Kapitel 5 - ein kurzes Zwischenspiel. Immermann macht sich gern über die 'höheren' Ansprüche der Bauern und Handwerker lustig ... Hier ein Schneider.
Wobei die Bezahlung des Schneiders durch den jetzt geldlich klamm gewordenen Hermann allein mit den "Vorderblättern" in den Anmerkungen zu meiner Ausgabe nicht erläutert wird.
Der Schneider in seinem Nest war schon an die Bezahlung "in Naturalien, als Butter, Käse, Eiern u. dgl." gewöhnt. Doch: "Die Vorderblätter galten ihm weit mehr, als er fordern durfte, schon sah er sich im Geiste mit der Sonntagsweste aus dem Achttalertuche bekleidet; er schlug freudig ein."
Aha, so ist das also mit den "Vorderblättern".
Was gibt es noch so in den ersten Kapiteln.
Also, BigBen, was die von Dir vermerkte "Langatmigkeit der Dialoge" betrifft, so gibt es in der Literatur jener Zeit Schlimmeres, regelrechte Romane in Dialogen. Nach so einem Gedankenaustausch, der in der Regel nicht zu tiefschürfend ist, steht zumeist bald wieder ein neues Abenteuer auf der Tagesordnung. Nehmen wir das Gespräch im folgenden sechsten Kapitel zwischen Herzog, Herzogin, hypochondrischem Kammerrat Wilhelmi und Hermannen über die "Beobachtung äußerer Sitte" (S. 28 der Ausgabe 1971), die im Gegensatz zur Tugendsamkeit als erstes ins Auge fallen würde. Das ist die populäre Fassung der Goetheschen Gespräche im "Torquato Tasso" über das, was sich in Gesellschaft ziemt. Erlaubt ist, was sich ziemt, und den Ton geben die schönen Frauen an (*schmeichel* an die Adresse Anna Amalia oder Charlotte von Stein).
Der Herzog fügt an: "Am schlimmsten hat man es mit den Gelehrten" (S.29). Er lade nie zwei von dieser Sorte gleichzeitig ein. Wie die von der Diskussion über Sachfragen, mitunter winzige Kleinigkeiten, auf die persönliche Ebene zu persönlichen Beleidigungen übergehen ...
BigBen
Ich habe erst jetzt gelesen, dass Du eventuell einige Seiten eingescannt haben willst; ich gehe zwar selbst nicht mit dieser Technik um, kann das aber gern in meiner Umgebung in Auftrag geben.