Beiträge von Wolf

    Hallo Dostoevskij,


    Zitat von "Dostoevskij"


    Flann O'Brien: Das harte Leben


    dieses von Dir empfohlene "Kleinod" habe ich mir jetzt als Hörbuch zu Gemüte geführt. Danke für den Tip! Gelesen wurde es von Harry Rowohlt, der das Buch auch übersetzt hat. Für eine Figur wie Mr. Collopy - passionierter Whiskey-Trinker mit Baßstimme - ist Harry Rowohlt natürlich genau der richtige Sprecher. :breitgrins: Ich glaube, beim Lesen hätte ich damit nicht so viel Spaß gehabt, wie beim Hören. An Flann O'Briens grandiosen Roman "Auf Schwimmen-zwei-Vögel" reicht "Das harte Leben" freilich nicht heran, aber das kann man wohl auch nicht verlangen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    nach den Übersetzungen des Gilgamesch-Epos von Raoul Schrott (aus dem Jahr 2001) und Stefan M. Maul (2005) ist nun kürzlich bei Reclam eine Neuübersetzung dieses Epos von Wolfgang Röllig erschienen. Das ist eine gebundene Ausgabe, hier der Link zur Verlagsseite, dort gibt's auch eine Leseprobe (PDF) dazu: http://www.reclam.de/detail/978-3-15-010702-7
    Ich habe mal geschaut, ob es dazu im Netz schon eine aussagekräftige Rezension gibt, aber auf die Schnelle habe ich da nichts gefunden.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo BigBen,


    Zitat von "BigBen"


    Moderne Kanons gibt es ja wie Sand am Meer, aber kennt jemand von Euch noch andere, ältere Sammelwerke der deutschsprachigen Literatur?


    zum Beispiel das hier:


    O. L. B. Wolff: Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur, oder biographisch-kritisches Lexicon der deutschen Dichter und Prosaisten seit den frühesten Zeiten, nebst Proben aus ihren Werken. Leipzig, Otto Wigand, 1835-1847. 8 Bände (= 7 Bände + 1 Supplementband).


    Das ist eine Mischform von Lexikon und Textsammlung. Alphabetisch geordnet nach Namen, jeweils mit Kurzbiographie, Werkverzeichnis und kurzer Einschätzung der schriftstellerischen Leistung. Bei einigen (nicht bei allen) Autoren folgen dann noch Textbeispiele, z. B. einige Gedichte oder ein kürzeres Prosastück. Die Bände gibt's auch bei Google-Books, hier der Link zum ersten Band: http://books.google.de/books?i…AQAAJ&printsec=frontcover


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Dostoevskij,


    Zitat von "Dostoevskij"


    "Lyrik arabischer Dichterinnen vom 5. Jahrhundert bis heute"


    danke für diesen Hinweis! Ich habe mir daraufhin dieses Büchlein bestellt und es nun durchgelesen. Die Gedichte sind chronologisch angeordnet, zunächst die alten Gedichte von den Anfängen bis zum 13. Jh., danach moderne Gedichte aus dem 20. Jh. Dazwischen klafft eine große Lücke, weil es da laut Herausgeber nichts wirklich Nennenswertes gibt, jedenfalls nicht auf hocharabisch (bei Dialekten sieht es anscheinend etwas anders aus). Am interessantesten fand ich die älteren Gedichte, teilweise sind sie überraschend freizügig; aus der europäischen Lyrik dieser Zeit kenne ich nichts Vergleichbares.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    ich lese gerade (in deutscher Übersetzung) einen 1803 in Frankreich erschienenen Roman, über den es in Wilperts Lexikon der Weltliteratur heißt:


    Zitat


    »Insbesondere die ersten Teile, von denen 1785 ein Vorabdruck erschien, gehören zum Besten, was die französische Prosa im 18. Jh. zu bieten hat.«


    Die Rede ist von einem eher unbekannten und abseitigen Klassiker: dem sotadischen (erotisch-obszönen) Roman Den Teufel im Leibe (Le diable au corps) von Andréa de Nerciat (1739-1800). Da der Roman in seiner vollständigen Form erst nach Nerciats Tod erschien, ist die Autorschaft umstritten, womöglich stammt nur der 1785 erschienene Teilabdruck von Nerciat selbst.


