Halihallo Leutchen
Ich nehm das Thema nicht so ernst, wäre ja noch schöner, wenn es starre Leitplanken und Lesehierarchien gäbe. Eine Diskussion darüber finde ich jedoch nicht verkehrt, da es einiges über unsere Lesebedürfnisse verrät, im Sinne von: ich mag Eis... :eis:
Eine Bekannte von mir hasst es, liebt dafür die Nidel auf der heissen Milch, igitt
Doch interessant, wie verschieden die Geschmäcker sein können, macht das Leben doch abwechlungsreicher und verschiedenfarbiger, wäre ja schön doof, wenn alle das gleiche Shirt tragen würden.
Da ich gerade den Ulysses lese... ich liebe dessen anschauliche Szenen, komme mir trotzdem etwas dümmlich vor bei all den vielen Dingen, welche ich da wissen muss. Im Vergleich dazu wirkt Kafka für mich wie ein klares Bächlein.
Aber ich verstehe, wenn es nicht jedermanns/frau Sache ist, manchmal will man einfach nur in eine unbekannte Stadt/Welt entführt werden, ohne in einen existenzialistischen Sog zu geraten.
Auf eine gewisse Weise haben wir alle ein ähnliches Motivationsmuster:
Wir wollen auf dem neuesten Stand bleiben, orientieren uns oft an Listen, ob es nun die Spiegel-Bestsellerlisten oder eher in Richtung Bestenliste/Nobelpreisträger/Longseller/Klassiker geht , entscheidet letztlich unser Geschmack. Alles, was es nicht auf irgendeine Liste geschafft hat oder sonstwie irgendwann einmal "ins Gespräch" gekommen ist, scheint nicht zu existieren, bis es ein Trüffelschwein ausgräbt.
Wir ALLE selektieren, da wir nicht alle Zeit und Lust der Welt haben, ist auch OK so. Die Frage ist nun, welche Art von Selektion verwerflich ist und welche nicht. Ich z.B. mag alte und moderne Klassiker, weil diese mir einiges an Gedankenarbeit abnehmen, bin zu faul, um alle meine existenzialistischen Probleme allein zu wälzen.
Lesen ist (wie auch das Schreiben) immer eine Art Therapie. Und da nicht jeder dieselben Bedürfnisse hat, braucht es auch verschiedene Lesetherapien. Bei Momo z.B. fand ich die Strassenwischer-Szene ganz lebenstauglich und tröstlich. Im Tod in Venedig etwa gefällt mir Venedig als todhafte jenseitige Stadt und wie die Titelfigur im Schiff dorthin übergeht und stirbt. Sowas spricht mich an, teilen wir doch alle dieses Schicksal.
Bye, Ivy