Beiträge von Bluebell


    Gestern Abend habe ich noch die Zeittafel zur Biographie Melvilles in dem Taschenbuch gelesen und gemerkt, dass ich eigentlich doch wenig über Melvilles Leben kenne und spiele deshalb mit dem Gedanken mir eine Melville-Biographie zuzulegen. Gibt’s da Empfehlungen?


    Nicht direkt, aber an dieser Stelle kann ich es nicht lassen, auf ein von mir immer wieder gern zur Hand genommenes Buch zu verweisen:


    R. Barth, M. Bielefeld - Wilde Dichter: Die größten Abenteurer der Weltliteratur


    Eines (ich glaube sogar das ausführlichste) der 6 Kapitel ist Melville gewidmet. Von einer detaillierten Biographie kann bei diesem Umfang natürlich keine Rede sein, aber man bekommt doch einen guten ersten Eindruck von seinem nicht gerade unspektakulären Lebenslauf, seinem Charakter und den Ursprüngen seiner literarischen Themen. (Ich habe übrigens das ganze Buch sehr genossen, also auch die anderen vorgestellten Schriftsteller.)


    [kaufen='978-3890293004'][/kaufen]

    Hallo Hubert,
    ich habe Moby Dick auch noch nicht gelesen, aber auf meiner Wunschliste steht die Übersetzung von Jendis. Über die habe ich damals sehr viel Positives gehört, als sie herauskam. Irgendwo bin ich auch auf eine Gegenüberstellung von Jendis und Rathjen inklusive Leseprobe gestoßen, und die hat mich dann endgültig überzeugt - weiß leider nicht mehr wo, aber eventuell spuckt dir Google etwas aus!?

    Anita:
    Ich bin auf dein Fazit von 1Q84 gespannt - mir hat es sehr gut gefallen, und ich freue mich schon auf den 3. Teil! :smile:


    Fludribus:
    Ooh ... über Sadakos Geschichte gab es einen eigenen Raum im Atombombenmuseum in Hiroshima, aber ich habe mir das Buch dann doch nicht zugelegt, sondern stattdessen Schwarzer Regen von Masuji Ibuse. Und das hat mir (genau wie das Museum) dermaßen zugesetzt, dass ich derzeit einen Bogen um alles machen muss, was mit den Atombombenabwürfen zusammenhängt ... :sauer:


    Lauterbach:
    Mit Hamsun will ich es auch unbedingt einmal probieren, aber ich glaube, ich will auch mit Mysterien anfangen! Ist das ratsam?


    So, und jetzt komme ich wohl nicht drumherum, auch "on topic" auszupacken! :breitgrins:
    Also ich habe gerade Schloss Gripsholm beendet und fand es ... nett. Die nächsten 3 Fixpunkte sind auch ganz schön klassikerlastig, und zwar die rororo-Monographie über die Schwestern Brontë (für das Monatsspiel im Literaturschockforum) sowie King Lear und Mrs. Dalloway (beides Leserunden ebendort). Ob/was ich dazwischen noch einschiebe, weiß ich noch nicht - aber wenn, dann sicher was Neueres.


    Fazit: Nicht jede Erzählung gefällt allen gleich gut, aber letztendlich hat Kafka für Jede/n etwas zu bieten!


    :klatschen:


    In diesem Sinne auch von mir ein Dankeschön für die Leserunde mit euch, bei Gelegenheit gerne wieder! Und ein extra Danke für Huberts umfangreiche Zusatzrecherchen, zu denen mir selber die Muße gefehlt hat - aber diese mundgerechten Happen habe ich gerne angenommen! :breitgrins:

    Ich würde die Trennlinie zwischen "besser" und "schlechter gefallener" Hälfte auch so ziehen wie Steffi. Mit der konkreten Reihung tue ich mich schwer, aber ich versuch's mal:


    1. In der Strafkolonie


    Dann ziemlich gleichwertig:


    2. Das Urteil
    3. Die Verwandlung


    Und wiederum ziemlich gleichwertig:


    4. Ein Bericht für eine Akademie
    5. Ein Hungerkünstler
    6. Ein Landarzt


    Also eigentlich würde ich lieber einen ersten, zwei zweite und drei dritte Plätze vergeben, das käme meinen Eindrücken eher entgegen.


    gut zu wissen. Ich bin ja noch ein Thomas-Bernhard-Entdecker :-)
    Frost" reizt mich sehr.


