Beiträge von Berch

    Hallo Sigit,


    Deine Meinung zu Frau Heidenreich und ihrer Sendung teile ich vollauf. Sie hat tatsächlich die Qualitäten einer Buchhändlerin. Einer sehr schlechten Buchhändlerin, muss man wohl anfügen. Denn nur mit "ein schönes/ emotionales/ wichtiges Buch" als einziger Beschreibung kann man auch in einer Buchhandlung bestenfalls nur anspruchslose Laufkundschaft beeindrucken.


    Die hier schon angesprochenen Sondersendungen des Literarischen Quartetts (bislang Schiller, T. Mann, Heine und Brecht) kannst Du Dir, falls Du sie verpasst hast, immer noch im Internet anschauen. Die Links zu den einzelnen Sendungen und auch zu den Videostreams findest Du auf dieser Seite: [url=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,3717283,00.html]http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,3717283,00.html[/url]


    Gruß
    Berch

    Ich weiß garnicht, was Du hast. Eichinger ist doch nur besorgt um das hochverehrte Publikum. Es ist nun wirklich niemandem zuzumuten, sich einen Film anzugucken, in dem ein äußerliches wie innerliches Ekel die Hauptrolle spielt. Wem schmeckt denn da noch das Popcorn?!?
    Ich hoffe, dass das auch weiter Schule macht und sich noch viel stärker als ohnehin schon auf andere Bereiche des Films ausdehnt. Z.B. unschöne Themen. Man sollte einen Kinozuschauer nämlich auch nicht zwingen, sich Filme mit unschönen, kontroversen oder zum Nachdenken anzuregenden Inhalten anzusehen. Sowas kann einem die Lust auf Nachos nämlich auch ganz schön verhageln.

    Hallo zusammen!


    Da kann man wohl wirklich gespannt sein, welche Konsequenzen dieses 'Marktanteile ausbauen' haben wird. Für mich klingt da schon ein wenig bedrohlich das Wort 'Stapeltitel' mit... Mal abwarten...


    Nebenbei gefragt:
    War von Euch eigentlich schonmal jemand in einem dieser 2001-Läden? Ich bestelle schon seit Jahren recht regelmäßig per Katalog und hatte vor ein paar Wochen dann die Möglichkeit, die Filiale in Hamburg zu besuchen. Ich muss sagen, ich war wirklich enttäuscht von der ganzen Atmosphäre des Ladens. Hab mir schnell nen neuen Katalog geschnappt und das Weite gesucht...


    Gruß
    Berch

    Hallo Mondpilz,


    bist Du sicher, dass Du in einem Jahr noch die Wahl haben wirst zwischen Magister und Bacchelor/ Master? Soweit ich das zumindest von meiner Uni her kenne, war in einer Übergangsphase von 1-2 Semestern z.T. noch beides möglich, anschließend nur noch der neue Abschluss (abgesehen davon, dass Leute, die schon nach Magister-Ordnung das Studium begonnen hatten, dieses natürlich auch so weiterführen dürfen)...
    Zumal es nun ja auch nicht so ist, dass Du am Ende ohne Abschluss dastündest, sondern den Bacchelor und damit einen vollwertigen Universitätsabschluss in jedem Fall hast (sofern Du die Prüfung bestehst).
    Als Nachteil des Master-Studiengangs könnte man zumindest da, wo noch eine Übergangsphase besteht, anführen, dass die Dozenten z.T. etwas überfordert sind (hinsichtlich der Scheinanforderungen, der zu erbringenden Leistungen, des Prüfungsverfahrens, etc.), da z.T. noch keine endgültigen Studienordnungen bestehen, etc. Da wärest Du mit dem althergebrachten Master vermutlich auf der sichereren Seite. Da müsstest Du Dich aber mal informieren, weil das von Studienfach/-ort zu Studienfach/-ort sehr stark variiert. Zudem soll die Master-Variante zumindest bezogen auf den Lehramtstudiengang in Münster deutlich arbeitsintensiver sein, da die Möglichkeit genommen wurde, Vorlesungen ohne Abschlussleistung zu besuchen oder nur zu 'belegen'. Ob das nun ein Nachteil ist oder als solcher empfunden wird, bleibt dahingestellt...


