Friedrich Dürrenmatt

  • Hallo sandhofer

    Zitat von "sandhofer"


    Böll schliesslich wurde m.M. zu Lebzeiten als Autor tatsächlich überschätzt. Er wird sich in die lange Reihe jener eingliedern, die als Lebende hoch gelobt (z.T. Nobelpreis-gekrönt), als Tote vergessen werden: Freytag, Heyse, Spitteler ...


    Weshalb denkst du, Böll sei überschätzt worden? - Gut, ich habe nicht zu Bölls Blütezeit gelebt, weiss also nicht, wie gross der Rummel um ihn war, aber bekam er wirklich mehr Aufmerksamkeit als er verdiente? - Ich meine, besonders die Zeitgenossen hätten einiges bei ihm lernen können, besonders was das gesellschaftliche Umfeld oder die Kunst der Satire anbelangt.
    Dass er vergessen werden wird, das ist eine andere Frage, aber war er nicht für seine Zeit ungeheuer wichtig und charakteristisch? - Seine Werke sind meist nicht zeitlos, das sehe ich auch, sie sind sehr stark an Milieu und Zeitstimmung gebunden, was seine Vergänglichkeit ausmachen könnte.


    Es grüsst alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "alpha"

    [...]aber bekam er wirklich mehr Aufmerksamkeit als er verdiente? - Ich meine, besonders die Zeitgenossen hätten einiges bei ihm lernen können, besonders was das gesellschaftliche Umfeld oder die Kunst der Satire anbelangt.
    Dass er vergessen werden wird, das ist eine andere Frage, aber war er nicht für seine Zeit ungeheuer wichtig und charakteristisch? - Seine Werke sind meist nicht zeitlos, das sehe ich auch, sie sind sehr stark an Milieu und Zeitstimmung gebunden, was seine Vergänglichkeit ausmachen könnte.


    Er wurde überschätzt z.B. insofern als er - weder ein formal noch sprachlich besonders innovativer oder auch nur begabter Autor - den Nobelpreis für Literatur erhielt. Wenn schon hätte man ihm den für Frieden verleihen können. Im übrigen teile ich Deine Einschätzung.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "alpha"


    Dass er vergessen werden wird, das ist eine andere Frage, aber war er nicht für seine Zeit ungeheuer wichtig und charakteristisch? - Seine Werke sind meist nicht zeitlos, das sehe ich auch, sie sind sehr stark an Milieu und Zeitstimmung gebunden, was seine Vergänglichkeit ausmachen könnte.


    Hallo alpha,


    es ist natuerlich vorderhand sehr plausibel, das langsame Vergessen auf eine besondere Zeitgebundenheit des Autors/der Autorin zurueckzufuehren, zumal bei einem Bsp.wie Boell, den ich zugegebenermaßen nur sehr rudimentaer kenne.
    Ist aber z.B. Hesse nicht in diesem Sinne "zeitloser" (das Epitheton "Pubertaetslektuere" fuer Hesse, das Sandhofer diesem beigelegt hat, scheint mir hier gegen eine starke historische Gebundenheit zu sprechen)?
    Oder andersherum, um bei den bereits angefuehrten zu bleiben (edit: ich sehe gerade: er wurde noch gar nicht angefuehrt, passt ja aber dennoch ganz gut als Vergleichspunkt - auch sehr politisch, auch Nobelpreis): Ist z.B. Sartre nicht extrem ein Kind seiner Zeit und trotzdem nicht in dieser Weise gefaehrdet, dem Vergessen anheimzufallen?
    Wie sehen das die anderen? Ist "Zeitgebundenheit" der Grund fuer ein schnelles Vergessen? Und worin besteht sie eigentlich genau?


    Herzlich, B.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Nightfever"

    An die schriftstellerischen Fähigkeiten, die Sprache etc., kann ich mich gar nicht erinnern, nur noch an die Atmosphäre. Und die war halt bei der "Konfektionsware" ähnlich wie beim achsotollen Schriftsteller D. aus CH. Und dazu mir nicht besonders angenehm...


    Letzeres ist ja wohl auch vom Autor so beabsichtigt :zwinker: .


