Der Rezensentenmob im Internet


  • Google mal nach "Ausweispflicht" ;-)


    Meine innerfamiliär-juristische Verbindung lässt verlauten: In Österreich gibt es keine Ausweispflicht. In manchem sind wir Älpler denn doch gemütlicher :zwinker:.


    Fürs Netz gibt es auch unterschiedliche Bestimmungen, allerdings ist das alles sehr kompliziert: Wenn ich als Österreicher auf einem indonesischen (oder deutschen) Server Beleidigungen über einen kenianischen Schriftsteller publiziere, so ergibt das einen juristischen Supergau.


  • Das Argument für eine Impressumpflicht (wegen leichterer möglicher Strafverfolgung bei Übertreten irgendwelcher Gesetze) halte ich für schwachsinnig; es stellt alle Leute unter Generalverdacht, ebenso könnte man jeden Bürger verpflichten, sich ein riesiges Schild mit Name und Adresse beim Verlassen des Hauses umzuhängen, weil er dann bei prospektivem Banküberfall oder Mord leichter zu verfolgen ist.


    Es gibt eine Impressumspflicht. Und zwar sobald ein Angebot geschäftsmässig ist. Um geschäftsmässig zu sein, muss es nicht gewerblich, sondern "nachhaltig" sein. D.h., wenn du ein Blog hast und regelmässig schreibst, was deine Katze wieder für lustige Geräusche von sich gegeben hat, dann brauchst du ein Impressum. (Das hat der Retter der Rezensionskultur irgendwie auch bei Telepolis geschrieben.) Davon abgesehen gibt es dann noch Bannerwerbung, die auch vom Hoster des Blogs geschalten sein kann usw. Mir ist das zu schwammig, als dass ich ein Impressum weglassen würde.


    Das scheint mir aus der analogen Welt zu kommen, von damals, als Flugblätter noch die am wenigsten offiziellen Veröffentlichungen waren und nicht jedermann der Welt alle paar Minuten via Twitter seine Befindlichkeit mitgeteilt hat.



    Google mal nach "Ausweispflicht" ;-)


    Das Beispiel mit der Ausweispflicht ist schief. Laut Gesetz muss man den Ausweis nur der Polizei und wenigen Behörden zeigen. Es gibt sogar ein Recht auf Privatheit.


    Diese Impressumspflicht dagegen gilt gegenüber jedem. Und untergäbt mein Recht: Nehmen wir die Zugehörigkeit zu einer Gewerkschaft. Hätte ich eine, dürfte ich sie meinem nächsten Arbeitgeber verschweigen. Nur damit das Verschweigen auch was bringt, dürfte ich niemals im Internet darüber schreiben. Also Schere im Kopf.


    Meist ist es eh nicht schwer, die Identität hinter einem Pseudonym rauszufinden. Gibt Programme, die Ergebnisse in Suchmaschinen, Sozialen Netzwerken usw. abgleichen. Der durchschnittliche Personaler wird solch ein Programm aber aktuell noch nicht verwenden.

  • Zitat von "Stoerte"


    Es gibt eine Impressumspflicht. Und zwar sobald ein Angebot geschäftsmässig ist. Um geschäftsmässig zu sein, muss es nicht gewerblich, sondern "nachhaltig" sein.


    Die Impressumspflicht gilt aber nur für den Website-Betreiber, nicht etwa für die Verfasser von Texten auf Webseiten. Verfasser und Betreiber sind ja keineswegs immer identisch; ein Rezensent auf amazon.de oder auf faz.net oder auch auf klassikerforum.de muß keineswegs seinen Namen oder gar seine Anschrift zusammen mit seiner Rezension veröffentlichen. Auch ein Buchautor ist nicht verpflichtet, seinen wirklichen Namen in seinem Buch zu nennen. Insofern kann ich das Gerede vom "Ungleichgewicht der Namen" in Oliver Bendels Artikel nicht nachvollziehen. Er schreibt ja:


