• Habt ihr das auch manchmal, das euch mehr oder weniger aus heiterem Himmel, eine Leseblockade
    überrascht?
    In den letzten Jahren hatte ich das mindestens einmal im Jahr, über mehrere Wochen hinweg.
    Dann ging gar nichts, ich konnte mich mit keinem Buch anfreunden.
    Wenn ja, was macht ihr dagegen oder habt ihr ein Rezept dem zu begegnen.


    Gruß, Lauterbach

  • Moin, Moin!


    Lektüreunlust bzw. -unvermögen über ganze Wochen kenne ich glücklicherweise nicht. Über Tage dauerndes Unvermögen schon. Mir scheint, ich verliere stetig die Fähigkeit, bestimmte Hochliteratur überhaupt zu lesen. Vor manchen Büchern, die ich seit Jahren vor mir herschiebe und die ich nicht angehe, habe ich regelrecht Angst entwickelt. Beispiel: Jean Paul (Titan), Uwe Johnsons Jahrestage. Gerade die so genannten Wälzer schiebe ich erfolgreich auf. Seit einigen Jahren liegt Edgar Hilsenraths "Nacht" herum, einfach weil es so dick ist und die Ehrfurcht gewaltig. Immer öfter greife ich zu Unterhaltungsbüchern wie Krimis (Jörg Maurer, Wolfgang Schorlau) oder diesen locker geschriebenen Bücher a la Kaminer, Horst Evers, David Safier, Stefan Schwarz usw.


    Die Ungeduld wächst. Ich breche Lektüre viele eher ab als früher. Das Leben wird kürzer. Ich setze auf Bewährtes, d.h. ich bleibe meinen gefundenen Autoren treu, stelle mich aber ungern Herausforderungen bzw. abzusehender Lektüreschwerarbeit.

  • Ich weiss nicht. Ich lese mal mehr und mal weniger. Da ich Lesen zwar als schöne Freizeitbeschäftigung empfinde, mich aber nicht darüber definiere, fällt es mir auch nicht auf, wenn ich mal weniger lese. Im Urlaub allerdings lese ich bewusst mal eine Woche oder zwei - gar nichts. Ich schleppe keine Bücher oder Lesegeräte durch die Welt - lese also nur zu Hause. Da mich TV mittlerweile gar nicht mehr lockt, habe ich dort aber fast immer Zeit (und Lust!) zum Lesen. Aber wenn ich mal weniger lese, mache ich mir darüber auch keine Gedanken, ehrlich gesagt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    nein, eine Leseblockade hatte ich noch nie, aber, wie eben jetzt, eine Ratlosigkeit, wie's weitergehen soll, das kenne ich. Gestern habe ich Bleak House beendet, einen von den dicken Wälzern, in denen man eine Zeit lang wohnen kann. Nach solchen großen Wälzern, besonders wenn ich mehrere davon, wie in diesem Jahr, gelesen habe, überkommt mich eine gewisse Orientierungslosigkeit: Soll ich jetzt mit Dickens fortfahren, da ich auch mitten in seiner Biografie stecke, oder übersättige ich mich dann mit seiner besonderen Schreibweise erstmal? Nehme ich einen anderen dicken Wälzer eines Autoren, von dem ich auch noch viel lesen will, wie z.B. Laxness, aber dann bin ich wieder viele Wochen an ein Buch gebunden oder lese ich etwas Dünneres, z.B. eine Novelle? Aber, wenn die dann gut ist, bin ich enttäuscht, dass sie so schnell vorbei ist. Tja Fragen über Fragen, also schiebe ich erstmal einen Krimi dazwischen und schaue, was mich mittlerweile aus meinem Bücherregal anlacht.


    finsbury


  • Habt ihr das auch manchmal, das euch mehr oder weniger aus heiterem Himmel, eine Leseblockade
    überrascht?


    Nein, aus heiterem Himmel wohl eher nicht, und leider selbst verschuldet, obwohl nö nicht leider, denn es ist wunderbar - ich übe mich im Malen seit geraumer Zeit. Meine Aufnahmefähigkeit geht nun fremd, ich lese kaum noch, nur noch abends im Bett. Mein Zustand könnte länger anhalten :zwinker:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"


  • Hallo,


    nein, eine Leseblockade hatte ich noch nie, aber, wie eben jetzt, eine Ratlosigkeit, wie's weitergehen soll, das kenne ich. Gestern habe ich Bleak House beendet, einen von den dicken Wälzern, in denen man eine Zeit lang wohnen kann. Nach solchen großen Wälzern, besonders wenn ich mehrere davon, wie in diesem Jahr, gelesen habe, überkommt mich eine gewisse Orientierungslosigkeit: Soll ich jetzt mit Dickens fortfahren, da ich auch mitten in seiner Biografie stecke, oder übersättige ich mich dann mit seiner besonderen Schreibweise erstmal? Nehme ich einen anderen dicken Wälzer eines Autoren, von dem ich auch noch viel lesen will, wie z.B. Laxness, aber dann bin ich wieder viele Wochen an ein Buch gebunden oder lese ich etwas Dünneres, z.B. eine Novelle? Aber, wenn die dann gut ist, bin ich enttäuscht, dass sie so schnell vorbei ist. Tja Fragen über Fragen, also schiebe ich erstmal einen Krimi dazwischen und schaue, was mich mittlerweile aus meinem Bücherregal anlacht.


    finsbury


    So eine Ratlosigkeit kenne ich auch, besonders dann wenn das vorhergehende Buch sehr gut war, aber die
    finde ich erst mal spannend, denn das nächste Buch auszusuchen mag ich sehr.


    Meine Leseblockaden überfallen mich jählings, z.B. dieses Jahr im Juni oder Juli mitten in einem Buch von
    Stewart O'Nan, das so schlecht nicht war. Danach ist es nur Quälerei weiterzulesen.
    Meistens habe ich dann Lust, genau wie Anita, zu Malen oder ich widme mich ausgiebig der
    klassischen Musik.
    Meistens beginnt eine neue Lesephase mit einem Sachbuch über einen Komponisten oder Schriftsteller,
    der mich gerade interessiert, oder einer Lesung im Radio, die ich verfolge.
    Das ist nun keine existenzielle Krise, aber mich ärgert das schon.
    Zumal ich in solchen Phasen vermehrt irgendeinen Mist im Fernsehen schaue.


    Gruß, Lauterbach

  • Moin, Moin!


    aber, wie eben jetzt, eine Ratlosigkeit, wie's weitergehen soll,


    Diese Unschlüssigkeit nach einem guten Buch kenne ich auch. Diese Leere nach dem Erfüllten, die auch Autoren kennen, sobald sie ein Buch abgeschlossen haben. Ins Nichts zu fallen. Ein wenig abgemildert ist dies durch die Überfülle an E-Books, die mir ein Anlesen und Hineinschnuppern nahelegt, welches ich immer mehr praktiziere, wodurch der Lektüreentscheid oft glande herbeigeführt wird.

  • Hallo,


    seit über einem Jahr schon bin ich in einer Phase, in der ich wenig lesen. Diese Phase ist wohl ein Zustand geworden. Mein Bedürfnis hat sich mehr auf das Schreiben verzogen, darum ich mit einem Roman pro Monat auch zufrieden bin. Lesen werde ich immer weiter, bloß weniger.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ich kenne das auch. Früher habe ich dann immer zwanghaft versucht was zu lesen, mittlerweile nehme ich die Blockade einfach hin und warte bis sie vorbei ist.
    Was ich aber gemerkt habe, was hilft, ist das Eintauchen in ein ganz anderes Genre. Nachdem ich heuer schon sehr viele Klassiker (für meine Begriffe zumindest) gelesen habe, konnte mich nichts mehr fesseln und ich habe wochenlang kein einziges Buch beendet. Alles habe ich abgebrochen. Also lese ich derzeit schon den zweiten historischen Roman. So switche ich zwischen den Genres immer hin und her, damit ich nicht von einem übersättigt werde.


    Was ich heuer aber noch beenden will ist Anna Karenina. Das habe ich vor einigen Monaten begonnen und dann aus Zeitmangel beiseite gelegt. Nach dem Roman den ich gerade lese, will ich dieses Buch dann in Angriff nehmen.


    Katrin

  • Gott sei Dank hatte ich schon seit einigen Jahren keine richtige Leseblockade mehr. Momentan habe ich allerdings so etwas wie eine Klassiker-Leseblockade. Es reizt mich einfach kaum ein Klassiker, weshalb ich momentan hauptsächlich zeitgenössische englische Literatur lese. Mal sehen, wann sich das wieder ändert.


