Beiträge von mombour

    Hallo Troll,


    mein einzigster Handke bisher ist "Wunschloses Unglück". Darin schreibt er über den Selbstmord seiner Mutter, wie es dazu kam und gleichzeitig über eine Generation von Frauen, denen es versagt blieb, sich frei zu entfalten, und wie sie in der Armut ausharren mussten.


    Sprachlich excellent ausgefeilte Prosa, ganz nach meinem Geschmack.


    Liebe Grüße
    mombour

    Eine Kritik ist nur dann eine, wenn sie eine Form und einen Gehalt hat. Kritik strebt allein nach der Wahrheit.
    .......


    Es ist mir grundsätzlich recht, in Diskussionen hart angefasst zu werden. Ob es dabei sachlich zugeht oder nicht, spielt für mich keine Rolle,


    Ist da nicht irgendwo ein Widerspruch drin?


    Zu Nietzsche:


    Ich denke, es kann nur über Nietzsche diskutiert werden, wenn man seine Texte kennt, bzw. anhand eines Textes eine Diskussion führt. Über Nietzsche ist allgemein schon so viel Unsinn geschrieben worden, dass mich auch deine Äußerungen, lieber Suminoto, teilweise verwirren, weil ich nicht beurteilen kann, wieviel davon Hand und Fuß hat, und wieviel nicht. Nietzsche scheint auf viele Menschen eine große Fazination auszuüben, ja, ja, lese man ihn in der kritischen Studienausgabe von Giogio Colli und Mazzino Montinari, wie schon einer meiner Vorgänger darauf verwiesen hat. Ich bin danach bestrebt, dieses Jahr "Also, sprach Zarathustra" zu lesen. Ich bin gespannt, ob ich diesen Text bewältigen kann, bzw. wie er auf mich wirkt.


    Euch allen ein frohes neues Jahr (mit oder ohne Nietzsche :breitgrins: )


    Liebe Grüße
    mombour


    Hier in Paris hat gerade aber ein Freund Foster Wallace's Kurzgeschichtensammlung Brief Interviews with Hideous Men dabei, die ich jedem zum Einstieg eher mehr empfehlen kann, nachdem ich heute nen längeren Blick rein geworfen hatte.


    Wallace's "Unendlicher Spaß" hat mich nie gereizt, weil ich, voreingenommen wie ich bin, denke, dass schaffe ich nicht. Seine short stories sind uneingeschränkt absolut lesenswert, weil sie sprachlich und inhaltlich neues zu bieten haben. Für mich war das anno dazumal eine wunderbare Entdeckung. ("Kurze Interviews mit fiesen Männern" und "Kleines Mädchen mit komischen Haaren").


    Zum Jahresausklang lese ich Franz Kafka: Ein Bericht für eine Akademie


    Liebe Grüße
    mombour


    Le Clézio: Der Goldsucher



    Ich quäle mich ganz entsetzlich durch den Roman, obwohl er eigentlich sehr schön ist. Aber alles bleibt - zumindest im ersten Drittel - auf der Beschreibungsebene, es gibt nur ganz wenig Dialoge, daher fehlt mir einfach das Salz in Suppe trotz der wunderbaren Schilderungen des Insellebens auf Mauritius.


    Tja, so unterschiedlich wirken Bücher auf diverse Menschen. Für mich war es mein bisher liebster Le Clézio :smile:


    derzeitige Lektüre:


    Nikolai W. Gogol: Die Nacht vor Weihnachten
    und dann folgt


    Miguel de Cervantes: Don Quixote

    Hallo,


    wenn ich richtig gezählt habe, habe ich im Jahre 2009 52 Bücher gelesen und 39 Rezensionen geschrieben. Das ist schon eine Menge, wenn ich bedenke, dass ich ja auch arbeiten muss und auch mal etwas anderes mache als lesen. Natürlich hat jeder seine eigene Lesegeschwindigkeite. Ich lese eher langsamer, weil ich nicht anders kann. Das Rezensionenschreiben ist ein guter Vorgang, sich noch einmal mit dem auseinanderzusetzten, was man gelesen hat (deswegen dauert es noch länger :breitgrins: ). Durch dieses Auseinandersetzten bleibt die Erinnerung an ein Buch länger erhalten, und es macht einfach noch mehr Spaß.


