Literaturnobelpreis 2009


  • 3. Ich denke, Frau Müller ist mal wieder so ein Kompromisskandidat - wie ebenfalls fast immer in den letzten Jahren -, auf die sich die Mehrheit hat einigen können, denn die wirklich Großen haben eh keine Chance, diesen Preis zu bekommen.


    Das hört sich irgendwie sehr verbittert an. Wen hättest du denn gerne gehabt?


    Katrin


  • 1. Nie etwas von Herta Müller gelesen zu haben, ist sicher kein Fehler. Mich hat es auch nie gereizt, auch nur eine Zeile von ihr zu lesen. Das ist einfach nicht "meine Welt".


    3. Ich denke, Frau Müller ist mal wieder so ein Kompromisskandidat - wie ebenfalls fast immer in den letzten Jahren -, auf die sich die Mehrheit hat einigen können, denn die wirklich Großen haben eh keine Chance, diesen Preis zu bekommen.


    zu 1)


    vielleicht kein Fehler, warum sollte es ein Fehler sein, etwas nicht zu lesen :breitgrins:, aber sicher ein Versäumnis. Herta Müller schreibt von ihren bitteren Erfahrungen im Diktatur-Regime Ceaușescus in Rumänien, wie einige ihrer Freunde in den Tod getrieben wurden(Securitate) wie sie überlebt hat, weil sie geflüchtet ist. "Meine Welt" ist das auch nicht, Gott sei Dank haben wir so eine Diktatur nicht erlebt.


    zu3)


    mit Sicherheit kein Kompromisskandidat, weil Herta Müller seit langem schon zu den großen Literaten gehört.


    @ jaqui: man kann Herta Müller ohne weiteres chronologisch lesen.


    "Herztier" und "Der Fuchs war damals schon der Jäger" spielen in der Ceaușescus-Ära. Den ersteren Roman habe ich vor vielen Jahren gelesen. Hier bekommt man einen guten Einblick, aus was für einem Land Herta Müller gekommen ist.


    Liebe Grüße
    mombour

  • 1. Nein, verbittert meine ich es nicht - es ist einfach so (mir wäre Claudio Magris lieber gewesen, "notfalls" auch der seit Jahren in Rede stehende Philip Roth o.a.)


    2. Diese Elendsgeschichten sind seit dem Archipel Gulag nicht mehr neu - und in meinen Augen einfach unerträglich; die Literatur, die ich schätze, sollte nicht das Elend der Welt noch verdoppeln, indem sie es auch noch (wieder und wieder) schildert.


  • 2. Diese Elendsgeschichten sind seit dem Archipel Gulag nicht mehr neu - und in meinen Augen einfach unerträglich; die Literatur, die ich schätze, sollte nicht das Elend der Welt noch verdoppeln, indem sie es auch noch (wieder und wieder) schildert.


    Das verstehe ich gut, ich lese auch lieber etwas anderes, als immer nur über Krieg, Hunger und Tod.


    Katrin


  • 1. Nein, verbittert meine ich es nicht - es ist einfach so (mir wäre Claudio Magris lieber gewesen, "notfalls" auch der seit Jahren in Rede stehende Philip Roth o.a.)


    2. Diese Elendsgeschichten sind seit dem Archipel Gulag nicht mehr neu - und in meinen Augen einfach unerträglich; die Literatur, die ich schätze, sollte nicht das Elend der Welt noch verdoppeln, indem sie es auch noch (wieder und wieder) schildert.


    Wann hätte man denn aufhören sollen Elend zu schildern?

  • Zitat


    Ich dachte du hast noch nichts von ihr gelesen, woher kennst du dann diese "Elendsgeschichten".


    Ich denke da Literatur das Leben beschreibt und aufarbeitet, gehören solche "Elendsgeschichten" dazu, denn das ist leider Teil des Lebens.
    Und nicht selten gebirt das große Literatur.


    Letztes Jahr haben bei de Clezio auch viele gemault, aber nachdem sie was von ihm gelesen haben, sind sie
    schnell verstummt.
    Vielleicht passiert das auch diesmal, vielleicht eine Entdeckung.


    Gruß, Lauterbach

  • Ich habe da lieber den "Mut zur Lücke", d.h. ich muss mir sowas (nicht mehr) antun; das, was ich noch gerne lesen möchte, schaffe ich eh nicht im Rest dieses Daseins...


  • ; die Literatur sollte nicht das Elend der Welt noch verdoppeln, indem sie es auch noch (wieder und wieder) schildert.


    Ganz im Gegenteil: (Mit-)geteiltes Elend ist halbes Elend! Wie schon der Volksmund weiß!


    Ja, Leid, Elend, Gewalt sind das Lebensthema Herta Müllers und vieler anderer Menschen Osteuropas und speziell Rumäniens! Wir in Mittel-u. Westeuropa wissen viel zu wenig darüber!


    Mombour, du sprichst mir aus der Seele! Du kennst ja auch Texte von Herta Müller...


    Zudem, mon cher scardanelli, Qualität von Literatur am Thema und daran, ob's erfreulich ist, festzumachen, überzeugt wenig!


  • 1. Nein, verbittert meine ich es nicht - es ist einfach so (mir wäre Claudio Magris lieber gewesen, "notfalls" auch der seit Jahren in Rede stehende Philip Roth o.a.)


    2. Diese Elendsgeschichten sind seit dem Archipel Gulag nicht mehr neu - und in meinen Augen einfach unerträglich; die Literatur, die ich schätze, sollte nicht das Elend der Welt noch verdoppeln, indem sie es auch noch (wieder und wieder) schildert.


    Dem stimme ich zu, neues würde ich mir davon auch nicht erwarten!


    Gruß
    josmar

  • Gerade die Schlagzeile gelesen: "Herta Müller holt Literaturnobelpreis nach Deutschland" - da hat sich offenbar der Sportberichterstatter ins Föijetong verirrt ...


    Und alle deutschen Parteien beglückwünschen sich und Deutschland und Frau Müller. Keine Empfehlung für eine Autorin, deren Namen ich noch nie gehört habe.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Die FAZ würdigt die Entscheidung für Herta Müller und sie wurde hier ja auch als Kandidatin gehandelt... Na jedenfalls meinen Glückwunsch! FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo miteinander,


    von Herta Müller habe ich bislang nur den Gedichtband Im Haarknoten wohnt eine Dame gelesen, ein Band mit faksimilierten Gedichten, die aus Wörtern zusammengeklebt wurden, die aus Zeitschriften ausgeschnittenen wurden, zusätzlich sind die Gedichte mit bildlichen Collagen versehen. Ein ungewöhnliches Buch, das mir sehr gut gefallen hat.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Was hindert die Jury eigentlich mehrere Preisträger zu benennen.


    Nichts. Das kaum auch schon vor. Allerdings fürchte ich, dass hier die Egos der betroffenen Autoren doch sehr verletzt wären ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nichts. Das kaum auch schon vor. Allerdings fürchte ich, dass hier die Egos der betroffenen Autoren doch sehr verletzt wären ... :breitgrins:


    Ich finde kein Beispiel für die Verleihung des Literaturnobelpreises an mehrere Autoren.


    Bei einem Kritikernobelpreis könnte ich mir schon vorstellen, dass Blut fließt, wenn es mehrere sind, oder dieses Jahr, wenn es neben H. Müller noch P. Handke geworden wäre.