    Der Roman ist weitgehend in Dialogform verfaßt und ganz so wie ein Theaterstück gedruckt: Rollennamen mit zugehörigem Sprechertext und eingestreuten Regieanweisungen, es gibt sogar ein Figurenverzeichnis am Anfang. Es ist eine schonungslose Darstellung der sexuellen Ausschweifungen und des Zynismus der französischen Aristokratie, aber alles durch die satirisch-komische Brille gesehen, deshalb trotz aller Drastik eine eher witzige als bedrückende Lektüre. Hauptsächlich führen Frauen das Wort, eine Marquise und ihre Freundin Gräfin von Mottenfeu sind die beiden Hauptfiguren. Die Frauen sind den Männern ebenbürtig, was Leidenschaft, Durchsetzungsfähigkeit, Verruchtheit und Klugheit angeht. Ironischerweise ist ja ausgerechnet in vielen libertinen Romanen des 18. Jh.s die Gleichberechtigung weiter fortgeschritten als in den "normalen" Romanen dieser Zeit. Auch die Standesschranken werden in Nerciats Roman bedenkenlos überschritten, wenn es um das Liebesvergnügen geht. Geburt, Stand und Vermögen sind zweitrangig, entscheidend sind die Fähigkeiten als Liebhaber(in).


    Besonders reizvoll finde ich die Dialogform, die Charakterzeichnung der Figuren entsteht allein aus ihrer Rede, das ist sehr gut gelungen, zumindest in den ersten beiden Teilen, die ich bislang gelesen habe. Insgesamt hat der Roman acht Teile oder Abschnitte, die aber nur locker zusammenhängen, einen durchgehenden Spannungsbogen gibt es eigentlich nicht, weshalb ich befürchte, daß sich das ganze im weiteren Verlauf etwas erschöpfen wird, weil dann nichts wirklich Neues mehr kommen kann, sondern nur noch Variationen des bereits Geschriebenen; aber mal sehen, wie sich das entwickelt.


    Zum Autor Andréa de Nerciat noch ein Zitat aus dem Bilderlexikon der Erotik, einem Nachschlagewerk aus den 1930er Jahren:


    Zitat


    »Nur wenige haben es so wie er verstanden, Erotik durch Witz, Stil, glänzende Erfindungsgabe, psychologische Erfassung der Charaktere und geistreichen Dialog zu meistern. Seine köstliche Ironie bringt die Leser als Lacher über die großen und ewigen Schwächen der menschlichen Liebestragikomödie auf seine Seite. Er ist ein Groteskkünstler der Erotik wie etwa Rowlandson in seinen Karikaturen.«


    Dies finde ich bei der Lektüre seines Romans Den Teufel im Leibe bestätigt, der freilich einem Genre angehört, das nicht nach jedermanns Geschmack ist. Die Handlung und stellenweise auch das verwendete Vokabular sind genretypisch recht drastisch und obszön.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    die technische Qualität der deutschen E-Books für den Sony-Reader läßt offenbar zu wünschen übrig. Im englischsprachigen E-Book-Forum mobileread.com werden etliche Kritikpunkte aufgeführt: Commercial ePubs in Germany disappoint. Eine Zusammenfassung auf deutsch gibts hier bei buchreport.de: Qualitätssprung der Verlage erforderlich.


    Diese fehlerhaften E-Books werden offenbar nicht vom Händler zurückgenommen, das ist ein weiterer Nachteil gegenüber herkömmlichen Büchern.


    Ergänzung: Wie ich gerade gesehen habe, gibt es den oben erwähnten englischsprachigen Artikel auf mobileread.com auch in deutscher Sprache: Fehlstart für deutsche DRM-ePubs?


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "klassikfreund"


    Der Verlag C.H. Beck will seine E-books am Buchhandel vorbei verkaufen


    Klar, wozu braucht man auch den Buchhandel für E-Book-Downloads? Die Einbeziehung des Buchhandels mag vielleicht noch zur Zeit aus strategischen Gründen sinnvoll sein, aber ein Dienstleister kann sich langfristig nur in den Bereichen halten, in denen er auch wirklich benötigt wird.