    Vielleicht kann ich es so sagen: Je anspruchsvoller ein Buch ist, desto langsamer lese ich, weil ich mehr denken muss (ein langweiliges Buch lese ich auch langsamer, weil der Widerwille da ist, bzw. ich breche ab).


    Liebe Grüße
    mombour

    Hat eigentlich sonst noch jemand die Atemschaukel gelesen? Es gibt viele positive bis enthusiastische Rezensionen zu dem Buch. Warum lese ich hier fast nur Negatives? Kann mir jemand erklären , woher diese - pardon - Voreingenommenheit gegenüber Herta Müller kommt?


    Hallo Gontscharow,


    "Niederungen", "Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt" und "Herztier" sind gute Bücher, die ich als Leseempfehlung weitergebe. "Reisende auf einem Bein" habe ich nicht verstanden. "Atemschaukel" lese ich im nächsten Jahr, darum kommt mein Kommentar dazu später.


    Lest mal im Großen Bücherforum, was über Herta Müller geschrieben wird. Da schreibt jemand, sie schreibe wie ein Schüler im Schulaufsatz. Das ist doch Quatsch. Wenn jemand mit den Metaphern nichts anfangen kann, d.h. nichts versteht, ist Schweigen immer noch Gold.


    Liebe Grüße
    mombour

    Ich bin froh, wenn ich mich nicht andauernd mit Hochliteratur vollpumpem muss. Ich liebe auch mittelgradige Literatur, was auch immer das sein mag, und war damals, als ich den hochverehrten Julian Barnes las, ganz entzückt.


    So. Das wars.


    Liebe Grüße
    von mombour, der z.Zt. mit Robert Merle in Malevil einen Atomschlag überleben muss. Aber keine Sorge, Weihnachten bin ich wieder im Hoch und lese den Don Quichote. :zunge:


    Thomas Bernhard, Beton.


    ach, das ist doch der Bernhard, da schreibt der Protagonist eine Arbeit über Mendelssohn-Bartholdy und wird immer von seiner Schwester gestört. Das hatte mir damals sehr gefallen.


    Ich lese gerade Robert Merle: Die geschützten Männer, SF

    Hallo finsbury,


    ich habe die ersten 100 Seiten vom Goldsucher gelesen, und bin begeistert von der wie schon gesagt schlichten Sprache, die aber sehr farbig ist. Der Roman beginnt in einem langsamen Tempo (vielleicht wird es ja, was die Handlung betrifft, auch langsam bleiben), aber, das finde ich sehr schön. Die Natur, das Meer, die Träume des Jungen. Ich merke, das Abenteuer wird schon vorbereitet. Ich kann mich so schön in das Buch hineinversenken. Eine Rezension später bei litteratur.ch.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    in dieser Sache geht es mir wie scandanelli. Ich bin ein langsamerer Leser und habe in den letzten drei Jahren pro Jahr im Durchschnitt 40 Bücher gelesen. (Mir langt das :breitgrins: ).



    100 Seiten am Tag lese (seit meiner Wirbelsäulensache etwas mehr, weil ich nicht arbeiten muss), was ich für äußerst begrenzt und nachvollziehbar halte. Im Literaturschockforum ist das ein Zweistundendurchschnitt. Und was meinst du mit 'unterschiedliche Dinge'?


    Was da im Literaturschock abläuft, da komme ich sowieso manchmal nicht mit. :breitgrins: Ich habe jetzt eine Woche Urlaub und bin froh, wenn ich in dieser Woche drei Bücher bewältige.


    Z.ZT befinde ich mich in den Lektüren zu


    Per Olov Enquist: Ein anderes Leben
    Leo Perutz: Wohin rollst du Äpfelchen.... (reread)


    und am kommenden Wochenende beginne ich mit


    Jean-Marie Gustave le Clézio: Der Goldsucher


    Ein frohes Lesen wünscht weiterhin
    mombour

    Danke für den link, JMaria.


    Das "tagblatt" bringt einen Beitrag zum 80. Geburtstag des Autors Sie [url=http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/kultur/ueberregionale-kultur_artikel,-Literatur-Nobelpreistraeger-Imre-Kertesz-feiert-80-Geburtstag-_arid,83126.html]hier[/url].

    Hallo,


    der ungarische Schriftsteller Imre Kertész, der seit Jahren in Berlin/Charlottenburg lebt, begeht am 09. November 2009 seinen 80. Geburtstag. In seinem Hauptwerk "Roman eines Schicksallosen", dem ersten Band des inzwischen zur Tetralogie angewachsenen Zyklus zur "Schicksallosigkeit", zu dem es inzwischen sogar ein Wörterbuch gibt (László F. Földényi: Schicksallosigkeit. Ein Imre-Kertész-Wörterbuch, 363 S.), wirft Kertész erstmals einen ungewöhnlichen Blick auf den Holocaust.


    Im Galeerentagebuch schreibt Kertész:


    Zitat von "Imre Kertész"

    Das Konzentrationslager ist ausschließlich als Literatur vorstellbar, als Realität nicht.

    (Galeerentagebuch, Seite 253, Rowohlt Berlin 1993).


    Zum Geburstag des Autors veröffentlichte die Berliner Morgenpost ein Interview.


    Liebe Grüße
    mombour


    PS.: Vielleicht kann man den Threadtitel korrigieren. Es heißt "Roman eines Schicksallosen" (nicht "Schicksalslosen" :zwinker: ).

    Nachdem ich mich nun ein wenig mit Herta Müller beschäftigt habe, scheint "Niederungen" wohl noch das authentischste Buch ihres nicht sehr umfangreichen Werks zu sein.


    Ich kann mich nicht mehr so genau an die Sprache von "Herztier" erinnern, da die Lektüre vor über 10 Jahren war. In "Niederungen" schreibt sie lyrische Prosa, anders kann ich es nicht nennen. Es kommt mir so vor, als sei die Autorin in erster Linie Lyrikerin. Auf jedenfall ist diese Sprache schon etwas besonderes. Vom realen Beobachtungen geht sie oft in fantasie-bzw. surrealistischen Bildern über. In einer Rezension habe ich gelesen, dass es Wolfgang Koeppen in "Jugend" auch so gemacht hat, auch der mexikanische Autor Juan Rulfo soll in seinem Dorfroman "Pedro Páramo" mit solch einer Technik gerarbeitet. Auch inhaltlich sind Rulfo und Müller ähnlich. Keine Dorfromantik.


    Die Vergabe des Nobelpreises an Herta Müller erinnert mich an die Vergabe des Preises an Imre Kertész, der auch gegen die Diktatur schreibt (spez. KZ), und beide Autoren können schreiben. Ich denke, Herta Müller war (jetzt ist sie es wohl :breitgrins: ) in Deutschland nicht so bekannt gewesen, weil die Literatur von rumänien-deutschen in Deutschland nicht so beachtet wird. Einer, der noch einen gewissen Bekanntheitsgrad in Deutschland erreicht hat, ist Herta Müllers Ex-Mann Richard Wagner, der in seinem Roman "Habseligkeiten", die Mentalität der Donauschwaben in wunderbarer Weise eingefangen hat. Andere Romanteile, in denen es um etwas anderes noch geht, sind dagegen belanglos. Doch Richard Wagners Prosa ist nicht als lyrisch zu bezeichnen. Herta Müller schreibt ganz anders.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    zur Vertiefung in die Thematik um Herta Müller drei hochinteressante Zeitungsartikel:


    Herta Müller und der lange Arm der Securitate


    und der dazugehörige Essay von Herta Müller:


    Die Securitate ist noch im Dienst


    Ich lese gerade noch einmal "Niederungen", ihr Prosaerstling. Hierin schreibt sie vom Dorf im Banat, wo sie geboren ist....


    [url=http://www.netzwerk-literaturkritik.de/wiki/index.php/Wir,_die_wir_in_den_Niederungen_leben_-_Portr%C3%A4t_der_rum%C3%A4niendeutschen_Schriftstellerin_Herta_M%C3%BCller]Wir, die wir in den Niederungen leben[/url]


    Liebe Grüße
    mombour


    1. Nie etwas von Herta Müller gelesen zu haben, ist sicher kein Fehler. Mich hat es auch nie gereizt, auch nur eine Zeile von ihr zu lesen. Das ist einfach nicht "meine Welt".


    3. Ich denke, Frau Müller ist mal wieder so ein Kompromisskandidat - wie ebenfalls fast immer in den letzten Jahren -, auf die sich die Mehrheit hat einigen können, denn die wirklich Großen haben eh keine Chance, diesen Preis zu bekommen.


    zu 1)


    vielleicht kein Fehler, warum sollte es ein Fehler sein, etwas nicht zu lesen :breitgrins:, aber sicher ein Versäumnis. Herta Müller schreibt von ihren bitteren Erfahrungen im Diktatur-Regime Ceaușescus in Rumänien, wie einige ihrer Freunde in den Tod getrieben wurden(Securitate) wie sie überlebt hat, weil sie geflüchtet ist. "Meine Welt" ist das auch nicht, Gott sei Dank haben wir so eine Diktatur nicht erlebt.


    zu3)


    mit Sicherheit kein Kompromisskandidat, weil Herta Müller seit langem schon zu den großen Literaten gehört.


    @ jaqui: man kann Herta Müller ohne weiteres chronologisch lesen.


    "Herztier" und "Der Fuchs war damals schon der Jäger" spielen in der Ceaușescus-Ära. Den ersteren Roman habe ich vor vielen Jahren gelesen. Hier bekommt man einen guten Einblick, aus was für einem Land Herta Müller gekommen ist.


    Liebe Grüße
    mombour

    Ihr beide seid echt gemein :breitgrins: macht mir voll Lust auf das Buch.


    Katrin


    Obwohl ich grundsätzlich das Buch empfehle, von mir ein kleiner Dämpfer. Manche Kapitel (z.B. die Budapester Kapitel) sind ziemlich uninteressant geschrieben, was mich wundert. Magris schreibt gelegentlich intellekturell ziemlich hochgeschraubt, es gibt da einige Formulierungen, die unverdaulich sind. Es gibt aber auch Kapitel, die glänzend geschrieben sind. Also, mal so, mal so. Eine Leserunde gab es hier.



    Beim Online-Wettbüro Ladbrokes liegt Herta Müller auf Platz vier. Wäre eine gute Partie.



    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    man mag von dem Rätselraten um den Nobelpreis halten was man mag. Für mich ist das jedes Jahr eine Inspiration, mir unbekannte Autoren zu lesen. So habe ich gerade "Allein das Meer" von Amos Oz beendet. Ein wunderbarer Roman in Lyrik und kurzen Prosastücken. Amos Oz könnte theoretisch auch den Friedensnobelpreis bekommen, ist er doch schon lange in Israel in einer Friedensbewegung tätig.


    Luis Goytisolo kenne ich auch nicht. Hier könnte ihr etwas über seinen Romanerstling "Auf Wegen ohne Ziel" lesen.


    Bekanntgabe des Preisträgers am 08. Oktober 2009, siehe hier


    Liebe Grüße
    mombour

    Ich verstehe nicht ganz (Dich oder die Autorin?). Wenn ich meinen Hund (egal ob Männchen oder Weibchen) kastrieren lasse, dann doch genau mit dem Sinn und Zweck, dass dessen sexuelles Interesse entschwindet. Das kann beim Menschen kaum anders sein, oder? Ich weiss, dass es Kastraten gab, die geheiratet haben - aber was sich da an Sexualität abspielte, entzieht sich meiner Kenntnis. Wohl wenig bis gar nichts.


    Es besteht ein Widerspruch. Zuerst wird gesagt, ihr normales Körpergefühl und alle Lebenslust bleibt erhalten, dann aber doch nicht, weil das sexuelle Interesse entschwindet. Gasparo wurde ja vor der Pubertät kastriert, damit er nicht in den Stimmbruch kommt. So was das damals üblich. Bei Wikipedia gibt es zwei Interessante Artikel zum Thema (Kastrat und Kastration ), worin darin auch auf die problematische Seite dieser Praxis eingegangen wird.


    Liebe Grüße
    mombour