    Gruß
    Berch

    Ich wärme das Thema einfach nochmal auf, weil ich erst gerade darüber gestolpert bin.
    Ich hatte in meiner Schulzeit auch gute und schlechte Deutschlehrer, wobei die schlechten bis mäßigen zahlenmäßig deutlich in der Überzahl sind: vier eher schlechte, eine, die an guten Tagen wirklich gut sein konnte und einen, der für mich bis heute der Prototyp eines guten Deutschlehrers ist. Was er anders gemacht hat, als die schlechten? Er war einfach vollkommen vernarrt in Literatur und Sprache, voller Begeisterung dabei, zudem enorm unterhaltsam und ein wandelndes Lexikon und außerdem ein gutes Beispiel dafür, dass Motivation bei Lehrern nichts mit dem Alter zu tun haben muss, denn er ging ein Jahr nach meinem Abitur in Rente, weil ihm das mit 65 nahegelegt wurde (er selbst hätte gerne noch ein paar Jahre weiter unterrichtet). Bei der Auswahl der Lektüren hat er garnicht erst versucht, die Texte an den Schülerinteressen anzupassen, sondern einfach die Bücher genommen, an denen er selbst die größte Freude hatte und uns Schüler durch seine eigene Euphorie quasi gezwungen, die Texte auch interessant zu finden :zwinker: Beispielsweise erinnere ich mich an eine Begebenheit, als ein Mitschüler mehr oder weniger lustlos eine Passage vorlesen musste. Unser Lehrer ist förmlich explodiert, weil es seiner Ansicht nach eines gebildeten Menschen vollkommen unwürdig sei, eine so bedeutende Passage - die vielleicht wichtigsten Sätze des XX. Jahrhunderts - derart gelangweilt dahin zu plempern (nicht übertrieben, so pathetisch hat er sich gerne mal ausgedrückt).
    Das hatte natürlich auch zur Folge, dass die Texte, die ich in der Schule gelesen habe, vom allgemeinen Schulkanon z.T. deutlich abweichen (z.B. haben wir Das Amulett von C.F. Meyer oder Sansibar oder der letzte Grund von Andersch gelesen). Ich habe meinen ehemaligen Lehrer vor einiger Zeit zufällig nochmal getroffen, ein bißchen mit ihm geredet (so unter angehenden Kollegen :zwinker: ) und ihn gefragt, warum wir nicht auch mal bekanntere Sachen, wie beispielsweise Goethes Faust gelesen haben. Seine Antwort war überraschend, wie schlüssig: Den Faust kennt doch eh jeder vom Titel her und jeder weiß auch, dass der irgendwie wichtig ist, also kann auch jeder auf die Idee kommen, den mal eigenständig zu lesen. Aber es gibt so viele andere gute Bücher, die nicht im Quizshow-Allgemeinwissen vertreten sind, dass es sich doch wohl lohnt, gerade solche im Schulunterricht zu behandeln, um zu zeigen, dass die deutsche Literatur nicht nur aus Goethe, Eichendorff und Grass besteht...
    Zumindest bei mir hats gewirkt :smile:


