Beiträge von Knabe

    "jetzt höre ich auf, bin ja vollkommen OT "


    Aber woraus besteht denn der Ordner sonst? Hier scheint ja alles chaotisch zu sein, hier wird durcheinandergeredet, aber es ist schön, was man hier lernt, und mir macht es eine große Freude.


    Eine Wieland-Leserunde also... kann das zustande kommen? Es scheint so. Leibgeber, was deine Frage zur Wieland-Biographie betrifft, so bin ich da ratlos, und du überschätzst mich, wenn du glaubst, dass ich da etwas wissen müsse! ;) Sehr schöne deutsche Hexameter gibt es übrigens auch in "Reineke Fuchs"!


    Arno Schmidt - der Name wird hier so oft genannt. Wer ist das? Ich habe nun einen Band mit einigen Dialogen von Schmidt aus der Bibliothek, den ersten Dialog mit dem Titel "Eine Schuld wird beglichen", über einen deutschen Schriftsteller namens Lafontaine habe ich mit sehr viel Interesse gelesen. Leider sind alle andere Dialoge über englische Autoren, die mich nicht interessieren. Sein Schreibstil ist herrlich.


    Lieben Gruß.

    Wieland, wie gern wär ich da dabei! Und ein grinsender Grüner würde mich auch nicht davon abhalten.


    Es ist eine Freude, hier eure Kommentare zu lesen. Denn seit kurzem beschäftige ich mich doch ein bisschen mit der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert: - wobei ich noch in der Vorklassik bin, bei den Anakreontikern, Aufklärern und ähnlichen Erscheinungen: Gleim, Ramler, Uz, Gellert, die Karschin, ... und nun endlich Klopstock! Messias, der ja beinahe vergöttert wurde! Da muss ja was dahinter gewesen sein! Eine .. "intellektuelle Freude" ist das Lesen solcher Autoren!


    Ach ja, Wieland, der getadelte. Warum? Von wem? Der Göttinger Hainbund hat seine Werke VERBRANNT! Sein Bildnis ebenfalls ins Feuer geworfen. Wie ich aus einigen Briefen von den Mitgliedern herauslese, verachteten sie ihn wegen seines Humors, der nicht in die reine Poesie gehöre, wie sie meinten.


    Gibt es noch andere große literarische Feinde? Was sind die Hintergründe?


    Herder hatte ja auch so seine Charakterschwächen... lese ich im Nachwort des "Journals"(der übrigens über einige zig Seiten langatmig wird). Beispielsweise schrieb er in den 60er Jahren bissige anonyme Schriften (gegen Klotz u.a.). Die Autorenschaft war zwar jedem bekannt, aber er leugnete sie jahrelang ab. Die Situation wurde schließlich irgendwann so unerträglich, dass er also abreiste - und das war der Anlass für den "Journal meiner Reise..".


    Aber was ich da rede. Als ob ihr das nicht schon längst wüsstet, oder - als ob es euch überhaupt interessiere!
    Es tut mir Leid, aber so einen Enthusiasmus für das schöne 18. Jahrhundert, ich weiß nicht, wie oft ich sowas noch erleben werde. Lieben Gruß,
    ein völlig entzückter Knabe.

    Eben lese ich etwas sehr Interessantes. Goethe war einundzwanzig, als er Herder zum ersten Mal begegnete. Herder war für ihn die genialste Persönlichkeit bisher. Goethe war von seinem Fleiß und seinem Wissen und seiner Arbeitskraft sehr beeindruckt. Er schreibt in einem Brief an Knebel, "es ist unglaublich, was er arbeiten kann", und Jahrzehnte später schreibt er im zehnten Buch von "Dichtung und Warheit", "Was in einem solchen Geiste für eine Bewegung, was in einer solchen Natur für eine Gärung müsse gewesen sein, läßt sich weder fassen noch darstellen."


    Die Forschung fand auch heraus, dass Herder ein Vorbild für Faust war. Er erwarb ebenfalls mit unermüdlichem Fleiß die Kenntnisse vieler Disziplinen und versäumt so das Leben. Er gerät ebenfalls in Zweifel über seine Gelehrsamkeit, die nichts andres war als ... "in Worten" zu "kramen". Nun gut, lieben Gruß.


    Habe nun mit dem Briefroman "Hyperion" von Friedrich Hölderlin begonnen und bin bisher begeistert. Eine ungemein bildreiche Sprachgewalt.


    Imrahil


    Bis gestern las ich noch Hölderlins "Tod des Empedokles", und kam nicht um das widerliche Gefühl, Hölderlin vergöttere sich nur selbst darin. Bei Hyperion bin ich schon gespannt... das Werk wird so oft gelobt.


    Jetzt lese ich eine Biographie über Schiller, dann das englische Buch "Of Mice and Men" von Steinbeck, und Johann Gottfried Herders "Journal meiner Reise im Jahr 1769".
    Lieben Gruß.

