Was war eure Pflichtlektüre?

  • 9. Klasse:
    Antigone- Sophokles
    Biedermann und die Brandstifter - Max Frisch
    Das Parfum - Patrick Süßkind
    Frühlingserwachen- Frank Wedekind
    Im Westen nichts Neues - Erich Marie Remarque
    Leutnant Gustl- Arthur Schnitzler
    Schwarzer, Wolf, Skin - Marie Hagemann
    Siddharta - Hermann Hesse

    10.Klasse:
    Buddenbrooks - Thomas Mann
    Der Alchimist - Paolo Coelho
    Mutter Courage - Bertold Brecht
    Nathan der Weise - Gotthold Ephraim Lessing
    Simplicissimus - Hans J. Christoffel v. Grimmelshausen


    11.Klasse:
    Das Geisterhaus - Isabel Allende
    Die Steinklopfer - Ferdinand von Saar
    Bahnwärter Thiel - Gerhart Hauptmann
    Lenz - Georg Büchner
    Der hessische Landbote - Georg Büchner
    Faust - Johann Wolfgang von Goethe
    Change - Wolfgang Bauer
    Die Räuber - Friedrich Schiller
    Iphigenie auf Tauris - Johann Wolfgang von Goethe
    Balzac und die kleine chinesische Schneiderin - Dai Sijie


    12.Klasse:
    Mitternachtskinder - Salman Rushdie
    Liebelei - Arthur Schnitzler
    In der Strafkolonie - Franz Kafka
    Brigitta - Adalbert Stifter


    Zur Zeit besuche ich noch die 12. Klasse und ich bin mir sicher, dass noch weiter Bücher folgen werden.
    Mein Lieblingsbuch von diesen ist eindeutig Das Parfum. Ich habe mit einer anderen Schulkollegin das beste Referat in meiner ganzen Schullaufbahn geschrieben (ohne Hilfsmittel ;) ) Sonst druckt man sich meistens irgendwas aus dem Internet aus, aber dieses haben wir ganz alleine geschrieben, wir waren ziemlich stolz auf uns :breitgrins:


    Unsere Professorin hat uns jedes Jahr über die Sommerferien ein dickers Buch zum lesen gegeben (Buddenbrooks, Das Geisterhaus, Mitternachtskinder), ansonsten haben wir eher dünnere Bücher gelesen. Sie ist auch sehr flexibel was die Auswahl der Lektüre angeht, denn sie hat mit uns auch oft moderne Literatur (Balzac und die kleine chinesische Schneiderin) ausprobiert.

  • Da ich nur einen Realschulabschluss hab hatten wir nicht wirklich Pflichtlektüre (was ich ein ziemliches Defizit finde)
    Wir mussten in der Neunten klasse Goethe Götz von Berlichingen lesen, anaosnten hatten wir in der Schule nur themenbezogene Lektüre sprich keine Klassiker, in der Berufschule mussten wir Stille Zeile sechs von Monika Maron lesen (das einzige Buch das ich wirklich hasse) und Schiller die Räuber.
    Die Meisten Bücher die hier so als Pflichtlektüre genannt wurden hab ich daher freiwillig in meiner Freizeit gelesen
    .

  • Ja ist in jeder Klasse/Schule anders! Eine Nebenklasse liest ganz andere Bücher! Ich muss sagen, dass ich sehr zufrieden bin mit unserer Deutschlehrerin, die nicht nur "alte" Werke mit uns liest, sonder auch Bücher wir "Mitternachtskinder"! :klatschen: Dr. Rois rockz! :breitgrins:

    Wer schauen kann, der sehe. Wer sehen kann, der betrachte.

  • Seit ich in der Oberstufe bin, haben wir in Deutsch folgende Werke gelesen (in chronologischer Reihenfolge):


    Friedrich Schiller: Die Räuber


    Gut, wie eigentlich alles von Schiller; allerdings gefielen mir "Die Verschwörung des Fiesko zu Genua", "Kabale und Liebe", "Don Carlos", "Wallenstein" und "Wilhelm Tell" besser.


