Hallo,
Wenn das Sanatorium der Hades ist (vgl. „Santana“) spielt Zeit keine Rolle. Settembrini vergleicht Castorp mit Odysseus, einem Gast im Totenreich.
In „Analyse“ springt mir die Übereinstimmungen von Clawdia und Hippe wieder ins Gesicht:
„Genau mit Pribislavs Augen hatte sie ihn angesehen...“
„Auch Pribislav hatte den Kopf so ähnlich gehalten;“
Es ist ja eine köstlich. Da sitzt HC im Vortrage von Doktor Krokowski, der über Liebe referiert, und Castorp ist dazu genötigt auf Mme Chauchat's Nacken zu starren.
In Krokowskis Vortrag geht es um den "Widerstreit zwischen den Mächten der Keuschheit und der Liebe...". Dann folgt eine Passage, in der Tmomas Mann die Psychoanalyse Pate gestanden haben muss:
"Er endige scheinbar mit dem Siege der Keuschheit. Furcht, Wohlstand, züchtiger Abscheu, zitterndes Reinheitsbedürfnis, sie unterdrückten die Liebe, hielten sie in Dunkelheiten gefesselt, ließen ihre wirren Forderungen höchstens teilweise, aber bei weitem nicht nach ihrer ganzen Vielfalt und Kraft ins Bewußtsein und zur Betätigung zu. Allein dieser Sieg der Keuschheit sei nur ein Schein- und Pyrrhussieg, denn der Liebesbefehl lasse sich nicht knebeln, nicht vergewaltigen, die unterdrückte Liebe sei nicht tot, sie lebe, sie trachte im Dunkeln und Tiefgeheimen auch ferner sich zu erfüllen, sie durchbreche den Keuschheitsbann und erscheine wieder, wenn auch in verwandelter, unkenntlicher Gestalt..."
Sie erscheine "in Gestalt der Krankheit!", sagt Krokowski.
Hierzu einen Vergleich zwischen Dr. Krokowski und Georg Groddeck:
http://www.literaturkritik.de/…ez_id=8416&ausgabe=200508
Liebe Grüße
mombour