Wie kommt Ihr auf Eure Bücher?

  • Hallo allerseits,
    was mich mal interessiert: wie kommt Ihr auf Eure Bücher? Ich habe lange Zeit eher "unwichtigereres" gelesen und mich seltener an Klassiker rangetraut. Was sich jetzt gerade ändert... Habt Ihr immer irgendwas im Kopf an Titeln, die Ihr demnächst kaufen wollt, habt Ihr Listen von Kanonen (Kanons? :-), oder störbert Ihr einfach im Bücherladen? Das Angebot ist ja so groß, daß es doch sehr schwer ist sich zu entscheiden...

  • Hallo Viola,


    Also ich habe schon immer so eine ungeschriebene Liste im Hinterkopf, das müssen nicht unbedingt Titel sein, sondern können auch Autoren oder bestimmte Epochen oder Themengebiete sein. Ich denke, dass ist bei jedem anders.
    Ich richte mich zugegeben schon manchmal nach Kanones :zwinker: , oft kommt man auch vom einen zum nächsten Titel. So lese ich ein Buch, in welchem sich viele Anspielungen zu anderen Büchern finden etc. Es gibt natürlich aber auch Momente, da gehe ich den Buchladen und stosse auf ein Buch, dass ich nicht im Hinterkopf habe, mich aber gerade reizt. Die meisten hier im Forum lesen ja auch nicht ausschliesslich Klassiker, sondern auch viel zeitgenössisch, ich für meinen Teil handhabe es jedenfalls so.


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Hallo Viola,


    ich mache es genauso wie Imrahil.
    Ich habe z.B. Anna Karenina gelesen, durch dieses Buch bin ich dann auf Effi Briest gestoßen usw.


    Natürlich bekomme ich auch hier im Forum immer wieder tolle Anregungen und je länger ich darüber nachdenke, glaube ich, dass mein Leben zu kurz ist, um alle schönen Bücher zu lesen.
    :zwinker:
    Gruß



    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Hallo viola,


    dieses Forum bietet wirklich viele Diskussionen über wirklich gute Bücher! Hier bist du genau richtig, wenn du die Klassiker entdecken willst!


    MRRs Kanon ist eine Auswahl wirklich guter Bücher. Ich habe ihn mir nicht zugelegt, weil ich, als er (der Romane-Kanon) erschien, bereits fast zwei Drittel der Romane besaß und gelesen hatte. Mit der Zeit werde ich ihn anhand von Einzelausgaben sicher vervollständigen. Hier der Link:


    http://www.derkanon.de/


    Es gibt dort eigentlich drei: Romane - Dramen - Erzählungen.


    Auch in guten, kleineren, mit Herz und Liebe geführten Buchläden, bekommt man immer einen guten Tipp, ist meine Erfahrung. Weniger in den großen und Buchladenketten, da verstellen die Bestsellerstapel die Sicht auf das, was man sucht.


    Aber ich will hier nicht abschweifen und politisieren...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo!
    Interessante Frage.
    Ich lasse mich auch oft durch Foren beeinflussen und wenn ich z.B. ein Buch lese, was mir gefällt und in dem Buch werden andere Bücher erwähnt, dann werden sie auch auf die Liste geschrieben.Z.B. in "gottes werk und teufels beitrag wurde oft von David Copperfield und Jane Eyre "gesprochen" und die wurden dann beim nächsten Bücher-Einkauf direkt besorgt.Ich hab sogar eine "richtige" Liste, wo immer Bücher draufkommen, die ich noch haben möchte. Ansonsten gehe ich auch gerne im Antiquariat oder auf Flohmärkten rum und wenn der Titel mir was sagt oder der Schriftsteller und der Zustand ist in Ordnund, dann werden die gleich eingesackt ;)
    Bin mal gespannt, wie das die anderen machen.
    summerle00
    :winken:

  • Ich komme auf zwei unterschiedlichen Wegen auf meine Bücher:


    Entweder jemand bringt mich darauf. Zum Beispiel haben wir uns in Deutsch mit Sartre und Camus beschäftigt und jetzt lese ich "Der Mythos von Sisyphos", habe auch "Das andere Geschlecht" angefangen und will noch "Der Existenzialismus ist ein Humanismus" und "A Vindication of the Rights of Women" (Feminismus) lesen.


    Der andere Weg besteht darin, dass ich mal wieder etwas "leichteres" lesen möchte - Trivial- oder Unterhaltungsliteratur - und solches in der Bücherei suche. Oder ein einer Buchhandlung. Da gehe ich dann oft nach Cover, Hörensagen, Thema, Klappentexten etc. vor.


    LG
    Nightfever

  • Hallo Viola,
    zunächst einmal ein herzliches Willkommen hier bei uns im Klassikerforum. :smile:


    Ich habe hier schon manche Anregung erhalten und mich gemeinsam mit anderen an verschiedene Klassiker herangetraut, die ich allein wohl nicht gelesen hätte. Daneben lese ich aber auch noch anderes. Ich bin eine leidenschaftliche Zeitungsleserin.


    Gruß
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Moin, Moin!


    Im Laufe der Jahre wird die Sache zum Selbstläufer. Zu einem Stamm von Büchern und Autoren, die man schätzen gelernt hat, kommen nach und nach neue hinzu. Ab einem gewissen Quatum braucht man sich sich darum gar nicht mehr zu sorgen, sondern muß vielmehr um REDUKTION bemüht sein. Nehmen wir beispielsweise an, ich habe 30 Autoren, deren Bücher ich gerne lese UND wiederlese. Und jährlich kämen 2 Neuentdeckungen hinzu. Das können Autoren sein, die schon eine Menge veröffentlicht habe und im "schlimmsten" auch noch weiterhin schreiben. Beispielsweise entdeckte ich für mich Philip Roth erst vergangenes Jahr. Das bedeutet für mich: vielleicht 15 Bücher zu lesen, die von ihm erschienen und unbedingt zu lesen sind PLUS diejenigen, die künftig von ihm erscheinen werden. Kurzum, die Sache potenziert sich. Man ist gezwungen, Beschränkungen vorzunehmen. Jedenfalls kommen bei mir laufend mehr Wünsche zusammen, als ich imstande bin, jemals zu realisieren.

  • Moin, Moin!


    Ich sehe mich als vorwiegend autorenzentrierter Leser. Ich habe, nur um mal den engeren Kreis zu nennen, eine Liste von 45 Autoren, von denen ich jährlich mindestens 1 Buch lesen will, meine so genannten "Jahresautoren" (zur Anschauung kurzzeitig mal <a href="http://www.prowiki2.org/user/Dostoevskij/wiki.cgi?Temp">hier</a>). Sobald ich ein Buch eines mir unbekannten Autoren kennengelernt habe, bin ich bestrebt - oder sollte ich eher sagen: versucht - MEHR von ihm zu lesen. Und sagt mir auch das zweite Buch zu, dann ist es meist um mich geschehen. Ich will ALLES! So habe ich mir Flaubert erobert, Luise Rinser, Markus Werner, Dostoevskij und all jene, die ich so ziemlich ausgelesen habe. "Kritisch" wird es bei jenen, die neu dazu kommen. Sind es Newcomer, die noch wenige Bücher geschrieben haben: um so besser. :-) Sind es aber Autoren, deren Oeuvre bereits etwas unübersichtlich geworden ist - au weia. Bei manchen Schriftstellern habe ich den Eindruck, nie mit ihnen fertig zu werden. Von Hamun las ich zig Bücher - zig stehen noch aus. Aber selbst die alten Knacker... Bei Garcia Marquez war ich zuversichtlich. Aber der Kerl schreibt weiter: erst seine Autobiografie und jüngst eine neue Erzählung... Irgendwie ist das ein Faß ohne Boden. Jedenfalls kommen bei mir immer mehr Bücher in die Lese/Wunschliste, als ich realiter werde bewältigen können. Was für eine Schwerarbeit, dann zu selektieren und Verzicht leisten zu müssen!

  • Hallo zusammen!


    Im Prinzip muss ich Dir, Dostoevskij, zustimmen: Irgendwann wird die Sache zum Selbsläufer. Da ich allerdings keine Listen und / oder Jahresautoren führe, sondern nach Lust und Laune auswähle, empfinde ich bei der jeweiligen Wahl keine Qual sondern pure Lust ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Mit den Listen ist das so ein Problem, die sind (zumindest bei mir) sehr lang, wachsen schneller, als ich lesen kann und am Listenanfang herrscht unglaubliches Gedränge und Geschubse. Hinzu kommen Gelegenheitskäufe in der Buchhandlung und geschenkte Bücher. Aber nach einigen Jahren ging es mir wie Dostojewskij und Sandhofer, dann hatte ich eine Vorliebe für einige Auor(innen), von denen ich alles lese, gemischt mit Autor(innen), von denen ich gelegentlich etwas lese. Meint FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • In der Tat ein Fass ohne Boden und eine unendliche Geschichte...


    Egel, wie spät man mit guter Literatur beginnt, Hauptsache man beginnt und gewinnt sie lieb, dann öffnen sie Welten und Überwelten...


    Also, los geht die Entdeckungsreise, die niemals endende!


    Meint FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Zitat von "viola"

    Hallo allerseits,
    was mich mal interessiert: wie kommt Ihr auf Eure Bücher? Ich habe lange Zeit eher "unwichtigereres" gelesen und mich seltener an Klassiker rangetraut. Was sich jetzt gerade ändert... Habt Ihr immer irgendwas im Kopf an Titeln, die Ihr demnächst kaufen wollt, habt Ihr Listen von Kanonen (Kanons? :-), oder störbert Ihr einfach im Bücherladen? Das Angebot ist ja so groß, daß es doch sehr schwer ist sich zu entscheiden...


    Hallo viola,


    ja ich habe eine Liste (Kanon) an der ich mich orientiere:


    "Die Leseliste - kommentierte Empfehlungen" des Reclam-Verlages.


    Darin sind rund 600 Titel mit Stichworten und Daten aufgeführt, so dass man einen ersten Überblick über die jeweilige historische Bedeutung und Eigenart eines Werkes erhält.


    Natürlich arbeite ich die Liste nicht kontinuirlich ab, aber als Orientierung in dem Faß ohne Boden ist das Büchlein sehr nützlich meint


    Georg

  • Wie schon mehrfach erwähnt -- mit der Zeit entstehen so viele Kreuz- und Querbezüge, dass die Liste der Titel, die einen interessieren, von ganz allein wächst, ja, geradezu ins Unendliche wuchert.


    Ich bin in einer Stadt ohne nennenswerte Buchhandlung und mit einer rund 4 km entfernten, kleinen Stadtbücherei aufgewachsen. Meine erste Lektüre bekam ich dort, ich hab mich da gewissermaßen regalweise durchgelesen.


    Später, so mit 15, 16, also Ende der 70ger, kamen Verlagskataloge dazu, z.B. das "Merkheft" von 2001, über das ich so unterschiedliche Autoren wie Henscheid, Bukowski oder Karl Kraus kennen gelernt habe.


    Dann bekam ich zufällig einen Diogenes-Katalog in die Hände (ich hatte im Ramsch eine gebundene JulesVerne-Ausgabe gefunden und das beiligende Kärtchen an den Verlag geschickt, dort schien man mich für eine Buchhandlung zu halten und hat mir ein ganze Packet an Prospekten, katalogen und Plakaten zugeschickt, damals war Diogenes fast noch ein Geheimtipp).


    Den habe ich mehr oder weniger alphabetisch abgeabereitet: Andersch. Benn. Chandler ...


    Gewissermaßen hat also Gerd Haffmans, der damals Cheflektor bei Diogenes war, meine Lektüre bestimmt.


    Mit 18 las ich (nach der Empfehlung des Vaters eines Schulfreundes) dann erstmals Arno Schmidt und verfiel ihm etwa 10 Jahre; über Schmidt kam ich überhaupt erst zur "klassischen Literatur", wenn Schmidt auch einen eher schrägen Zugang bahnte - kein Goethe, sondern Gutzkow, kein Schiller, sondern Wieland etc. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass der Weg über Wieland, Jean Paul & Co. zumindest für mich der richtige war.

  • Moin, Moin!


    Zitat von "giesbert"

    Wie schon mehrfach erwähnt -- mit der Zeit entstehen so viele Kreuz- und Querbezüge, dass die Liste der Titel, die einen interessieren, von ganz allein wächst, ja, geradezu ins Unendliche wuchert.


    Das kann man nicht oft genug betonen. :breitgrins:


    Bei mir gab es damals einen evolutionären Schub, als ich Rolf Vollmanns <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442722977/">Die wunderbaren Falschmünzer</a> kennenlernte und durchschwartete. Durch ihn lernte ich Autoren und Bücher kennen, von denen ich ohne das Buch vielleicht nie oder erst zu spät erfahren hätte. Beispiel: Jose Maria Eca de Queiroz, einer meiner Lieblings seitdem. Er weckte meine Raabe-Begeisterung, führte mich zu Balzac und und und.