Beiträge von Knabe


    Man könnte sagen: Es ist Lyrik, die aus Versehen in Romanform veröffentlicht worden ist.


    Genau. Und deswegen erinnerte er mich wohl an Rimbaud. Ich komme nur langsam voran, weil ich selten in der lyrischen Stimmung bin. Und Hölderlin schreibt so abstrakt, baut keine Stützen für meine Phantasie ein, daß alles sehr anstrengend wird. Mit vielen seiner Gedanken bin ich nicht einverstanden, andere drückt er sehr schön aus.


    Haben eure Ausgaben Kommentare? Meine Ausgabe(Reclam) hat leider keine.


    Finsbury, leider bin ich viel langsamer als du, und kann auch nicht auf deine Frage eingehen. Ich habe aber selbst noch einige Verständnisfragen.


    1. Mit 'Epoche' meint ihr, glaube ich, die Zeit. Aber in welche Epoche, oder welche Rubrik wird Hölderlin eingereiht? Ich lese 'Hyperion' und denke an Sturm und Drang, oder an die Romantik, oder an die Klassik. Vielleicht könnt ihr mir Klarheit einbringen.
    2. „Weißt du, wie Plato und sein Stella sich liebten?“ Was meint er damit? Wo ist das nachzulesen?


    .. und ich habe eigentlich noch mehr kleinere Fragen, die gehen aber zu sehr ins Detail, und ich glaube, euch damit auch nur zu belästigen. ;)



    Ein schöner Satz übrigens:
    [Das Kind] ist unsterblich, denn es weiß vom Tode nichts.


    Lieben Gruß,
    euer naiver Knabe. :P


    Lese gerade den "Goldenen Spiegel" von Christoph Martin Wieland. Ist dem Genre des Staatsromans zuzuordnen. Wieland schrieb ihn ursprünglich für Joseph II., bekam aber dank des Romans eine Anstellung als Erzieher bei der Herzogin Anna Amalia in Weimar und begründete damit letzen Endes auch das "Klassische Weimar". Ein wirkungstechnisch interessanter Roman also. Sehr dialogreich und verschachtelt konzipiert, also Geschichte in einer Geschichte etc., ähnlich "1001 Nacht". Empfehlenswert, wenn man mit den späten aufklärerischen Romanen Wieland etwas anfangen kann ;-)


    Imrahil


    Danke für den Tipp! Der interessiert mich schon.


    Ich lese noch immer Wilhelm Meisters Wanderjahre von Goethe, bin aber schon in den letzten fünfzig Seiten angelangt. Das Lesen ging sehr müßig, die Lektüre war aber wirklich wunderbar, wenn auch manchmal fad, und wenn mir auch der Stil nicht so gefällt, vor allem, da Goethe darin übermäßig viel Partizipia und Superlative verwendet.
    Aber die Gedanken zum Christentum, und andere derartige Sachen, das Wandern, die Naturbeschreibungen, die politischen Idealen, waren alle erstklassig.
    Lieben Gruß.

    Ja, vielleicht werde ich wohl auch mitmachen. Vor einigen Tagen hab ich die ersten Seiten flüchtig gelesen. Der Stil erinnerte mich an Rimbaud und seine Zeit in der Hölle, und die war eine äußerst merkwürdige, herausragende Lektüre.


    Auf 'Hyperion' freue ich mich schon, obwohl mir der 'Tod des Empedokles'(ebenfalls von Hölderlin) sehr abstoßend war.


    Lieben Gruß.

    Der Lyrikkalender( http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lyrikkalender/ ) ist wahrscheinlich schon bei vielen bekannt, aber falls es noch jemanden gibt, der ihn nicht kennt! hier empfehle ich ihn.
    Jeden Tag wird dort ein neues Gedicht mit einem Kommentar präsentiert.
    Und es sind nicht immer Rilke Goethe Hölderlin, sondern auch manchmal zeitgenössische Gedichte, und so lernt man durchaus immer neue Autoren kennen.