    Ich habe mir gerade mal das E-Book-Angebot von C.H. Beck unter http://chbeck.ciando.com angesehen: naja, da wird im Fettdruck eine "deutliche Preisersparnis" gegenüber der Printausgabe angekündet, was in absoluten Zahlen dann auf Beträge von 1,20 oder 1,45 Euro hinausläuft, das finde ich nicht besonders beeindruckend. Wirklich ärgerlich ist allerdings das DRM. In der zugehörigen FAQ-Liste wird einem erklärt, was eine Adobe-ID ist, und warum man nicht nur ein Adobe-Konto, sondern auch einen "Microsoft Passport Account" benötigt. Der Kunde muß Programme zur DRM-Verwaltung installieren, bevor er das gekaufte Buch lesen kann. Ich bezahle doch kein Geld dafür, daß ich mich mit Programmen herumärgere, die ich gar nicht haben will. ;-)


    Im Gegensatz zum Beck-Verlag hat der Herder-Verlag das Problem erkannt. Auf http://www.herdershop24.de werden die E-Books ohne DRM angeboten:


    Zitat


    Sind Herder E-Books mit DRM versorgt? Nein. DRM, also Kontrolle der Verbreitung und Nutzung von E-Books, ist meist nicht nutzerfreundlich. Wir wollen aber, dass Sie Ihre E-Books bequem lesen können. Deshalb haben wir auf DRM verzichtet.


    Genauso ist es: DRM ist nicht nutzerfreundlich und es stört das bequeme Lesen. Ich kaufe nur DRM-lose Bücher, meine Regale sind voll davon. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "sandhofer"


    Interessant, wie ein Mann, der die griechischen Sagen jugendfrei und in sich stringent "gemacht" hat, was sie ja nicht waren, unterdessen Klassikerstatus für sich reklamieren darf ... :breitgrins:


    Stimmt, normalerweise sind Klassikerleser gegenüber Jugendbearbeitungen klassischer Stoffe sehr negativ eingestellt. Da hat sich Gustav Schwab irgendwie ganz geschickt durchgemogelt. ;-) Aber die griechische Sagenwelt mit ihren unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Überlieferungen war seinerzeit wohl auch für gebildete Erwachsene nicht so leicht überschaubar, weswegen sie gerne zur etwas vereinfachenden und glättenden Darstellung Gustav Schwabs griffen. Das Weglassen von "indezenten Darstellungen" erschien damals wohl auch vielen Erwachsenen als ein vernünftiger Umgang mit der Überlieferung.


    Außer Schwab gab es da auch noch Heinrich Wilhelm Stoll, dessen Sagen des classischen Alterthums ebenfalls bis in die heutige Zeit nachgedruckt werden. Aus dem Vorwort:


    Zitat


    Die hier dargebotene Sammlung hat sich die Ausgabe gestellt, ihre Darstellungen möglichst eng sich an die alte Überlieferung anschließen zu lassen und den Geist des Alterthums, wie er in den vorliegenden Dichtwerken lebt, wiederzugeben, mehr als dies in den bisherigen Bearbeitungen ähnlicher Art geschehen ist. Daher hat sich der Verfasser auch namentlich gehütet, die Sagen nach modernen Begriffen zu verändern und antike Bearbeitungen derselben Sage in verschiedener Form und nach verschiedenen Ideen mit einander zu vermischen, ein Fehler, der nicht immer vermieden worden ist. In dem letzteren Falle schien es besser, dieselbe Sage nach den verschiedenen Bearbeitungen nebeneinander zu stellen, wie z. B. in der Prometheussage.


    Ob Schwab tatsächlich besser als Stoll und andere war (inhaltlich und stilistisch), ist eine interessante Frage. Oder war Schwab einfach nur der erste, der etwas wirklich Brauchbares in dieser Richtung geliefert hat?


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Friedrich-Arthur,


    Zitat von "Friedrich-Arthur"


    hat Schwab auch den Urfaust herausgeben oder nacherzählt?


    die Bezeichnung "Urfaust" bezieht sich ja üblicherweise auf das entsprechende Werk von Goethe, aber wenn Du mit "Urfaust" die alten Fausterzählungen in den Volksbüchern meinst: ja, die hat Schwab nacherzählt. Gibt's auch komplett im Web: http://www.zeno.org/Literatur/…/Volksbuch/Doktor+Faustus


    Zum Vergleich hier eine Volksbuchfassung von 1587:
    http://www.zeno.org/Literatur/…ria+von+D.+Johann+Fausten
    Und hier ein Faustbuch aus dem Jahr 1725:
    http://www.zeno.org/Literatur/…stlich+Meynenden+von+1725


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Mir fallen da beispielsweise folgende Titel ein, jeweils mit Link zum entsprechenden Katalogeintrag der Deutschen Nationalbibliothek:


    H. C. Artmann: How much, schatzi?
    Inger Christensen: Das Schmetterlingstal
    El Hor · El Ha: Die Schaukel. Schatten
    Yasushi Inoue: Das Jagdgewehr
    Gertrud Kolmar: Susanna
    Ror Wolf: Mehrere Männer


    Die Hälfte der genannten Titel ist in der Reihe Bibliothek Suhrkamp erschienen, wo es auch noch andere Werke gibt, die man unter die Rubrik "große kleine Literatur" einordnen könnte, etwa Robert Walsers Spaziergang.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    bislang waren die E-Ink-Displays ja alle noch schwarz-weiß. Nun kommt in Japan das erste Lesegerät mit farbiger elektronischer Tinte heraus: der FLEPia von Fujitsu. Dazu gibt es auch eine englischsprachige Presseerklärung von Fujitsu.


    Das Gerät kostet knapp 100000 Yen, umgerechnet sind das etwa 780 Euro. Das Display hat 768 x 1024 Pixel, die Auflösung ist also höher als etwa beim Kindle oder beim Sony-Reader, die mit 800 x 600 Pixel arbeiten. Hier kann man sich einige Videos ansehen, die das Gerät in Aktion zeigen: http://www.frontech.fujitsu.co…flepia/application/video/


    Die Farben sind recht blaß, was auch am grauen Bildschirmhintergrund des E-Ink-Displays liegen dürfte. Ein ordentliches Weiß bekommt man mit derartigen Displays heutzutage wohl einfach noch nicht hin. Man sieht auch in den Videos, wie lange das Umblättern dauert. Die Seite baut sich langsam von rechts nach links auf (entsprechend der japanischen Leserichtung) und bei höchster Farbtiefe braucht es dafür sogar zwei Durchgänge. Aber trotzdem ist die Farbdarstellung natürlich ein Fortschritt, wie sich das technisch weiterentwickelt, wird man abwarten müssen. Das ist jedenfalls das erste Lesegerät mit farbiger elektronischer Tinte, das aus dem Prototypenstadium heraus ist und an Endkunden verkauft wird.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Bestes Beispiel auch: IMMER wenn ich in einem Buch "Gewitter" lesen soll, lese ich aber zuerst "Getwitter".


    Es soll ja Leute geben, die lesen immer »Agamemnon« statt »angenommen«. :breitgrins:


    Zitat von "Dostoevskij"


    Und bei Emaille - woran denkt man da zuerst?


    An die Schreibung »Email«, die Du eigentlich meintest, denn »Email« kann man tatsächlich leicht mit »E-Mail« verwechseln, aber doch wohl kaum »Emaille«. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Sexvergleich: Buch vs. eBook http://arm.in/1nR


    Nette Idee für einen witzigen Vergleich, aber das ganze ist dann doch recht einseitig und unfair. Auch zeigen die Antworten des Autors in den Kommentaren, daß er Sätze wie "Er geht zum Bücherschrank, entnimmt einen Band in rotem Halbleder und Büttenpapier, und hebt an:" offenbar völlig unironisch meint, das scheint sein Ideal zu sein, obwohl er das selbst als E-Text veröffentlicht hat. Schöne Bücher kann man zur Selbstdarstellung und zum Protzen verwenden, klar, aber inwiefern spricht das gegen E-Books? Wenn ich schon solche Sätze lese:


    "Eine Bibliothek ist eine unverzichtbare Gebrauchsanweisung und der Wissenden der Schlüssel zur Seele. Mit Bibliotheken kann man sich auszeichnen und zu einem nassgeweinten Kissen verdammen, aber mit einem eBook ist man ein unbeschriebenes Blatt."