    Zitat


    Etlichen [Blogs] fehlt aber nicht nur ein Impressum, sondern ein Name überhaupt; es ergibt sich ein Ungleichgewicht der Namen, ein unseliges Verhältnis zwischen dem anonymen Rezensenten und dem genannten Schriftsteller. Solche Ungleichgewichte werden wesentliche Errungenschaften des Rechtsstaats auf die Dauer zerstören


    Pseudonyme oder anonyme Rezensionen sind weder neu noch verboten, und wenn ein Schriftsteller nicht "genannt" werden will, dann läßt er eben seinen Namen nicht ins Buch drucken oder er verwendet ein Pseudonym.


    Als Kind las ich die Jugendkrimis "Die drei ???", der Autor hieß Alfred Hitchcock. Es war sogar ein Bild von ihm auf dem Schutzumschlag. Solche Machenschaften können wesentliche Illusionen eines jungen Lesers auf die Dauer zerstören. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo!


    Jetzt aber richtig off topic:


    Diese Impressumpflicht ist insofern ein spezifisch deutsches Phänomen, da es in keinem mir bekannten Land so leicht ist, mit Abmahnungen Geld zu verdienen. Geklagt wird ja in den allerwenigsten Fällen wegen tatsächlich entstehender Wettbewerbsnachteile (auf solches läuft es schließlich hinaus), sondern um best. Rechtsanwälten bzw. oft erst dazu gegründeten Firmen (die dann diesen Nachteil einklagen) Geld zu verschaffen. Zur Impressumpflicht bzw. dem Erhalt unerwünschter Werbeemails (von http://www.i4j.at/news/aktuell57a.htm): "Man wird daher davon ausgehen müssen, dass auch in Österreich dem Empfänger einer unzulässigen E-Mail-Werbung ein zivilrechtlicher Abwehrspruch (außerhalb des Wettbewerbsrechtes) als Ausfluss des Persönlichkeitsrechtes und des Schutzes der Privatsphäre bei Verletzung des gesetzlichen Werbeverbotes zusteht. Bei Impressum-Verletzungen ist dies mehr als fraglich, weil es hier zu keiner Beeinträchtigung fremder Sphären kommt. Im weiteren wird daher kostenmäßig nur mehr die unerlaubte E-Mail-Werbung behandelt (im Bereich des Wettbewerbsrechtes ist dies aber auch für die Impressum-Verletzung relevant)."


    Dieses Geeiere um Impressumpflicht hat eigentlich seine Wurzel nur in diesem unseligen Abmahnwesen (wie es etwa vor 10 Jahren mit der Haftung für verlinkte Seiten begann, siehe: http://aktuell.de.selfhtml.org/archiv/rechtundlinks/). Wäre mit diesen Abmahnungen nicht so viel Geld zu verdienen bzw. würde die Gesetzeslage entsprechend geändert, löste sich das alles recht schnell in Luft auf. Im übrigen seien die deutschen Abmahnungen (wie etwa häufig bei Ebay-Verkäufen) in Ö nicht vollstreckbar.



    Das Beispiel mit der Ausweispflicht ist schief. Laut Gesetz muss man den Ausweis nur der Polizei und wenigen Behörden zeigen. Es gibt sogar ein Recht auf Privatheit.


    Diese Impressumspflicht dagegen gilt gegenüber jedem. Und untergäbt mein Recht: Nehmen wir die Zugehörigkeit zu einer Gewerkschaft. Hätte ich eine, dürfte ich sie meinem nächsten Arbeitgeber verschweigen. Nur damit das Verschweigen auch was bringt, dürfte ich niemals im Internet darüber schreiben. Also Schere im Kopf.


    Dem kann ich nur zustimmen!


    Grüße


    s.

  • Hallo zusammen


    Sobald ein kontinuierliches Geschäfts- oder Informationsangebot online abrufbar ist, wird die Impressumspflicht fällig. Alles andere wirkt unseriös. Bei Blogs ist dies meiner Meinung klar gegeben, bei Foren steht der Forenadmin dafür ein.