    Im Übrigen lese ich im Urlaub meist mehr als sonst, da ich mich dann einfach besser konzentrieren kann, weil mein Kopf frei ist. Dann kann ich vor allem auch mal anspruchsvollere Bücher oder Sachbücher lesen.


    Viele Grüße
    thopas

  • Mir geht es ähnlich wie thopas. Ich habe eine Klassiker-Blockade, trotzdem lese ich sehr viel, aber kaum Belletristik und gar keine Klassiker. Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest, daß ich in meinen Interessen sprunghaft bin oder mich schnell übersättige. Das ist eben so und ich finde es nicht schlimm. Es tut mir nur leid, dass ich meinen Leserunden-Verpflichtungen dann nicht nachkomme.


    Gruß
    Klaus


  • Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest, daß ich in meinen Interessen sprunghaft bin oder mich schnell übersättige.


    Das kann ich bei mir auch bestätigen. Früher konnte ich monatelang ein Fantasybuch nach dem anderen lesen, es gab fast gar kein anderes Genre für mich.
    Mittlerweile lese ich zwei, drei Bücher von einem Genre hintereinander und dann muss ich zu was anderem greifen. Es hat eine Weile gedauert bis ich das herausgefunden habe, aber jetzt wo ich es weiß, wechsel ich ständig die Genres und die Lust am Lesen ist stärker denn je.


    Katrin

  • Moin, Moin!


    Vor manchen Büchern, die ich seit Jahren vor mir herschiebe und die ich nicht angehe, habe ich regelrecht Angst entwickelt. Beispiel: Jean Paul (Titan), Uwe Johnsons Jahrestage. Gerade die so genannten Wälzer schiebe ich erfolgreich auf. Seit einigen Jahren liegt Edgar Hilsenraths "Nacht" herum, einfach weil es so dick ist und die Ehrfurcht gewaltig.


    Immerhin zögere ich bei Wälzern nach der zweijährigen Lesekrise weniger. Hilsenraths "Nacht" hatte ich kurz nach dem zitierten Posting gelesen. Und meinen aktuellen Urlaub nutze ich für Uwe Johnsons Jahrestage, erst einmal Teil1, damit ich danach noch den Lobo Antunes lesen kann, den ich im Oktober 2013, als die Krise begann, in der Mitte abgebrochen hatte. Und irgendwann wird auf Jean Paul fällig sein, den ich seit 2006, also seit zehn Jahren nicht zur Hand genommen habe.

  • Ich hatte eine Quasi-Leseblockade zwischen 2013 und 2015, als ich beruflich fast ausbrannte. Nichts ging mehr rein in den Kopf, alles nur noch sprung- und flatterhaft. Dann der Wechsel und langsam finde ich wieder die Ruhe und Begeisterung für das Lesen. Ich war hier auch kam noch präsent, weil eben auch das Schreiben über Bücher nicht mehr ging. Das Sprunghafte, dass ihr beschrieben habt, geht mir aber auch so. Ich vermute, dass wird ein bleibender Schaden sein. Der Buchstapel auf dem Nachttisch ist hoch und die Aktentasche dick, um dieses Sprunghafte füttern zu können.

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10


  • Ich hatte eine Quasi-Leseblockade zwischen 2013 und 2015, als ich beruflich fast ausbrannte. Nichts ging mehr rein in den Kopf, alles nur noch sprung- und flatterhaft. Dann der Wechsel und langsam finde ich wieder die Ruhe und Begeisterung für das Lesen. Ich war hier auch kam noch präsent, weil eben auch das Schreiben über Bücher nicht mehr ging. Das Sprunghafte, dass ihr beschrieben habt, geht mir aber auch so. Ich vermute, dass wird ein bleibender Schaden sein. Der Buchstapel auf dem Nachttisch ist hoch und die Aktentasche dick, um dieses Sprunghafte füttern zu können.


    Hallo Friedrich,


    das Sprunghafte begleitet mich seit letztem Jahr auch, sehr irritierend! Es ist jedenfalls schön wieder von dir zu lesen :winken:


    ich wünsche dir ein gutes Lesejahr!


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)