    Aber um auf die eigentliche Frage zurück zu kommen:
    Ich glaube schon, dass der Deutschunterricht einen nicht gerade geringen Einfluss auf das Leseverhalten der Schüler hat. Vielen verhagelt er das Interesse an Literatur wohl auch auf lange Zeit vollständig. Vermutlich herrscht auch die Angst vor, auch bei der privaten Lektüre immer nach Alliterationen und Hyperbeln suchen zu müssen :zwinker: und allgemein ist die Lektüre klassischer Werke vielen einfach nicht als positive Erfahrung im Hinterkopf geblieben.
    Hinzu kommt aber sicher auch, dass es inzwischen eine Vielzahl anderer Unterhaltungsmöglichkeiten gibt, die sich einem z.T. auch leichter erschließen, als die Lektüre eines Buches. Ein Computerspiel ruft eher selten Hintergrundwissen zu geschichtlichen Daten, philosophischen Strömungen, etc. auf, sondern geht einfach fröhlich weiter.
    Was aber für mich das wichtigste ist: Lesen muss mit positiven Erfahrungen konnotiert werden, sonst gibt es keinen Anreiz, es als Hobby in der Freizeit weiter zu führen. Ich habe das vor zwei-drei Jahrem bei einem guten Freund bemerkt. Er hat lange Zeit überhaupt nicht gelesen, weil das Lesen ihm einfach nichts gegeben hat (die Schullektüre mag da auch ihren Anteil dran gehabt haben). Ich hab ihn dann mit Houellebecq und Fry quasi 'geknackt' :zwinker:. Aktuell wurschtelt er sich durch Ecce Homo... Wenn das erste 'ernsthaftere' Buch direkt ein Reinfall ist, also nicht den Interessen entspricht, langatmig ist, das Lesen also alles in allem kein Genuss ist, dann überlegt man es sich wohl zweimal, ob man ein weiteres Buch zur Hand nimmt. Wenn man aber schon viele erfreuliche Leseerlebnisse hatte, dann haut einen ein mieses Buch zwischendurch nicht mehr aus der Bahn, weil man weiß, wie schön das Lesen sein kann und überdies fängt man auch an, in den verschiedensten Ecken zu schauen, wo weitere interessante Themen lauern könnten...


    Und wenn sie auch wirklich lesen! - Hörte vor kurzem einen Germanistik-Professor klagen, moderne StudentINNen würden nicht mehr lesen wollen. - Vielleicht noch knapp die vorgeschriebene Lektüre, aber kein Quäntchen mehr und voraussetzen könne man nichts mehr... - Ob das früher anders war, kann ich nicht beurteilen, aber er behauptete es zumindest...


    Das kann ich mehr oder weniger bestätigen. Bei mir selbst hängt es immer auch damit zusammen, ob mich das Thema des Seminars oder einzelner Termine interessiert (dann lese ich gerne auch vorbereitende Sek.Lit. für die einzelnen Termine), oder ob es Seminare sind, die ich belegen muss, dann beschränkt sich die Lektüre auf die Pflichtlektüre.
    Aber es ist keineswegs vorrauszusetzen, dass auch jeder Seminarteilnehmer auch nur die Pflichtlektüre kennt. Im Grunde ist das aber auch kein Wunder. In 'Seminaren' mit oftmals gut und gerne 60-80 Teilnehmern bleibt auch die allerletzte Fremdregulierung, die Angst jederzeit vom Dozenten zum Thema gefragt/ in die Diskussion eingebunden werden zu können, auf der Strecke.
    Die Schulweisheit 'Deutsch ist ein Laberfach' bestimmt oft die Studienfachwahl, weil man Germanistik vermeintlich locker nebenher durchziehen kann und seitens der Uni und der Dozenten wird auch nichts unternommen, um dieses Bild gerade zu rücken...
    Aber es liegt auch nicht nur an den Studenten. Überfüllte Seminare, viel zu kleine und mies ausgestattete Räume, eine stetige Kürzung des Etats, die zur Stellenstreichung und damit zur Beschneidung der Themenvielfalt führt und z.T. überforderte und/oder unmotivierte Dozenten, die leider viel zu oft die Lehre als notwendiges Übel ansehen, um Forschen zu dürfen, haben auch ihren Anteil an der Situation!


    Astrid: Ich bin froh über meine Studienfachwahl. Insgesamt ist es ein Studiengang, der wirklich viel Spaß machen kann und wenn man dann noch ein paar nette Kommilitonen kennenlernt, weiß welche Dozenten ihre Seminare gut aufbauen und interessante Themen anbieten und man auch bereit ist, sich einige Sachverhalte in Eigenregie anzueignen, dann bringt es auch tatsächlich was. Größtes Manko ist vermutlich, dass die Seminare oft heillos überlaufen sind, damit zu einer reinen Aneinanderreihung von Referaten verkommen und für Diskussionen somit kaum Platz bleibt...

    Hallo zusammen,


    wenn ich das aus meiner schon längere Zeit zurückliegenden Einführungsveranstaltung richtig in Erinnerung habe, dann sind Germanisten quasi die Allzweckwaffen moderner Gesellschaften, weil sie hervorragend geschult sind im Umgang mit Texten, darüber hinaus Meister des analytischen Denkens und dabei noch extrem teamfähig sind. Somit sind sie also in nahezu allen Wirtschaftsbereichen universell einsetzbar und auch gesucht.
    Man muss da vielleicht schon ein paar Abstriche machen, da diese Worte aus dem Mund des Fachbereichsleiters kamen und er wohl versuchte, die chronisch zukunfts-pessimistische Bande, die da vor ihm saß, etwas aufzurütteln, aber unterm Strich ist wohl was wahres dran.
    An der Uni Münster finden in jedem Semester Veranstaltungen statt, um den Studierenden fachfremde Berufe für Germanisten aufzuzeigen (wobei ich mich da schon frage, was denn bei genanntem Kompetenzprofil überhaupt noch fachfremd sein kann :zwinker:). Das Angebot reicht dann meist von Verwaltungsfunktionen über journalistische Tätigkeiten bis hin zu solchen Jobs, von denen es in Deutschland gleich hunderte offene Stellen gibt, wie z.B. Theaterintendant :zwinker: Da ich aber einer dieser Lehramtskandidaten bin und mein Berufsfeld damit zunächst in gewisser Weise schon vorgegeben ist, habe ich aber nie eine solche Veranstaltung besucht und kann daher auch nichts über die tatsächlichen Möglichkeiten dieser Betätigungsfelder sagen.



    [...]und von hinten erfuhr ich, was zwei Lehramttussies, die vollkommen desinteressiert ihre Zeit absaßen, am Wochenende vorhaben. Als die eine mehr als drei Minuten brauchte um zu beschreiben wie und in welcher Reihenfolge und mit welchen Mittelchen und Staubsaugerchen sie ihr Auto putzen will, bin ich ausgerastet...


    Da es ja in jedem Fachbereich offensichtlich diese Unterteilung 'normale Studierende' > Lehramtstudenten gibt und ich dann doch die Ehre der anständigen Lehrämter wiederherstellen muss, kann ich Dir versichern, dass es sich dabei ganz sicher nicht um stinknormale Lehramttussies gehandelt haben kann, sondern dass es hundertprozentig Primimäuschen gewesen sein müssen... (denn merke: Sek II/I > Primarstufe) :breitgrins:

    Das Vorwort auslassend beginnt das erste Kapitel von Michel Houellebecqs 'Elementarteilchen' mit den Worten:


    "Der erste Juli 1998 fiel auf einen Mittwoch."


    Wenn das mal kein furioser Auftakt ist... :zwinker:


    Durch den <a href="http://ubique.antville.org/stories/1450054/">Casus Grass</a> sensibilisiert, lese ich <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423125284/leipzigerbuch-21">Die Rättin</a>, eine Zweitlektüre, insgeheim mit offenen Augen für, wenn nicht gar uneingestandener Gier nach Passagen, in denen auf Kriegsthemen eingegangen wird. Dies wird sicher ab jetzt immer so sein, wenn ich Grass lese und wiederlese.


    Ich kann das sehr gut nachvollziehen und bemerke das bei mir zumindest ähnlich auch, aber ich weiß noch nicht recht, was ich davon halten soll.
    Mir sind heute beim Aufräumen etliche Blätter mit Notizen und Aufsatzkopien in die Hände gefallen (hier herrscht momentan ein unglaubliches Chaos), die ich mir für meine Examensarbeit gemacht habe (Thema: Der Holocaust aus der Sicht der dritten Generation). Darin habe ich u.a. auch Grass' 'Im Krebsgang' untersucht. Ausgehend von den neuen biographischen Fakten würde ich einige meiner Thesen nun deutlich zugespitzter formulieren und ich lese Aspekte des Buches jetzt auch anders.
    Die Frage ist natürlich nur: Ist das bezogen auf das literarische Werk eigentlich zulässig?

    Zitat

    So, so... - Das muss ja eine üble Seuche sein, dieses Spiel...


    Das kann man so sagen, ja... Nachdem ich festgestellt habe, dass meine Nettospielzeit der letzten 1,5 Jahre sich inzwischen auf etwa 45 Tage beläuft (da ist natürlich auch einiges an Zeit dabei, die das Spiel einfach nur lief, während ich sonstwas gemacht habe...), habe ich beschlossen, dass dann doch mal wieder sein zu lassen :zwinker:


    Zitat

    wenn du mal Unterstützung brauchst, das sind auch meine Fächer!


    Vielen Dank für Dein Angebot! Ich werde bestimmt mal darauf zurückkommen. Momentan klappt es ganz gut, weil die Prüfungsthemen bisher recht wenige Überraschungen aufboten, aber wenn im Februar das Referendariat startet, sieht die Lage bestimmt wieder etwas anders aus...
    Was mich aber persönlich interessieren würde: Was hat Dich zu dieser Fächerkombination bewogen? Komme mir zumindest an der Uni etwas exotisch vor. Die Klassiker sind (zumindest nach meinen Erfahrungen) ja eher: Deutsch +Geschichte/Fremdsprache oder Erdkunde +Naturwissenschaft/Sport...

    Hallo zusammen,


    ich muss sagen, dass ich die späte Enthüllung Grass' doch für recht problematisch halte. Nicht für sein literarisches Werk, dass davon unangetastet bleiben muss, weshalb auch die Forderung, Grass möge den Literaturnobelpreis zurück geben, viel zu kurz gedacht ist, aber durchaus für seine (ihm möglicherweise auch aufgezwungene?) Funktion als schlechtes Gewissen Nachkriegsdeutschlands.
    Die 'Erklärungen', die er (u.a. im Gespräch mit Wickert) für seine späte Enthüllung liefert, halte ich für sehr dürftig. Einen 'geeigneten Zeitpunkt' für ein solches Bekenntnis habe es bislang nicht gegeben. Abgesehen davon, dass Grass noch vor wenigen Jahren eine solche Erklärung jedem anderen wortgewaltig um die Ohren gepfeffert hätte, ist wohl anzunehmen, dass es einen günstigen (im Sinne von für den Betroffenen günstig) Zeitpunkt garnicht gibt. Ein solches Eingeständnis ist jederzeit schwierig, schmerzhaft und das Ergebnis einer intensiven, kritischen Selbstbetrachtung und selten dazu geeignet, 'günstige' Konsequenzen für den Betroffenen (abgesehen von einer Befreiung des eigenen Gewissens) zu entwickeln. Es sei denn... ein solches Geständnis ließe sich medienwirksam und verkaufssteigernd nutzen. Und genau in diesem Punkt drängt sich mir schon die Frage auf, ob Grass nicht vielleicht auch ganz kalkuliert dieses Bekenntnis in den unmittelbaren Zusammenhang der Veröffentlichung seiner Biographie gestellt hat. Die Werbe(blech)trommel also in eigener Sache schlägt.
    Dies ist der eine fade Beigeschmack, den dieses Bekenntnis für mich hat.
    Der andere ist, dass Grass Erklärungsversuch sich sehr eng anlehnt, an die Argumentation all jener, die nie etwas gewusst haben, die nie über die eigene Schuld sprechen und die über alles das Mäntelchen des Schweigens decken wollten. Eben jene, gegen die sich Grass sowohl mit seinen öffentlichen Auseinandersetzungen, als auch mit seinem literarischen Werk stets gestellt hat.
    Ich fürchte, dass eben jene Grass' spätes Geständnis nun zum Vorwand nehmen werden, um eigene Versäumnisse erneut und verstärkt zu legimitieren. Denn wie, so könnte man fragen, kann man von Otto Normalmitläufer erwarten, was selbst eines der Denkmäler der Nachkriegsaufklärung nicht fertigbringt, die zeitnahe Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