    *unterschreib* :blume:
    Ich habe gerade Holzfällen gelesen und bin nun wieder versöhnt, nachdem ich von den Dramoletten in Der deutsche Mittagstisch teilweise etwas enttäuscht war - was wiederum damit zusammenhängen könnte, dass meine Erwartungen nach der Autobiographie und einigen Erzählungen utopisch hoch geschraubt waren ... :breitgrins:


    Imo gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem Schluss vom „Hungerkünstler“ und der „Verwandlung.“.


    Ist mir nicht bewusst aufgefallen, aber wo du es sagst ...



    Seht ihr das auch so, und wie ist das zu interpretieren?


    Ganz spontan gebrainstormt: Das Schwache, Unerwünschte, Krankhafte, Lästige verschwindet ("wird verschwunden") und das Kräftige, Schöne, Gesunde dehnt sich sofort in den freigewordenen Platz hinein.
    Möglich, dass Kafka (fälschlicherweise) ein ähnliches Schicksal für sich selbst vorausgeahnt hat!?


    Imo ist der Grund, dass die Menschen in dieser Zeit kurz nach dem 1. Weltkrieg, den Hunger selbst zu Genüge kennen lernten, und deshalb logischerweise an Hungerkünstlern kein Interesse hatten.


    Das glaube ich auch. Man muss sich ja nur die österreichischen (bzw. generell die deutschsprachigen?) Filme aus den 50ern und frühen 60ern ansehen: das ist typischerweise picksüße, vor Kitsch triefende Heimatromantik. Und trotzdem finde ich es daneben, wenn sich Leute aus meiner Generation oder jünger darüber auskotzen - niemand von uns hat das erlebt, was das Zielpublikum dieser Filme damals gerade hinter sich hatte, und wie arrogant muss man bitte sein, um es den Menschen zu verübeln, dass sie wenigstens am Bildschirm heile Welt und Idylle sehen wollten!? Aber jetzt wird's off topic.


    Deinen Link zu dem Artikel von Martin Walser habe ich vorhin im Materialordner gelesen und kommentiert, und jetzt sehe ich gerade erst deinen Kommentar hier:



    Diese Besprechung zeigt natürlich auch Walsers Meisterschaft der kurzen Form, gibt aber auch einen Einblick in Kafkas Schreibweise und hat , obwohl ich das nicht mehr für möglich hielt, mein Kafka-Bild noch mal verändert! (-> „Kafkas Stil und Sterben“). Erst von Walser habe ich erfahren, dass Kafka nicht nur an Lungen TB, sondern auch an Kehlkopf TB litt und deshalb selbst verhungerte!


    *unterschreib*

    Hubert:
    Vielen Dank für den Artikel! Der hat mich sehr fasziniert und berührt.
    (Von den Informationen über Kafka einmal abgesehen, gefällt mir auch, was und wie Martin Walser schreibt - vielleicht sollte ich es doch wieder einmal mit ihm als Schriftsteller versuchen!? Das könnte wieder so ein Fall sein von trotzig verweigerter Schullektüre, zu der ich im Nachhinein doch einen Zugang finde. :zwinker: )


    André:
    Marbach ist leider außer meiner Reichweite, aber ich habe mir den Videobeitrag angesehen. Die Briefe haben ja einiges überstanden - Kafkas Aufforderung zur Vernichtung, den Holocaust-Tod der Adressatin ...!


    Hallo Hubert,


    klar, die Ironie ist schon sehr deutlich, finde ich. Mir hat dieses Stelle besonders gut gefallen, besonders die "Reklame" , die sich auch , wie ich finde, auf die biblischen Wunder bezieht.


    Sehe ich auch so.
    Das mit deiner Mutter tut mir sehr leid, ich wünsche ihr/euch alles Gute!!

    Juhu! :klatschen:
    Das ist ja tatsächlich nur halb so dick wie der erste Band (bestehend aus Teil 1 + 2). Da frage ich mich schon, warum man es bei uns nicht auch gleich als Trilogie herausgebracht hat, so wie in Japan!? :confused:

    Hallo allerseits,


    ich war gestern in einem Theaterstück, wo in einer Szene aus der Erzählung "Das Sandbuch" vorgetragen wurde. Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie zugänglich Sprache und Geschichte waren ... ich hatte mir Borges irgendwie sperriger vorgestellt. Oder ist die Erzählung vielleicht nicht repräsentativ!?

    Wozu Bildung ... pffft. Ich bin einfach neugierig, ich will viel wissen, will mich auskennen, will Zusammenhänge verstehen.
    Jedoch (ganz naiv formuliert): wenn man irgendwas draus macht, also die Bildung im richtigen Leben auf irgendeine Art und Weise umsetzt, sie sinnvoll nützt, zu "guten Taten" werden lässt ... dann ist sie eine tolle Sache. Ansonsten bleibt sie irgendwie doch bloß intellektuelle Masturbation.


    Zuerst ist mir aufgefallen, dass Kafka den Begriff "Hungerkünstler" wörtlich nimmt und ihn tatsächlich nicht als einen kunstschaffenden Menschen, der nicht oder nur schwer von seiner Kunst leben kann, beschreibt, sondern als Künstler, der vom Hungern lebt.


    Ganz schön krasser Beruf, nicht wahr?
    (Da fällt mir ein Ausspruch einer amerikanischen Serienschauspielerin ein, die in einem Interview mal voller Zynismus gemeint hat: "Man bezahlt uns nicht fürs Schauspielern, sondern fürs Hungern.")



    Es fragt sich natürlich auch, was mit dem Hungern gemeint sein könnte.


    Wikipedia betont besonders die Metapher für Kunst, aber ich finde, deine Ideen würden auch alle einleuchten. Auf mich persönlich wirkt er gar nicht so anders als moderne Magersüchtige, und ich glaube ihm auch nicht, wenn er sagt: "...weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht und mich vollgegessen wie du und alle.“


    Genuss scheint mir so ziemlich das Letzte zu sein, was ihn zum Essen bewegen könnte. Was auch immer seine ursprüngliche Motivation gewesen sein mag, aber das bloße "Nichtschmecken" wohl kaum. :rollen:

    Hallo ihr Lieben,
    ich muss mich fürs Erste (noch) ein bisschen rarer machen - bin beruflich und privat gerade ziemlich ausgelastet, und zusätzlich bin ich drüben im Großen Bücherforum mit der Monatsleitung eines Lesespiels betraut worden ... da kann ich hier gerade leider nicht sehr ausführlich mitdiskutieren.


    Nur 2 Cent zu der Wunde: für mich hatte die Beschreibung auch Vaginasymbolik, besonders, als sich der Landarzt dann nackt neben den Patienten legt (und zwar auf der Seite, wo die Wunde war). Die Beschreibung mit den Würmern fand ich dann aber so widerlich, dass ich gar nicht mehr genauer darüber nachdenken wollte.


    Den Hungerkünstler habe ich übrigens schon gelesen, ich weiß wie gesagt nur nicht genau, wann ich hier wieder in Ruhe zum Posten komme ...! Werde aber zumindest reinlinsen.


    Bis hoffentlich bald!! :winken:


    wenn Dir ev. auch „Das Schloss“ gefallen könnte und Du Lust dazu hast, könnten wir das hier im Anschluss an die Erzählungen noch lesen


    Danke für das Angebot, aber nach den Erzählungen werde ich erst mal eine kleine Kafka-Pause machen und danach wahrscheinlich trotzdem lieber zuerst den "Prozess" lesen - vielleicht auch noch das "Schloss", aber eher nicht in unmittelbarer Zukunft.


    Übrigens finde ich es spannend, welche Parallele dir da zum Michael Kohlhaas aufgefallen ist - den habe ich ja noch nicht gelesen, aber ich freue mich auch immer wahnsinnig, wenn ich (ausnahmsweise mal :elch: ) solche Bezüge bemerke.


    Das, liebe Bluebell, wäre sehr, sehr nett.


    Also - das Buch heißt "Die keltische Frau" und stammt von Jean Markale. Kapitel V heißt "Der Gral oder die Suche nach der Frau", und hier habe ich eine der Stellen gefunden, an die ich mich erinnert habe. Aus dem Zusammenhang gerissen klingt sie ein wenig verwirrend, aber ich poste trotzdem mal:


    [...] symbolisiert der Gral-Kelch den Uterus der Muttergöttin, die - vorausgesetzt, dass sie geschwängert wird - den Geschöpfen auf Erden das Leben schenkt. Bekanntlich ist das Gralreich unfruchtbar und verwüstet und wartet auf den erwählten Ritter, der ihm seine verlorene Fruchtbarkeit wiedergibt. Und was ist erst von der Verletzung des Fischerkönigs an seinem "edelsten" Körperteil zu halten? Allein durch diese Analogie zwischem dem Gral-Kelch und dem Mutterschoß dürfte die Weiblichkeit des Grals hinreichend bewiesen sein.


    Zwei Seiten später wird eine Stelle aus einer irischen Sage zitiert:


    "[...] Du warfst einen Jagdspieß nach mir. Ich warf einen anderen nach dir und traf dich am Oberschenkel in der Höhe des Geschlechts. Seit dieser Zeit hast du ein Drüsenleiden und hast seither nie mehr einen Sohn oder eine Tochter gezeugt."
    Daraus geht hervor, dass Celtchar das gleiche Leiden hat wie der Fischerkönig. Folglich kann er den "Heldenanteil", d.h. die Rangstelle des Königs nicht für sich beanspruchen, denn die Königswürde ist, wie wir schon häufig feststellen konnten, unvereinbar mit sexueller Impotenz.


    Das Thema wird auch noch an mehreren anderen Stellen im Buch aufgegriffen, also wenn du dich näher dafür interessierst, würde es sich vielleicht schon auszahlen, es irgendwo aufzutreiben.


    weißt du noch, liebe Bluebell, wie die Sage hieß oder wo man die finden kann?


    Ich werde nachsehen! Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es tatsächlich eine keltische Sage war oder eine vom Fischerkönig (dem Gralshüter), was dann ja eher ein keltisch-christlich-mythologisches Mischmasch wäre - jedenfalls kenne ich die Geschichte aus meiner Keltenphase und habe eine Handvoll Bücher im Kopf, die dafür in Frage kommen. Ich werde am Osterwochenende mal danach suchen!



    schade, dass euch „Ein Bericht für eine Akademie“ nicht so gefallen hat, von allen bisher gelesenen Erzählungen halte ich persönlich diese für die gelungenste. Aber die Geschmäcker sind verschieden und es muss ja nicht jeder/m alles gefallen.


    Mir hat bis jetzt die Strafkolonie am besten gefallen. Wenn wir durch sind, könnten wir ja zum Spaß jeder eine persönliche Reihung posten und vergleichen, wer womit wie viel oder wie wenig anfangen konnte! :smile:



    Kommen wir zur vorletzten Erzählung in unserer kleinen aber feinen Leserunde: „Ein Landarzt“.


    Hui, die lässt mich im ersten Augenblick sehr durcheinander zurück. Ich will jetzt gar nicht sofort etwas dazu schreiben, sondern die Geschichte erst einmal setzen lassen und dann deine weiterführenden Links lesen, Hubert. Jedenfalls eine sehr intensive, sehr (alp-)traumhafte Angelegenheit ...


    Nette Anekdote mit den Komponisten übrigens - generell würde ich ja auch Kafka statt Blumen bevorzugen, aber wenn ich gerade wegen einer OP im Krankenhaus läge und mir brächte jemand den "Landarzt", würde ich ihn der Person wahrscheinlich um die Ohren hauen! :elch: