Beiträge von Wolf

    Zitat


    Und wie wäre es, wenn das Paar zusammenziehen will? Braucht man zwei Ausgaben desselben Buches? [...] Was aber soll der Buchliebhaber dem Buchliebhaber schenken, der dieselben Bücher liebt wie er?


    Der Übersetzer sollte sich mal den folgenden Ausschnitt aus der Sendung mit der Maus ansehen, dort wird der Unterschied zwischen "dasselbe" und "das gleiche" ganz nett erklärt:

    :breitgrins:


    Zitat


    Stellen Sie sich mal vor, wie langweilig ein Paar wäre, das eine gemeinsame Liebe für die selben Bücher teilt.


    Kommt auf das Paar an - und auf die Bücher - und darauf, wie die beiden ihre gemeinsamen Lektüreeindrücke verarbeiten. ;-)


    »Die Pompadour gestand in ihren Briefen an ihre Freunde, daß sie bei der Lektüre ihrer Lieblinge an sich selbst deren aufreizende Wirkung angenehm erfahren habe. Daneben hatte ihre Bibliothek den Zweck und die Aufgabe, die königliche Phantasie mit immer neuen Vergnügungen zu beschäftigen.«
    (Paul Englisch: Irrgarten der Erotik. Leipzig, 1931. S. 120)


    Zitat von "sandhofer"


    PS. Bin mal Deinem Link nach UK gefolgt, Dostoevskij ...


    Wow, da gibt's bis zu 25 % Rabatt auf Bücher wie "Online Dating for Dummies", da kann ja dann nichts mehr schiefgehen. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Gontscharow"


    Allerdings stelle ich fest, dass auf fast jeder Seite ein deutsch klingendes Wort vorkommt , das ich nicht kenne: Schlunte(ich kenn nur Schlunze), Schöke, schürgen, Tüchte, Anlände, Gäuche , Ledikant (ja, aus dem Zusammenhang gefolgert: Einzelbett), Befahrnis, Spute, Besage , um nur einige aus den ersten Seiten zu nennen. Es scheinen Verballhornungen, Neologismen, Archaismen , Dialektismen zu sein.


    Das sind ja hübsche Wörter. ;-) Eine "Schlunte" ist tatsächlich eine "Schlunze" (liederliche Frau), nur eben in einer eher niederdeutschen Lautform. "Ledikant" kommt aus dem Niederländischen, wo es "Bettstelle" bedeutet. Auch die anderen erwähnten Wörter sind in Wörterbüchern verzeichnet, beispielsweise:


    die Schöke - http://books.google.de/books?id=rScSAAAAIAAJ&jtp=776
    schürgen - http://books.google.de/books?id=rScSAAAAIAAJ&jtp=817
    die Spute - http://books.google.de/books?id=rScSAAAAIAAJ&jtp=1020


    Die einzige Ausnahme ist wohl "Tüchte", wenn das ein Singular ist und "Tüchtigkeit" bedeuten soll, dann hat das vor Thelen möglicherweise noch niemand so verwendet.


    Zitat von "BigBen"


    Nein, ich verstehe nicht alles. Aber falls es sich nicht aus dem Kontext erschließen läßt, und ich nicht zufällig gerade in der Nähe eines Lexikons sitze, ignoriere ich es großzügig.


    Ich kann so etwas nur schwer ignorieren. ;-) Manchmal schlage ich sogar ein Wort nach, dessen Bedeutung ich bereits kenne, nur weil ich wissen will, ob ich ein Wörterbuch besitze, wo dieses Wort drinsteht. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo,


    Zitat von "Sir Thomas"


    Ich höre zur Zeit


    Jean Paul "Dr. Katzenbergers Badereise"


    in einer Lesung des Bayerischen Rundfunks.


    danke für den Hinweis! Ich habe gerade mal hineingehört, sehr schön vorgelesen, nur ist es leider eine gekürzte Lesung, wie ich festgestellt habe. Es ist schade, daß die Zwänge einer Rundfunkproduktion es nicht zulassen, einen solchen Roman vollständig vorzulesen. Gerade bei Jean Paul sind ja gerade die scheinbar überflüssigen Abschweifungen sehr reizvoll. Aber trotz dieser Kürzungen, so schmerzlich sie auch für jeden leidenschaftlichen Jean-Paul-Leser sind, bekommt man als Hörer hier doch einen sehr guten Eindruck und Einblick in diesen Roman, und das Zuhören macht wirklich Spaß. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo,


    Zitat von "klassikfreund"


    Ich habe 5 Werke gewählt, die noch nicht in meiner Bibliothek stehen


    darf man nach Einzelheiten fragen? :-)


    Zitat von "klassikfreund"


    Was nützt eine Edition, von der man schon alle Werke hat?


