Was lest ihr gerade?


  • Erste Leseeindrücke von Nooteboom: Ein wirklich sehr schönes Buch. Das einzig depperte daran scheint mir bloß der Ranitzky-Kommentar auf der Rückseite zu sein, wenngleich die Erotik sicherlich auch eine tragende Rolle spielt. Irgendwie erscheint es mir manchmal wie eine Mischung aus Morgenlandfahrt und Hundeherz, wobei natürlich weitaus mehr versteckte Anspielungen darin zu finden sind. M.m.n. steht insgesamt eher die Poesie im Mittelpunkt, wie ich überhaupt in der Bewertung des Buches dem Urteil Safranskys folgen würde.


    Gruß
    Meier


    Dem Klappentext nach zu urteilen, ist das "Rituale". Ja, das deckt sich auch mit meinem Eindruck.


    Bei mir geht es heute los mit Rayuela, von Julio Cortázar.


    Zu Cortázar kam ich auf dem Umweg über António Lobo Antunes; Cortázar gehörte zu seiner Lektüre während des Einsatzes im angolanischen Kolonialkrieg, in "Leben auf Papier beschrieben" erzählt er davon. Einige kleinere Erzählungen hatten mich beeindruckt, und jetzt also dieser dicke und chaotische Roman. Eine "Rayuela" nennt man im spanischen Sprachraum das Spiel, das wir als "Himmel und Hölle" kennen. Und so kann man auch das Buch lesen: etweder man liest es in der normalen, aufsteigenden Kapitelreihenfolge - und dann noch etwa 60 angehängte Kapitel, die mit dem Lauf der Geschichte nicht direkt etwas zu tun haben - oder man hüpft kreuz und quer durch den Text mit allen Annexen, die sich dann zu Digressionen wandeln; dazu steht am Ende jedes Kapitels, wo es jeweils weitergehen soll.


    Erste Leseprobe: das Buch ist so übermütig wie die Sixties, in denen es entstand.

    Einmal editiert, zuletzt von Gronauer ()


  • Da ich mich mal wieder nicht entscheiden konnte, was ich als Nächstes lesen soll, habe ich etwas tiefer in meinem VuB gewühlt.
    And the winner is ... Ulrich Bräker "Der Arme Mann aus dem Toggenburg" :)


    Ich muss feststellen, dass das eine ausgezeichnete Wahl war. Es liest sich flüssig, Die Sprache ist angenehm. Man erfährt viel über die Umstände der damaligen Zeit, sogar ein wenig Weltgeschichte. Wobei mich besonders freut, dass sogar meine Geburtsstadt Pirna mit vorkommt. :klatschen:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Servus,


    ich bin nun mit dem Nooteboom fast zu Ende. Aber ich muss sagen, dass, wenn hier die Erotik im Mittelpunkt steht, man z.B. zu Madame Bovary auch sagen kann, dass darin ein Arzt im Mittelpunkt steht, der aus Liebe zu seiner Frau einen Behinderten misshandelt. Beides trifft schon auch irgendwie zu, trifft die Sache aber wahrscheinlich nicht wirklich im Kern.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Auch bis S. 100 noch immer sehr interessant. Selbst wenn ich in den erzählerischen Mäandern schon den Überblick ein wenig verloren habe ...


    Der Überblick hat sich im Grossen und Ganzen wieder eingestellt. Jetzt auf S. 1'200 und ein paar zerquetschte. Immer noch das Lese-Highlight des Jahres.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich lese derzeit von Dostojewski "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch", da es das genaue Gegenteil vom "Idioten" ist, gefällt es mir sehr gut.

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Der Nooteboom war wieder grandios und prinzipiell extrem unerotisch, es sei denn, dass Ranitzky selbst dem Thema Suizid eine solche Note abgewinnt. Insgesamt finde ich wiederum bemerkenswert, mit wieviel Feingefühl der Autor seine außergewöhnlichen Sujets behandelt.
    Im Moment habe ich noch kurzerhand Bernhardts Heldenplatz eingeschoben, bevor ich meine Aufmerksamkeit Homers Odyssee zuwende.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Derzeit lese ich "Roter Regen" von Nooteboom. Es ist mein zweites Buch des Autors, und es gefällt mir schon um einiges besser als "Paradies verloren". Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass das Lesevergnügen noch größer ist, wenn man schon mehr von Nooteboom kennt, da hier viele Andeutungen eine Rolle spielen.

