Was lest ihr gerade?

  • Ich habe den Philip Blom: Die Welt aus den Angeln gerade zu Ende gelesen.Eine echte Empfehlung, wenn auch die philosophischen Schlussfolgerungen für unsere derzeitige Situation und Zukunft sehr düster, aber leider sehr nachvollziehbar sind.

    Außerdem gestern Nacht beendet die erste der drei Grönländersagas: Die Saga von Erik dem Roten

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Eduard von Keyserling, Werke

    https://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=259166


    Nachdem ich an sich nur "Wellen" hatte lesen wollen, ging es dann doch von vorne los, zur Zeit bis "Abendliche Häuser", und jeden der Romane fand ich gut. Es geht vom Naturalismus zum Impressionismus, sagt jedenfalls die Wikipedia, aber was impressionistische Literatur sein könnte, weiß ich nicht. An "Beate und Mareile", "Dumala", "Wellen" beeindruckt mich die Schilderung der absterbenden Adelsgesellschaft so.


    Charakterisierungs- und Sprachkunst pur.

    Wird ganz gelesen, außer vielleicht die Theaterstücke.


    Schönen Sonntag! Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • RL Stevenson, Der Master von Ballantrae. Das kenn ich schon, allerdings in der alten Übersetzung bei Diogenes, jetzt les ich das noch mal in der neuen Übersetzung von Melanie Walz (für das Original ist, denke ich, mein Englisch zu schlecht). Das Buch fiel mir heute in die Hände, als ich etwas ganz anderes gesucht habe. Ich wußte gar nicht mehr, dass ich das mal gekauft habe ;-).

  • Meinerseits bin ich übrigens im China des 12. Jh. u.Z. und lese "Outlaws of the Marsh (Water Margin)" (dt.: Die Räuber vom Liang-Schan-Moor), eine wirkich amüsante Räuberpistole.

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    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich komme gerade aus Istanbul zurück (lesetechnisch gesprochen). Ein großartiges Buch. Deckt die ganze Geschichte der Stadt ab und geht auf viele Aspekte, besonders der Kulturgeschichte, ein. Ich habe viel daraus lernen können.


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    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Welches Buch von Blom meinst du denn? Ich dachte, er übersetzt seine Bücher selbst vom Englischen ins Deutsche...


    Wieso ist Blom denn übersetzt worden? Er ist doch Deutscher und arbeitet in Wien.

    Ich meinte den 'Taumelnden Kontinent'. Ich hatte das Buch seinerzeit auch mit dem Eindruck gekauft, der Autor sei ja Deutscher (oder deutschsprachig). Nach einigen Seiten war ich aber dann verwirrt, weil sich das Buch wie eine sehr schwache Übersetzung aus dem Englischen las. Recht holprig und unelegant, mit Anglizismen durchsetzt. Und dann sah ich im Impressum, dass die Originalausgabe tatsächlich auf Englisch erschienen war und der Autor das offenbar etwas oberflächlich und schlampig ins Deutsche übertragen hat. Das war für mich sehr ärgerlich.

  • Nachdem ich an sich nur "Wellen" hatte lesen wollen, ging es dann doch von vorne los, zur Zeit bis "Abendliche Häuser", und jeden der Romane fand ich gut.

    Mit den 'Abendlichen Häusern' bin ich auch gerade zugange. Ein sehr schöner Roman, wobei ich natürlich ahne, dass es mit Dietz und Fastrade nur tragisch enden kann...

  • Ich meinte den 'Taumelnden Kontinent'. Ich hatte das Buch seinerzeit auch mit dem Eindruck gekauft, der Autor sei ja Deutscher (oder deutschsprachig). Nach einigen Seiten war ich aber dann verwirrt, weil sich das Buch wie eine sehr schwache Übersetzung aus dem Englischen las. Recht holprig und unelegant, mit Anglizismen durchsetzt. Und dann sah ich im Impressum, dass die Originalausgabe tatsächlich auf Englisch erschienen war und der Autor das offenbar etwas oberflächlich und schlampig ins Deutsche übertragen hat. Das war für mich sehr ärgerlich.

