Was lest ihr gerade?

  • Mein Jahr 2015 hat schon begonnen, und damit auch die Lektüre von Prousts AdSnvZ, Bd.5: Die Flüchtige. Nach 30 Seiten kann ich dem Werk einen hohen Gebrauchswert nicht absprechen. Falls ich mal jemand davon abhalten möchte eine Leseratte zu sein, werde ich ihm diesen Band sehr ans Herz legen.

  • Ich lese Ernst Wiechert Das einfache Leben. Das Lesen dieses Buches hatte ich schon mehrfach nach den ersten Seite aufgegeben, doch machte mich der Titel immer wieder neugierig. Nun habe ich gut die Buchmitte erreicht und lese vom einfachen Leben des Thomas von Orla, Kapitän außer Dienst, welches sich dieser einige Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges einrichtet. Frau und Sohn lässt er in der ruhelosen Großstadt zurück. Sein neues Leben bestreitet er als Fischer an einem abgelegenen See. Die Arbeit ist anstrengend. Er fischt, hält Netze und Hütte in Ordnung, abends ein wenig Lesen. Ob er schlussendlich wieder ein frohes Herz wie in Kindertagen haben wird, weiß ich noch nicht. Nach der anfänglichen Abneigung lese ich das Buch nun aber gern und Sehnsucht nach einem einfachen Leben ist heute durchaus noch aktuell...


    Gruß
    Eni

  • Gina, berichtest Du bitte unbedingt darüber? Das klingt sehr interessant!


    Das klingt nicht nur so, das ist es auch!
    Ich habe zwar erst knapp die Hälfte des Romans gelesen, aber das Buch ist schon jetzt ein Lesehighlight. Es ist allerdings keine leichte Kost - nicht sprachlich, sondern inhaltlich!


    Das Buch spielt um 1970 im Nordosten Ungarns. Aus der Sicht eines Jungen wird das Leben seiner Familie in einem kleinen Dorf erzählt. Es gibt keine fortlaufende Handlung, sondern viele einzelne, nicht chronologische Episoden.


    Daraus entsteht das Bild einer Kindheit, eines Lebens, wie man es sich schlimmer kaum vorstellen kann: weitgehend lieblos, hart, schmutzig und teilweise unglaublich brutal. Es geht (auch) um Fremdenhass, Ausgrenzung und eine lähmende Sprach- und Hilflosigkeit ... leider zeitlos aktuelle, bedrückende Themen.


    Meiner Meinung nach ist das hervorragend erzählt. Interessant ist auch das "Hilfsmittel" des Jungen, der in monotonen oder auch schlimmen Situationen Primzahlen verwendet, um Distanz zu schaffen. Auch als Leser hat man (oder ich zumindest) das Gefühl, einen Schritt von der Handlung zurückzutreten. - Bisher kann ich das Buch nur empfehlen.


    Gruß, Gina


  • Ich lese Ernst Wiechert Das einfache Leben. Das Lesen dieses Buches hatte ich schon mehrfach nach den ersten Seite aufgegeben, doch machte mich der Titel immer wieder neugierig. Nun habe ich gut die Buchmitte erreicht und lese vom einfachen Leben des Thomas von Orla, Kapitän außer Dienst, welches sich dieser einige Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges einrichtet. Frau und Sohn lässt er in der ruhelosen Großstadt zurück. Sein neues Leben bestreitet er als Fischer an einem abgelegenen See. Die Arbeit ist anstrengend. Er fischt, hält Netze und Hütte in Ordnung, abends ein wenig Lesen. Ob er schlussendlich wieder ein frohes Herz wie in Kindertagen haben wird, weiß ich noch nicht. Nach der anfänglichen Abneigung lese ich das Buch nun aber gern und Sehnsucht nach einem einfachen Leben ist heute durchaus noch aktuell...