    G. E. Lessing: Emilia Galotti


    Sehr gut; führte dazu, dass ich wenig später auch "Nathan der Weise" las.


    Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür


    Das haben wir eigentlich nicht wirklich gelesen, sondern als Hörspiel gehört. Trotzdem habe ich mir zusetzlich das Buch gekauft und naja - hätte nicht unbedingt sein müssen.


    Heinrich von Kleist: Prinz Friedrich von Homburg


    Ich fand es ganz in Ordnung, wurde aber auch kein Lieblingsdrama von mir. Die Inszenierung, die wir anschließend besucht haben, war allerdings grauenhaft.


    Georg Büchner: Lenz


    Anfangs gewöhnungsbedürftig; es gefiel mir dann aber immer besser. Aufgrund der Kürze war es auch die einzige Schullektüre, die ich vor der Klausur zweimal gelesen habe.


    Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel oder Wo sich Herz zum Herzen find't


    Fand ich sehr gut; darob laß ich auch kurze Zeit später "Effi Briest" und "Der Stechlin". Weiteres könnte noch folgen.


    Patrick Süskind: Das Parfum


    Sagte mir nicht ganz so zu. Vielen Mitschülern war es die beste Schullektüre; sprachlich gefallen mir "klassiche" Autoren (Goethe, Schiller, Lessing, etc.) besser. IMHO die beste Stelle ist der innere Monolog Baldinis über die Veränderung des Zeitgeistes.


    Es folgen bald: Die Verwandlung (Kafka) und Faust.


    In der 9. Klasse lasen wir Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt - eine der IMHO besten Schullektüren bisher.


    Seid gegrüßt!


    Wilhelm I.R.

  • So differenziert wie meine Vorschreiber schaffe ich es wohl nicht. Bei mir waren es jedenfalls "Nathan der Weise" (ich liebe dieses Buch), "Don Carlos" und "Kabale und Liebe". Kann mich nicht mehr so wirklich erinnern, was es sonst noch an Pflichtlektüre gab. Mein Deutschlehrer war jedenfalls gleichzeitig Philosophielehrer, was starken Einfluss auf sonstige Texte, die wir nebenbei gelesen haben, hatte.


  • Da ich nur einen Realschulabschluss hab, hatten wir nicht wirklich Pflichtlektüre (was ich ein ziemliches Defizit finde)
    Wir mussten in der 9. Klasse Goethe Götz von Berlichingen lesen, ansonsten hatten wir in der Schule nur Themen bezogene Lektüre, sprich keine Klassiker. In der Berufsschule mussten wir "Stille Zeile sechs" von Monika Maron lesen (das einzige Buch das ich wirklich hasse) und Schiller "Die Räuber."
    Die Meisten Bücher die hier so als Pflichtlektüre genannt wurden hab ich daher freiwillig in meiner Freizeit gelesen.


    In der Berufsschule mussten wir dann im dritten Lehrjahr ein Buch vorstellen. Ich habe mich dann für Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" entschieden, weil ich mir den Roman damals recht neu gekauft hatte. Das war in der Fassung, wie sich vorab in den Zeitungen abgedruckt wurde. Weshalb ein paar Stellen dann anders waren, als in der Druckfassung des Verlages.


    Mittlerweile habe ich das Abitur nachgeholt (auch schon wieder länger her) und in unserer Abiturzeit haben wir dann natürlich auch die klassischen Pflichtlektüren gelesen.