    Mit besten Empfehlungen ;)
    Knabe

    Und einige dieser Logoi lese ich nur widerwillig. Die Liebesgeschichte "Wer ist der Verräter" hätte ich gerne überlesen. Aber das erste Kapitel des zweiten Buches, wieder ein "Logos", ist etwas Wundervolles. Es enthält vielleicht eine Predigt, oder eine durch und durch zunächst religionswissenschaftliche, dann christlich-theologische Abhandlung, die mich einfach begeistert. Was über FURCHT und EHRFURCHT und ihren Zusammenhang mit Religionen geschrieben wird, ist wohl das beste Sermon, das ich bisher aufgenommen habe.


    Lieben Gruß.

    Ein Zufall, dass ich gerade eben die Wanderjahre lese. Und mein Interesse ist riesig, leider enthält meine Ausgabe keine Kommentare, dafür aber ein Nachwort, worin auch sehr ausführlich gerade über die kompositorische Schwäche geschrieben wird.


    Ich denke, ihr meint, die Komposition sei schwach, weil sich viele - Handlungen usf. mehr oder weniger unzusammenhängend darin finden lassen. Das erinnert mich an Herodots Geschichtswerk. Man nennt die in sich geschlossenen Novellen, Anekdoten, Märchen, usf. bei Herodot - "Logoi". Ein Logos, eine Geschichte, sozusagen. Und so befinden sich wohl in den Wanderjahren viele Logoi, nicht wahr? Ich bin erst recht am Anfang, aber das habe ich wohl schon mitbekommen. ;)


    "Ich liebe die Wanderjahre. Trotz kompositorischer Schwächen."


    Bisher liebe ich sie auch. Nicht TROTZ kompositorischer Schwächen, sondern ihrer UNGEACHTET. Weil ich die Wanderjahre nicht als einen ROMAN lese. Ich lese sie als eine Fundgrube von wunderschönen Gedanken.


    Lieben Gruß.


    Morgenstern sagt, das habe damit zu tun, dass das Dichten etwas unmännlich sei. Daher komme auch Nietzsches angebliche Vorliebe für Horaz als den 'männlichsten' Dichter - und andere Beispiele nennt er, Morgenstern, auch.

    Wieso war Goethe kein Romancier? Gerade wegen dieser zwei von dir genannten Titel sollte er ja einer sein. Wenn auch gleichzeitig Dramatiker, Dichter,...


    Aber ich kann manchmal nicht zwischen einer Erzählung und einem Roman unterscheiden. Denn Iwan Iljitsch ist für mich eher eine Erzählung als ein Roman, elahub.
    Übrigens gehört für mich zu den besten Autoren von Romanen auch
    Heimito von Doderer.


    Lieben Gruß.


    Hallo Knabe,


    du schreibst so begeistert über die Humanitäts-Briefe, dass ich Lust bekam, da auch mal reinzuschauen. Leider habe ich bei amazon keine geeignete Ausgabe gefunden. "Journal meiner Reise ..." hatte ich mal vor Jahren als Reclam-Bändchen gelesen, wenn ich mich richtig erinnere, gibt es aber von den Humanitäts-Briefen nicht. Eine Herder-Gesamtausgabe möchte ich mir nicht unbedingt zulegen.


    Viele Grüße


    Montaigne,
    ich hab die Briefe aus der Gesamtausgabe des Deutschen Klassiker Verlages aus der Bibliothek. Vielleicht findest du sie auch bei deiner Bibliothek. Nein, bei Reclam sind sie leider nicht erschienen.


    Ich bin jetzt bei der III. Sammlung. Bisher hab ich viel gelernt über Martin Luther, Friedrich den Großen, Joseph II., Franklin, Marc Aurel, Lessing, und und und. Offenbar folgen laut Inhaltsangabe noch Briefe über Leibniz, Machiavelli, Homer, Montesquieu, Kant, Shakespeare, Swift, Brockes, Hagedorn, Haller, Gleim, Klopstock, Uz, Wieland, Geßner, Gerstenberg, Goethe, Bodmer, und über viele Gestalten der Griechischen Mythologie, und tausende mehr. Wieviel man da nicht lernt.


