Karl Leberecht Immermann: Die Epigonen

  • Kein Problem - ich schaffe selber im Moment gerade mal ein Kapitel im Tag.


    Im 12. Kapitel löst Immermann bereits sämtliche Rätsel um Flämmchen. Nette, kleine Seitenhiebe gegen das Theater, die Schauspieler und die Dramatiker. Sowie gegen allfällige Amateur-Autoren und Literaturkritiker. :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Im 13. Kapitel kommt Hermann auf die merkwürdige Idee, sich um Flämmchens Schicksal kümmern zu müssen - mit dem Resultat, dass er ein weiteres Chaos veranstaltet und sich eine Duell-Forderung einhandelt. Langsam wird mir der tumbe Thor allzu tumb...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Im 13. Kapitel kommt Hermann auf die merkwürdige Idee, sich um Flämmchens Schicksal kümmern zu müssen - mit dem Resultat, dass er ein weiteres Chaos veranstaltet und sich eine Duell-Forderung einhandelt. Langsam wird mir der tumbe Thor allzu tumb...


    Hermann kann einem schon gewaltig auf den Nerv gehen, über den muss man wohl einfach hinweglesen. Ich weiß nicht, ob Immermann ihn wirklich so dusselig wirken lassen wollte, oder ob wir zeitlich entfernten Leser ihn als besonders beschränkt empfinden. Erstaunlicherweise findet ja sein Mit-Romanpersonal ihn durchaus sympathisch und nur zum Teil kritikwürdig.

  • Ich weiss auch nicht. Vermutlich war durchaus (auch) Satire beabsichtigt. Jedenfalls, wenn ich an den Münchhausen denke: Immermann konnte Satire - und wie!

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  • Wobei ich mich allerdings frage, ob hier über jemand sich "normal" benimmt. Im 14. Kapitel verschwindet das herzogliche Paar ohne Abschied, Flämmchen taucht auf und verschwindet; dafür trifft Hermann unverhofft auf seinen Oheim... Ein bisschen viel romantischen Kuddelmuddels für meinen Geschmack. Im Münchhausen hatte sich Immermann besser im Griff. :sauer:

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  • Kapitel 15, und Ende des 1. Buchs. Hermann wird im Duell verwundet. Um ehrlich zu sein: Mich nervt dieser Dödel. Der ist noch blöder als es Wilhelm Meister war. (Interessant ist ja, dass in meiner Ausgabe, antiquarisch erstanden, rund 80 Jahre alt) die beiden Bände mit den Epigonen bedeutend abgegriffener und also offensichtlich öfter gelesen sind, als die beiden Bände mit dem um Lichtjahre besseren Münchhausen...


    Vielleicht sollte ich schneller lesen, damit mir die vielen Unstimmigkeiten in Hermanns Charakter und in der ganze Story nicht so auffallen?

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  • Mehrere Erzählebenen? Nicht, was ich darunter verstehe, nein. Immermann spielt mit dem Medium "Buch", ähnlich wie Sterne im "Tristram Shandy", und lässt das Buch mit Kapitel 14 anfangen statt 1. 1-13 werden dann später nachgeholt. Aber an und für sich erzählt er linear und auf einer Ebene. Könnte es sein, dass Du Scheerbarts "Münchhausen und Clarissa" im Kopf hast? Der ist, wenn ich mich recht erinnere, etwas kurioser.

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  • Erstes Kapitel vom zweiten Buch. Hermann wird - natürlich - im letzten Moment gerettet. Natürlich durch seine beiden adligen Freunde oder Nicht-Freunde. Die Dame macht seltsame Anspielungen und hat - natürlich - die Gabe, aus den Gesichtszügen eines Menschen sofort seine Genealogie erkennen zu können. Getret'ner Quark wird nur breit, nicht stark...

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  • Mehrere Erzählebenen? Nicht, was ich darunter verstehe, nein. Immermann spielt mit dem Medium "Buch", ähnlich wie Sterne im "Tristram Shandy", und lässt das Buch mit Kapitel 14 anfangen statt 1. 1-13 werden dann später nachgeholt. Aber an und für sich erzählt er linear und auf einer Ebene. Könnte es sein, dass Du Scheerbarts "Münchhausen und Clarissa" im Kopf hast? Der ist, wenn ich mich recht erinnere, etwas kurioser.