    11. Klasse:
    Katz und Maus von Günther Grass (verstörend, aber vor allem weil wir den Film auch gesehen haben. Witzig weil wir einen Mitschüler hatten, den wir alle als Mahlke empfunden haben. *g*)
    Antigone
    Ein Mittelhochdeutsche Gedichte, wobei ich da nur noch weiß, das Walther von der Vogelweide auch dabei war


    12./13. Klasse
    Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil (allerdings so nebenbei, es war kein Abiturthema, ich fands sehr unterhaltsam)
    Kafka - Der Prozeß (ich habe eine sehr große Kafka Schwäche, weshalb ich mich über ein Reread gefreut hatte)
    Michael Kohlhaas von Kleist (definitiv so gar nicht mein Fall)
    Die Räuber von Schiller (mein zweiter Versuch, der mir sehr gut gefallen hat. Beim ersten Mal, in der Berufsschule, war es überhaupt nicht mein Ding. Dazu haben wir eine modernere Theatherfassung in der DVD Fassung angeschaut. Weshalb der "gute" Franz meine Lieblingsfigur ist *g* )
    Im Englischunterricht: A Midsumernightsdream von Shakespeare - schade das wir damals alle nicht sehr viel verstanden haben und "One Language - Many Voices. 20th Century English Short Stories". Z.B mit Somert Maughams im Regen, Joseph Conrad, Doris Lessing etc. Daraus haben wir aber nur bestimmte Geschichten auch im Unterricht behandelt.

  • An alles kann ich mich nicht mehr erinnern, aber zusammengefasst:


    Bis 10. Klasse:


    Schiller- Die Räuber
    Patrick Süskind- Das Parfüm
    Juli Zeh- Corpus Delicti
    Andrea Maria Schenkel- Tannöd
    Annette von Droste-Hülshoff- Die Judenbuche
    Molière- Der eingebildete Kranke
    Goethe- Die Leiden des jungen Werther
    Jeremias Gotthelf- Die schwarze Spinne
    Goethe- Götz von Berlichingen


    11.-12. Klasse


    Shakespeare - Macbeth
    Theodor Fontane- Irrungen, Wirrungen
    Günther Grass- Im Krebsgang
    Franz Kafka- Der Prozess, die Verwandlung
    F. Scott Fitzgerald- The Great Gatsby
    Goethe- Faust
    Goethe- Iphigenie auf Tauris


    Mich hat immer überrascht, wie schnell ich Bücher hasse, wenn sie zur Schullektüre wurden :breitgrins:

  • Mal sehen, ob ich das noch zusammenbekomme.


    Realschule:


    8. Klasse

    Ian Strachan: Moses Beech


    9. Klasse

    Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise


    10. Klasse

    Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür

    Carl Zuckmayer: Des Teufels General


    Kolleg:


    Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund


    Deutsch-LK


    Theodor Fontane: Effi Briest

    Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz


    Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti

    Friedrich Schiller: Die Räuber

    Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil


    Arno Schmidt: Brand's Haide

    Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras

    Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker

    Das Leben nimmt den Menschen sehr viel Zeit weg.

    - Stanislaw Jerzy Lec -

  • Woran ich mich gerade erinnern kann:


    Schiller: Die Räuber; Maria Stuart; Kabale und Liebe

    Lessing: Emilia Galotti

    Fontane: Unterm Birnbaum; Effi Briest

    Dürrenmatt: Die Physiker

    Keller: Kleider machen Leute

    Storm: Der Schimmelreiter

    Brecht: Leben des Galilei

    Fährmann: Der lange Weg des Lukas B.

    Homer: Odyssee (gefühlt ca. 50 % davon; im Lateinunterricht)


    Besonders positiv erinnern kann ich mich an "Die Räuber", "Maria Stuart" und "Leben des Galilei". Dazu habe ich vor 3 Jahren die "Schachnovelle" (Zweig) gelesen, die ich gerade wegen den psychologischen Vorgängen/Beschreibungen sehr interessant fand.

  • In Auswahl:


    Theodor Storm: Der Schimmelreiter (die offizielle Deutung um 1970: Hauke Haien muss untergehen, weil er nicht auf das Kollektiv hörte, das prinzipiell weiser ist als der Einzelne. Meine Gegendarstellung, dass man sich auch einmal gegen die Mehrheit stellen muss, wenn man etwas durch Vernunftgründe als richtig erkannt hat, wurde von der Deutschlehrerin immerhin nicht verdammt.)