    Ich kenne auch jemanden, der auf seinem impressumslosen Blog gern mal die Klappe aufreißt, was er als Geschäftsmann nie tun würde. :zwinker:


    Lächerlich zu sagen, dass dies nicht zig-mal so geschieht im Net. Die Versuchung ist einfach zu groß. :breitgrins:

  • Hallo!



    Sobald ein kontinuierliches Geschäfts- oder Informationsangebot online abrufbar ist, wird die Impressumspflicht fällig. Alles andere wirkt unseriös.


    Ich beurteile die Seriosität einer Seite nicht nach Name und Adresse, sondern nach dem Inhalt.


    Ich kenne auch jemanden, der auf seinem impressumslosen Blog gern mal die Klappe aufreißt, was er als Geschäftsmann nie tun würde. :zwinker:


    Mit Verlaub: Das ist genau jene unselige (um nicht zu sagen - dümmliche) Argumentation, deren Muster immer wieder Konjunktur haben. Man kennt einen (Rabauken, Türken, Ausländer, Asylanten etc.) und meint nun extrapolieren zu müssen. Das ist kein logischer, sondern ein Kurz-Schluss. Derartiges Denken konstituiert politische Karrieren und dient als Vorwand für alles und jedes.


    Lächerlich zu sagen, dass dies nicht zig-mal so geschieht im Net. Die Versuchung ist einfach zu groß. :breitgrins:


    Sprichst du aus Erfahrung? Ich bin ja so mancher Versuchung ausgesetzt (und der einen oder anderen - gern - erlegen), aber diese Anfechungen kenne ich nicht. (So nebenher: Zwischen "die Klappe aufreißen" und Rufmord besteht ein veritabler Unterschied.) - Ich lese seit etwa 8 Jahren einigermaßen regelmäßig auf antville (2792 Blogs, die Häfte öffentlich). Mir ist - bis auf den oben von mir beschriebenen Fall - keine einzige Beleidigung untergekommen. Der von dir - oben implizit, weiter unten explizit - hergestellte Zusammenhang zwischen Impressumpflicht und Wohlverhalten scheint einem Innenministerdenken zu entspringen. Meist mit dem - verqueren - Argument verbunden, dass, wer nichts zu verbergen habe, gegen ein solches Öffentlichmachen auch nichts haben dürfe.


    Grüße


    s.

  • Hallo scheichsbeutel^


    Nur ruhig Blut! Das scheint Dich ja mächtig aufzuregen. :zwinker:


    Ich spreche als Forenerfahrene, wo ich regelmäßig Zeugin werde, wie Leute auf niedrigstem Niveau herabgesetzt werden. Es ist so leicht, anonym seine Klappe aufzureißen, das ist in meinen Augen mehr als feige. Wer schon glaubt, das Ei des Kolumbus entdeckt zu haben, sollte wenigstens real dazu stehen. Ich weiß nicht, wo Du Dich sonst noch im Net aufhältst, doch ich sehe regelmäßig Foren- und Blogbeiträge, welche im realen Leben zu einer Anzeige führen würden wegen Rufschädigung, gerade oft auch in Blogs, welche anonym von Geschäftsleuten geführt werden, um die Konkurrenz auszuschalten. Mit einem von ihnen ließ ich mich in eine Diskussion darüber ein, aber das heißt nicht, dass ich nicht noch weitere im Net lese, wenn ich gerade über die Suchmaschinen stöbere.

  • Hallo!



    Nur ruhig Blut! Das scheint Dich ja mächtig aufzuregen. :zwinker:


    Hierin irrst du (was möglicherweise einer gewissen Smily-Aversion meinerseits geschuldet ist). Wie ich überhaupt wenig (zu wenig? - wie mir manchmal von berufener Seite vorgeworfen wird) zu Aufgeregtheit und Exaltion neige, hingegen mit großem Vergnügen der Ruhe (und Lektüre) pflege.