    Danke für die Info. In meinem Buch "Die Welt aus den Angeln" steht im Impressum, es sei im Hanser Verlag 2017 erschienen, ohne Übersetzer und Angabe zu einer anderssprachigen Originalausgabe. Jetzt habe ich aber bei Amazon gelesen, dass das Buch schon auf Englisch unter einem anderen Titel 2016 erschienen war. Ich finde das einerseits sehr unaufrichtig und schlampig vom Hanser Verlag, und andererseits sollte Blom dann wohl deutlich besser sein Lektorat kontrollieren, wenn die seine Übersetzung überarbeiten, bzw. selbst genauer arbeiten. Inhaltlich ist das Buch ja sehr gut, aber das oben Genannte finde ich daneben.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Gerade abgeschlossen: Meinrad Inglin: Werner Amberg. Die Geschichte einer Jugend (1949). Genauer genommen die Kindheit und Jugend eines an seiner freien Entwicklung gehinderten sensiblen Außenseiters auf dem Lande in einfachem klarem Erzählstil. Zum Glück nicht ganz so schwarz, wie manches aus der Zeit, sehr angenehm zu lesen, auch, wenn man müde ist.

  • In der Gruppe "Deutsche Literatur" auf Facebook hat jemand auf ein Spätwerk von Fontane aufmerksam gemacht, eine Art Emanzipationsroman, mit dem Titel "Mathilde Möhring". Der Roman ist nur kurz und anscheinend auch nicht ganz fertig - ich bin noch am Lesen und lasse einfach mal auf mich zukommen, ob er ein "richtiges" Ende hat oder nicht. Kennt ihn jemand?

    Ich habe eine Seite gefunden, wo ich ihn umsonst runterladen konnte; ich glaube, es war Zeno.

  • Ja, die Mathilde Möhring kenne ich. Einer der kleineren Romane von Fontane, in einer Kategorie etwa mit Stine oder Jenny Treibel, wobei von der Länge her glaube ich zwischen den beiden.


    Ich lese gerade (zum ersten Mal!) Zweigs Erinnerungen 'Die Welt von gestern' und bin sehr begeistert.

  • Ja, die Mathilde Möhring kenne ich. Einer der kleineren Romane von Fontane, in einer Kategorie etwa mit Stine oder Jenny Treibel, wobei von der Länge her glaube ich zwischen den beiden.


    Ich lese gerade (zum ersten Mal!) Zweigs Erinnerungen 'Die Welt von gestern' und bin sehr begeistert.

    Von Stefan Zweig bin ich im allgemeinen nicht so angetan, aber dieses Buch würde ich jeder Lesratte empfehlen, die sich mit Stefan Zweig näher beschäftigen möchte.


    Es ist nun schon eine Weile her, aber dieses Buch hat auch mich begeistert. Wenn dir dieses Buch gefällt, so wird dir Sandor Marais: Bekenntnisse eine Bürgers wohl ebenfalls gefallen?


    Bekenntnisse eines Bürgers: Erinnerungen

  • Ja, die Mathilde Möhring kenne ich.

    Dann kannst Du mir vielleicht die Stelle am Schluss erklären, als Mathilde ihrer Mutter sagt: "Es wäre doch hübsch, und auhc besonders für dich, wenn du ihn einbuschen könntest."
    Was meint sie damit?
    Etwas später heißt es, dass sich die Nachbarn dann vielleicht beschweren würden.

    Was heißt "einbuschen"? Ich habe bei Googlebooks gelesen (in einer editorischen Notiz zu einer Reclam-Ausgabe), dass der Absatz in früheren Ausgaben manchmal wegen möglicher Anstößigkeit gestrichen wurde. Das hilft mir nicht weiter, im Gegenteil ...

  • Von Stefan Zweig bin ich im allgemeinen nicht so angetan, aber dieses Buch würde ich jeder Lesratte empfehlen, die sich mit Stefan Zweig näher beschäftigen möchte.


    Es ist nun schon eine Weile her, aber dieses Buch hat auch mich begeistert. Wenn dir dieses Buch gefällt, so wird dir Sandor Marais: Bekenntnisse eine Bürgers wohl ebenfalls gefallen?