    Anna Seghers: Das siebte Kreuz


    Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen (der jüdische Widerstand und Kollaboration der Kommunisten kommen nicht vor)


    Bertolt Brecht: Das Leben des Galilei


    Maxim Gorki: Die Mutter (hat mir Gorki verleidet)


    Willi Bredel: Verwandte und Bekannte (Trilogie; obwohl das Leben der Arbeiterklasse realistisch dargestellt werden sollte, empfand ich das Ganze als langweilig)


    Eduard Claudius: Menschen an unserer Seite (Hochofenarbeiter übertreffen sich selber im sozialistischen Wettbewerb; allerdings erfuhr man, wie fürchterlich primitiv und armselig es für die arbeitenden Menschen um 1950 zuging)


    Hermann Kant: Die Aula


    Meine Sternstunden waren die Klassiklesungen, der Deutschlehrer, ein alter promovierter Studienrat, der dann in den Westen ging, ein Unikum:

    Goethe: Faust I

    Deutschlehrer betritt den Raum, mit einem Taschentuch die Türklinke erfassend, weil daran Bakterien haften, und immer zu mir: "Hängen Sie das Marx-Bild gerade!" (das natürlich immer schief hing). Erste Frage: "Wie hieß der Gasthof, in dem Herder und Goethe zum ersten Mal in Straßburg zusammentrafen?" (Antwort: "Zum Geist"). Nächste Stunde: "Warum heisst es: 'Die Sonne tönt nach alter Weise'? Die Beantwortung dieser Frage forderte, ungeachtet des strengen Lehrplanes, eine ganze Stunde.


    Theodor Fontane: Effi Briest (Vertreter des "Vierten Standes" sozusagen als Widerstand leistetende Arbeiterklasse; das verhinderte jedoch nicht, dass mir schon bald "Der Stechlin" und "Cecile" zur Lieblingslektüre wurden und ich Fontane mit Ivan Turgenev verglich, etwa "Ein Adelsnest".


    Es wurde noch viel auswendig gelernt


    Friedrich Schiller: Wallenstein-Trilogie

    Abiturfrage: Warum stellt Schiller Wallenstein als "Zauderer" dar?


    Insgesamt gesehen, wurde meine Leidenschaft für klassische Literatur nicht wesentlich behindert, ich las dafür auf einer Bank am Waldesrand weiter. Es blieb die Abneigung gegenüber "vorgeschriebenen" Deutungen, die dann abgefragt werden mussten, wobei Spielräume je nach Persönlichkeit der Lehrer vorhanden waren. Die meisten in der Schulklasse behielten ihre Abneigung gegenüber Pflichtlektüre, die sie auch auf die nächste Generation übertrugen; wobei mein Sohn allerdings, trotz der Pflichtlektüre, ebenfalls seine Leidenschaft für Literatur und Philologie entdeckte.

  • Ich kann mich leider kaum erinnern, ich nenne mal die wenigen Titel, die ich behalten habe - wobei ich nicht weiß, was jeweils wann gelesen wurde:


    Hermann Kant: Die Aula

    Max Frisch: Stiller

    Schiller: Maria Stuart

    Brecht: Mutter Courage

    Wolfdietrich Schnurre: Ein Fall für Herrn Schmidt

    Hermann Hesse: Der Steppenwolf (wie gut ich mich noch erinnere an: "Denn kein einziger Mensch, auch nicht der primitive Neger, auch nicht der Idiot, ist so angenehm einfach ..." - hat man das eigentlich für die Schüler/innen inzwischen ausgemerzt?)

    Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert (ich erinnere mich an: "Die Uhr", "An diesem Dienstag" und "Kirschen", es waren noch einige mehr)


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch Lektüre von Lessing hatten, weiß aber nicht mehr, was es war.

    Da bei uns, als ich in Kl.9 war, das Kurssystem eingeführt wurde, gab es auch Themenkurse. Ich hatte u.a. einen, in dem es ein ganzes Halbjahr lang um Franz Kafka ging. Hat mir viel Freude gemacht.