    Gruß
    Eni


    Ich habe vor Jahrzehnten von Wiechert "Missa sine nomine" gelesen, habe aber fast alles vergessen, ich glaube, es geht wohl auch um den Rückzug ins einfache Leben nach all den Greueln des 2.Weltkriegs und der Nazizeit. Ich erinnere mich, dass ich mich damals darüber ärgerte, weil der Adel der Protagonisten so deutlich als besonderes Menschtum hervorgehoben wurde, jedenfalls habe ich das damals so empfunden. Auch "Der Kinderkreuzzug" , ein kleines Bändchen aus elterlichen Beständen ist von mir gelesen worden, den fand ich aber sehr kitschig. Jedenfalls gehören die beiden Wiechert-Werke zu den wenigen Büchern der gehobenen Literatur, die ich ausgemustert und weggegeben habe. Das mache ich sonst nur mit Unterhaltungsliteratur wie Krimis usw.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Was ich gerade beendet habe:


    Jeffrey Eugenides: Die Liebeshandlung


    Hat mir aber nicht sonderlich gefallen. Eugenides' Roman "Middlesex" fand ich großartig, aber seine anderen Romane, weder die "Selbstmordschwestern" noch das obenstehende Werk konnten mich bisher überzeugen. Eugenides wählt gerne "besondere" Protagonisten, in den "Selbstmordschwestern" und "Middlesex" merkt man's schon am Titel, in der "Liebeshandlung" geht es um einen Manisch-Depressiven und einen theologisch Sinnsuchenden. Aber im Gegensatz zu "Middlesex"i, in dem das pralle Leben tobt, die Verdrängung der Griechen aus Kleinasien, der Untergang der Autostadt Detroit und so einiges andere die Lektüre spannend machen, bleibt die "Liebeshandlung" trotz exotischer Schauplätze relativ blutleer, die Menschen kommen nicht bei sich an.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Nach einigen Artikeln über die Entdeckungsfahrten der Neuzeit habe ich die Lektüre von Manns "Joseph in Ägypten" wiederaufgenommen, die ich in der zweiten Dezemberwoche unterbrochen hatte.
    Ich brauche Ruhe, um Manns schöne Sprache und die Ironie zu genießen. Die habe ich jetzt hoffentlich noch ein paar Tage.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Du bist Banville schnell angegangen :winken:


    Ja Maria,
    ich bin einerseits ein spontaner Leser, andererseits haben mich die unterschiedlichen Aussagen zu dem Buch, die meines Freundes und die von Gina, gereizt, selbst zu überprüfen, was denn nun dem Buch am nächsten kommt.


    Bisher bin ich ganz angetan.


    Gruß, Lauterbach

  • Mein grösseres Leseprojekt ist gerade und bis auf weiteres Michael Morcock, ich habe mit Elric angefangen, die 6bändige Ausgabe von Del Rey. War eine Spontanentschluss kurz vor Weihnachten. Es handelt sich um Fantasy, ein von seinem Dämonenschwert abhängiger Antiheld schlachtet und zaubert sich durch seine Welt und philosophiert nebebei über Gut, Böse und das Schicksal.


    Über die Qualität der Bücher will ich nichts sagen, weil ich da hoffnungslos unobjektiv bin. Ich liebe sie einfach.
    Aber was man sagen kann ist dass Michael Morcock einer derjenigen war, die das Genre geprägt haben. Und schon deshalb finde ich ihn interessant.


    Die Ausgabe ist gut, aber nicht unbedingt etwas für jeden. Die ersten Elric-Romane bestanden ursprünglich aus einzeln veröffentlichten Kurzgeschichten, und sie erschienen größtenteils nicht in (innerweltlich) chronologischer Reihenfolge. Diese Geschichten werden in dieser Ausgabe in der Reihenfolge gebracht, in der sie ursprünglich erschienen sind, dazu noch zusätzliches Material wie zeitnahe Reviews, Briefe des Autors, Beispiele anderer Kurzgeschichten des Autors die zur gleichen Zeit entstanden sind u.s.w. Das gibt mir ganz neue Einblicke.
    Ganz neu gibt es jetzt eine Ausgabe, Für die Morcock dieses Material (mal wieder) bearbeitet und in die richtige Reihenfolge gebracht hat, die sollte für Leute die einfach Spass haben wollen wesentlich zugänglicher sein. Kaufen werde ich sie, ob ich auch zum Lesen komme wird sich zeigen.


