Beiträge von Knabe


    Hallo. Da mir diese Leserunde so sehr gefallen hat, daß ich das Büchlein kaufte, kann ich 'Zaungast' dir auch die Frage beantworten. Bei Reclam heißt es:


    »Verfaßt von Alcofribas Nasier, Abstraktor der Quintessenz.«

    Du hast auch ein schönes bekanntes Gesicht unter deinem Namen! :)


    Und das war gestern wirklich grandios. Claus Peymann und vor allem Hermann Beil fand ich sehr sympathisch! Bernhard Dramen sind meine allerallerliebsten. Fast ein Jahr lang hatte ich keine Lust mehr auf Bernhard, aber jetzt will ich unbedingt alle seine Dramen schriftlich vor mir liegen haben.



    HERMANN BEIL und CLAUS PEYMANN spielen auch im Wiener Theater an der Josefstadt:


    Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen
    Drei Dramolette von Thomas Bernhard


    Sa, 26. und So, 27. Jänner 2008

    Vor fast einem Jahr hab ich mit der "Strudlhofstiege" begonnen. Und wenn ihr so wieder über Doderer schreibt, kriege ich wieder Lust... :grmpf: mein armes Geld!

    Ich bin glücklich, wieder etwas Wunderbares entdeckt zu haben: Salomon Gessners "Idyllen" (1756).




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    Beim Lesen fühle ich mich so, als ob ich mit einem geliebten Menschen in diesen Blumen liegen würde, und nur anspruchslos und durch und durch zufrieden in den Himmel hinaufschaute.




    Ich empfehle euch dieses Kleinod, falls ihr in einer 'romantischen Stimmung' seid, in einem 'locus amoenus' zu wandeln; die Lektüre dieser Idyllen ist nicht anstrengend wie andere Klassiker, - sie ist beruhigend, es ist, als ob uns die Natur, als ob uns Geßner in die Arme nehmen würde, und wir uns ihn nicht satt umarmen könnten.


    Geßner kreiert uns so schöne Szenen aus dem goldenen Zeitalter, ich möchte sagen, alles besteht nur aus klassischen, schönen Topoi, die schönsten Archetypen, wonach sich vielleicht ein jeder Mensch sehnt, was auch jeder Mensch kennt: die Bäume, das Wasserplätschern, das Barfußgehen auf Blumen, holde Augen, das heitere Lächeln eines jungfräulichen Mädchens, Flötenspiel, spontaner Gesang einer hohen Stimme, Schafherden, wohlriechendes Holz...



    Geßner tut gut daran, seine Idyllen in Prosa zu schreiben, und nicht, so wie Voß, oder Theokrit, oder auch Mörike(?) in Hexametern. Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß das Lesen von Hexametern beinahe - wie bei Geßner - therapeutisch-beruhigend wirkt.


    Ihr seht, wie begeistert ich bin.


    Fazit: Ich bin entzückt über Geßners "Idyllen", und wo, wenn nicht hier, könnte ich mich mitteilen? :breitgrins:


    Lieben Gruß.

    Hallo,
    danke für eure Tipps. Jetzt möchte ich auch den Kaspar v. Stieler haben. Ich würde damit sogar mein Latein üben. Nur schade, daß die Bücher so teuer sind. Was aber kann man sich unter "ervögeln" vorstellen? "Er ervögelte sich seinen Sohn", kann man das so sagen?


    Lieben Gruß.

    Liebe Leser!


    Ich habe mich noch nie wirklich mit Barock, oder mit der Reformation beschäftigt.


    Gelesen:
    einige Gedichte(Silesius, Hofmannswaldau, Gryphius, und Opitz)
    und zwei Komödien: "Horribilicribrifax Teutsch" und den "Herrn Peter Squenz", beide von Gryphius.


    Zuhause habe ich noch die "Sophonisbe" von Lohenstein(eine Tragödie), und die "Tischreden" Luthers - hineingelesen und ich bin fasziniert.


    Und es ist schön gewesen, was ich las! Der Horribilicribrifax ist meine allerliebste Komödie. Opitz schrieb eine der schönsten Versen, die ich kenne, und Silesius' Enthusiasmus finde ich fast unübertroffen in der dt. Literatur!