    Das ist leider alles, was mir im Moment einfällt. Da ich Leistungskurs Deutsch hatte, muss es noch weit mehr gegeben haben; wir haben uns auch mit Linguistik beschäftigt.


    Edit: nachdem ich Newmans Liste gesehen habe, fällt mir ein, dass wir auch "Don Karlos" hatten und sicher auch etwas von Kleist. Wahrscheinlich "Das Erdbeben in Chili", bin aber nicht sicher.

  • Bei uns waren das:


    Storm, Schimmelreiter

    Kafka, Die Verwandlung

    Shakespeare, Macbeth

    Schiller, Don Karlos

    Goethe, Iphigenie auf Tauris
    Goethe, Faust I und Teile von Faust II

    Lessing, Nathan der Weise

    Fontane, Effi Briest
    C. F. Meyer, Der Heilige

    Kleist, Der Zweikampf

    Joseph von Eichendorff, Das Marmobild

    Goethe, Novelle

    Thomas Mann, Tod in Venedig

    Gerhart Hauptmann, Der Ketzer von Soana

    Wolfgang Hildesheimer, Nachtstück

    Brecht, Leben des Galilei

    Max Frisch, Andorra

    Max Frisch, Homo Faber

    Friedrich Dürrenmatt, Der Richter und sein Henker

    Dürrenmatt, Die Physiker

    Frank Wedekind, Frühlingserwachen

  • Kafka, Die Verwandlung

    Max Frisch, Andorra

    Friedrich Dürrenmatt, Der Richter und sein Henker

    Ich finde es faszinierend, dass ihr das noch alle wisst.


    Meine Schulzeit ist über 20 Jahre her, ich kann mich nur mehr an wenige Bücher erinnern, die wir lesen mussten.

    Definitiv dabei waren jene, die JHNewman schon genannt hat.

    Und an Professor Unrat kann ich mich noch erinnern.


    Von Kafka habe ich dann noch einiges gelesen, da es mein Schwerpunkt bei der Matura war.

  • Meine Schulzeit ist über 40 Jahre her ... ich erinnere mich, dass wir im Englischunterricht John Steinbecks Gabilan gelesen haben, und - glaube ich - "The Monkey's Paw". Aber ich war schon damals eine so wüste Leserin, dass ich nicht mehr weiß, was ich für die Schule gelesen habe und was privat. Zum Beispiel habe ich sämtliche frühen Lustspiele von Lessing gelesen, weil in unserem Deutschbuch hinten eines mit dem Titel "Der Schatz" abgedruckt war, das mir gefiel. Aber das war für mich, nicht für die Schule.

  • Abi habe ich 1956 gemacht an einem Neusprachlichen Gymi. Wenn ich sehe, was Ihr schon in der Schule gelesen habt, wird mir klar, warum ich so unterbelichtet bin. Selbst habe ich erst mit etwa 40 J. "richtig" mit dem Lesen - allerdings nicht excessiv, sondern doucement - angefangen (der Zauberberg war der "Ausloeser"). Was haben wir in der Schule gelesen:

