Leseverhalten zu Weihnachten & Weihnachtsromane

  • Hallo,


    mich würde mal interessieren, ob ihr Euch lesetechnisch so richtig auf Weihnachten einstimmt: Weihnachtliche Lektüre und weihnachtliches Ambiente. Ich selbst lese zwar eher keine weihnachtliche Lektüre und bin ansonsten auch eher ein Weihnachtsmuffel, aber ich mag es, wenn es so richtig grau und düster ist, der Regen plätschert und ich mich mit dicker Decke, heißem Tee, den Duft von Zimt und Bratäpfeln in der Wohnung, Kerzen etc. auf das Sofa verkrümeln kann. Dabei trinke ich übrigens so einen richtigen Weihnachtstee am liebsten (obwohl ich die unterm Jahr gar nicht so mag).


    An weihnachtlicher Lektüre habe ich bisher wohl nur Schweinsgalopp von Terry Pratchett gelesen. Das Buch kann ich auch uneingeschränkt jedem Weihnachtsmuffel empfehlen, der sich über den vorweihnachtlichen Kaufrausch aufregt. Allerdings ist das kein Klassiker. Habt ihr Tipps, welche Klassiker sich besonders für die Weihnachtszeit eignen? (z.B. Dickens' Weihnachtsgeschichte).


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo nimue,


    in der Vorweihnachtszeit wird man ja so richtig mit Weihnachten in allen Spielarten zugemüllt - da halte ich mich lieber etwas fern. Ein bisschen Adventskranz und Co. gibts aber auch bei mir und für meine verfressenen Lieben backe ich auch. Da ich aber am liebsten im Bett lese, kann ich wegen den Krümeln leider nichts davon beim lesen essen.


    Diese Woche habe ich mal wieder Andersens "Mädchen mit den Schwefelhölzchen" gelesen (schluchz), auch die "Schneekönigin" passt gut. Sonst kenne ich keine klassische Weihnachtslektüre, ich bin aber gespannt, was den anderen dazu einfällt.


    Gruß von
    Steffi

  • Hallo,
    also zu klassischer Weihnachtslektüre fällt mir rein gar nichts ein. Bin eher ein klassischer Verweigerer der übliche Gepflogenheiten, sich vor Weihnachten in einen Strudel ziehen zu lasse , der es bei einigen fast zur Pflicht macht, sich frösteld bei nasskaltem Wetter unter 40 Watt Beleuchtung auf einem Weihnachtsmarkt wiederzufinden und sich billigen Weihnachtsnippes in den Beutel zu stopfen. ACH, WIE STIMMUNGSVOLL.
    Sorry, hab´ mich hinreißen lassen. Möchte keinem auf die Füße treten, dem dies Fest noch etwas Bedeutet!
    Wohlgemerkt: Weihnachten ja, aber nicht so, wie es in der Öffentlichkeit abläuft.
    Aus dem gesagten ergibt sich, dass sich bei mir keine besondere Stimmung einstellt, schlussendlich sich für mich auch nie die Frage nach besonderer Lektüre gestellt hat.
    Allerdings lasse ich mich gern eines besseren belehren, was die Lektüre betrifft.
    Aus dem Ruhrpott umarmt Euch
    Rainer


    P.S. Ein Stimmungsvolles Vergnügen hatte ich bis vor zwei Tagen: mit Jane Eyre! Da kommt kein Weihnachtsmarkt mit :wink:

  • Weihnachten, ach ich liebe Weihnachten. [Blockierte Grafik: http://smiliez.de/img.php/541.gif] Es ist für mich ein fest der Liebe, auch im religiösen Sinn. Da liegt ein ganz besonderer Zauber drüber.
    Es ist die Zeit wo ich alte Märchenbücher hervorkrame und darin versinke, wo bei Tee und Kerzenschein in Romane aus dem 19. Jahrhundert geschmökert wird. Dickens Weihnachtsgeschichte ist Pflicht, ebenso die Muppet-Verfilmung davon mit Michael Caine als Scrooge.

