Kondolenzbuch

  • 2002 habe ich wohl "Der Plan" von ihm gelesen, aber keinerlei Erinnerung mehr daran, obwohl ich gerade zur Gedächtnisauffrischung den Plot nochmal überflogen habe.
    Sind seine Romanzyklen denn zu empfehlen?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Vor langer Zeit habe ich "Der See" gelesen. Dürfte wohl in den 1990ern gewesen sein. Es ging um das politische Sittenbild in Österreich (da hat sich nicht viel geändert bis heute) und das Verschwinden eines bereits vor langer Zeit verschwunden Vaters.


    Ich glaube ich habe das Buch damals ganz OK gefunden, aber danach keine mehr von ihm gelesen. Es wäre einen Versuch wert ein neues zu versuchen.


    Der Standard hat sein Leben und Wirken ganz gut zusammengefasst.


    Nachruf auf Gerhard Roth

  • Soeben habe ich gelesen, dass Boris Pahor verstorben ist.

    Ich habe ihn mal auf einer Lesung gehört, wem er kein Begriff ist, kann hier nachlesen.


    Sein Werk beschäftigte sich hauptsächlich mit seinen Erfahrungen im Konzentrationslager.

    Er fühlte sich überall und nirgendwo zugehörig, wie er mal sagte. Geboren in der Monarchie in Triest, war aber dort der slowenischen Minderheit zugeordnet. Triest fiel dann an Italien,


    Wo auch immer er jetzt sein mag, ich wünsche ihm, dass er nach fast 109 Jahren angekommen ist.

  • Ich habe soeben auch den kompletten Thread hier durchgelesen, und gesehen, dass Dostojevskij schon länger her vom Tod von Tinius geschrieben hat. Ich kannte ihn aus einem anderen Forum und hatte desöfteren spannende Diskussionen mit ihm.


    Auch wenn das Jahre her ist, habe ich ihn in sehr guter Erinnerung.

  • gesehen, dass Dostojevskij schon länger her vom Tod von Tinius geschrieben hat. Ich kannte ihn aus einem anderen Forum und hatte desöfteren spannende Diskussionen mit ihm. Auch wenn das Jahre her ist, habe ich ihn in sehr guter Erinnerung.

    Ich denke öfter notgedrungen an die digitalen Weggefährten, die viel zu jung gegangen sind. Freu mich auch an Interaktionen mit Lebenden. Letztens schrieb mir der deutsch-tschechische SchriftstellerJaromir Konecny wieder mal einen Gruß. In den 90ern waren wir im Usenet (de.rec.buecher) sehr aktiv. In meiner selbst verschuldeten Abgeschiedenheit mit den daraus resultierenden Erkrankungen sind mir diese kommunikativen Aufhellungen wichtig.

  • Sein Tod deutete sich schon länger an. Zweimal wurde eine Veranstaltung zu seinem letzten Buch kurzfristig abgesagt. Nun bleibt es unsigniert. Mindestens einmal habe ich ihn jedoch live getroffen, zuletzt im Frankfurter Ratskeller während einer Buchmesse.

  • Gerade habe ich mal nachgesehen, ob ich ein Buch von ihm besitze. Wohl sogar 2000 gelesen: Mein Herz so weiß.
    Ich kann mich nicht im entferntesten erinnern..., auch nicht nachdem ich jetzt die Verlagsinfo gelesen habe. Aber das muss ja nichts heißen, es gehen so viele Erinnerungsspuren mit den Jahren verloren.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • In "Mein Herz so weiß" gibt es eine Szene, die ich nie vergesse. Der Museumsdirektor Ranz, Vater des Erzählers, macht einen Gang durchs Museum und trifft einen alten Wächter, der drauf und dran ist, ein altes Gemälde anzuzünden, weil die dicke nackte Frau darauf ihm auf die Nerven geht. Da er das brennende Feuerzeug schon an den Rahmen hält, will Ranz ihm nicht in den Arm fallen, sondern nimmt statt dessen einen Feuerlöscher und kündigt an, ihn durch das Bild zu werfen. Worauf der Wächter schlagartig zu sich kommt und ihn streng zurechtweist. Die Szene ist urkomisch. Ansonsten sind mir aber nur einzelne "Brocken" in Erinnerung geblieben.