    Hmrpf! ;-) Wieso eine papierne Bibliothek ein "Schlüssel zur Seele" sein soll, eine elektronische Bibliothek aber nicht, erschließt sich mir nicht. Eine elektronische Bibliothek ließe sich sogar wesentlich einfacher und schneller überblicken als eine papierne. Selbstverständlich können auch Besitzer elektronischer Bibliotheken ihre Interessen und Vorlieben untereinander vergleichen. Wieso auch nicht?


    Außerdem schließen Halblederbände und E-Texte einander nicht aus. Ich besitze und lese beides. Weder auf das eine noch auf das andere möchte ich verzichten. Die in dem Blog-Artikel abgebildeten sechs roten Halblederbände aus der Reihe "Schatzkammer der galanten Literatur", die in den 1960er Jahren im Kala-Verlag erschienen sind, besitze ich ebenfalls. :-) Insgesamt sind das 12 Bände, wovon ich bislang allerdings nur zehn habe, die zwei mir noch fehlenden kaufe ich mir dann, wenn mir ein günstiges Angebot unterkommt. Mit etwas Glück bekommt man die für 10 oder 12 Euro das Stück. Den Text des einen mir noch fehlenden Bandes habe ich übrigens in einer gemeinfreien Übersetzung auf meinem PDA als E-Text vorliegen. ;-)


    Bei all dem Gerede von "Halbleder und Büttenpapier" sollte man außerdem nicht vergessen, daß auch ein ganz unscheinbares oder beschädigtes Buch ein lesens- und erhaltenswertes Buch sein kann. Von solchen Büchern muß man auch reden, wenn man das Lob der Bücher anstimmt. Da wird immer der perfekt erhaltene und kunstvoll verarbeitete Prachtband ins Spiel gebracht, dazu noch das unvermeidliche Glas Rotwein und der Ledersessel am knisternden Kaminfeuer. Da wird das Lesen zum Klischee.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Seitdem es Internet gibt, ist mir der örtliche Buchhandel schnurz. Ich kaufe seit vielen Jahren ausschließlich antiquarisch via Booklooker.


    Bibliomanika hast Du ab und zu auch zum Neupreis gekauft, wenn ich die Kaufliste auf Deiner Website richtig interpretiere. ;-) Ich habe gerade im Netz eine Statistik gefunden, nach der die Befragten im Durchschnitt nur knapp 3 Bücher im Jahr gekauft haben. Auf boersenblatt.net gibt es eine Polemik zum Medienrummel über das E-Book, darin ist von durchschnittlich 4,7 gekauften Büchern pro Jahr die Rede. Da fragt man sich, wovon der Buchhandel überhaupt lebt. ;-)


    Ich kaufe mir auch viele antiquarische Bücher, aber völlig ohne Neubücher könnte ich nicht auskommen. Dazu sind die diversen Verlockungen in den Bücherforen zu groß. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Bei dezidierten Lesecomputern könnte das anders sein.


    Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber da in der Heise-Meldung E-Book-Lesegerät iPhone ebenfalls von einem "dezidierten Reader" die Rede ist:


    Statt "dezidiert" müßte es hier eigentlich "dediziert" heißen. Ins Deutsche kam das Wort in dieser technischen Bedeutung sicherlich aus dem Englischen, wo man von "dedicated computer" o.ä. spricht. Vielen ist das Fremdwort "dezidiert" aber viel geläufiger als das bislang eher ungebräuchliche "dediziert", und weil auch die Bedeutung von "dezidiert" (entschieden, bestimmt) zumindest einigermaßen passend ist, akzeptieren die meisten Leute es intuitiv als richtig, obwohl es strenggenommen falsch ist. Finde ich sehr interessant. :-)


    Zitat von "giesbert"


    Auf meinem Rocket-E-Book habe ich seinerzeit mal Effie Briest gelesen.