    Nein.
    Ich meine damit die Erlebnisse Münchhausens einerseits und andererseits die Geschehnisse, die auch getrennt als "Oberhof" erschienen.



    Kapitel 2 bringt einen - anscheinend? - nicht zum Thema gehörenden Einschub. Zu viel Goethe und Tieck gelesen, der Herr?


    Wahrscheinlich soll diese Erzählung nur die materialistisch-pragmatische Einstellung des Arztes unterstreichen.


    Mit dem Personal der Herzogsfamilie - insbesondere dem Arzt und Wilhelmi - wurde für mich die Geschichte wieder interessanter, weil hier Tendenzen und auch Gefühlswelten der Zeit dargestellt werden, im Arzt eben die oben dargestellte Einstellung, in Wilhelmi die Frustration des begabten Bürgerlichen, der sich in einer gehobenen und dennoch untergeordneten Stellung in einer adeligen, deutlich als überlebt empfundenen Umgebung verbraucht und nach Sinn sucht, sich dabei in einem selbst erfundenen Ableger der Freimaurerei vertändelt.


    Bin jetzt nach drei dazwischengeschobenen Büchern wieder eingestiegen und befinde mich in IV,9. Einige witzige Szenen mit der jungen Adelswelt auf den Spuren mittelalterlicher ritterlicher Ahnen liegen hinter mir. Die Kritik an der überlebten Adelswelt nimmt immer wieder satirische Züge an.

  • Ich überlege ernsthaft, mein Lesetempo beträchtlich zu erhöhen. Bei meinem aktuellen Tempo gehen mir die Figuren ziemlich auf den Geist.
    [hr]

    Nein.
    Ich meine damit die Erlebnisse Münchhausens einerseits und andererseits die Geschehnisse, die auch getrennt als "Oberhof" erschienen.


    Ach so - ja, so gesehen hast Du recht. Wobei die ganze Oberhof-Geschichte zugleich den schwachen Teil von Münchhausen darstellt - den schwachen Teil, der dann leider das ganze vierte Buch okkupiert.

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  • Interessant der Brief der Herzogin an Johanna (= 2. Buch, Kapitel 6). Da schreibt die Herzogin zuerst:


    Mit Entzücken erinnre ich mich noch des Tages, wo mir zum ersten Male recht tief im Busen die durchdringende Überzeugung von meiner schwachen hülflosen Weiblichkeit wurde. [...] An jenem Tage gelobte ich mir, [...] nichts sein und vorstellen zu wollen als eine untergeordnete, hülftsbedürftige Frau. Welches Glück, welchen Frieden hat mir diese Erfahrung bereitet!


    Um dann, wenige Zeile später jener Johanna ganz und gar nicht schwach und hülflos jede Menge Ratschläge zu geben und Vorwürfe zu machen.


    Schlecht komponiert, oder schlau gemachte Charakterdarstellung? Die Herzogin scheint mir in allen erdenklichne Farbgebungen zu schillern...

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  • 2/7 ist wieder ein Übergangskapitel. Das hat den Vorteil, dass Immermann einigermassen logisch voranschreitet und nicht plötzlich und unerwartet Neues einbringt.

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  • Nach etwas über eine Woche Pause lese ich weiter und bin am Anfang des 5. Buchs. Es bleibt nicht viel was mich beschäftigt, vielleicht einzig Immermanns kurze Einlassungen über Unternehmensführung, die mir überraschend modern erscheinen. Nun hoffe ich lediglich, dass die Auseinandersetzung von alter Gesellschaft, mit der aufkeimenden Industriekultur weiter thematisiert wird.

  • Ich habe gestern 2/8 gelesen, frage mich aber gerade, was drin steht. Irgendwie will Hermann klüger werden, und ist dann am Ende vom Kapitel schon wieder dran, Scheiss zu bauen.

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  • Hermann, schon Mitglied eines Geheimbundes (Frreimaurer?), wird in einen neuen, selbsterfundenen Grad aufgenommen - eine Anspielung auf die Illuminaten? Immermann versucht offenbar, alles in den Text zu packen, was geht ... Und auch, was nicht geht ...

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  • Es fand im folgenden Kapitel statt... Doch ja, nicht übel. Allerdings fand ich den Schluss des Kapitels weit witziger, wo Hermann gegenüber Flämmchen plötzlich von Fleischeslust geplagt wird, weil er die Sturzbesoffene nach Hause trägt und sich dabei ihr zarter weisser Busen entblösst...

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