  • Ich erinnere mich sehr unscharf an eine Szene, in der ein Dolmetscher in einem Gespräch zwischen zwei (Minister)Präsidenten sich einen Spass daraus macht, gänzlich andere Dinge zu "übersetzen" als gesagt wurden. Etwa in der Art: "Sie werden in unserem Land sehr geschätzt, Mrs. Thatcher" - Der Dolmetscher übersetzt: "Stört es sie nicht, dass sie in ihrem Land so unbeliebt sind?".

    Die echte Szene im Buch zu suchen, ist mir zu mühselig. Vielleicht ist es auch ein Erinnerungsfehler, wer weiss. MRR hat damals das Buch im "Literarischen Quartett" heftig gelobt. Aber mir geht es wie finsbury. Meine Lektüre hat kaum noch Erinnerungsspuren hinterlassen (womit ich Marias' Qualität als Autor nicht schmälern will; eher meine als Leser).

  • Ich erinnere mich sehr unscharf an eine Szene, in der ein Dolmetscher in einem Gespräch zwischen zwei (Minister)Präsidenten sich einen Spass daraus macht, gänzlich andere Dinge zu "übersetzen" als gesagt wurden. Etwa in der Art: "Sie werden in unserem Land sehr geschätzt, Mrs. Thatcher" - Der Dolmetscher übersetzt: "Stört es sie nicht, dass sie in ihrem Land so unbeliebt sind?".

    Die echte Szene im Buch zu suchen, ist mir zu mühselig. Vielleicht ist es auch ein Erinnerungsfehler, wer weiss. MRR hat damals das Buch im "Literarischen Quartett" heftig gelobt. Aber mir geht es wie finsbury. Meine Lektüre hat kaum noch Erinnerungsspuren hinterlassen (womit ich Marias' Qualität als Autor nicht schmälern will; eher meine als Leser).

    Doch, du erinnerst dich ganz richtig. Es gibt einen Dialog zwischen zwei Politikern, der von beiden Dolmetschern völlig verkehrt übersetzt wird. Das hat einen bestimmten Grund, aber an den habe ich leider auch vergessen. Mich hat das Buch damals nicht so sehr wegen des Inhalts beeindruckt, sondern wegen der Erzählweise, die bestimmte Motive und Gedanken immer wieder von neuem aufnimmt und jeweils anders verarbeitet. Damals habe ich selbst noch viel geschrieben, und ich weiß noch, dass ich mal in einer längeren Erzählung versucht habe, diesen Stil nachzuahmen. Sollte man wohl nie tun, aber das Experiment war lehrreich.

  • Doch, du erinnerst dich ganz richtig. Es gibt einen Dialog zwischen zwei Politikern, der von beiden Dolmetschern völlig verkehrt übersetzt wird. Das hat einen bestimmten Grund, aber an den habe ich leider auch vergessen. Mich hat das Buch damals nicht so sehr wegen des Inhalts beeindruckt, sondern wegen der Erzählweise, die bestimmte Motive und Gedanken immer wieder von neuem aufnimmt und jeweils anders verarbeitet. Damals habe ich selbst noch viel geschrieben, und ich weiß noch, dass ich mal in einer längeren Erzählung versucht habe, diesen Stil nachzuahmen. Sollte man wohl nie tun, aber das Experiment war lehrreich.

    Mrs Thatcher wurde meiner Erinnerung nicht gesagt. In der ganzen Szene war, wenn ich mich richtig entsinne, nur von unserem Staatenlenker bzw. ihrer Staatenlenkerin (oder so ähnlich) die Rede, was ich gerade wegen der gewollten Durchschaubarkeit der Maskerade urkomisch fand.

  • Hab's im "Literarischen Quartett" vom 13. Juni 1996 nachgelesen ("Mein Herz so weiss")

    MRR: "Ich glaube, dass er einer der grössten lebenden Schriftsteller der Welt ist, ich scheue mich nicht zu sagen, dass es ein geniales Buch ist. Ich habe seit vielen Jahren (...) kein Buch gelesen, das mich so tief getroffen hat. Dies ist ein Meisterwerk ....." (S. 487 - Das Literarische Quartett - Band ii - Directmedia, Berlin 2006)

  • Die Trilogie kann ich dir nur ans Herz legen: eine neue Dimension des historischen Romans. Sehr gut ist auch ihr Roman über die Französische Revolution "Brüder". Ich bin traurig, dass wir keine Bücher mehr von ihr erwarten können.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)