    Lieben Gruß.

    Hallo JMaria, danke sehr! Das ist wirklich eine nette nette Sammlung. Aber digital möchte ich sie nicht gerne haben.


    Giesbert, danke. Die Bibliothek habe ich wirklich vergessen. Ich habe nachgeschaut, und in der Österreichischen Nationalbibliothek gibt es sogar Salm-Salms Tagebücher aus Mexiko. Wer hätte das gedacht. Womöglich, wenn nicht im Handel erhältlich, kann man solche Bücher auch bei den Verlagen bestellen?


    Lieben Gruß.

    Liebe Leute,
    was macht ihr, wenn ihr in Büchern des 18. Jahrhunderts Verweise auf andere Bücher findet, die euch plötzlich interessieren, und ihr setzt sie auf die Wunschliste, sucht irgendwann danach und - findet sie dann nirgendwo? Man kann sie in keinem Geschäft bestellen, nicht einmal in einem virtuellen, wie Amazon, auf eBay ist auch nix. Denn kein Verlag hat dieses Buch in den letzten zwei Jahrhunderten gedruckt.


    Wie ist es möglich, auf solche Werke zu kommen?


    Einige Beispiele:
    Heinrich Wilhelm von Gerstenberg - Briefe über Merkwürdigkeiten der Literatur
    Johann Heinrich Voß - Abriß meines Lebens
    Martin Crugot - Der Christ in der Einsamkeit
    Hanns Johst - Dramen
    Ludwig Tieck - Genoveva
    Johann Jakob Wagner - Dichterschule
    Karl Julius Weber - Demokritos(Essays)
    Zacharias Werner - Gedichte, Dramen
    Johann Georg Zimmermann - Über die Einsamkeit
    Felix zu Salm-Salm - Tagebücher aus Mexiko

    Ich lese neben Wielands "Oberon", neben einer Biographie über Schiller und neben meiner englischen Schullektüre "1984" von Orwell auch Herders "Briefe zur Beförderung der Humanität", und bin sehr hingerissen zu diesem Werk. Ich lerne daraus so viel, vielleicht nicht so sehr über die Menschlichkeit, sondern eher über die Geschichte der Menschlichkeit, über humane Persönlichkeiten und ihre Werke, wie Friedrich den Großen, Joseph II., Martin Luther, Benjamin Franklin, Klopstock, Voltaire, Lessing, und so weiter. Ich werde ständig auf andere Werke verwiesen, aus denen auch zitiert wird, und die ich auf meine Wunschliste setze, weil Herder so begeistert darüber schreibt. Und das macht mich sehr froh.

    Hallo sandhofer,


    ist das so? Ich habe zu Herder einen viel leichteren Zugang als zu Goethe oder zu Schiller. Klopstock finde ich sehr schön. Er klingt wie ein Rilke des 18. Jahrhunderts. Herder hat auch Klopstock gemocht, denke ich. Aber rangiert er hinter ihn? Ich weiß es nicht. Du sagst, "im Bewusstsein der Leser". Ich kann das nicht urteilen, weil ich kaum Leser kenne. Ich finde solche Ranglisten auch nicht wichtig, das erinnert mich an Sport, an Formel-1 oder Ski Alpin, ich Egoistischer, ich denke nur an mich, denn wenn mir ein Werk gefällt, dann. So ist es.


    Die Briefe zur Beförderung der Humanität von Herder sind, noch einmal, wunder-wunder-wunderschön. Die Briefe sind alle recht kurz, und er stellt immer eine menschliche Persönlichkeit dar. Im 7., 8. und 9. Brief der ersten Sammlung zum Beispiel Friedrich den Großen. Oder in Briefen davor Benjamin Franklins. Man lernt dabei sehr sehr viel, nicht nur über die Menschlichkeit, - nicht nur über Moral, darüber, wie man ein guter Mensch wird, sondern über solche Persönlichkeiten selbst. Er bringt die Menschen mit viel Begeisterung den Lesern nahe. Daher schreibt er auch sehr verständlich. Er zitiert sehr oft aus ihren Schriften, damit die Leser diese Menschen auch unmittelbar kennenlernt. Herder als mein eigener Lehrer der Literatur! Ich bewundere ihn und liebe diesen Menschen.