    Nun ja, eine gebundene und gut lesbar gedruckte Einzelausgabe des Hesperus von Jean Paul würde ich mir beispielsweise schon kaufen, denn die beiden Ausgaben, die ich besitze, sind für meinen Geschmack zu eng gedruckt.


    Selbst wenn man ein hier in Frage kommendes Werk noch nicht hat, wird man es mit großer Wahrscheinlichkeit schon jetzt in einer guten Ausgabe kaufen können, entweder als Neuausgabe oder antiquarisch. Insofern nützt einem diese Edition ohnehin nicht viel. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo,


    Zitat von "Gnorry"


    Bisher gefallen mir Doris Wolters, Gerd Wameling und
    Gert Westphal am besten. Alle lesen angenehm zurückhaltend
    und dabei doch die Stimmung des Gedichtes gut ausdrückend.


    das sind Sprecher, die auch mir sehr gut gefallen, insbesondere Gert Westphal gehört zur absoluten Spitze.


    Zitat von "Gnorry"


    Teilweise peinlich ist Will Quadflieg - wie in der Wochenschau oder
    wie anno '54 zu Bern: "Aus dem Hintergrund müsste Prometheus
    schießen. Prometheus schießt. Tor, Tor, Tor!"


    :breitgrins:


    Ich weiß zwar nicht genau, wie Will Quadflieg den Prometheus liest, aber ich kann mir schon vorstellen, wie sich das anhört. ;-) Wahrscheinlich hat er noch den klassischen Bühnenton drauf, der heutzutage etwas ungewohnt oder gar komisch klingen mag; gerade bei diesem Gedicht, das ja dazu einlädt, daß man es mit großem Nachdruck spricht.


    Ich habe ein Hörbuch von Oskar Werner, wo er u.a. den Prometheus vorträgt, das ist ebenfalls ein Sprecher der alten Schule. Auf der Webseite http://www.oskarwerner.com/stimme.html kann man sich den Erlkönig in der Interpretation von Oskar Werner anhören (ganz nach unten scrollen), da hört man diese von der Theaterpraxis herrührende Vortragsweise sehr gut. Oder such mal auf youtube nach "Klaus Kinski Zauberlehrling", das ist ebenfalls ein Gedichtvortrag alten Stils, mit wunderbar rrrollendem rrr. :-)


    Heutzutage bevorzugt man einen ruhigeren Vortragsstil, den Du mit "angenehm zurückhaltend" gut beschrieben hast. Da Dir der Quadflieg-Prometheus nicht gefällt, hier mal der Link zu zwei Interpretationen von anderen Sprechern, die man sich im Netz anhören kann:


    Der Prometheus aus dem Hörbuch "Hausschatz deutscher Dichtung", der Sprecher ist Mathieu Carrière:
    http://www.hausschatz.de/deutsche-dichtung.php?page=1&cd=3
    (bis zur Nr. 16 herunterscrollen, dort auf "Hörprobe" klicken)
    Hörproben von der von Dir erwähnten Doris Wolters findet man übrigens ebenfalls dort auf der Website.


    Hier noch eine Interpretation des Prometheus von Lutz Görner als Video auf seiner Website: http://www.rezitator.de/gdt/312/
    Auf dieser Seite gibt es auch noch weitere Gedichte zum Anhören, darunter auch etliche Goethe-Gedichte, hier eine Liste alphabetisch nach Autorennamen geordnet: http://www.rezitator.de/gdt/autor/


    Zitat von "Gontscharow"


    Köstlich!! Kann ich mir genau vorstellen! Das ist der Grund, warum ich (bislang) Hörbücher gemieden habe.