    Prosa?: Da kann ich mich nur an den Schimmelreiter, Michael Kolhaas und die Judenbuche erinnern. VIEL mehr wird es nicht gewesen sein, da bin ich mir ziemlich sicher. Die Buecher wurden nach meiner Erinnerung hauptsaechlich IM Unterricht von wechselnden Lesern laut gelesen und besprochen. Ein(?) Jahr vor dem Abi gab es dann eine Liste von Buechern, die man gelesen haben "muesste". Ich habe einen Selbst-Lesenden Klassenkameraden (sowas gab es durchaus) gefragt, welches das "schwierigste" der Buecher sei. Er: Das Glasperlenspiel. Da bin ich eingestiegen. Hoffnungslos. Hab dann gar nichts gelesen (ja, tatsaechlich). Ansonsten Goetz, Iphigenie, Minna von Barnhelm, Tell, Don Carlos, Hamlet auf Deutsch (ich glaube?) und als Kroenung von allem Faust (auch alles mit verteilten Rollen, hauptsaechlich(?) IM Unterricht. Nach meiner Erinnerung nichts Modernes, auch nichts von Brecht (es war ein Internat der evgl. Kirche des Rheinlands, der Direktor von Internat und Schule war urspruenglich sehr konservativ.) Einige Jahre nach dem Abi habe ich an seiner Schule (er hatte dann eine eigene Privatschule) in den Semesterferien meines Architekturstudiums (an der TU Berlin) Biedermann und die Brandstifter inszeniert. Hat Spass gemacht, aber WIE ich das gemacht habe und woher ich den Schneid hatte, frage ich mich heute noch. Fremdsprachliche Lektuere? An etwas Englisches kann ich mich nicht erinnern, ausser Hamlet auf Deutsch in Deutsch(?). Franzoesisch (franzoesische Zone): Maupassant(?) les Chevres de Monsieur Seguin(?). Irgendwas von Corneille, Moliere le malade imaginere und Racine. Sonst noch was? Wenn ueberhaupt, kann es nicht viel gewesen sein. Waehrend des anschliessenden Architekturstudiums bin ich dann ab und zu ins Theater gegangen, Schiller-Theater, vor 61 (Mauer) haeufiger auch ins Brecht-Theater am Schiffbauerdamm (Kaukasischer Kreidekreis, Mutter Courage u.a. ), auch in ein "Keller-Theater" in der Naehe des Bahnhofs Zoo (spaeter Delphi), dort u.a. Draussen vor der Tuer. Im Studium generale habe ich dann auch u.a. Deutsche Literatur gewaehlt (heimliche Sehnsucht?, voellige Ueberschaetzung?) Hab mich "berieseln" lassen von Peter(?) Altenberg (nicht der Beruehmte!), der das sehr gut konnte, wenn er den Koenig in Thule deklamierte, kamen einem die Traenen und dem beruehmten Walter Hoellerer, der nicht so mein Typ war, mich aber gnaedigst durch die Pruefung gelassen hat mit Alfred Doeblin, auf den ich mich (angeblich) konzentriert hatte, obwohl ich nur sehr wenig von ihm gelesen und noch weniger "verstanden" hatte. Wenig selbst gelesen, allerdings damals sehr intensiv, angeregt durch Hoellerer, den Gruenen Heinrich, das Buch traf meine damalige Stimmung: Ich war eine lange Zeit sehr unzufrieden mit mir, meiner Lage und meinen Leistungen und wundere mich, dass ich nicht eine regelrechte Depression im klinischen Sinne entwickelt habe. Warum habe ich das hier so breit geschildert: Wohl weil es eine total andere Welt war als die, von der Ihr berichtet. Unsere Lehrer kamen aus dem Krieg, hatten selbst vermutlich oft eine eher lueckenhafte Ausbildung und die "Instrumente" waren z. T. noch nicht geschaerft. Allerdings wird es auch damals schon "Elite-Schulen" gegeben haben, wo "mehr geboten" wurde. Ein Schulkamerd, eine Klasse ueber mir, hat es aber immerhin zum Chefredakteur der Frankfurter Rundschau gebracht.

    if all you have is a hammer, all you see looks like a nail.

  • Es wäre vielleicht einen Extra-Faden wert, zu überlegen (angesichts der breitgefächerten Altersstruktur hier), welche Wertigkeit das Lesen und die Literatur (und wenn ja, welche Literatur) in der blühenden Jugend eines jeden gehabt haben ...

    Als ich so um die 17 war, galt es als schick, Gedichte zu lesen. Ich hatte lange Zeit immer ein Taschenbuch mit Brecht-Gedichten dabei. Obwohl ich einige dieser Gedichte bis heute liebe, bin ich nicht sicher, warum ich eigentlich dieses Buch wirklich dabei hatte. Es gab einen Roman, ich glaube von Eva Heller, in dem die Heldin immer einen Band Hegel dabei hat. Sie legt in die Tasche ihres Trenchcoats ganz unten eine Packung Tempos, so dass der Hegel gerade so weit oben aus der Tasche schaut, damit man den Namen "Hegel" auf dem Cover lesen kann. Diese Haltung ist leider für die Zeit, von der ich spreche, symptomatisch. Genauso hat man sich in meiner Schule zum Beispiel auch mit der Mao-Bibel und mit den Schriften von A.S.Neill, dem Papst der Antiautoritären Erziehung, geschmückt.