    Mir ging es nur darum, die Konsequenzen bestimmter Argumentationsmuster aufzuzeigen. Aus dem Verhalten von x kann man einfach keine Rückschlüsse auf die Gruppe ziehen, der x angehört. Und bei aller Gemütlichkeit: Ich finde ein solches Schließen unangenehm, da es eben Grundlage vieler Vorurteile und Seltsamkeiten ist. (Exkurs: Wenn ich im Ausland bin, werde ich manchmal freundlich/verächtlich als "Österreicher" klassifiziert und subsummiert, was mich immer wieder in Erstaunen setzt. Vor allem dann, wenn diese Eigenschaft des "Österreicher-Seins" als irgendwie fundamentales Beurteilungskriterium herangezogen wird, wenn ich sozusagen als hauptberuflicher Österreicher durch die Gegend zu rennen gezwungen werde. Da mir das als ein recht zufälliges und wenig wichtiges Akzidens erscheint, ist mein Erstaunen über diese Kategoriesierung beträchtlich. - In München hat mir etwa einmal jemand mitgeteilt dass ich ("ihr") eine Goldmedaille im Schispringen gewonnen hätte, was mich als Nicht-Schispringer einigermaßen überrascht hat. Und dieser Verwunderung habe ich dann auch Ausdruck verliehen, dass ich - dieser Sportart vollkommen unkundig - mit derlei Ehren überhäuft würde. Nun ist die Gleichsetzung von Österreichertum und Schifahren wohl harmlos, Menschen, deren Hauttyp dunkler als der meine ist, müssen wohl andere Assoziationen ertragen. - Hier wäre wieder ein Platz für einen Smily, den ich somit indirekt einschalte.)


    Vielleicht bewege ich mich - wie schon früher erwähnt - tatsächlich intuitiv in einem relativ zivlisierten Bereich. Lese ich irgendwo Beschimpfungen, dummes Gestreite - schon breche in in Lob aus für diese Art der indirekten Kommunikation via Internet: Denn ich kann sie sofort und ohne weitere Folgen abbrechen. Im seltensten Fall dürfte einem damit etwas entgehen. (Einzige Ausnahme: Es gab vor etwa 10 Jahren auf Parsimony ein Beschimpfungsforum, in dem teilweise tatsächlich höchst kreative Beiträge gepostet wurden; Metaphern und Allegorien, mit welchen man selbst zu mitternächtlicher Stunde am Würstlstand noch Eindruck schinden konnte.)


    Grüße


    s.

  • Hallo scheichsbeutel^


    Irgendwie kommen wir vom Thema ab. Als Schweizerin kann ich zwar Deine Gefühle nachempfinden, was landesübliche Vorurteile betrifft (die kennt wohl jeder), aber Du solltest mir schon mehr Sachlichkeit und Urteilskraft zutrauen. Ich pauschalisiere nicht, sondern habe wirklich einiges im Internet miterlebt, selbst auch einige Anzeigen machen müssen, weil das Internet nun mal immer noch ein gesetzloser Raum ist und es weidlich ausgenutzt wird (auch durch Kriminelle). Gerade weil ich in ganz normalen Foren so viel mitangesehen habe (auch in Geschäftsforen), finde ich es sehr wichtig, alles zu tun, um dem User das Vertrauen zurückzugeben durch eine seriöse Impressumsangabe und damit diesen rechtlosen Raum aufzulösen.


    Um nun ganz zum Thema zurückzukommen: Ich schreibe Rezensionen unter meinem Namen, denn sie schaden mir ja nicht, im Gegenteil. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mehr rezensieren. Wer anonym rezensiert, muss logischerweise einen bestimmten Grund haben, nicht dazu stehen zu können. Irgendwie fürchtet er eine negative Gegenreaktion. Wenn seine Rezension sachlich und fundiert geschrieben ist, wird der Verfasser sicher auch viel Lob erhalten und es gibt keinen Grund, hinter diesen qualitativ hochwertigen Rezensionen nicht seinen realen Namen zu setzen. Ein Problem besteht nur, wenn der Blogger bzw. Rezensent unsachlich, polemisch und klatschsüchtig schreibt, zumindest hier im deutschsprachigen Raum. Wir leben ja nicht in einer Diktatur. Was also fürchtet der anonyme Blogger? Er will austeilen und nichts einstecken. Das ist es. Genau das nenne ich feige und unfair. Und das alles hat System, wenn Firmen auf anonyme Blogs zurückgreifen, um die Konkurrenz anzuschwärzen. In Geschäftsforen wird das übrigens auch oft gemacht, wie ich immer wieder beobachte.


  • Hallo scheichsbeutel^


    Nur ruhig Blut! Das scheint Dich ja mächtig aufzuregen. :zwinker:


    Ich spreche als Forenerfahrene, wo ich regelmäßig Zeugin werde, wie Leute auf niedrigstem Niveau herabgesetzt werden. Es ist so leicht, anonym seine Klappe aufzureißen, das ist in meinen Augen mehr als feige. Wer schon glaubt, das Ei des Kolumbus entdeckt zu haben, sollte wenigstens real dazu stehen. Ich weiß nicht, wo Du Dich sonst noch im Net aufhältst, doch ich sehe regelmäßig Foren- und Blogbeiträge, welche im realen Leben zu einer Anzeige führen würden wegen Rufschädigung, gerade oft auch in Blogs, welche anonym von Geschäftsleuten geführt werden, um die Konkurrenz auszuschalten. Mit einem von ihnen ließ ich mich in eine Diskussion darüber ein, aber das heißt nicht, dass ich nicht noch weitere im Net lese, wenn ich gerade über die Suchmaschinen stöbere.




    Ein interessanter Ansatz, obwohl es sich fragt, diesen an dieser Stelle weiter zu diskutieren.


    Spricht man von Rufschädigung und ähnlichen Dingen, so sind mir in der Tat Foren aufgefallen, die Literatur, angeblich, zum Gegenstand haben, aber nicht davor zurückschrecken, auf niedrigstem Niveau mit dem Sujet umzugehen. Ich stelle mir dann immer die Frage, woher Menschen die Chuzpe nehmen, frei jeglicher Kenntnis, jeglichem Verständnis und auch ein Stück Achtung vor dem Werk des Schriftstellers über dieses ihre "Meinung" zu äußern.


    Das Schlimmste, was ich dort einmal fand, war ein thread namens "Das schlechteste Buch, das ihr gelesen habt" "Originellerweise" wurde noch vom "worst book" gesprochen. Einige ganz orignelle Teilnehmer gaben an, kein "Wurstbuch" zu kennen. Dort fand tatsächlich Rufschädigung gegenüber den einzelnen Schriftstellern und Dilettantismus und Darstellung der eigenen, gelinde formuliert, Unzulänglichkeit statt. Der gemeine Internetnutzer hat sicherlich eines verlernt bzw. evtl. nie gekonnt, nämlich die Fähigkeit zu schweigen. Mir scheint es so, als ob der enge Horizont einiger bei ihnen dazu führt, umso vehementer Meinungen zu vertreten, die keine sind.


    Gruß
    josmar



    PS: Noch zum zwischenzeitlich eingegangen Beitrag. Auch ich betreibe "anonym" einen blog. Habe aber auch keine Problem, unter meinem Namen Rezensionen im Internet zu veröffentlichen!

  • [...] Wer anonym rezensiert, muss logischerweise einen bestimmten Grund haben, nicht dazu stehen zu können. Irgendwie fürchtet er eine negative Gegenreaktion. [...] Ein Problem besteht nur, wenn der Blogger bzw. Rezensent unsachlich, polemisch und klatschsüchtig schreibt, zumindest hier im deutschsprachigen Raum. Wir leben ja nicht in einer Diktatur. Was also fürchtet der anonyme Blogger? Er will austeilen und nichts einstecken. Das ist es. Genau das nenne ich feige und unfair. [...]


    Genau dieser Logik ("Wer gegen Überwachung ist, muss etwas zu verstecken haben.") kann ich nicht folgen. Es wird Hunderte, wenn nicht Tausende von valablen und ehrenwerten Gründen geben, warum einer anonym bleiben will. Deswegen gehört man noch nicht zu einem Rezensentenmob. Selbst wenn eine "Literaturkritik" unsachlich und dilettantisch ist ... Letzten Endes ist es ja für Autor wie für Literaturkonsument auch die Frage: Wen nehme ich ernst? Man könnte also auch der Logik folgen: "Wer einen anonymen Internetbeitrag ernstnimmt und für rufschädigend hält, muss einen Ruf haben, der sehr leicht zu schädigen ist, ev. schon beschädigt ist ..." :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo!


    Als Schweizerin kann ich zwar Deine Gefühle nachempfinden, was landesübliche Vorurteile betrifft (die kennt wohl jeder)


    Ich fühle mich nicht beleidigt wegen dieses mir zugeschriebenen Österreichertums, ich empfinde es nur als höchst befremdlich, auf eine Eigenschaft reduziert zu werden, die nicht viel mehr Wichtigkeit beanspruchen kann als meine Schuhgröße.



    aber Du solltest mir schon mehr Sachlichkeit und Urteilskraft zutrauen


    Was ich dir zuzutrauen imstande bin, kann ich leider nur von deinen Beiträgen abhängig machen. Deine persönliche Befindlichkeit entzieht sich meinen Kenntnissen, auch das, was du möglicherweise gemeint haben könntest (aber nicht geschrieben hast).


    Wer anonym rezensiert, muss logischerweise einen bestimmten Grund haben, nicht dazu stehen zu können.


    Und diesen "bestimmten Grund" bist zu bestimmen du berufen ;-). Und außerdem ist er noch "logisch" (zumindest nach deiner Diktion und Denkweise) - und glücklicherweise bist du ihn zu liefern auch imstande (und ich kann nur von Glück sagen, dass mir Aufklärung darüber zuteil wird, warum ich so manches anonym veröffentliche - oder unter einem Pseudonym). - Irgendwie zeugt es von einer Eindimensionalität gehörigen Ausmaßes, einzig in potentieller Böswilligkeit den Grund für die Anonymität zu sehen - und auch von einem mir befremdlich erscheinenden Menschenbild. Abgesehen davon, dass mir diese ganzen verächtlich machenden Blogs zu entgehen scheinen - und ich einen Schriftsteller nicht ernst nehmen könnte, der wegen polemischer, unsachlicher Forenbeiträge sich allzu sehr betroffen fühlen würde.


    Da ich aber meine Ausbildung zur tibetanischen Gebetsmühle noch nicht abgeschlossen habe und nicht wirklich eine Berufung zu dieser Tätigkeit verspüre, du andererseits Argumente ignorierst bzw. ohne diese zu berücksichtigen dich in Wiederholungen ergehst, werde ich diese Diskussion betreffend mir Zurückhaltung auferlegen.


    Grüße


    s.


    Edit: Ich sehe eben, dass sandhofer bereits die "Nichtnachvollziehbarkeit" einer solchen Argumentation erwähnt hat bzw. die Unzahl an vorstellbaren Gründen, die ebenfalls in Frage kämen. Insofern also teilweise redundantes Posting ...