    Na ja, es ist doch aber nicht so, daß es nur Hörbücher mit exaltierten Sprechern gäbe. Wenn Reiner Unglaub ein Gedicht vorträgt, klingt das völlig anders als wenn Klaus Kinski dasselbe Gedicht vorträgt, dazwischen liegen Welten. Ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich ein Gedicht wirken kann, je nachdem wie es vorgetragen wird.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "sandhofer"

    1 Autor - 1 Titel :entsetzt: ?!? Geht nicht ... :zwinker:


    Man soll "5 Meisterwerke" pro Zeitabschnitt vorschlagen, das sind insgesamt 20 Werke. Diese Woche also fünf Werke, die in den Jahren 1750 bis 1799 erschienen sind. :-)


    Hölderlins Hyperion fällt in diese Zeit, den würde ich auf jeden Fall dort hineinpacken, dazu noch ein Drama von Lessing (müßte ich noch überlegen, welches ich da nehmen würde), irgendwas von Wieland (beispielsweise die Verserzählung Klelia und Sinibald, um mal etwas Unbekannteres zu nehmen), dann hätte man allerdings schon drei Bücher, und da man auf Goethe (z. B. Urfaust) und Schiller wohl kaum verzichten könnte, hätte man dann schon fünf Autoren zusammen. Oder man läßt den guten Schiller einfach unter den Tisch fallen und nimmt dafür den Anton Reiser von Karl Philipp Moritz - oder vielleicht doch besser die Idyllen von Salomon Gessner, weil die so ziemlich am Anfang des hier diskutierten Zeitabschnittes veröffentlicht worden sind, wobei es zugegebenermaßen schon etwas vorwitzig von Gessner wäre, den nicht ganz unwichtigen Schiller verdrängen zu wollen, aber was will man machen? ;-) Klopstock fällt natürlich auch in diese Zeit, aber auf den kann man notfalls verzichten. Herder ist ebenfalls ein großer Name dieser Zeit, den man dann übergehen würde; auch J.M.R. Lenz habe ich sehr gerne gelesen. Arno Schmidt würde wohl auf Wezels Belphegor nicht verzichten wollen. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    ein großer Nachteil der E-Books wurde endlich beseitigt: Mit "Smell of Books" gibt es nun den täuschend echten Buchgeruch aus der Spraydose. Natürlich in verschiedenen Duftnoten, passend zu jedem Buch- und Lesertyp. :breitgrins: Mehr dazu auf der dazugehörigen Website: http://smellofbooks.com ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Ich hab mir mal 3 Romane bestellt: Nachts unter der steinernen Brücke, Der Meister des Jüngsten Tages, Zwischen Neun und Neun.


    Und ich habe mir den Meister des Jüngsten Tages jetzt auf meinen MP3-Player überspielt; das Hörbuch hatte ich hier noch ungehört herumliegen. Das ist eine ungekürzte Lesung von Peter Simonischek, von dem ich gerade Kafkas Der Verschollene ("Amerika") gehört habe. Ein ganz ausgezeichneter Vorleser, gefällt mir sehr gut. Auf den Meister des Jüngsten Tages bin ich gespannt, das ist mein erster Perutz.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen, hallo Dostoevskij!


    Zitat von "Dostoevskij"


    Monika Marons "Die Überläuferin" beendet. Mit zunehmendem Alter bin ich immer weniger für surrealistische Plots zu begeistern. Noch schlimmer ergeht es mir mit Träumen in der Literatur. Absolut allergisch.


    Diese Aussage vor einigen Tagen, hat mich daran erinnert, daß der Erzählband "Aus dem Schattenreich" des Japaners Hyakken Uchida kürzlich herausgekommen ist. Laut Klappentext sind das "Traumgeschichten vom Seltsamwerden der Welt", die Bezeichnung "surrealistische Plots" wäre auch treffend, also genau das falsche Buch für Dich, aber mir gefällts. :breitgrins: Der Band enthält 18 kurze Geschichten, die meisten keine zehn Seiten lang, erstmals wurden sie 1921 in Zeitungen veröffentlicht, ein Jahr später dann gesammelt in Buchform. Im überraschend umfangreichen Wikipedia-Artikel findet sich unter dem Punkt Literarisches Werk ein Überblick über diesen Erzählband "Schattenreich".


