ehefrau, die diese Ehe übrigens mit viel Selbstironie betrachtet, der trinkfreudige Pfarrer, der tüddelige Altknecht Rundquist, das liebestolle Dienstmädchen Ida ...
    Dem Buch fehlt eine Sympathiefigur; andererseits habe ich viel Freude gehabt an den Schilderungen der ländlichen Arbeiten (bei der Heuernte beginnt so ein Tag um drei Uhr früh und endet spät in der Nacht) und Feste, besonders des Hochzeitsfestes.

    Jetzt werde ich bald auch "Das rote Zimmer" lesen, das bei mir seit Jahren herumsteht.

  • Ah, das ist ja interessant. Die Szene im Brautbett fehlt in meinem Text (wohl die alte Fassung, ich hatte sie bei Gutenberg runtergeladen). Das erklärt den merkwürdigen Bruch im Text am Ende der Hochzeit. Da hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass ein wichtiges Stück fehlt.


    De Darstellung der Ida fand ich aber gar nicht so befremdlich. Ich dachte, sie wollte sich einfach die Zeit vertreiben mit ein paar Sommerflirts. (Männliche Figuren, die sich exakt so verhalten, gibt in der Literatur zuhauf.)

  • Max Dauthendey, Raubmenschen. Dass Wahrscheinlichkeiten etwas auf der Strecke bleiben, halte ich für okay, denn es ist ja ein Abenteuerroman :-)

    farbenprächtig-unheimlich, durch eigene Reiseerfahrungen angeregt, einige Protagonistinnen gekonnt verlierend, überwiegend in Mexiko spielend.

    Lag mir weitaus mehr als die eher naturalistisch gefärbte Josa Gerth.

    Gruß, Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Jules Verne, Die Kinder des Kapitän Grant. Und danach, so ich durchhalte, 20.000 Meilen unter dem Meer und Die geheimnisvolle Insel.

    Erstmals in den 70ern, und da in den verstümmelten Ausgaben von Bärmeier & Nikel / Fischer TB. Was ich natürlich nicht wusste.

    Dies

    https://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=38055

    ist wohl die Hartlebensche. Und muss genügen. Französisch lerne ich eher nicht mehr ....

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    Längerwährende Lektüre übrigens: Albert Paris Gütersloh: Sonne und Mond.

    Gruß, Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Längerwährende Lektüre übrigens: Albert Paris Gütersloh: Sonne und Mond.

    Kann man das lesen? Ich bin über diesen Mann bei Heimito von Doderer gestolpert. Doderer hat vieles seiner Poetik von ihm übernommen, und die erschien mir dann doch recht ... nun ja ... seltsam.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich habe mir ein Buch schicken lassen, das ich als kleine Perle der Gruselliteratur empfinde, "De Verschwörung der Götter" von T.E.D.Klein. Klein ist zehn Jahre älter als ich und hat so extrem wenig geschrieben, dass man mit diesem Buch, das vier Erzählungen enthält, anscheinend schon ca. 50% seines Gesamtwerks kennt. Seine Bücher sind in Deutsch nur noch gebraucht erhältlich. Das Interessante an ihm ist, dass er sich ganz traditioneller Vorstellungen von Gruselromantik bedient, aber seine Geschichten in modernen Settings ansiedelt. Einer seiner Helden, der Werbemann Nadelman, erinnert sich als Erwachsener an ein Kindheitserlebnis: Er ging an einem bewölkten Tag die Uferpromenade in Long Beach (New York) entlang und glaubte für einen Augenblick, im Himmel ein riesiges Gesicht zu erkennen, das auf ihn herabschaute wie in ein Goldfischglas. Kleins Geschichten enthalten viele solcher sprechender Bilder, und er weiß sie so zu gestalten, dass man sie nicht so schnell vergisst.