    Dein Beitrag wirft bei mir implizit die Frage auf, ob Dürrenmatt den definitiven Sprung in die Klassiker-Liste schaffen wird. Eine Frage, die ich oben umgangen habe. Für mich war Dürrenmatt mit 14 oder 15 das erste grosse, verstörende Leseerlebnis. Insofern bin ich als Fan halt Partei ...


    Aber, um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass Dürrenmatts Werke überleben werden. Im Gegensatz zu Böll vermute ich bei Dürrenmatt aber ein langsameres Verschwinden. Eher so wie Klopstock, dessen Denken lange (zumindest von Lehrern und andern staatserhaltenden Menschen) geteilt wurde. Dürrenmatts Denken wird wohl auch noch einige Zeit bei Lehrern und Angestellten der einzelnen Kultusministerien seine Anhänger haben.


    (Im Gegensatz zum Werk seines Zeitgenossen und Landsmannes Frisch. Da glaube ich, dass sich zumindest das Spätwerk retten könnte. Gerade weil es ultimative Themen berührt: Liebe und Tod.)


    Zum Begriff "Konfektionsware": "Konfektionsware" nenne ich alles, was ich von der Stange kaufe. (Ich kaufe Kleider nur von der Stange; ich kann mir keinen Schneider leisten ... ) Bei Büchern rede ich von Konfektionsware, wenn ein Autor immer wieder denselben Helden von der Stange holt und ihn neue Abenteuer erleben lässt. Perry Rhodan ist das Beispiel par excellence, doch auch von Wallander soll es 8 Teile geben, von Brunetti 12.


    Konfektion beschreibt für mich zuerst einmal eine Produktionsmethode; es ist kein Qualitätsurteil.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "alpha"


    Ich meine, besonders die Zeitgenossen hätten einiges bei ihm lernen können, besonders was das gesellschaftliche Umfeld oder die Kunst der Satire anbelangt.


    Hallo zusammen,


    auch wenn ich mich mit meinem Plädoyer für Böll wiederhole, betrachte ich ihn weiterhin als überdauernden Autoren.
    Was alpha sagt, ist das eine - ich denke an seinen "Brief an einen jungen Nichtkatholiken" oder seine Buchrezensionen wie über K. Adenauers Erinnerungen. Oder seine Gedanken zum Eichmann-Prozess 1961, Befehl und Verantwortung. Überhaupt stehen seine Reden, Kritiken, Aufsätze exemplarisch für aufrechtes Denken und sind keine Tagesliteratur. Böll ließ sich von der Hetze der damalig herrschenden Politik gegen progressive Autoren (die deutsche Vergangenheit war noch nicht "bewältigt") kein Jota beeinflussen, sondern legte immer den Finger in offene Wunden. Warum sollte diese Eigenschaft geringer eingeschätzt werden als die eines Heines (gut, für den war's gefährlicher, aber für Böll auch nicht einfach), der dasgleiche für seine Zeit tat? Oder eines Tucholsky? Oder-wie genannt-Sartre?

    Zitat

    ...aber war er nicht für seine Zeit ungeheuer wichtig und charakteristisch? - Seine Werke sind meist nicht zeitlos, das sehe ich auch, sie sind sehr stark an Milieu und Zeitstimmung gebunden, was seine Vergänglichkeit ausmachen könnte.


    1. Satz: Ja, das war er. 2. Satz: Ist Krieg, den er überwiegend thematisierte, mit menschlichen Tragödien verbindend, nicht eines der zeitlosesten Themen? Milieu und Zeitstimmung sind da für mich unbedeutend. Gerade in seiner oft lapidaren Schilderung schrecklicher Szenen beeindruckt mich Böll, seine Sprache wirkt auf mich ein wenig wie die Hemingways in dessen "Short Stories".
    Na egal, macht mit Böll, was Ihr wollt, :breitgrins: in meinem Bücherschrank verstauben seine Werke nicht (außer den schwächeren letzten zugegebenermaßen)!


    Viele Grüße,
    Gitta

  • Hallo zusammen!