    Im Nachwort des Erzählbandes schreibt Lisette Gebhardt (sie ist auch die Übersetzerin des Bandes), daß Hyakken Uchida ein liebenswerter Sonderling gewesen sei, der sich dem Kulturbetrieb mit dem Satz verweigerte: "Ich mag nicht, weil ich nicht mag". Das erinnerte mich ein wenig an Melvilles Bartleby.


    Uchida Hyakken war Schüler und Bewunderer des Schriftstellers Natsume Sôseki (1867-1916), der offenbar ebenfalls etwas exzentrisch war, denn er produzierte "Nasenhaarblätter", :entsetzt: von denen Hyakken Uchida einige gesammelt hatte. Mehr dazu in diesem Blog-Eintrag: http://blog.stuttgarter-zeitung.de/?p=5430 Dort ist auch ein einmütiges japanisches Youtube-Video verlinkt, wo man (in einer nachgestellten Szene) diese Nasenhaarblätter ansehen kann. Aber vielleicht ist ganze ja auch nur ein Scherz. :rollen:


    Vom erwähnten Natsume Sôseki habe ich gerade die Erzählung "Träume aus zehn Nächten" aus dem Jahr 1908 gelesen, die im gleichnamigen Erzählband aus dem Theseus-Verlag enthalten ist, der von Jürgen Berndt herausgegeben wurde. Die japanischen Schriftsteller scheinen eine gewisse Vorliebe für Träume und traumartige Szenen zu haben.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Stoerte"


    Es gibt eine Impressumspflicht. Und zwar sobald ein Angebot geschäftsmässig ist. Um geschäftsmässig zu sein, muss es nicht gewerblich, sondern "nachhaltig" sein.


    Die Impressumspflicht gilt aber nur für den Website-Betreiber, nicht etwa für die Verfasser von Texten auf Webseiten. Verfasser und Betreiber sind ja keineswegs immer identisch; ein Rezensent auf amazon.de oder auf faz.net oder auch auf klassikerforum.de muß keineswegs seinen Namen oder gar seine Anschrift zusammen mit seiner Rezension veröffentlichen. Auch ein Buchautor ist nicht verpflichtet, seinen wirklichen Namen in seinem Buch zu nennen. Insofern kann ich das Gerede vom "Ungleichgewicht der Namen" in Oliver Bendels Artikel nicht nachvollziehen. Er schreibt ja:


    Zitat


    Etlichen [Blogs] fehlt aber nicht nur ein Impressum, sondern ein Name überhaupt; es ergibt sich ein Ungleichgewicht der Namen, ein unseliges Verhältnis zwischen dem anonymen Rezensenten und dem genannten Schriftsteller. Solche Ungleichgewichte werden wesentliche Errungenschaften des Rechtsstaats auf die Dauer zerstören


    Pseudonyme oder anonyme Rezensionen sind weder neu noch verboten, und wenn ein Schriftsteller nicht "genannt" werden will, dann läßt er eben seinen Namen nicht ins Buch drucken oder er verwendet ein Pseudonym.


    Als Kind las ich die Jugendkrimis "Die drei ???", der Autor hieß Alfred Hitchcock. Es war sogar ein Bild von ihm auf dem Schutzumschlag. Solche Machenschaften können wesentliche Illusionen eines jungen Lesers auf die Dauer zerstören. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "sandhofer"


    Ich habe mal bei amazon nachgeschaut. Was ist die Ausgabe des Verlags J.G.Hoof wert? Ist sie vollständig?


    Das dürfte wohl die gleiche Ausgabe sein, die auch auf der Manufactum-Website angeboten wird. Vielleicht schreibt Zola ja hier noch etwas zu seiner Ausgabe.


    Ich besitze die Dünndruckausgabe aus dem Winkler-Verlag (1984 erschienen), die ein sehr angenehmes Druckbild hat, außerdem ein Nachwort und einen einigermaßen ausführlichen Anhang (mit Worterklärungen, Personenverzeichnis usw.).


    Die beiden Ausgaben von Winkler und Hoof sind anscheinend die einzigen modernen Zauberring-Ausgaben, wenn man mal von einer Faksimile-Ausgabe des Erstdruckes (1812) aus dem Olms-Verlag absieht.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Nach meiner Erinnerung ist Fouqué allemahl lesenswerter als Lafontaine.


    Fouqué trägt eben richtig dick auf, deswegen geht's im "Zauberring" auch ziemlich fetzig zu.


