Da hier von Dostoevskij das Thema Altersproblematik aufgeworfen wurde, fällt mir eben noch ein, dass ich einen wichtigen Tipp loswerden muss: dieses wunderbare Buch von Milena Michiko Flašar "Oben Erde, unten Himmel".
Der Roman spielt im urbanen Milieu in Japan. Die Ich-Erzählerin Suzu ist 25 und ein "Freeter", so nennt man junge Leute, die sich von einem Anlernjob zum nächsten hangeln. Suzu ist jedoch das Gegenteil einer Betriebsnudel, eher zurückhaltend und gern allein (wie sie schon im ersten Satz erklärt). Ihren Job in der Gastro kann sie deshalb nicht behalten und wechselt in einen sehr ungewöhnlichen Betrieb: ein Reinigungsunternehmen für Leichenfundorte. Womit nicht Tatorte gemeint sind, sondern Wohnungen, in denen jemand - meist ein alter Mensch - vereinsamt und unbemerkt verstorben ist.
Suzu hat einen wachen Blick für die Lebensumstände anderer, großes Einfühlungsvermögen und viel Menschenverstand. Ihr scharfer Geist und ihre Beobachtungsgabe machen sie zu einer wunderbaren Erzählerin. Das Buch hat mich total bezaubert. Es hat einen angenehm leichten, poetischen und auch humorvollen Erzählton, obwohl auf jeder Seite durchscheint, dass es darin um die letzten Dinge geht - Alter und Tod, Einsamkeit, Einfühlung und Verantwortung für Mitmenschen. In unserer Leserunde mit anspruchsvollen Viellesern waren alle begeistert. Ganz große Leseempfehlung!