    Nachdem ich in den Sommerferien von Dürrenmatt "Der Richter und sein Henker" gelesen habe, ist die Wahrscheinlich, dass ich demnächst wieder etwas von diesem Autor lese, doch eher gering.
    Selten ein dermaßen schwaches, völlig willkürliches und handwerklich schlechtes Ende gelesen, dass stark den Eindruck erweckt, innerhalb weniger Minuten zusammengewurstelt zu sein.


    Grüße

  • Hallo!


    Friedrich Dürrenmatt ist für mich schwierig einzuschätzen. Was mich bei seinen Werken "Der Richter und sein Henker", "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker" und "Das Versprechen" überzeugt, sind die Ideen, der Plot.
    Was mich nicht überzeugt sind die Sprache und der Stil, die wirken irgendwie gekünstelt und nicht sehr gekonnt. Es wirkt alles ziemlich zusammengeflickt und unfertig, wie eine Rohfassung, die der Autor eigentlich noch ins Reine schreiben wollte.


    Gruss


    Alfa Romea


    PS filthee: Ich frage jetzt mal ganz unverschämt, wo du denn genau wohnst. Ich bin wochentags nämlich im Seeland anzutreffen: Ich arbeite in Biel und wohne in Diesse (Berner Jura, oberhalb von Twann. Diesse ist das Nachbardorf von Lamboing, wenn wir schon bei Dürrenmatt sind :zwinker:)

  • Zitat von "Alfa_Romea"

    Hallo!
    PS filthee: Ich frage jetzt mal ganz unverschämt, wo du denn genau wohnst. Ich bin wochentags nämlich im Seeland anzutreffen: Ich arbeite in Biel und wohne in Diesse (Berner Jura, oberhalb von Twann. Diesse ist das Nachbardorf von Lamboing, wenn wir schon bei Dürrenmatt sind :zwinker:)


    hi


    ich wohne in einem kleinen kaff 15km westlich von bern... ziemlich genau in der mitte zwischen bern und fribourg... bin aber recht viel in der seeland-gegend unterwegs :smile: ... meistens mit dem fahrrad.. ist eine der schönsten gegenden der schweiz, finde ich :smile:


    leider bin ich noch NIE dazu gekommen mal nach neuchatel ins centre dürrenmatt zu gehen... muss ich diesen sommer unbedingt machen, kenne dürrenmatt bisher eigentlich nur als schriftsteller, sollte mich aber auch mal mit seiner malerei ein bisschen beschäftigen!


    schöne grüsse

  • Zitat von "sandhofer"

    Meinst Du jetzt Tess und Lamlingen oder Bienne und Douanne? :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Meine Güte, jetzt wirfst du aber mit Namen um dich... :breitgrins:
    Also: Tess=Diesse. Wobei ich behaupte, dass "Tess" kein existierender Begriff ist. Der Tessenberg heisst zwar auf französisch Plateau de Diesse, aber Tess für Diesse ist mir noch nie untergekommen... Nicht mal bei Dürrenmatt :zwinker:

    Lamlingen=Lamboing. Aber jeder, der das Kaff "Lamlingen" nennt, wird gnadenlos ausgelacht. Hat seit Dürrenmatt kein Mensch mehr gemacht.


    Bienne=Biel und Douanne=Twann. Nicht nur bei Dürrenmatt :smile:


    Hach, es ist doch schön, in einer zweisprachigen Gegend zu wohnen, wo man für jede Gemeinde, jedes Wäldchen und jede Kuhwiese zwei Begriffe kennen muss :breitgrins:


    Un salut du jura bernois!


    Alfa Romea

  • Hallo,

    Zitat von "sandhofer"


    Er wurde überschätzt z.B. insofern als er - weder ein formal noch sprachlich besonders innovativer oder auch nur begabter Autor - den Nobelpreis für Literatur erhielt.


    Ach, wenn ich bedenke, wer heutzutage alles den Nobelpreis für Literatur erhält ... Allein für den Roman "Wo warst du, Adam?" hat Böll den Preis schon verdient. Meine bescheidene Meinung.


    Von Dürrenmatt empfehle ich die herrliche Komödie "Ein Engel kommt nach Babylon". Auch den Roman "Justiz", bei dem ich aber sehr den Schluß vermisse ...


    Gruß,
    R.

  • Es ist übrigens ein weit verbreitetes Mißverständnis, daß der Literaturnobelpreis dem literarisch herausragendsten Schriftsteller zukomme. Dies stimmt einfach nicht: Im Testament von Alfred Nobel heißt es, der Preis für Literatur solle dem Schriftsteller zukommen, der das bedeutendste Werk idealistisch-humanistischer Ausrichtung verfaßt hat!

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir gestern eine Schüleraufführung von "Die Physiker" angeschaut und das Stück hat mir immer noch gefallen. Die Verantwortung der Wissenschaftler, nicht alles Denkbare auch zu realisieren - an aktuellen Beispielen hierfür mangelt es wohl nicht.


    Ein Satz zeigt allerdings doch deutlich, dass das Stück schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, und zwar als die Schwester fragt, wo Frl. Dr. die neuen Pfleger denn herbekommen will "bei der heutigen Überbeschäftigung" - das waren noch Zeiten :zwinker:


    Sonntägliche Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Manjula"

    Die Verantwortung der Wissenschaftler, nicht alles Denkbare auch zu realisieren - an aktuellen Beispielen hierfür mangelt es wohl nicht.


    Ist dies nicht nur ein Traum? - Was gedacht wurde und realisier bar ist, das wird sich auch realisieren, früher oder später, davon bin ich fest überzeugt. - Ein Gedanke kann nicht wieder ungedacht gemacht werden, vielleicht, wenn der eine Wissenschalftler seine Gedanken für sich behält, dauert es etwas länger, bis ein anderer den gleichen Gedanken hat und dann realisiert. Ausserdem kann kein Wissenschaflter wirklich abschätzen, welche Konsequenzen seine Ideen haben werden, weder die positiven noch die negativen. Weshalb? - Weil er keine Ahnung hat, was andere aus seinen Gedanken schlussfolgern!


    Etwas anderes ist, in welchem Massstab die neuen Ideen verwirklicht werden. - Eine Atombombe als Wissenschaftliches Experiment in einer unbewohnten Wüste würde ich persönlich auf eine ganz andere Stufe setzen als den "serienmässigen" Bau von Atombomben zu Kriegszwecken! - Die Frage, ob ein Atombombenexperiment notwendig sei oder ob nicht ein kleiner Reaktor genüge, würde ich persönlich bejahen, könnte es jedoch auf eine Art verstehen, wenn die Wissenschaftler wissen möchten, mit was sie eigentlich und wirklich arbeiten, wie gross die Gefahr ist, wenn etwas ausser Kontrolle gerät.


    Würde mich interessieren, wie ihr das seht, wie die Realität eurer Meinung in eine bessere Richtung gelenkt werden könnte, als durch freie Forschung? - Für mich sind staatliche Auflagen zentral, wobei ich das Problem hauptsächlich darin sehe, wer diese Auflagen wie bestimmt.


    Es grüsst


    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo alpha,


    ich glaube auch, dass es eher ein Traum bleiben wird, dass dieser Verantwortlichkeit tatsächlich Rechnung getragen wird. Seitens der Wissenschaftler nicht unbedingt aus bösem Willen - wenn man eine bahnbrechende Entdeckung macht, sind einem die Folgen nicht unbedingt bewusst (man verdrängt sie vielleicht auch in der Euphorie). Wenn diese dann eintreten, quält denjenigen sicher oft das "die ich rief, die Geister" -Gefühl. In diesem Zusammenhang hat mir ein Satz aus der Schlussrede von Einstein aus den Physikern gefallen (nicht wörtlich, ich habe das Buch nicht greifbar): "Ich liebe die Menschen und ich liebe meine Geige, aber aufgrund meiner Forschungen wurde die Atombombe entwickelt".


    Deshalb denke ich auch, dass es staatliche Auflagen für die Forschung geben muss - aber wer bestimmt diese? Und sehen die nach einem Regierungswechsel wieder ganz anders aus? Man sieht ja an den Debatten um die Embryonenforschung, wie schwierig hier die Entscheidungen sind. Auch weil hier nicht nur die Forschung und die Politik interessiert sind, sondern auch die Kirche.


    Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]


  • Hab gar noch nicht alles gelesen, aber eine bernerin und dann noch Dürrenmatt, da muss ich gleich mal schreiben: Hallo aus Bern!! :klatschen: :klatschen: :winken:


    LIebe Grüsse
    Joelino

  • Zitat

    Der Mensch ist nur zum Teil ein politisches Wesen, sein Schicksal wird sich nicht durch seine Politik erfüllen, sondern durch das, was jenseits der Politik liegt, was nach der Politik kommt. Hier wird er leben oder scheitern.


    Friedrich Dürrenmatt


    Ein schöner Satz. Das gibt mir mein eigenes Gefühl wieder, dass die Politik mir nicht helfen wird und mein Leben gestalten wird, sondern ich es selbst tun muss. Auf die Politik warten, dass sie die Probleme löst, heißt vergeblich warten, so mein gegenwärtiger Eindruck und so lese ich auch Dürrenmatts Sätze. Die Familie hilft, Selbsthilfegruppen helfen, engagierte Menschen helfen, gute Nachbarn und echte Freunde helfen, nicht aber die mit der Regierung und Problemlösung Beauftragten. Ich stelle bei der Politik immer mehr Realitäts- und Willensferne fest. Machtkämpfe scheinen die Sicht auf das Wesentliche zu verstellen… Seit ich mir darüber bewusst geworden bin, habe ich auch merkwürdigerweise meine Ansprüche an die Politik stark zurückgenommen und versuche das zu machen und zu beeinflussen, was mir möglich ist. Weltverbesserung im kleinen Rahmen könnte ich es nennen, um mir Mut zu machen. Aber die Sätze von Dürrenmatt haben mir gefallen. Vielleicht denkt ihr ja anders darüber. Vielleicht deutet ihr die Sätze anders. Aber eine meiner Ansicht nach berechtigte Politikmüdigkeit stelle ich doch allerorten fest… FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Der Satz von Dürrenmatt besagt doch eigentlich nur, dass Politk in unserem persönlichen Leben nichts verändert, und damit hat er recht, finde ich. Obwohl ich der Meinung bin, dass Politik nichts wirklich großes verändern kann, denn Leid und Krieg und machtgeile Politiker wird es immer geben. Daran können auch ein paar gute Menschen nichts ändern.
    Zu Dürrenmatt: Ich hab drei seiner Bücher gelesen. Mir hat "die Physiker" besonders gut gefallen. Dass am Schluss die Verrückten gar nicht verrückt sind und nur die Menschen schützen wollen, fand ich schon sehr überraschend.
    Nur eins fand ich an diesem Buch total unlogisch: Warum haben die Physiker ihre Erfindungen nicht einfach vernichtet? So hätten sie sich das ganze Theater sparen können.

  • Hallo Césleste


    Zitat von "Céleste"

    Obwohl ich der Meinung bin, dass Politik nichts wirklich großes verändern kann, denn Leid und Krieg und machtgeile Politiker wird es immer geben.


    Politik verändert nichts??? - Vielleicht ist das in unserem heutigen Europa gerade mal so, aber ich bin mir nicht so sicher, dass dies so allgemein gesagt werden darf: Hat die Politik von Louis XIV Frankreich nicht verändert? - Oder verändert die amerikanische Politik nichts? - Weder im eigenen Land, noch in Afghanistan noch im Irak noch sonstwo? - Und es gäbe noch viele Beispiele


    Dürrenmatt und Friedrich-Arthur mögen recht haben: Im persönlichen Leben auf die Politk hoffen, bringt nicht viel. Wohl aber kann die Politik (eher als Störung) auch in das persönliche Leben eingreiffen, es bestimmen, einschränken etc.
    Aber im Allgemeinen zu sagen, die Politik sei wirkungslos, das halte ich für eine unzulässige Verallgemeinerung - oder einfach missverständlich formuliert...



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Mag sein, dass ich etwas drastisch formuliert hab. Ich wollte eigentlich sagen, dass Politik nichts zum Besseren wenden kann, und wenn dann ist das nicht von Dauer, denn jede Veränderung hat auch ihre Nachteile, die oft von vielen einfach ignoriert werden ( die ach so hochgepriesene wirtschaftiche freiheit, liberale Demokratie...). Daran zu glauben, dass Politiker irgendwann man Frieden schffen ist träumerisch.