    Ich habe heute ein winziges Ringbüchlein mit meinen Lieblingsgedichten; abgeschrieben und eingeheftet (ich kann dank multifokaler Linsen selbst Beipackzettelschrift mühelos lesen). Das habe ich immer bei mir. Damit begonnen habe ich nach einer Gruppenreise, als mir auffiel, dass ich eine Handhabe für "kleine Fluchten" bei mir haben muss, um mich wohl zu fühlen.

  • Mit Gedichten kann ich gar nichts anfangen.


    Ich habe 1997 maturiert und ich kann mich erinnern, dass mir Schullektüre keinen Spaß gemacht hat.

    Wir haben nämlich nicht über den Inhalt der Bücher diskutiert sondern über Blödheiten die keinen interessieren.


    Ich erinnere mich an "die Schachnovelle". Was der Text aussagt interessierte unsere Lehrerin nicht. Sie wollte wissen welche Farbe irgendwas hatte. Ich glaube es ging um eine Decke so. Denn so sieht sie ob wir den Text gelesen haben.


    Das fand ich dermaßen dämlich, dass ich dann eigentlich keine Bücher mehr gelesen habe.

    Beim Parfum von Süßkind hatten wir eine halbe Stunde Zeit um das Buch querzulesen und dann zu schildern worum es geht.

    Wer am nächsten dran war bekam einen Extrapunkt.


    Das hat mit Lesen und Verstehen eines Werkes nichts zu tun. Das ist Schwachsinn.


    Daher kann ich mich, obwohl ich im Gegensatz zu einigen anderen noch vergleichsweise jung bin, kaum an meine Lektüre in der Schule erinnern.

  • Meine beiden Töchter haben ebenfalls in den Neunzigern Abi gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, ob sie in der Schule Gedichte gelesen haben und welche (werde sie bei Gelegenheit fragen), aber ich erinnere mich, dass sie die klassische Schullektüre, zum Beispiel Fontanes "Irrungen und Wirrungen" bzw. "Effi Briest" sehr gemocht haben, und zb auch Jane Austen.

  • Ich habe in der Schule in der Oberstufe sehr viel DDR-Literatur lesen müssen, obwohl ich im Westen aufgewachsen bin. Das lag an unserem Lehrer, der dafür einen Faible hatte, wir lasen Hermann Kant, Volker Braun, Brecht, die neuen Leiden, usw., an das meiste kann ich mich nicht mehr erinnern. Parallel dazu habe ich privat sehr viel gelesen, bei mir war es damals viel Hesse, Brecht, Klaus Mann, Heinrich Mann und viele andere. Insbesondere hatte es mir damals die Literatur der Weimarer Republik angetan .


    Gruß, Lauterbach

  • Ach, die neuen Leiden hatte ich auch, fällt mir gerade ein.

    Gefiel mir überhaupt nicht. Ich habe so einen flapsig-larmoyanten Erzählton in Erinnerung, der mich genervt hat. Aber vielleicht tu ich dem Buch Unrecht, es ist so lange her.


    Edit, da hab ich wieder mal ein Beispiel für mein Mülleimergedächtnis. Es ist mehr als vierzig Jahre her, aber ich erinnere mich noch wortwörtlich daran, wie Edgar auf dem Klo das Werther-Büchlein fand. "Und kein Papier, Leute. Ich fummelte wie ein Irrer in dem ganzen Klo rum." Das müsste ein halbwegs wörtliches Zitat sein. Seit vierzig Jahren auf Halde in meinem Kopp ... :rolleyes: