Beiträge von Bluebell


    Muss man nicht Thomas Bernhard auch unter (kritische) Heimatliteratur rechnen?


    Die Frage habe ich mir gestern auch gestellt, als ich auf den Thread gestoßen bin. Und noch etwas ist mir eingefallen, nämlich Elfriede Jelineks "O Wildnis, o Schutz vor ihr", das ich letztes Jahr gelesen habe. Ich bilde mir aber ein, bei letzterem steht sogar der Begriff Anti-Heimat-Roman im Klappentext ... "kritisch" wäre hier doch etwas untertrieben. :zwinker:


    Unwillkürlich musste ich auch an "Die Wand" von Marlen Haushofer denken, wahrscheinlich, weil da die Lektüre noch recht frisch ist - aber dieses Buch hat mit einem Heimatroman außer dem Schauplatz ja wirklich nichts zu tun.

    Ich lese gerade "Der Prozess" und stelle fest, dass mir Kafkas Romane offenbar tatsächlich mehr liegen als seine Kurzgeschichten.


    "Amerika/Der Verschollene" hat mir vor ca. 2 Jahren ja außerordentlich gut gefallen.
    Zu seinen Kurzgeschichten fand ich nicht den gleichen Zugang, dabei hört man von Kafka-Lesern eigentlich öfter das umgekehrte Problem, kommt mir vor.


    Was ich mit Rückblick auf unsere Kafka-Erzählungen-Leserunde sagen kann, ist, dass "Die Strafkolonie" den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat. Das ist die Erzählung, die mir noch immer am öftesten in den Sinn kommt und mir auch noch am lebhaftesten vor dem inneren Auge steht.
    Das Gute an meiner Ausgabe war außerdem, dass sie recht viel Begleitmaterial und auch biographische Details enthielt. Die Tagebücher habe ich (noch) nicht, und auch ansonsten habe ich meine biographischen Infos über ihn eher mal hier, mal da aufgelesen.


    Was mir am "Prozess" bisher so gut gefällt, ist, dass das Buch bei allem "Understatement" der Erzählweise aus so skurrilen Szenen besteht - auf den ersten Blick wirkt alles relativ normal oder zumindest realistisch, aber so reduziert und von jeglichem Drumherum befreit, dass gewisse Details eine verstärkte Wirkung haben und eine ganz surreale Atmosphäre erzeugen.
    Hmm, jetzt hab ich mir selber die Zähne lang gemacht und werd mich gleich wieder mit dem Buch in den Garten verziehen. :sonne:

    Verstehe ... naja, einen Blick werde ich das nächste Mal bestimmt hineinwerfen, wenn ich in der Buchhandlung wieder über ihn stolpere. :smile:
    Übrigens hat alleine das Geschreibe über Spinnenträume schon gereicht, dass ich letzte Nacht plötzlich senkrecht im Bett stand. *grummel*


    [...] und das gleich mittels einer sagenhaft schaurigen Erzählung von Jeremias Gotthelf. "Die schwarze Spinne" scheint ja ein Klassiker zu sein [...] Ich habe das Büchlein während einiger Zugverspätungen ausgelesen, anfangs zaghaft und dann rauschhaft. Was für eine schaurige mahnende atmoshärisch explodierende Geschichte...


    Ich war schon ganz gebannt, bis ...



    Hoffentlich träume ich nicht von Spinnen.


    ... :entsetzt: !
    Das passiert mir regelmäßig, und es bedarf dazu wesentlich weniger als einer ganzen ERZÄHLUNG über die Viecher!
    Also schade, leider doch nichts für mich, dabei mag ich schaurige, atmosphärische Erzählungen. Aber wenn der Mann auch welche geschrieben hat, in denen alle Protagonisten weniger als acht Beine haben, bin ich ganz Ohr. :zwinker:

    Danke für eure Meinungen.


    Ursprünglich habe ich die Frage gestellt, weil ich herausfinden wollte, ob ich mir das Buch vielleicht lieber NICHT besorgen soll, und jetzt will ich es noch MEHR als vorher! :breitgrins:

    So, jetzt muss ich mir doch hier weitere Meinungen einholen.


    Ich habe drüben im großen Bücherforum erwähnt, dass ich überlege, mir "Mysterien" zuzulegen, und wurde gleich darauf hingewiesen, dass Knut Hamsun ein Nazi-Sympathisant war. Das war eine Überraschung für mich, weil mich einfach nur das Buch als solches interessiert und ich über den Autor komplett uninformiert war (ich wusste nichts über ihn, außer dass er Norweger war und einmal den Nobelpreis bekommen hat).


    Einige lesen deshalb aus Prinzip nichts von ihm. Ich schwimme noch etwas unentschlossen dahin - da in "Mysterien" angeblich nichts von rechtsradikaler Ideologie zu merken ist und Hamsun außerdem schon tot ist, spricht für mich auf den ersten Blick nichts dagegen, das Buch für sich stehen zu lassen und es einfach mal unvoreingenommen zu lesen.


    Manche sehen das aber ganz anders. Ich kann mich noch erinnern, als Sandhofer Doderer aus denselben Gründen verweigert hat, und er hat sich im anderen Forum auch schon zu Hamsun geäußert. Hier scheinen ja schon mehrere von euch Erfahrungen mit dem Autor gesammelt zu haben, und er kommt offenbar auch nicht übel weg - trotzdem nochmal konkret gefragt:


    Macht sich die Nähe zum Nationalsozialismus in seinen Werken irgendwie bemerkbar ("Blut-und-Boden-Thematik", Zitat Sir Thomas, klingt schon irgendwie dubios...)? Und wenn nein - versteht ihr, dass jemand Hamsun trotzdem nicht liest, eben wegen seiner überlieferten Gesinnung? Mein Argument war ja, dass er tot ist und man ihn somit nicht mehr unterstützt, wenn man ihn liest. Außerdem trägt man auch nicht zur Verbreitung rechten Gedankenguts bei, sofern davon tatsächlich nichts in seinen Büchern steckt - also gibt es für mich (aufgrund meines derzeitigen Informationsstandes) eigentlich nichts, was objektiv dagegen spricht, "Mysterien" zu kaufen und zu lesen.


    Oder gibts irgendwas, das ich vergessen habe zu bedenken? :confused:
    Kommentare?


    Ich beneide dich um das Erlebnis. Kannst du noch ein, zwei Sätze zu dem Konzert sagen, z.B. was heißt in diesem Zusammenhang für dich „skurril“ und ob die alte oder neue Sachen spielten oder beides. Weißt du, ob die auch in Deutschland auftreten und wann und wo?


    Also, Zappa war ja vor meiner Zeit und ich kannte bis zu besagtem Konzert wenig bis nichts von seiner Musik ... in den Augen meiner kompletten Schwiegerfamilie eine völlig inakzeptable Bildungslücke, weshalb ich ohne die geringste Chance auf Widerspruch zum Konzert mitgeschleift wurde! :breitgrins:


    Für mich war also fast alles "neu" :zwinker: , laut meinen Begleitern waren die Stücke von der Playlist aber großteils alt.


    Skurril war für mich das Gesamterlebnis - sehr ungewöhnliche (oder zumindest für mich ungewohnte) Musik mit teils ganz schön durchgeknallten Texten, gespielt von einem Haufen übermütiger 70 - 80jähriger in demselben Club, in dem ich zuletzt Melissa auf der Maur gesehen hatte ... doch, skurril trifft's schon ganz gut! :lachen:


    Mir hat das Konzert super gefallen, zu meiner Überraschung habe ich zu der Musik sofort Zugang gefunden, und die Performance war umwerfend ... leider weiß ich nix bezüglich weiterer Tourdaten!

    Ich hatte kürzlich das Vergnügen, Frank Zappas ehemalige Band, die "Mothers of Invention", die sich jetzt "Grandmothers reinvented" :breitgrins: oder so ähnlich nennen, live zu erleben.


    Ein ziemlich skurriles, für mich wohl einmaliges Erlebnis und jeden Cent wert!

    Ich habe "Goethe schtirbt" vor ziemlich genau einem Jahr gelesen und war [url=http://www.literaturschock.de/literaturforum/index.php/topic,22607.msg548999.html#msg548999]recht angetan[/url]. :smile:


    Ich weiß nicht, ob Richard Yates schon genannt wurde. Ich habe gerade "Zeiten des Aufruhrs" gelesen und bin sehr beeindruckt ! Seine Schilderungen sind sehr detailliert, sehr gut beobachtet und er taucht tief in die Charaktere ein. Ihre Verzweiflung und auch die Kritik an der Gesellschaft, dieser Verlust vom Traum der Freiheit, sind intensiv spürbar. Beklemmend auch oder eben symptomatisch für unsere Gesellschaft, dass gerade der vermeintlich Geistesgestörte die Mittelstandsidylle entlarvt.


    Ich habe vor nicht allzu langer Zeit die Verfilmung mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet gesehen und war sehr begeistert.
    Die Schauspieler sind wirklich gut und machen viel aus, aber ich kann mir sogar vorstellen, dass vom Plot manches im Buch noch besser rüberkommt (weil einfach mehr Raum da ist, um es zu beschreiben). Ich denke schon, dass ich es noch lesen werde!


    Wie hat der Roman dir den gefallen?


    Extrem gut, ein Highlight.
    EDIT: [url=http://www.literaturschock.de/literaturforum/index.php/topic,2734.msg605484.html#msg605484]Hier[/url] habe ich einen Beitrag dazu geschrieben.



    Wäre schön, wenn du unsere Leserunde nicht nur mitverfolgen würdest, sondern wenn du, auch wenn du jetzt nicht mitliest, dich an unserer Diskussion beteiligen würdest.


    Es wird bestimmt Kommentare von euch geben, wo ich einhaken will, und dann werde ich mich nicht zurückhalten. :winken:


    Das ehemalige Pfarrhaus steht noch heute und beherbergt das kleine, aber feine „Brontë Parsonage Museum“, in dem einige Zimmer noch originalgetreu erhalten sind:
    http://www.bronte.info/


    Hast du es schon besichtigt? Lohnt es sich?
    Ich komme heuer wahrscheinlich in die Gegend (naja, "Gegend" ist relativ :breitgrins: ) und würde eventuell einen Abstecher planen.
    Das Jane-Austen-Museum in Bath ist auch nicht groß, hat mir aber SEHR gut gefallen.

    Haha, wusste ich doch, dass irgendwo in den Katakomben des Forums so ein Thema herumgeistert! :breitgrins:


    Nachdem ich vor kurzem Jules Vernes "Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer" beendet habe, stehe ich noch ganz im Bann dieses furiosen Rachegottes, als der sich Kapitän Nemo im Lauf des Romans entpuppt. Ich finde, dieses Werk darf in so einer Aufzählung nicht fehlen!


    Orlando Figes, Nataschas Tanz.
    Breitwandgemälde russischer Kultur, aucb wenn Mr. Figes die erst mit Peter dem Großen beginnen lässt.
    Liest sich gut weg.
    Gefällt mir.


    Oh, das interessiert mich aber auch ... hast du schon mehr Bücher in dieser Art gelesen? Ist Edward Rutherfurds "Russka" damit vergleichbar?


    Ich lese gerade "Emma". Das ist mein dritter Roman von Jane Austen und er hat die gewohnten Vorzüge :zwinker: aber so gut wie "Pride and Prejudice" und "Persuasion" gefällt er mir bisher nicht.