    Hallo zusammen,


    ich war jetzt ein gutes Jahr mehr oder minder nur sporadisch hier und habe nur an und ab ein paar interessante Diskussionen gelesen. Daran war einerseits meine inzwischen abgeschlossene Examensarbeit, andererseits aber auch wohl die recht zeitraubende Beschäftigung mit dem Spiel 'World of Warcraft' nicht ganz unschuldig. :zwinker:
    Da ich hier aber bisher ohnehin noch keinen Vorstellungsthread habe, dachte ich mir, dass dies zum Wiedereinstieg ja eine ganz gute Gelegenheit wäre. Der ein oder andere wird mich vielleicht noch kennen.
    Für die anderen Teilnehmer ganz kurz: Christoph, 27 Jahre und momentan dabei, mich durch die schriftlichen und mündlichen Prüfungen meines Lehramtsexamens zu quälen :zwinker:


    Gruß
    Berch

    Hallo Sandhofer,


    Zitat

    Du meinst, die haben binnen ein paar Tagen die Fehler korrigiert, das Buch neu gedruckt und Dir so ein Exemplar zugeschickt?


    Nein, so natürlich nicht :zwinker:
    Ich habe eine Mail bekommen, in der stand, daß ihnen diese Fehler auch bereits aufgefallen sind, sie sich dafür entschuldigen und in der neuen Auflage die Fehler auch korrigiert seien. Anschließend kam dann die Frage, ob sie mir, sobald die Auflage fertig sei, ein korrigiertes Exemplar oder lieber ein anderes Buch des Autors, quasi als "Wiedergutmachung" schicken sollen.


    Ich hab dann ein anderes Buch von Fry genommen, weil ich das Fehlerhafte eh schon zu Ende gelesen hatte...


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich hatte das Problem bei Stephen Frys 'Der Lügner' aus dem Aufbauverlag. Da lag die Fehlerquote allerdings auch noch ein bißchen höher.
    Hab dem Verlag eine Beschwerdemail geschickt und nach wenigen Tagen eine Entschuldigung und ein Ersatzbuch bekommen.
    Es hilft also auf jeden Fall, den Verlag auf solche Fehler aufmerksam zu machen und sich nicht nur im Stillen drüber zu ärgern...


    Gruß
    Christoph

    Hallo Papagena,


    es freut mich sehr, das zu hören!


    Ich habe mal eine Frage bezüglich des Goethe-Instituts. Vielleicht hast Du das auch schon einmal hier im Forum beantwortet, aber ich bin gerade etwas 'suchfaul'. Also entschuldige bitte, falls ich Dir doppelt Arbeit mache.
    Meine bisherigen Kenntnisse über Goethe-Institute sind recht gering. Eine Aufgabe ist, sofern ich das richtig verstanden habe, deutsche Kultur und Literatur im Ausland bekannt zu machen, wozu dann auch deutsche Autoren für Lesungen eingeladen werden, etc.
    Was genau machst Du an diesem Institut? Belegst Du dort Sprachkurse oder Kurse, die sich mit deutschsprachiger klassischer Literatur beschäftigen oder vielleicht Kurse, die die deutsche Sprache anhand von Literatur näher bringen sollen? Werden diese Kurse von muttersprachlichen Lehrern betreut? Sind diese Angebote kostenpflichtig? Muß man bestimmte Qualifikationen erfüllen, um an diesen Kursen teilnehmen zu können und kann man Zertifikate erwerben, die man z.B. auch im Beruf nutzen kann? Wie Du siehst, bin ich mit den Angeboten der Goethe-Institute leider wirklich nicht gut vertraut.


    Liebe Grüße
    Berch

    Hallo alpha,


    Zitat

    Wieso muss ein Lehrer auch studiert haben?


    Das ist eine Frage, die ich mir auch schon mehrfach gestellt habe. Zwar würde mir ein großer Aspekt fehlen, denn ich arbeite sehr gern auch wissenschaftlich mit Texten, lese gern und viel und gewinne auch sehr viel durch die Anregungen in meinen Seminaren (seien es reine Lektüretipps, seien es Arbeitstechniken, sei es auch Nischenwissen oder aber der Brückenschlag zu anderen Disziplinen wie Kommunikationswissenschaft, Kunstgeschichte, etc.).
    Allerdings kommt dabei die didaktische Seite viel zu kurz, denn von den einzelnen Fachbereichen wird diese meist nur halbherzig gelehrt, die Erziehungswissenschaftler jedoch bieten nur Seminare zur allgemeinen Didaktik an, einen Bezug zum eigenen Fach sucht man vergebens. Dabei macht es schon einen großen Unterschied, ob ich Mathematik, Religion oder Deutsch unterrichten will. Die einzige Ausnahme habe ich in diesem Semester entdeckt und auch direkt belegt, ein EW-Seminar zur literarischen Bildunge an Schulen. Textgrundlage wird Goethes 'Wilhelm Meisters Lehrjahre' sein.
    Gerade in diesem Punkt würde ich die Vorteile deutlich auf Seiten einer reinen Ausbildung gegenüber dem Studium sehen.
    Zudem könnte man so zumindest einige Standards setzen. Aktuell ist es an meiner Uni durchaus möglich, einige Epochen oder Genres vollkommen auszusparen. D.h. man kann in seinem gesamten Studium ausschließlich Kurse mit Literatur nach 45, Weimarer Klassik, Romantik, etc. oder auch ausschließlich Lyrik- oder Prosaseminare belegen, die anderen aber völlig aussparen. Am Ende hat man einen Lehrer, der vermutlich einen guten Überblick über die aktuelle Literatur hat, Goethe aber nicht von Heine unterscheiden kann. Für Sprachwissenschaft gilt analog das gleiche Muster.


    Gruß
    Berch

    Hallo xenophanes,


    ich würde jetzt gerne etwas zur Ehrenrettung der angehenden Deutschlehrer sagen, ich selbst bin ja auch ein solcher, aber mir fällt leider nichts ein.
    Bei einem Fachdidaktik-Seminar im letzten Semester, würde ich von einer durchschnittlichen Textkenntnis von etwa 20% ausgehen und das war kein Einzelfall. Dabei war es ein wirklich interessantes Thema, jedenfalls keines das als sonderlich dröge gilt: literarische Aufarbeitung des Holocausts. Zugegeben, es wurden recht viele Texte gelesen (Walser, Grass, Sebald, Kracht, Biller, Klüger und einige mehr, zuzüglich der nötigen Sekundärliteratur), aber das sollte einen Hauptstudiumsstudenten eigentlich nicht vor allzu große Probleme stellen, zumindest wenn man ein bißchen Liebe zur Literatur hat.
    Aber gerade das scheint mir eines der Hauptprobleme zu sein. Viele Studenten entscheiden sich nicht aus Interesse an Textarbeit oder an der Analyse von Sprache zum Deutschstudium, sondern weil sie ein zweites Fach brauchen und Deutsch noch immer den Ruf eines Laberfachs, das man auch so nebenbei abreißen kann. So lange, wie solche Studenten dann aber auch tatsächlich wieder Deutschlehrer werden, wird sich an diesem Ruf auch nichts ändern.


    Gruß
    Berch

    Hallo Sandhofer,


    ich stimme Dir zu, daß er unter den Lesern, die sich mit Lyrik und (Volks-)liedern beschäftigen durchaus noch populär ist. Auch wer sich ein bißchen für die Romantik interessiert, wird an ihm nicht vorbei kommen und hier im Forum wird ihn sicherlich jeder kennen, aber das ist ja schon ein recht spezieller Leserkreis.
    Ich bin eher vom Durchschnittsdeutschen ausgegangen. Der wird vermutlich noch die Melodie von "Wem Gott will rechte Gunst erweisen" pfeifen können, aber ob er weiß, von wem der Text stammt?
    Nicht zum ersten Mal habe ich mir heute überlegt, welche Ergebnisse herauskämen, würde man in einem Test quer durch die Bevölkerung Autoren, Zuordnungen Autor-Text oder Autor-Epoche oder gar das tatsächliche 'Gelesen-haben' einiger Texte erfragen. Ich fürchte, das wäre kein sehr erfreuliches Ergebnis.
    Das nur kurz als Erklärung, wie ich beliebt oder populär aufgefaßt habe.


    Gruß
    Berch