    Ach und übrigens, nach eurer Definition (mehr als 70 Jahre tot und noch verlegt) ist Robert E. Howards Conan ein Klassiker. Und da werde ich zumindest reinschauen müssen wenn ich das Projekt ernst nehme. :breitgrins:


    Nebenbei:
    Werner Specht, Farben der Jahre
    Gedichte und Bilder aus dem Allgäu (in Dialekt), wunderschön aber für nicht-Allgäuer wohl unverständlich bis unverdaulich (zumindest der Textteil)

  • Auf Empfehlung eines Kollegen habe ich Ein ganzes Leben von Robert Seethaler gelesen. Ich war so angetan, dass ich beim nächsten Buchladenbesuch gleich noch den Trafikant kaufte. Neben den beeindruckend/ bedrückenden Schicksalen erstaunte mich, wie schnell beim Lesen Bilder in meinem Kopf entstanden sind. Besonders beim ersten Buch passt der Stil (wie beschreibt man ihn? schlicht, schnörkellos?) unglaublich gut zur Geschichte.
    Ebenfalls gut gefallen hat mir Das Phantom des Alexander Wolf von Gaito Gasdanow, obwohl die Geschichte zum Ende etwas konstruiert, vorausschaubar auf mich wirkte.
    Nebenbei lese ich das wunderbare Sachbuch Ornis. Das Leben der Vögel von Josef H. Reichholf. Unmöglich noch draußen unterwegs zu sein, ohne auf die kleinen Kameraden zu achten und wissen zu wollen, wer da zwitschert. :smile:


    Gruß
    Eni

  • Hallo Eni,


    der Trafikant ist ein ganz und gar hinreißendes Buch - mir hat es noch besser gefallen als 'Ein ganzes Leben'.


    Gaito Gasdanow hingegen konnte mich mit seinem Phantom nicht so recht überzeugen.


    Bei mir hat das alte Jahr sehr stark abgeschlossen mit:


    Saturn von Jacek Dehnel - einem exzellenten Roman über die dunklen Bilder der Familie Goya.


    Das neue Jahr hat nicht minder stark begonnen mit:


    The Children Act von Ian McEwan. Nachdem mich dessen beide letzte Bücher (Solar und Honig) nicht begeistert haben, ist er mit diesem Roman wieder zu seiner vollen Form aufgelaufen. Das ist ein sehr intensives und emotional mitreißendes Buch, das auch einige ethische Fragen tiefgründig behandelt.

  • Nach dem guten Start dann doch noch eine Enttäuschung (allerdings keine ganz unerwartete...). Für unsere Leserunde habe ich nun Terezia Moras Roman 'Alle Tage' gelesen. Naja, die ersten 100 Seiten gelesen, den Rest dann nur noch quergelesen. Neben Zsuzsa Bank ist dies nun eine weitere Autorin, die ich zu der Liste der Autoren hinzufügen kann, von denen ich gewiss kein Buch mehr lesen werde.


    Jetzt werde ich mit Karl Ove Knausgards 'Sterben' weitermachen.
    Und Tschechow liegt mit seiner Dame samt Hündchen auch bereit. :zwinker:

  • "Bedenke Phlebas" von Iain Banks. Nachdem sandhofer mit Banks die Enttäuschung des Jahres erlebte, ich aber von anderer Seite viel Gutes gehört habe, wollte ich mir ein eigenes Bild machen. Außerdem begehe ich nicht den Fehler wie sandhofer und beginne den Zyklus irgendwo in der Mitte. "Bedenke Phlebas" ist der erste Band des Zyklus.


    [kaufen='B00JPBFYK6'][/kaufen]

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)