  • Sofern ich nicht behaupte, ich heiße Hiro Protagonist, sondern mir irgendwas alltäglicheres ausdenken, dann kommt niemand drauf, dass das nicht stimmt. Zumindest solange nicht, bis jemand mich belangen will, scheitert und die gleichen Wege einschlagen muss, die er auch gegangen wäre, hätte er meine Identität nicht vermeintlich gekannt. Und wer Böses im Schilde führt, oder mal schnell seinen Ruf aufbessern will, der wird das selten mit echtem Namen tun. Es würde mich zumindest verwundern, hätten die PR-Leute der Bahn bei ihrer letztens aufgeflogenen Aktion (fingierte Leserbriefe, Blogposts usw.) mit "cool dude" oder ihrem echten Namen gezeichnet.


    Zum Thema Foren passt ein Zitat aus dem Cryptonomicon: "Wenn man mit anonymen Fremden im Internet diskutiert, muss man auf alles gefasst sein, denn fast immer entpuppen sie sich als von ihrer Unfehlbarkeit überzeugte Sechzehnjährige mit unendlich viel freier Zeit - oder kommen einem jedenfalls so vor." Ebenfalls Simplifikation usw., aber oft hat er leider auch Recht.

  • Hallo zusammen


    Beim Forenuser erwarte ich sicherlich keine reale Namensangabe, aber ein Blog ist wie eine Website eine eigenständige Informationsplattform und damit impressumspflichtig. Auch im realen Leben muss ich jemanden mit Namen und Wohnort kennen, um Vertrauen fassen zu können. Wer sein Impressum angibt, zeigt damit: "Ich gebe meine Quellen an, auch mich als reale Person. Ich nehme es genau mit meinen Angaben. Deshalb kann ich auch dazu stehen. Ich hafte für meine Texte. Du kannst alles nachprüfen."


    Sorry, wenn ich hier einigen anonymen Bloggern auf die Füße trete. So sehe ich es nun mal. Ohne Impressum verliert für mich ein Blog an Glaubwürdigkeit. Außerdem bestätigt die Reaktion darauf meine Ansicht, denn die Art und Weise, wie ich hier angegangen wurde, war sehr polemisch, persönlich und trotz schwulstigem Stil unter der Gürtellinie. Ich dagegen bezog mich immer nur allgemein auf den Sachverhalt und vermied Werturteile über die Denkstrukturen des anderen.


    Nicht dass es mich tangieren würde, es bestätigt nur meine Sicht. :zwinker:

  • Zum letzten Beitrag.


    Ich fühle keinen Tritt auf meine Füße, habe aber auch Ihnen gegenüber, Frau Marti, weder schwülstig noch polemisch reagiert.
    Sollte mein Beitrag dennoch so aufgefaßt worden sein, so versichere ich, daß dieses nicht meine Absicht war! :redface:


    Gruß
    josmar

  • Nein, das weiß ich nicht.
    Ich bin davon ausgegangen, daß diejenigen, die sich mit vollständigem, realem Namen anmelden evtl. auch gesiezt werden wollen. So sind sie wohl, die Fallstricke im Internet. :zwinker:


    Gruß
    josmar


  • Ich bin davon ausgegangen, daß diejenigen, die sich mit vollständigem, realem Namen anmelden evtl. auch gesiezt werden wollen. So sind sie wohl, die Fallstricke im Internet. :zwinker:


    Ist bei sagenwirmal "profesionellen Foren" auch häufiger der Fall, zB Xing. Ich bin gelegentlich schon mal pikiert darauf hingewiesen worden, dass ich gefälligst Siezen soll. Und habe das Gespräch dann halt abgebrochen 8-)

  • Eine erfrischende Form der Rezension bietet www.vorablesen.de


    Eine gute Möglichkeit vorab Interesse zu wecken und "spielerisch" Werbung zu machen. Die Buchauswahl trifft zwar nicht meinen Geschmack, aber durch die beschränkte Auswahl auf wenige Werke, die in zeitlichem Abstand freigeschaltet werden, lädt es zum reinschauen und zur Diskussion ein. Zumal ich die meisten Bücher sonst nicht mal aus der Ferne anschauen würde...