    Statt "Effie" müßte es hier eigentlich ... :breitgrins:


    Aber zurück zum Thema: Als ich meine E-Buch-Phase hatte und Bücher auf meinem PDA las, habe ich ebenfalls Texte aus der Digitalen Bibliothek kopiert, ordentlich formatiert und dann auf die Speicherkarte des PDA geschoben, um sie dann zu lesen. Alles, was ich dort abgespeichert hatte, habe ich dann aber doch nicht auf dem Handheld gelesen, einiges aber schon, darunter auch einiges von Karl May. ;-) Aber beispielsweise auch eine ältere deutsche Übersetzung des "Robinson Crusoe", oder Kafkas "Schloß" und "Prozeß", oder auch den Roman "Albert und Albertine" von Friederike Helene Unger, um mal ein Buch zu nennen, das in Papierform nicht so leicht zugänglich gewesen wäre (obwohl es davon, glaube ich, auch eine Faksimile-Ausgabe gibt).


    Anfangs war ich ziemlich begeistert vom "E-Lesen", so sehr, daß ich sogar zwei Monate lang kein einziges neues Papierbuch gekauft habe, was mir vorher, glaube ich, noch nie passiert war. ;-) Aber der Reiz des Neuen war dann irgendwann einmal verflogen. Wenn ich jetzt auf meinem PDA lese, dann sind das eher kürzere Sachen, beispielsweise Artikel aus dem elektronischen Kindler, die ich mir dorthin kopiert habe, um sie dort zu lesen. Die Kindler-CD hat zwar einen Kopierschutz, aber im Programm gibt es eine Exportfunktion, mit der man einzelne Artikel in eine HTML-Datei kopieren kann, die man dann mit einem normalen Browser lesen kann. Für den Privatgebrauch kann man das dann auch auf ein Lesegerät kopieren und dort lesen, das ist urheberrechtlich erlaubt. Man hat dann zwar kein richtiges Lexikon, sondern nur einen Ausschnitt des Lexikons in Form von lauter Einzeldateien, aber weil es ja gerade die Artikel sind, die einen gerade interessieren, kann man damit schon etwas anfangen.


    Zitat von "giesbert"


    Der Aufwand war allerdings nicht unerheblich.


    Stimmt, das war bislang eher etwas für Bastler. Ich habe mir seinerzeit sogar spezielle Anti-Aliased-Fonts für meinen PDA erzeugt. Da gab es Tools, um vorhandene True-Type-Fonts entsprechend umzuwandeln, das war eine echte Pfriemelei. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Sicher wird es immer noch Bücher aus Papier geben. Den Morseapparat gibts ja auch noch. Manche fahren Oltimer, schreiben Briefe, bringen sie zur Post, steigen mit einem Heißluftballon in die Luft. Alles Dinge, die wunderschön waren, die eine "Haptik" besaßen. Aber letztlich doch - hinweggefegt!


    Es geht ja nicht nur um die Schönheit, sondern Bücher aus Papier gibt es deshalb immer noch, weil sie einfach herzustellen sind und ihren Zweck vollauf erfüllen. Wenn ich lesen will, dann greife ich zum Buch, wenn ich eine Textmaschine brauche, dann verwende ich einen richtigen Computer. Mit diesem Gespann kann man so ziemlich alles machen, was man als Leser mit Texten heutzutage überhaupt machen kann. E-Book-Reader können nichts wirklich gut, sie kosten nur viel Geld. ;-)


    Neben den elektronischen Universalmaschinen (PC, Notebook) gibt es heutzutage auch einen Markt für Spezialmaschinen, wie etwa MP3-Player zum Musikhören, tragbare DVD-Player zum Filmgucken oder Spielkonsolen zum Spielen. Diese Spezialmaschinen können eigentlich nichts, was die Universalmaschinen nicht auch könnten, aber die spezialisierten Geräte sind billiger, einfacher in der Anwendung und weniger fehleranfällig. Gibt es auch einen Markt für eine Spezialmaschine zum Lesen? Hier existiert eben schon das Buch, das ist die ideale Erfindung für alle Leute, die einfach nur lesen möchten. Etwas Billigeres und Anwenderfreundlicheres wird man wohl kaum erfinden können.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Denken die eigentlich nicht nach oder wollen die mit Gewalt dafür sorgen, dass das floppt?


    Manche denken jedenfalls ziemlich verquer, wie man in einem anderen boersenblatt.net-Artikel sieht:


    Zitat


    Allerdings kam bei der Diskussion in Leipzig zum Thema E-Book auch heraus: Das DRM lässt sich überlisten. Die Seiten könnten per Screenshot abfotografiert werden, man läßt ein Fehlererkennungs-Programm darüberlaufen und kann das Buch so raubkopieren oder auf illegalen Tauschplattformen einstellen.


    "Zu kompliziert, als dass dies ein Benutzer machen würde", meint Mike von Thiel, der in der Schweizer Firma Graphicart eServices Bücher in E-Formate bringt. Für ihn ist klar: "Wir brauchen DRM und DRM wird auch bleiben." DRM sein ein wichtiges Statement, das dem Nutzer die Wertigkeit des Inhalts verdeutlicht.


    Schon allein die Idee, ein technisches Verfahren wie DRM zu einem "Statement" umzudeuten, ist ja wohl völlig daneben. Ganz zu schweigen von der Herabwürdigung des Lesers zum "Nutzer", dem die "Wertigkeit" des von ihm bezahlten Produktes "verdeutlicht" werden müsse.


    DRM stört nur die ehrlichen Käufer eines E-Buches. Für unehrliche Leser ist DRM kein Problem, sie kommen damit meist gar nicht erst in Kontakt, weil es schon vorher entfernt wurde. Dabei werden nicht etwa Screenshots abfotografiert, das geht viel einfacher, denn das Adobe-DRM ist schon seit einiger Zeit geknackt. Im Forum von mobileread.com gibt es eine entsprechende Diskussion dazu. Dasselbe gilt auch für andere DRM-Verfahren, wie sie etwa von Mobipocket oder im Microsoft Reader verwendet werden. Man muß einfach nur die entsprechenden Tools via Google finden, herunterladen und sie auf das jeweilige E-Buch anwenden. Das ist freilich illegal (zumindest in sehr vielen Ländern), aber es ist nun einmal eine Tatsache, daß ein DRM das unerlaubte Kopieren von Büchern nicht verhindern kann. Behindert und belästigt werden durch DRM einzig und allein die ehrlichen Leser.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    es gibt Verlage, die zeigen, daß es auch anders geht: Der Herder-Verlag hat einen eigenen E-Book-Shop, den ich mir gerade mal angesehen habe. Dort werden die E-Bücher als PDF verkauft und zwar ohne DRM! Auszug aus den E-Books-FAQ, die man auf der Verlagsseite findet:


    Zitat


    Sind Herder E-Books mit DRM versorgt? Nein. DRM, also Kontrolle der Verbreitung und Nutzung von E-Books, ist meist nicht nutzerfreundlich. Wir wollen aber, dass Sie Ihre E-Books bequem lesen können. Deshalb haben wir auf DRM verzichtet.


    Zu jedem Buch gibt es eine Leseprobe und die Preise sind teilweise auch sehr günstig, beispielsweise kostet das Buch Goodbye Goethe. Sprachglossen zum Neudeutsch als E-Book 2,95 Euro. Das gedruckte Taschenbuch kostet 7 Euro. Bei anderen E-Books liegt der Preis allerdings näher an der gedruckten Ausgabe, aber billiger als die gedruckte Ausgabe sind sie wohl alle (ich habe aber nur einige Beispiele überprüft). Bezahlen kann man u.a. per Rechnung oder Bankeinzug, also genau so wie man das vom "normalen" Online-Buchkauf gewohnt ist.


    Einige E-Books sind sogar kostenlos. :-) Man findet sie unter der Rubrik "Historischer Roman / Krimi", diese Bücher sind anscheinend alle im Verlag Josef Knecht erschienen, der zu Herder gehört. Diese kostenlosen E-Books kann man auch unter http://www.knecht-verlag.de herunterladen. Das habe ich gerade mit diesem Roman ausprobiert, das funktioniert tatsächlich. ;-) Man lädt sich eine DRM-freie PDF-Datei herunter, die man dann auf so ziemlich jedem modernen Computer lesen kann.


    Bei den kostenpflichtigen Büchern wird das wohl ähnlich unkompliziert ablaufen: nachdem man seine Adresse und die Zahlungsinformationen eingeben hat, lädt man sich das Buch herunter und kann es dann gleich lesen. Bei einem DRM-geschützten Buch müßte man die heruntergeladene Datei erst aktivieren, was ziemlich mühsam und umständlich sein kann. Auf meinem neuen Rechner, den ich gerade benutze (eine EEE-Box mit Xandros Linux, die übrigens auch nicht mehr Geld als ein Sony-Reader kostet ;-)) würde eine solche Aktivierung wahrscheinlich gar nicht funktionieren. Die E-Books des Herder-Verlags kann ich dagegen problemlos herunterladen und lesen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo,


    Zitat von "MacOss"


    Welche Träumer sind denn da am Werke?


    da stellt sich wirklich die Frage, wer das kaufen soll, außerdem muß man bedenken, daß der Sony PRS-505 noch nicht einmal eine Volltextsuche hat.


    Hier mal zwei Beispiele für die Preisgestaltung, die zeigen, daß die E-Books teilweise sogar erheblich teurer als die jeweiligen Taschenbuchausgaben sind:


    Walter Kempowski: Das Echolot - Abgesang '45.
    Hardcover: 49,90 Euro / Taschenbuch: 12 Euro / E-Book: 44,90 Euro


    Hölderlin: Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente, hrsg. von D. E. Sattler
    Taschenbuch, 12 Bände: 99 Euro / E-Book: 12 Euro pro Band, das sind insgesamt 144 Euro.


    Bei der Hölderlinausgabe würde mich mal interessieren, wie der Druck in das E-Book-Format umgesetzt wurde. Ich bezweifle, daß auf dem Sony-Bildschirm lange Hexameterzeilen richtig umbrochen werden. Das sieht vermutlich stellenweise ziemlich mies aus.


    Und ein Buch wie "Schiffsmeldungen" von Annie Proulx, von dem es bereits eine Sonderausgabe für 6 Euro gab, wird für 9,50 Euro verkauft, das ist genau der Preis der aktuellen Taschenbuchausgabe. Warum bringt man da keine E-Book-Sonderausgabe für 6 Euro heraus, wenn man das beim Taschenbuch auch schon einmal getan hat?


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Maria,


    Zitat von "JMaria"


    ich habe begonnen das Original zu lesen, zu anfangs weil mich interessierte, wie "das Hohe Land" im Originaltext heißt.
    "Das Hohe Land" klingt für mich sehr biblisch, ähnlich dem "Heiligen Land". Im Original heißt es lediglich on the Divide.


    ich habe ja nebenbei immer wieder mal in den Originaltext geschaut, deshalb ist mir das eher nüchterne "Divide" auch aufgefallen. Das bedeutet hier wohl "Wasserscheide"? Beim "Hohen Land" mußte ich auch an die Bibel denken, allein schon von der Buchstabenfolge her erinnerte es mich an das "Hohe Lied".


    Was mir auch noch auffiel, war das Telefonieren. ;-) Zunächst leben die Siedler noch in Erdhöhlen oder grasbedeckten Erdhütten, und anderthalb Jahrzehnte später telefonieren sie schon miteinander, obwohl sie ja immer noch auf dem Land abseits der großen Städte leben. Die summenden Telefondrähte werden anfangs des 2. Abschnitts ausdrücklich erwähnt, ein Sinnbild der Zivilisation.


    Zitat von "JMaria"


    Auch bleibt in mir eine kleine Enttäuschung, dass kein Wort der Liebe zu Carl über ihre Lippen kam; wir werden nicht leiden - wie diese jungen Leute. Ich empfand das in der Situation schon sehr ernüchtern.


    Ja, wie Steffi schon zitierte: "Ich glaube, wenn Freunde heiraten, sind sie sicher." Das klingt ja so, als sei es auch nicht weiter schlimm, wenn sie nicht heiraten. Sie nimmt es eben so hin, wie es sich ergibt. Daß am Ende Alexandra und Carl am Ende so unspektakulär zusammenfinden, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn eine endgültige Trennung der beiden würde zumindest eine Spur von Liebestragik oder Liebesschmerz in Alexandras Leben bringen, wofür Alexandra aber nun einmal überhaupt nicht taugt. Sie wird in ruhiger Zufriedenheit mit ihrem Mann zusammenleben und Marie wahrscheinlich niemals verstehen können.


    Schöne Grüße,
    Wolf