  • Dem Joseph Conrad auch mal fremdgehen :zwinker:


    Orlando Figes, Nataschas Tanz.
    Breitwandgemälde russischer Kultur, aucb wenn Mr. Figes die erst mit Peter dem Großen beginnen lässt.
    Liest sich gut weg.
    Gefällt mir.


    Kleine Nebenlektüre:
    wie Mr. Figes als "Historian" ins Gerede kam.
    (Und andere, einfach nach [url=http://www.google.de/#sclient=psy-ab&hl=de&source=hp&q=figes+amazon&pbx=1&oq=figes+amazon&aq=f&aqi=g-L1g-vL3&aql=1&gs_sm=e&gs_upl=1550l3223l2l3562l7l4l0l3l3l1l337l1063l2-3.1l7l0&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.,cf.osb&fp=eadadcc4644669e9&biw=1024&bih=569]figes amazon[/url] googlen.)


    Nein, das ist gar nicht komisch. Aber Entlarvendes hat auch was.


    Die Ausgabe der WBG kostet Euro 14,90, ist aber Paperback, und, glaub ich, verkleinert.


    Gruß, Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Orlando Figes, Nataschas Tanz.
    Breitwandgemälde russischer Kultur, aucb wenn Mr. Figes die erst mit Peter dem Großen beginnen lässt.
    Liest sich gut weg.
    Gefällt mir.


    Oh, das interessiert mich aber auch ... hast du schon mehr Bücher in dieser Art gelesen? Ist Edward Rutherfurds "Russka" damit vergleichbar?


    Ich lese gerade "Emma". Das ist mein dritter Roman von Jane Austen und er hat die gewohnten Vorzüge :zwinker: aber so gut wie "Pride and Prejudice" und "Persuasion" gefällt er mir bisher nicht.

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Zur Adventszeit ein passendes Buch: "Jahrmarkt der Eitelkeit" von Thackeray :smile:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo Leibgeber,


    Orlando Figes, Nataschas Tanz.
    Breitwandgemälde russischer Kultur, aucb wenn Mr. Figes die erst mit Peter dem Großen beginnen lässt.
    Liest sich gut weg.
    Gefällt mir.


    Das Buch schmückt auch schon lange mein Sachbuchregal. Ich wartete darauf, mal wieder russische Literatur zu lesen und dies dann begleitend. Spätestens bei der Dostojevskij-Leserunde im nächsten Jahr wird es dann soweit sein. Danke für die Erinnerung.
    finsbury

  • Klingt spannend. Ist aber sicherlich teuer?


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Zitat

    Ich habe nach langer Zeit mal wieder nach einem Thomas Hardy gegriffen - Der Bürgermeister von Casterbridge.


    :breitgrins:


    Ich habe die Tage mal einen Bürgermeister gesehen. Das hat mir gelangt.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Ich lese gerade Arno Schmidt: Schwarze Spiegel
    [kaufen='3518188712'][/kaufen]


    Ein ziemlich fröhlicher Postapokalypse-Roman, gefällt mir bisher recht gut..

    ... this is nat language at any sinse of the world.


  • Ich lese gerade Arno Schmidt: Schwarze Spiegel
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    Ein ziemlich fröhlicher Postapokalypse-Roman, gefällt mir bisher recht gut..


    Kannst du nach der Lektüre kurz berichten?


    Ich bin durch das 100 Seiten Projekt auf dem Blog "Der Vorleser" auch wieder auf diesen Roman aufmerksam geworden und will ihn demnächst lesen. VIelleicht hat Giesbert auch etwas dazu zu sagen, er ist ja A. Schmidt Kenner.


  • Ich lese gerade Arno Schmidt: Schwarze Spiegel
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    Ein ziemlich fröhlicher Postapokalypse-Roman, gefällt mir bisher recht gut..


    In meiner Erinnerung haften geblieben ist unter anderem eine Stelle, in der er behauptet, das Problem des Fermat zu lösen. Wenn Schmidt geahnt hätte, wie die Lösung tatsächlich einmal aussehen würde und wie weit er mit seiner bodennahen Algebra davon entfernt war, wäre er vermutlich etwas vorsichtiger gewesen. :breitgrins: Das wundervolle Buch von Simon Singh "Fermats letzter Satz" kann ich da übrigens nur empfehlen.


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