Ich habe - als zweites Buch von meiner Liste - mit den "Jerominkindern" von Ernst Wiechert begonnen, bin aber nun auf halben Wege, nämlich nach Abschluss des ersten Teils von zweien, ausgestiegen. Es hat keinen Sinn, ich lese halbe Seiten nur noch quer.
Der Roman handelt von einer armen Köhlersfamilie in Ostpreußen - "arm" ist hier relativ zu sehen, in dem Dorf Sowirog sind alle arm. Jons Ehrenreich Jeromin, eins von insgesamt sieben Kindern der Familie, darf auswärts studieren, als erster Abkömmling seines Dorfes überhaupt. Dabe unterstützt ihn der kinderlose Lehrer Stilling, der schon lange angespart hat in der Hoffnung, eines Tages einem seiner Schüler das Studium ermöglichen zu können. Nach einigen familiären Schicksalsschlägen - zwei seiner Geschwister sterben einen gewaltsamen Tod - und einer zermürbenden Dienstzeit im Ersten Weltkrieg beschließt Jons, dass er "Armenarzt" werden und in seinem Heimatdorf wirken will. Damit endet der erste Teil.
Der Roman bringt - mit den Schilderungen des einfachen Lebens, den Problemen der armen Landbevölkerung, dem Bildungsweg des jungen Jeromin - eigentlich alles mit, was ein Buch interessant macht. Immer wieder gibt es außergewöhnliche Szenen, zum Beispiel die Beschreibung einer Diphtherie-Epidemie mit grässlichem Kindersterben, die dazu führt, dass der Dorfpfarrer seinen Glauben verliert ... Auch der beständig hymnische Ton hat mir in den ersten Kapiteln zugesagt.
Allerdings wird genau das mir nun zuviel. Es gibt in diesem Buch nicht, was "einfach so" passiert; jedes Gespräch, jede Begegnung, auch die einfachsten Naturvorgänge sind derart mit Bedeutung aufgeladen, dass ich mich allmählich in einer Art Paralleluniversum wähne. Es tut mir leid, das Buch wegzulegen, aber ich kann nicht mehr dranbleiben.