    Was empfiehlt ihr? Was habt ihr gelesen, und was war gut, was weniger? Sind Gryphius' Tragödien ebenso gut wie seine Komödien?


    Was waren Probleme bei der Barock-Lektüre? Gibt es Wörterbücher, die den Wortschatz von damals beinhalten(vgl.bar mit Adelung, od. Grimm für das 18. Jahrhundert)?




    http://www.reclam.de/programm/…ur/reformation_und_barock
    Und kann man eigentlich mit diesem Programm falsch liegen?


    Ich danke,
    lieben Gruß.

    Heute hab ich das Buch auch fertiggelesen. Am Ende nur noch sehr widerwillig, wegen des blühenden Schwulsts, der sich selbst himmelhoch redet. Trotzdem... im Kleinen und Feinen eine wunderbare Lektüre!


    Aber noch eine Unklarheit, die mich interessiert!
    Diotima schreibt(im Reclam S. 129) - "Dagegen denk ich um so lieber an die großen Geister der Vorwelt und wie sie geendet haben auf Erden, und die hohen spartanischen Frauen haben mein Herz gewonnen." Wen meint sie mit den "hohen spartanischen Frauen"?


    Danke, und
    lieben Gruß.

    Die PU(Philosophische Untersuchungen) sind aber nicht sein Hauptwerk, sondern eben der Tractatus! Die von mir zitierten Sätze stammen zum größten Teil aus seinem Büchlein "Über Gewißheit". Das kann ich sehr empfehlen!


    Lieben Gruß.

    Ich glaube, daß folgende Sätze das Prinzip allen Schreibens, Erzählens und Nachdenkens über sich selbst aussprechen:


    Warum erzähl ich dir und wiederhole mein Leiden und rege die ruhelose Jugend wieder auf in mir? Ists nicht genug, Einmal das Sterbliche durchwandert zu haben? [...] Darum, mein Bellarmin! weil jeder Atemzug des Lebens unserm Herzen wert bleibt.


    Wie schön... :herz:

    Amüsant fand ich ihn, weil er viele Redensarten, oder mögliche sprachliche Mißverständnisse, ad absurdum trieb.


    "»Ich glaube, daß er leidet.« — Glaube ich auch, daß er kein Automat ist?"
    "Denke, jemand zeigte mit dem Gesichtsausdruck des Schmerzes auf seine Wange und sagte dabei: »abrakadabra!« — Wir fragen »Was meinst du?« Und er antwortet »Ich meine damit Zahnschmerzen.« "
    "Daß ich ein Mann und keine Frau bin, kann verifiziert werden, aber wenn ich sagte, ich sei eine Frau, und den Irrtum damit erklären wollte, daß ich die Aussage nicht geprüft habe, würde man die Erklärung nicht gelten lassen. "


    "»Dieser Berg hat vor einer Minute nicht existiert, sondern ein genau gleicher.« "



    "Denk dir, jemand würde, ohne philosophieren zu wollen, sagen: »Ich weiß nicht, ob ich je auf dem Mond gewesen bin; ich erinnere mich nicht, jemals dort gewesen zu sein.«"



    Usf.


    Solche Sätze fand ich sehr amüsant.


    Lieben Gruß.


    :sauer:

    Seine Gedanken sind sehr amüsant, und waren damals für mich eine sehr liebe Lektüre. Ich las aber nicht den Tractatus, sondern die "Vermischten Bemerkungen", das Büchlein "Über Gewißheit", und die "Philosophischen Untersuchungen". Gedanklich fand ich sie nicht allzu anstrengend. Sie waren eigentlich sehr brilliant. Seine präzise Formulierungen und sprachliche Haarspaltereien fand ich schön, die Gedanken klug und wie gesagt amüsant, und darum bewundere ich ihn.
    Es war aber ein Lesen nebenbei. Ich hab mich nicht eingehend mit ihm beschäftigt, muss ich sagen. Trotzdem hab ich ihn sehr sehr lieb in Erinnerung.
    Lieben Gruß.


    Ähm, meine Ausgabe hat weder ein Vor- noch ein Nachwort. Ich lese den "Hyperion" aus gesammelten Werken. Trotzdem merkwürdig, daß nicht zumindest das Vorwort auftaucht - wenn es sogar von Hölderlin selbst ist.
    Könnte mir jemand einen Querschnitte aufschreiben? Das würde mich natürlich interessieren.


    Danke im voraus.
    Leseratte


    Die Vorrede findest du zum Beispiel auf Projekt Gutenberg.

    Geniekult... danke für den interssanten Exkurs!
    Aber ist es nicht ein Analogon? Genie verhält sich zu Plebs wie: Arier(in der Ideologie) zu Jude. Genie, und Arier, sollen sich als Übermenschen verstehen? Oder übertreibe ich es, oder verstehe ich den Geniekult noch immer nicht. Geht es hier bloß darum, daß das Genie mental besser ist? Nun ja, mich hat nur das, wie Hölderlin sagt, "nie gelebt", etwas aufgeregt.


    Ich bin nun am Anfang des zweiten Buches. Diotimas Tod wird erwähnt. Und Hyperion klagt sehr jambisch, die Prosa klingt tatsächlich gebunden.


    Die Sprache ist einfach schön. Vieles gefällt mir. Aber eines muss ich noch erwähnen, das mich anwidert. Und zwar ist es, wie beim "Tod des Empedokles", die eigene Vergöttlichung. Wenn er die Sonne, das Sonnenlicht, die Sonnenstrahlen so vergöttert und lobt, denke ich daran, daß bei Homer "HYPERIONOS"("der Hochwandelnde") ein Beiname der Sonne ist, und somit glaube ich, daß Hölderlin sich selbst damit meint.


    Soll sein.
    Lieben Gruß.


    P.S. Hat sich jemand schon mit Schillers Briefen "über die ästhetische Erziehung des Menschen" beschäftigt? Sind da nicht einige Ähnlichkeiten zu Hyperion - Diotima?


    Gestern habe ich was recht interessantes gefunden. Johann Fischart (1546-1591) hat den Gargantua "übertragen" und den Text auf deutsche Verhältnisse erweitert: Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung
    Ein Teil des Textes findes sich hier.


    Oh... Rabelais kannte ich nicht, aber die Leserunde zu Gargantua klang sehr interessant. Jetzt kann ich mir auch endlich ein Bild davon machen. Fischart ist wirklich sehr amüsant! Und wem's gefällt, der lese auch: Gryphius' "Horribilicribrifax Teutsch". ;)

    Briefromane können vielleicht sehr schön sein, aber mir scheinen doch, z. B. hier bei Hyperion, oder beim Werther, Briefe zweckentfremdet zu sein, und sie erinnern mich eher an Tagebücher oder derartiges, als an Briefe.


    Nun hab ich auch das erste Buch (I,1) des Hyperions fertig.


    Manchmal wird es sehr kitschig. Vor allem, was die Beziehung mit Alabanda, und all die Gesten rundherum betrifft.
    Schön sind die Naturbeschreibungen. Und da ich tatsächlich vor kurzem am Peloponnes war, ist mir einiges bekannt, und die dortige Atmosphäre wird mir hier wieder nah. Das finde ich schön.


    Allerdings finde ich Hyperion manchmal sehr arrogant: Ihr wollt ja nie, ihr Knechte und Barbaren! Euch will man auch nicht bessern, denn es ist umsonst!, oder Neide die Leidensfreien nicht, die Götzen von Holz, denen nichts mangelt, weil ihre Seele so arm ist, die nichts fragen nach Regen und Sonnenschein, weil sie nichts haben, was der Pflege bedürfte.
    Und weil er davor sagt: ..und denke, daß es besser ist zu sterben, weil man lebte, als zu leben, weil man nie gelebt!, finde ich, grenzt es fast schon an der nationalsozialistischen Gesinnung. Es klingt, als ob er bestimmen würde, was noch lebenswert sei und was nicht. Das finde ich schon äußerst widerlich.


    Aber natürlich kann ich nicht leugnen, daß die Sprache wunderwunderwunderschön ist. Die Metaphern sind wirklich toll.


    Lieben Gruß.