    Zitat von "Fouqué"


    Plötzlich rasselte ein schwergewaffneter Krieger zwischen den Klippen heraus. [...] ein einziger Blick in dessen Antlitz lähmte Ottos Kraft, goß die schneidende Eiskälte des Entsetzens durch sein Gebein.


    Horror! :breitgrins:


    Eine andere, ruhigere Szene:


    Zitat von "Fouqué"


    Eines Abends saß er mit Walther an dem runden Tisch, die silbernen Becher voll edlen rheinischen Weines zwischen ihnen; draußen rauschte ein Frühlingsregenguß in Strömen herab, als wollte er nimmer wieder aufhören.


    Die Becher müssen natürlich silbern sein und der Wein edel, das ist einfallslos und konventionell, aber das unaufhörliche Strömen des Regens ist sprachlich recht geschickt dargestellt; die entsprechende Stelle klingt sehr passend, wenn man sie laut vorliest. Für so etwas hatte Fouqué schon ein Gespür.


    Und auf Sätze wie den folgenden muß man auch erstmal kommen. Ein "wunderschönes und wunderholdes Mädchen" ergeht sich in einem Garten und kommt zu einem Teich:


    Zitat von "Fouqué"


    Hinwandelnd durch die Laubengänge von allerlei würzigen und goldbefruchteten Bäumen, gelangte sie endlich an den klaren Spiegel eines umbüschten Teiches, der aus den grünen Armen des zierlichen Gartengeheges als ein verliebtes und aller Schönheit dienstbares Auge heraufsah.


    Aber solche feingezwirbelten Sätze wirken auf mich allzu gekünstelt. Das geschilderte Geschehen kann man dadurch nicht wirklich ernstnehmen. Etwas später findet das Mädchen im Garten ein prächtiges Schwert, nimmt es in die Hand und betrachtet es. Da tritt ein Ritter von "unbeschreiblicher Heldenherrlichkeit" hinzu und sagt: "Verletzet Euch nicht, Jungfräulein, mit diesem scharfen Spiel. Ich sähe lieber mein Herzblut vielfach strömen, als einen Tropfen des zarten Purpurs, der in Euren Adern wallt, aus diesen weißen Blumenfingern tröpfeln." Dann nimmt er ihr die Waffe "sittigen Anstandes" aus der Hand und geht sich ehrerbietig neigend von hinnen. Ja, so warns, die alten Rittersleut.


    Die Darstellung der "Guten" und der "Bösen" ist manchmal äußerst platt: die einen sind groß, hell und schön, die anderen sind klein, schwarz und häßlich:


    Zitat von "Fouqué"


    Wirklich auch stand er, wie ein wachthaltender Cherub, an der Bergespforte, der schöne, blonde Jüngling, vor dem schwarzen Gewimmel von kleinen, häßlichen Heiden, die auf ihn losstrudelten, und in rastlos flimmernden Kreisen flog seine Klinge schwirrend umher, und jedesmal, daß sie niedertauchte, schwang sie sich, von Blut gerötet, und Blutestropfen von sich sprühend, wieder in die Höh'. Schon lag es vor ihm wie ein Bollwerk, von mißgestalteten blutigen Leichen


    Nach diesem Mißerfolg zieht sich der Feind zurück und beschießt den "blonden Jüngling" aus der Ferne mit Armbrüsten:


    Zitat von "Fouqué"


    Das Schießen dauerte fort und fort, tat aber keinen Schaden. »Schlechtes Fechten«, sagte Otto in sich hinein. »Hilft ihnen nichts, und langweilt uns.« Und zugleich fing er zum Zeitvertreibe an, die Bolzen zu zählen, welche von seiner schwarzsilbernen Rüstung abprallten.


    Da raschelte etwas dicht hinter seinen Füßen; er sah sich um, ein grinsendes Heidenantlitz brach aus einer ihm noch unbemerkten engen Höhle zwischen verschlungenen Gebüschen hervor. Das traf nun zwar alsbald seine Asmundurklinge gut, es in zwei blutige Hälften spaltend, aber eine Anzahl von finnischen Kriegern wimmelte dem Gefällten mit gräßlichem Geheule nach;


    Aber der coole Held metzelt natürlich tapfer weiter, am Ende fängt er auch noch zu singen an:



    Ein solcher Heldenkitsch ist schon ziemlich ärgerlich.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Manufactum-Webseite"


    Fouqués war auf diesem literarischen Feld wirklich fruchtbar und einflußreich – direkt und über Umwege. Edgar Allen Poe meinte: „Für einen Fouqué gebe ich vierzig Molières.“


    Statt "Fouqués" müßte es "Fouqué" heißen, statt "Allen" wäre "Allan" richtig, und die korrekte Zahl lautet nicht "vierzig", sondern "fünfzig".


    Den "Zauberring" habe ich vor vielen Jahren gelesen, woran natürlich Arno Schmidt schuld war. Die künstlich archaisierende Sprache wirkt stellenweise unfreiwillig komisch und fast schon parodistisch; mich in die Figuren hineinfühlen konnte ich deshalb nicht. Das ganze ist gut geschriebener Kitsch, den man in dieser Qualität selten findet, insofern ist dieser Roman durchaus amüsant und sprachlich nicht uninteressant. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "sandhofer"


    Er ist aber auch Autor - u.a. von Handyromanen ...


    Ach ja, das ist der mit "Lucy Luder" und Konsorten.



    http://www.zeit.de/online/2009/12/handyroman-japan?page=all


    :breitgrins:


    Zitat von "sandhofer"


    Wo er Recht hat, hat er allerdings Recht. Die Verwechslung von Autor und Figur stelle ich ebenso regelmässig in Literaturforen fest, wie die Tatsache, dass Literatur generell und gerne nur mit dem Bauch rezipiert wird in denselben.


    Ja, sowas kommt vor. :-) Aber derartige Meinungsäußerungen können trotzdem dabei helfen, daß ein Leser die Bücher findet, die ihm gefallen. Die Textsorte "Rezension im Internet" wird hauptsächlich als Kaufentscheidung genutzt, und das ist gerade bei Unterhaltungsliteratur eher eine emotionale als eine rationale Entscheidung. Ein potentieller Käufer muß einfach nur einschätzen können, ob er und der Rezensent ungefähr denselben Geschmack haben. Das kann auch dann funktionieren, wenn beide nur Bauchentscheidungen treffen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    bei Telepolis ist unter dem Titel User-generated Nonsense ein ziemlich kurioser Artikel über "Literaturbesprechungen von Laien im Web 2.0" erschienen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30206/1.html


    Grundtenor des Artikels: Es ist alles ganz furchtbar und Rettung ist nicht in Sicht. :breitgrins:


    In dem Artikel stehen Sätze wie diese:


    "Der Rezensentenmob, zu dem die Laien im Web immer wieder werden, durchbricht die Schranken."


    "Von Politik und Verwaltungen, Hochschulen und Wissenschaften sowie Plattformen und Medien darf man sich momentan nicht zu viel versprechen; noch durchblicken sie nicht das ganze Ausmaß der Misere"


    Ich sehe mit einigem Erstaunen, daß man sich über Internet-Rezensionen von Laien derart erregen kann, daß man von einer "Kulturkrise" spricht und davon, daß dies "den ganzen Wahnsinn einer Generation" offenbare und überdies "wesentliche Errungenschaften des Rechtsstaats auf die Dauer zerstören" könne.


    Zwar heißt es am Ende: der "Verfasser ist Germanist und Philosoph und arbeitet als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz", aber auch das ist ja keine Entschuldigung für einen derartig wirren und widersprüchlichen Artikel. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Zola,


    Zitat von "Zola"


    Auf meinem SUB liegt u.A. auch noch "Berge, Meere und Giganten".


    der Titel des Romans lautet eigentlich "Berge Meere und Giganten", also ohne Komma. :-) Solche kommalosen Reihungen kommen häufig in diesem Roman vor; hier einige wahllos herausgegriffene Beispiele aus meiner dtv-Ausgabe:



    Diese Taschenbuchausgabe ist übrigens ebenfalls sehr platzsparend gedruckt. ;-)


    Zitat von "Zola"


    Einerseits fand ich die Thematik faszinierend, andererseits forderte mich heraus, dass im Internet jemand das Buch als "unlesbar" bezeichnet hatte. Es scheint sich auch durch Satzungetüme auszuzeichnen.


    Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren gelesen, "unlesbar" ist es also offenbar nicht. ;-) Aber die Sprache ist dem Titel und der Thematik entsprechend sehr wuchtig und wuchernd, so eine kräftige und gehaltvolle Kost kann bei längerem Lesen ermüdigend und übersättigend wirken. Man darf sich da eben nicht kleinkriegen lassen, ich finde es auch nicht so schlimm, wenn man ab und zu einige Passagen oder Seiten nur oberflächlich liest, denn in dem Roman ist genug los, da braucht man nicht jedem einzelnem Satz nachzuhängen, denn sonst wird man nie mit diesem Buch fertig. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Dostoevskij,


    Zitat von "Dostoevskij"


    Es ist wirklich "Das harte Leben" gemeint?


    kommt denn der erwähnte Collopy auch in "Das Barmen" vor? :-)


    Zitat von "Dostoevskij"


    Es gibt hier nämlich eventuell Titelsperenzchen. "The Hard Life" wurde unter "Das harte Leben" veröffentlicht. Dagegen kommt bei "The Poor Mouth (An Beal Bocht) im Deutschen unter mehreren Titel und Untertiteln vor: "Das Barmen / Irischer Lebenslauf" Untertitel: "Eine arge Geschichte vom harten Leben".


    Das ist richtig, das könnte man durchaus verwechseln. Als (deutsches) Hörbuch gibt es allerdings "Das Barmen" noch nicht. Kommt vielleicht noch irgendwann einmal. Die Harry-Rowohlt-Lesung von "Auf Schwimmen-Zwei-Vögel" habe ich bereits vor längerer Zeit mit großem Vergnügen gehört, gerade auch die Fee wird von Harry Rowohlt ganz entzückend gesprochen. :-) Als nächstes werde ich mal mir die Lesung von Flann O'Briens "Durst" vorknöpfen, das ist ein Mittschnitt einer Live-Lesung von Harry Rowohlt.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Maria,


    Zitat von "JMaria"


    könnt ihr mir einen Sammelband empfehlen. Es sollten zumindest die Geschichten von "Kater Murr" und der "Goldene Topf" enthalten sein.


    die Lebens-Ansichten des Katers Murr sind gute 300 bis 400 Seiten lang, das ist also, wie hier schon gesagt wurde, keine kürzere Erzählung.


    Den Goldenen Topf findest Du beispielsweise in dieser Taschenbuchausgabe des Deutschen Klassiker-Verlages: http://www.suhrkamp.de/titel/titel.cfm?bestellnr=68014


    Der "Kater Murr" ist in beim DKV als Taschenbuch leider noch nicht erschienen, den gibt es bislang nur als gebundene Ausgabe, aber die Taschenbuchausgabe kommt wahrscheinlich auch noch irgendwann nach.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Vult,


    Zitat von "Vult"


    Danke für die Antworten.


    Aber eigentlich, also eigentlich hatte ich ein wenig mehr Infos...


    twitterkompatible Antworten sind heutzutage modern. ;-)


    Zitat von "Vult"


    Trotzdem werde ich mir den dritten Polizisten zulegen. Hoffentlich schreibt der O'Brian nicht so "seltsam" wie Joyce (oder hoffentlich - doch.)


    Das bekannte Zitat "So hätte Joyce geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre" trifft es eigentlich ganz gut. :breitgrins:


    Flann O'Briens Roman "Auf Schwimmen-zwei-Vögel" ist ein Roman über das Romanschreiben, er beginnt mit drei verschiedenen Anfängen und im weiteren Verlauf lehnen sich dann auch noch einige Romanfiguren gegen den (erfundenen) Autor auf. Auch Figuren aus irischen Sagen spielen mit, wie etwa der altirische Sagenheld Finn Mac Cool, eine gute Fee und ein "Pooka" (ein Art Teufel). Das ganze ist also eine ziemlich verzwirbelte und versponnene Geschichte; bei der Erzähltechnik könnte man sich natürlich an Joyce erinnert fühlen (u.a. Abschnitte in wechselndem Stil), aber Flann O'Brien kommt mir nicht so ernsthaft und gewichtig wie Joyce vor, bei Flann O'Brien geht es lockerer und übermütiger zu als bei Joyce.


    Schöne Grüße,
    Wolf