    Bekenntnisse eines Bürgers: Erinnerungen

    Danke für den Tipp. Ich stimme Dir übrigens zu: Stefan Zweig finde ich sonst in seinen Erzählungen und Romanen schon recht angejahrt. Vor einiger Zeit las ich seine Novelle 'Angst' und fand sie fast ungenießbar.

    An diesem autobiographischen Buch begeistert mich aber nicht nur die Klugheit, die der Autor erkennen lässt, sondern vor allem die Schilderung des gesellschaftlichen Wandels vom Kaiserreich (bzw. k.u.k-Monarchie) bis ins Jahr 1940/1941. Weil der Autor diese Jahrzehnte selbst überblickt, kann er sehr lebendig vermitteln, wo ihm die 'Welt von gestern' aus späterer Zeit fremd und seltsam erscheint. Das finde ich als Zeitdokument und aus rein historischer Perspektive interessant, zudem empfinde ich aber beim Lesen auch viele Parallelen zur heutigen Zeit. Der Verlust von Sicherheit etwa, den der Autor erlebt, die Zunahme politischer Konflikte, das Aufflammen von Hass und Gewalt...

    Und stilistisch empfinde ich dieses Buch frischer und schlanker als seine fiktionalen Werke.

  • Dann kannst Du mir vielleicht die Stelle am Schluss erklären, als Mathilde ihrer Mutter sagt: "Es wäre doch hübsch, und auhc besonders für dich, wenn du ihn einbuschen könntest."
    Was meint sie damit?
    Etwas später heißt es, dass sich die Nachbarn dann vielleicht beschweren würden.

    Was heißt "einbuschen"? Ich habe bei Googlebooks gelesen (in einer editorischen Notiz zu einer Reclam-Ausgabe), dass der Absatz in früheren Ausgaben manchmal wegen möglicher Anstößigkeit gestrichen wurde. Das hilft mir nicht weiter, im Gegenteil ...

    Ich kenne das Wort auch nicht.
    Offenbar geht es darum, dass Mathilde ihrer Mutter gönnen würde, sich um ein Kind von ihr und Hugo zu kümmern - aber dieses Kind ist ja nicht gezeugt worden.

    Mein Verdacht ist, dass es um Wickeln bzw. Windeln geht, und zwar abgeleitet von 'Buchse' (auch 'Buxe', ugs. für Hose oder Unterhose) - das könnte durch eine Verschiebung oder regionale Variante auch 'busche' sein, und 'einbuschen' wäre dann 'einwindeln'. Das würde erklären, warum es als anstößig empfunden wurde.

  • Ja, das wäre eine mögliche Erklärung.

    Ich habe mich gewundert, weil sowohl in meinem Ebook als auch in einer anderen Ausgabe, die man online einsehen kann, etliche Ausdrücke per Fußnote erklärt sind - die Bezeichnungen für Zeitungshäuser, für Restaurants und Caféhäuser, spezielle Ausdrücke wie "Prünelle" für Backpflaume usw., aber die Einbuschen-Stelle wird nirgends erklärt. Was vermutlich bedeutet, dass es eine ganz einfache Erklärung gibt, auf die der Leser/die Leserin als halbwegs intelligenter Mensch ohne Hilfe kommen müsste.

  • Ja, das wäre eine mögliche Erklärung.

    Ich habe mich gewundert, weil sowohl in meinem Ebook als auch in einer anderen Ausgabe, die man online einsehen kann, etliche Ausdrücke per Fußnote erklärt sind - die Bezeichnungen für Zeitungshäuser, für Restaurants und Caféhäuser, spezielle Ausdrücke wie "Prünelle" für Backpflaume usw., aber die Einbuschen-Stelle wird nirgends erklärt. Was vermutlich bedeutet, dass es eine ganz einfache Erklärung gibt, auf die der Leser/die Leserin als halbwegs intelligenter Mensch ohne Hilfe kommen müsste.

    Das ist von Dir sehr wohlwollend erklärt. Mein Eindruck ist oft, dass ganz Offensichtliches in Fuß- oder Endnoten erläutert wird, während die wirklich komplizierten Dinge weggelassen werden, vermutlich, weil die Herausgeber selbst keine Erklärung gefunden haben oder wissen. :-)