    Ich grüße sehr sehr herzlich.
    Frohe Weihnachten.


    Übrigens, ein Klopstock-Ordner wäre vielleicht auch schön.


    Knabe.

    Vielleicht wisst ihr, liebe liebe Leute, dass ich den Journal meiner Reise im Jahr 1769 mit Begeisterung las, weil er selbst mit Begeisterung schrieb, weil er sich in alles mit viel Interesse, Eifer und Leidenschaft vertieft, und weil man teil-nimmt an seinen Gedanken, denn er hatte auch viel mit-zu-teilen! Er schreibt in diesem Journal seine Gedanken und inneren Vorgänge, Monologe nieder, schreibt über Philosophen, schreibt über die Bildungspolitik, und über sich selbst, über seine (geistige) Entwicklung: Wieviel er nicht versäumt hat zu lesen! Wieviel er noch in Zukunft schreiben könnte! Über welche Themen! Wie er nicht die Welt verbessern könnte durch Beförderung von Humanität - !


    Nun lese ich also die Humanitäts-Briefe(eigentlich „Briefe zur Beförderung der Humanität“). Er selbst war übrigens auch als Prediger tätig. Aber die Humanitäts-Briefe! Herder ist so zauberhaft. Ein Weniges regt ihm zum Schreiben von so Vielen an, dass mich seine Klugheit beinahe eifersüchtig macht, dieser Herrlichste! Er ist ein fruchtbarer Boden, und nur ein Samenkorn bringt eine Menge von schönen, klaren, wunderbaren und riesigen Pflanzen hervor. Ich bin gerade mit dem dritten Brief(S.23 von etwa 800) fertig, und freue mich, freue mich darüber so sehr, dass ich noch alles lesen möchte. Er ist nicht nur ungeheuerlich gebildet und klug, sondern auch so menschlich, christlich, liebenswert, wie ein leidenschaftlicher Aufgeklärter! Und das war er doch auch!


    So eröffne ich also einen (womöglich mageren) Ordner über diesen meinen neuen Lieblings- .. menschen des 18. Jahrhunderts.


    Lieben Gruß,
    Knabe.


    Weisst du etwas über die Qualität der Übersetzung (existieren unterschiedliche Übersetzungen?), ist deine auch (wie das Original) in Reimen?


    Das Original ist in Reimen verfasst, aber in Stabreimen, und nicht in Endreimen. Ich hab das Reclam-Büchlein nicht, aber dem Verlag kann ich zutrauen, dass er eine gute Übersetzung hat! Die Edda, die dort erschienen ist, ist ebenfalls im Deutschen in Stabreimen übersetzt.


    Das Original.. also, zweisprachig, denke ich, wird man den Beowulf kaum lesen können, wenn er tatsächlich so ausschaut:
    http://www.georgetown.edu/laby…ibrary/oe/texts/a4.1.html


    Hwæt! We Gardena in geardagum,
    þeodcyninga, þrym gefrunon,
    hu ða æþelingas ellen fremedon.
    Oft Scyld Scefing sceaþena þreatum,
    ...


    Lieben Gruß.


    sollen wir jetzt mal den Mai festhalten oder spricht bei jemandem etwas dagegen ?


    Lieber Zola, das ist ein sehr guter Termin!



    Finsbury, wofür steht das "Gr." im "Gr. Bücherforum"? Griechisch? Gibt es so etwas, wenn ja, wo?
    (Edit: Ah, das tut mir Leid. Ich habs schon selber herausgefunden. Das Literaturschock-Forum war gemeint, nicht?)


    Lieben Gruß.