Was lest ihr gerade?

  • Es gab eine bewußte Entscheidung vor allem der Briten und der Amerikaner, nichts gegen den Holocaust zu unternehmen. So ein Buch kann natürlich kein Deutscher schreiben. Es wäre zynisch. Aber Haenel bedient sich der Stimme des polnischen Widerstandskämpfers und Emissärs, um diese dunkle Seite der Geschichte zu beleuchten.

    Kannst Du darüber ein bisschen mehr sagen?

  • Jan Karski war ein polnischer Widertandskämpfer zur Zeit der Besetzung des Landes durch die Deutschen und die Sowjets. Er wurde als Kurier der polnischen Exilregierung eingesetzt, um seine Berichte über die jüdischen Gettos und die Vernichtungslager der Nazis auf polnischem Boden vor allem an die westlichen Machthaber weiterzugeben. Er traf sich mit Vertretern der britischen Regierung, sogar mit Präsident Roosevelt in den USA. Seine dreinglichen Appelle im Jahr 1942, durch gezielte Bombardements und eine umfassende Aufklärung die Massenermordungen der Nazis an der jüdischen Bevölkerung zu stoppen, verhallten. Eine solche Kampagne passte nicht ins Konzept der Briten und der Amerikaner. Am Ende des Krieges wurde Polen von ihnen sogar so behandelt, als hätte es auf der Seite des Feindes gestanden und wurde Stalin zum Fraß vorgeworfen. Karski wurde zwar hoch geehrte, verstummte aber nach dem Krieg mehr und mehr, weil er den Zynismus und die Heuchelei der Alliierten nicht ertragen konnten, die in groß inszenierten Prozessen die deutschen Kriegsverbrecher verurteilten, ihre eigene Untätigkeit und ihren Entschluss, nichts gegen den Holocaust zu unternehmen, jedoch überdeckten.

  • Hermann Burger: Lokalbericht. Sein erster Roman, postum (d.i. vor zwei Jahren erst) erschienen. Es ergiesst sich eine gewaltige Wortkaskade über den Leser, und dies von einem Autor, der übers Schreiben schreibt, übers Interpretieren dieses Geschriebenen - und vor allem über Burgers Lieblingsthema: Die Schweizer Provinz.


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    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Lese gerade "Meine Geschichte der deutschen Literatur: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart" von Marcel Reich-Ranicki. Es ist eine Freude, wie MRR es schafft, Lust auf die Lektüre verschiedener Autoren zu wecken, und selbst bei gut bekannten Autoren noch die eine oder andere neue Information zu vermitteln.

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    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich dachte schon, ich habe mit meiner Frage nach Einar Schleef das Forum kaputt gemacht. ;-)

    :S;)


    bin derzeit schreibfaul und auch ich lese viel zu langsam im Vergleich zu früher und das nervt mich. Ein elender Kreislauf X/


    BigBen

    schöner Lesestoff (MRR) !


    Ich versuche mich gerade an "MoE" . Ich werde ewig brauchen.

    Musil verliert sich in seinen essay-artigen Ausführungen, das würde ich dann doch gerne überspringen, aber aus Angst etwas zu verpassen, lass ich es. Seinen, nicht offensichtlichen, Humor mag ich. Spricht mich sehr an und lässt mich dranbleiben. Ich bin im ersten Drittel des Buches. Die Parallelaktion ist im entstehen begriffen.


    meine eigene Parallelaktion besteht darin etwas über Musil zu erfahren, aus der Biographie von Corino (noch so ein fetter Wälzer)


    Gruß,

    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe mir den MoE mal auf dem Flohmarkt für einen Euro gekauft. Seitdem liegt das Buch hier. Ich erinnere mich noch an die Reaktion meines Vaters, der damals noch lebte: "Willst du dir das wirklich antun?"

    Eine recht belesene Bekannte, die ich aus einem anderen Forum kenne, riet mir zu. Sie selbst hätte das Buch in der Straßenbahn gelesen. Jeden Tag ein paar Seiten. Hat gedauert, gefiel ihr aber gut.

    Ich bin noch am Überlegen, welchen Brocken ich zuerst wälze - den MoE oder die Strudlhofstiege.

  • Ich würde immer zuerst die "Strudlhofstiege" empfehlen, Zefira, ein tolles und überhaupt nicht schwer zu lesendes, sondern sehr unterhaltsames Buch, außerdem vom Umfang her die Hälfte des MoE. Der subbt bei mir auch schon seit Jahren, aber das wird noch dauern.
    Ich war übrigens auch aus Jobgründen lange nicht hier, aber langsam kommt der Urlaub näher, und da habe ich dann Zeit für anspruchsvollere Lektüre. Im Moment reicht's nur für Krimis und historische Romane.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich habe beim Aufräumen im Keller "Berlin Alexanderplatz" gefunden. Wusste gar nicht, dass ich das besitze! Wahrscheinlich ist es aus dem Nachlass meiner Eltern zu mir ins Haus gewandert.

    Meine derzeitige Lektüre, ein Nichtklassiker, aber m.E. erwähnenswert: "Die Quelle" von Catherine Chanter. Es geht um eine weltweite Dürre; nirgends regnet es mehr ausreichend, nur auf dem (gerade erst gekauften) Bauernhof der Erzählerin Ruth gibt es Wasser satt. Das erregt nat+rlich Neid und und Verdächtigungen. Mir fällt andererseits auf, dass von Anfang an Ruth und ihr Mann Mark wenig Gemeinsinn zeigen und alles tun, heranpilgernde Hilfesuchende draußen zu halten, und sei es mit Stacheldraht. Eine Parabel wie etwa "Animal Farm" ist das Buch wahrscheinlich nicht, dafür ist die Handlung zu kompliziert. Ich habe bisher ungeführ die Hälfte gelesen, aber dass alles in einer Katastrophe endet, weiß ich bereits.

  • Inspiriert von MRR: "Jakob der Lügner" von Jurek Becker. Ich kenne zwar die DEFA-Verfilmung, habe das Buch aber bisher nicht gelesen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Dieses Wochenende habe ich länger als sonst mit mit gerungen, was ich als Nächstes lese. Zum Glück bin ich von hinreichend viel Auswahl umgeben.

    Und der Sieger ist ... Erwin Strittmatter "Der Laden", Band 1.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich habe vergnüglich einen Erzählband von Nikolaj Gogol gelesen ^^

    Die Kalesche und andere Erzählungen

    Eulenspiegel Verlag


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    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich bin nach einigen Wochen in Polen und der Ukraine wieder in der Heimat gelandet. Gelesen habe ich zwar in dieser Zeit viel, aber vor allem polnische Texte, unter anderem von Olga Tokarczuk (zum ersten Mal im Original!) und von Ewa Wanat:


    Olga Tokarczuk:

    Opowiadania bizarne

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    Ewa Wanat: Deutsche nasz

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    Jetzt steht als nächstes Lewis Grassic Gibbon auf dem literarischen Speiseplan:

    Das Lied vom Abendrot (Guggolz Verlag)

  • sind alle im Urlaub? Hier ist ja derzeit gar nichts los.


    Ich hab seit Wochen nichts mehr gelesen. Durch meine neue Arbeit sitze ich den ganzen Tag vor den PC. Da bin ich am Abend müde und will mich nur sinnlos berieseln lassen vor dem Fernseher.


    Wie schaut es bei euch aus?