  • Hallo zusammen


    Für die Weihnachts-"Fans" ist sicher Dickens Weihnachtsgeschichte das richtige.
    Für Weihnachts-Muffel, wie Rainer und mich, denen irgendwann Plätzchen und billiger Glühwein hochkommen und denen vom ewigen Oh-Du-Fröhliche-Gedudel in den Konsumtempeln das Ohrenschmalz ranzig wird, gibt es eine andere Lektüre. Und zwar die Erzählung "Nicht nur zur Weihnachtszeit" von Heinrich Böll. Eine tolle Satire. Es gibt auch einen Fernsehfilm davon, der auch ab und zu im TV gezeigt wird.


    Um nicht mißverstanden zu werden: Weihnachten im religiösen Sinne bedeutet mir schon etwas. Es gibt für mich z. B. kaum Schöneres, als an Heilig Abend zu Hause bei stimmungsvollem Kerzenschein das "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach anzuhören.
    Aber dieser ganze Weihnachts-Rummel: :evil:


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Ein fröhliches Hallo an alle,
    Ja, die Böll geschichte kenne ich. Und das Buch ist im Fernsehfilm gut umgesetzt.
    Mit meiner Haltung zum "Fest der Feste" halte ich mich in der Regel immer etwas hinter´m Berg, um anderen die Stimmung nicht zu verderben. Bin der Typ, der sich mit anderen freuen kann. Deshalb soll es mir Recht sein, wenn die Leute sich in der Mehrzahl ja doch freuen.
    Also: Zauberhafte, besinnliche Feiertage wünsche ich Ginny und all den anderen-aus ganzem Herzen.
    Rainer

  • Hallo zusammen!


    Ein Weihnachtsklassiker ist hier noch nicht genannt worden:


    Hilfe, die Herdmanns kommen von Barbara Robinson. Ich setze Euch mal die Beschreibung bei Amazon rein:


    [size=9px]Die Herdmann-Kinder sind die schlimmsten Kinder aller Zeiten. Sie lügen, klauen, rauchen Zigarren (auch die Mädchen) und bringen die Nachbarn zur Verzweiflung. Jetzt haben sie es sogar geschafft, sämtliche Rollen in dem Krippenspiel zu bekommen, das zu Weihnachten aufgeführt werden soll. Natürlich erwartet jeder das schlimmste Krippenspiel aller Zeiten ...
    Aber es kommt ganz anders, denn die Herdmanns übertragen die Weihnachtsgeschichte völlig unvoreingenommen in ihr eigenes Leben und wecken damit bei den Zuschauern ein ganz neues Verständnis für die Weihnachtsbotschaft. [/size]


    Weihnachten wird witzig gegen den Strich gebürstet und manchmal ist man zu Tränen gerührt.


    Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich dieses Buch lese.


    Gruß
    Erika

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallihallo,


    bei mir ist es so, dass ich einen Teil der Atmosphäre mit Tannennadeln, geschmückte Fußgängerzonen, Weihnachtsmarkt mit Glühwein etc. eigentlich schon sehr gerne mag. Ich mag auch die leuchtenden Tannenbäume in den Gärten etc. Einen religiösen Wert hat Weihnachten für mich nicht mehr (zumal ich keiner Religion angehöre) und ich mag auch den Rummel um die Geschenke nicht so sehr.


    Aber als Muffel würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Ich kann da eher nichts mit Fasching, Sylvester und - nun neuerdings - Halloween anfangen. Vor allem Fasching (Fasnet heisst's bei uns *g*) finde ich schrecklich. Da ist Weihnachten für mich einfach besinnlicher. Und: Ich _mag_ Lebkuchen ;-)


    Die Böllgeschichte kenne ich leider nicht. Dafür aber die Muppets-Verfilmung nach Dickens.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo zusammen


    Es ist interessant eure Ansichten zu lesen, hier nun meine Schwächen ;-)


    die Atmosphäre und Düfte zu Weihnachten liebe ich sehr. Allerdings mag ich die vielen Süssigkeiten nicht, die vermehrt angeboten werden. *schüttel*. Dem Kaufkonsum erliege ich nicht, außer ich bekomme einen Gutschein von Amazon ;-)


    Ich lese keine Weihnachtsgeschichten, obwohl mir Dickens Weihnachtsgeschichten schon mal interessieren würde. Aber ich sehe mir gern sentimentale Filme zu dieser Zeit an, die auch auf die Tränendrüse drücken :-)
    oder auch Märchen die zu dieser Zeit vermehrt ausgestrahlt werden.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich grab dieses Thema mal aus :breitgrins:


    Vor zwei Jahren habe ich mir kurz vor Weihnachten "Die Weihnachtsgeschichte" von Dickens gekauft, bisher aber noch nicht gelesen. Vielleicht schaffe ich es ja heuer vor Weihnachten diese Geschichte zu genießen.


    Wie sieht das bei euch aus? Lest ihr Weihnachtliches zu dieser Zeit oder lasst ihr euch davon nicht beeinflussen?


    Katrin



  • Hallo Katrin,


    ich suche jetzt nicht direkt nach Weihnachtsgeschichten, sondern lasse mich eher von der Winterstimmung, dem Schnee, tragen:


    z.b.
    aus dem "Zauberberg", und zwar am liebsten der Anfang wie Hans Castorp ankommt und dann die Kapitel "Das Thermometer", "Hippe", "Schnee" .


    also eher ein herauspicken von Szenen. So auch ...
    ...die ersten 3 Kapitel aus "Fontanes Vor dem Sturm"; beginnt nämlich an einem Heiligabend.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Vor zwei Jahren habe ich mir kurz vor Weihnachten "Die Weihnachtsgeschichte" von Dickens gekauft, bisher aber noch nicht gelesen. Vielleicht schaffe ich es ja heuer vor Weihnachten diese Geschichte zu genießen.


    Wie sieht das bei euch aus? Lest ihr Weihnachtliches zu dieser Zeit oder lasst ihr euch davon nicht beeinflussen?


    Dickens Weihnachtsgeschichten habe ich mal im Hochsommer gelesen ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich bin nicht sicher, ob ich Bölls "Nicht nur zur Weihnachtszeit" jemals gelesen habe, doch im Fernsehen habe ich keine Wiederholung versäumt und das Weihnachtslied von Joni Mitchell höre ich das ganze Jahr über ab und zu. Vor Dickens bin ich noch zurückgeschreckt. Er hat einen starken Hang, vielleicht auch geschäftlich bedingt, zur Sentimentalität, und das ist mir nicht geheuer. Aus meiner Kindheit sind mir natürlich viele andere Geschichten noch oberflächlich bekannt und mir erscheint das Schema: ein armer oder "gefallener" Mensch, meistens ein Kind, wird durch die segensreiche Unterstützung himmlischer und philanthropischer Menschen zum Glück geführt, so verbreitet, dass es einfach langweilig ist. Allerdings, von "Der kleine Lord", sei es mit Rudolf Forster oder Alec Guinness, lasse ich mich doch immer wieder verführen.

  • "Die Weihnachtsgeschichte" von Dickens schlummert schon seit 20 Jahren ungestört in meinem Regal, aber mir ist einfach nicht danach. Seit ich allerdings letztes Jahr mit einem Dauerschmunzeln "Das Fest" von John Grisham las, habe ich mir vorgenommen, dieses kurze Buch zur Einstimmung im Advent wieder zu lesen, dann allerdings im Original, damit es wenigstens doch etwas Neues für mich bringt.


    Ansonsten lese ich gerne Bücher, die auch ohne weihnachtliches Thema zur Winterzeit spielen, weil ich mich dann besser in die eisige Atmosphäre hineinversetzen kann.


    Grüße
    Doris


  • Vor zwei Jahren habe ich mir kurz vor Weihnachten "Die Weihnachtsgeschichte" von Dickens gekauft, bisher aber noch nicht gelesen. Vielleicht schaffe ich es ja heuer vor Weihnachten diese Geschichte zu genießen.


    Unbedingt. Unabhängig von der Jahreszeit. Das ist wirklich eine wundervolle Geschichte. Sentimental, wie Dickens halt ist, aber trotzdem große Klasse. Schon der Anfang ist toll:


    Zitat

    Marley was dead: to begin with. There is no doubt whatever about that. The register of his burial was signed by the clergyman, the clerk, the undertaker, and the chief mourner. Scrooge signed it: and Scrooge's name was good upon 'Change, for anything he chose to put his hand to. Old Marley was as dead as a door-nail.


    „as dead as a door-nail“. Das ist einfach großartig. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, wollte ich unbedingt weiterlesen. Und kann man etwas besseres über einen Anfang sagen?

  • Stevensons Bericht über seine Südseereise(n?) hingegen habe ich im Winter gelesen. Nicht, dass ich antizyklisch lesen würde; aber die Jahreszeiten haben wirklich keinen Einfluss auf meine Lektüre ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,



    Nicht, dass ich antizyklisch lesen würde; aber die Jahreszeiten haben wirklich keinen Einfluss auf meine Lektüre ...


    Auf meine schon! Zu jeder Jahreszeit, aber besonders im Herbst und Winter lese ich gerne fiktionale, aber auch Sachtexte, in denen Kälte, Eis, Schnee oder die Kalte Zone insgesamt eine gewichtige Rolle spielen. Russische Romane und Novellen, besonders einiges von Tolstoj, passen hervorragend in den Winter, aber auch schon bei Proulx' "Schiffsmeldungen" fröstelt es mich angenehm. Sachbücher über die Entdeckungsreisen in die Arktis und Anarktis finde ich ebenfalls besonders schön zu lesen in der kalten Jahreszeit.
    Dagegen reizt mich weihnachtliche Atmosphäre höchstens als Kontrast in einem schönen englischen Krimi.
    Im Sommer dagegen habe ich kein besonderes Bedürfnis nach passender wärmender Lektüre, im Gegenteil, auch da genieße ich lieber eine literarische Abkühlung.
    Aber das sind nur so Schmankerl zwischendurch. Insgesamt folgt mein Leseprogramm anderen Kriterien.


    Zitat von "JMaria"

    z.b.
    aus dem "Zauberberg", und zwar am liebsten der Anfang wie Hans Castorp ankommt und dann die Kapitel "Das Thermometer", "Hippe", "Schnee" .


    also eher ein herauspicken von Szenen. So auch ...
    ...die ersten 3 Kapitel aus "Fontanes Vor dem Sturm"; beginnt nämlich an einem Heiligabend.


    Da kann ich dir nur voll zustimmen, Maria: Beide Stellen mag ich auch sehr!


    Grüße


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Auf meine schon! Zu jeder Jahreszeit, aber besonders im Herbst und Winter lese ich gerne fiktionale, aber auch Sachtexte, in denen Kälte, Eis, Schnee oder die Kalte Zone insgesamt eine gewichtige Rolle spielen. Russische Romane und Novellen, besonders einiges von Tolstoj, passen hervorragend in den Winter, aber auch schon bei Proulx' "Schiffsmeldungen" fröstelt es mich angenehm. Sachbücher über die Entdeckungsreisen in die Arktis und Anarktis finde ich ebenfalls besonders schön zu lesen in der kalten Jahreszeit.
    Dagegen reizt mich weihnachtliche Atmosphäre höchstens als Kontrast in einem schönen englischen Krimi.



    Hallo finsbury,


    ja, so halte ich es auch. Dein Beitrag könnte von mir stammen, samt "Schiffsmeldungen" *mit_fröstel*. :winken:


    Edit:
    derzeit schleiche ich um den zeitgenössischen Roman von Jan Christophersen herum:


    http://www.perlentaucher.de/buch/32175.html


    Sein Stil wird zwischen Theodor Storm und Siegfried Lenz angesiedelt.


    und noch ein Edit:
    im Winter englische Krimis lesen ist herrlich entspannend :breitgrins:
    (John Dickson Carr, Agatha Christie, Charlotte MacLeod (=Amerikanerin) ,.... )


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Also einen besonderen Anstieg meiner Lesezeit kann ich nicht verbuchen. Auch das weihnachtliche Thema gibt mir überhaupt kein Reiz ein Buch in dieser Kategorie zu lesen. Weihnachten ist doch eher hektisch. Die Freude lässt auch von Jahr zu Jahr immer mehr nach. Grund könnten meines achtens nach die viel zu frühe Vermarktung der Artikel (Weihnachtsmänner ...... bla bla bla) sein.