    Ich danke sehr! Alpen, die "Warzen der Natur", das klingt ja lustig.
    Ich war jetzt im Buchhandel und kaufte mir Herders Journal, ein 300-Seiten schweres Buch. Die ersten Seiten sind sehr köstlich und munter geschrieben, mit viel Leidenschaft jammert er darüber, was er alles verpasst hat zu lernen, und über zehn Zeilen lang werden nur mehr oder weniger bekannte Namen aufgelistet, die er hätte studieren sollen. Interessante Gedanken sind auch dabei... nochmals danke, euch beiden.


    Lieben Gruß.

    Johann Gottfried Herder: Journal meiner Reise im Jahr 1769


    Albrecht von Haller: Die Alpen


    Salomon Geßner: Idyllen


    Christoph Martin Wieland: Musarion oder Die Philosophien der Grazien


    Christoph Martin Wieland: Geschichte des Agathon




    Liebe Leute, in Gefahr, unverschämt zu scheinen, bitte ich euch, falls ihr diese Bücher gelesen habt, Kommentare und Meinungen zu ihnen zu schreiben. Oder sonstiges Wissen . . . Ich kenne diese Bücher (noch) nicht, wurde aber neugierig gemacht. Lieben Gruß.

    Schon der erste Satz im "Unterm Rad" kann recht witzig sein! Und hab ich nicht auch bei Steppenwolf gelacht? Oh ja, ich denke schon.
    Sagt man ihm denn wirklich nach, er sei humorlos? Wer tut das denn? Was für Leser sind das, die solche Klischees verbreiten?

    Hatte Karl Philipp Moritz vor kurzem nicht ein Jubiläum zu feiern? Zumindest kann ich mich an einige verschiedene Zeitungsartikel erinnern, die ich im Sommer über ihn las. Diese Artikel waren auch der Anlass dafür, "Anton Reiser" auf meine Wunschliste zu setzen. Seitdem hat sich aber bei mir nichts getan . . . so freue ich mich über diesen Ordner. Vielleicht wird er mich ja ein bisschen vorantreiben.


    Lieben Gruß!

    Liebe Leute, was sind eure liebsten kurzen Sinngedichte?




    Was zagst du, Herz, in solchen Tagen,
    Wo selbst die Dorne Rosen tragen?

    (Ludwig Uhland: Frühlingstrost)



    Die Ros' ist ohn warumb / sie blühet weil sie blühet /
    Sie achtt nicht jhrer selbst / fragt nicht ob man sie sihet.

    (Silesius: Der cherubinische Wandersmann)



    Und wäre Jesus tausendmal in Betlehem geboren
    und nicht in dir, so bliebest du verloren.

    (aus dem Gedächtnis rezitiert: ebenfalls Silesius, aus dem Cherubinischen Wandersmann)



    D e r a d l i g e R a t.
    Mein Vater war ein Reichsbaron!
    Und Ihrer war, ich meine ... ?
    D e r b ü r g e r l i c h e R a t.
    So niedrig, daß, mein Herr Baron,
    Ich glaube, wären Sie sein Sohn,
    Sie hüteten die Schweine.

    (Voß: Stand und Würde)



    Das Angenehme dieser Welt hab' ich genossen,
    Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,
    April und Mai und Julius sind ferne,
    Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne!

    (Friedrich Hölderlin)



    Toldi war vom Stamm der plumpen Recken;
    Doch, wer weiß nicht, daß man junge Bären,
    Wenn die Mütter erst sie tüchtig lecken,
    Menuett sogar kann tanzen lehren?

    (Kolbenheyer, ein Freund Hebbels)



    Lieben Gruß.

    Goethe sei das Genie, Schiller nur das bloße Talent. Dazu kann ich dir auch eine Passage aus den Tagebüchern Hebbels geben, wenn du wirklich willst!


    Ich kenne viele Kommentare von Persönlichkeiten über Autoren, jedoch kann ich nie sagen, ob ihr Urteil nun klischeehaft sei oder nicht. Etwas Wahres ist wohl immer dran.


    Aus vielen Reden erschließe ich aber: Klassiker seien unverständlich, langweilig, veraltet und schwer. ;) Das muss ich aber doch widerlegen... lieben Gruß.

    Liebe Leute,
    gestern hab ich etwas mehr vom Hainbund erfahren, als die bloßen Namen der Mitglieder oder Nahestehenden, wie Voß, Hölty, die Stolbergs, G. A. Bürger oder Matthias Claudius.


    Der Göttinger Hainbund war eine Gruppe von jungen Studenten, die in der Zeitschrift "Göttinger Musenalmanach" ihre Gedichte veröffentlichten.
    1772 gegründet:


    "Ach den 12 Sept., mein liebster Freund, da hätten Sie hier seyn sollen. Die beyden Millers, Hahn, Hölty, Wehrs und ich giengen noch des Abends nach einem nahgelegnen Dorfe. Der Abend war außerordentlich heiter, und der Mond voll. Wir überließen uns ganz den Empfindungen der schönen Natur. Wir aßen in einer Bauerhütte eine Milch, und begaben uns darauf ins freye Feld. Hier fanden wir einen kleinen Eichengrund, und sogleich fiel uns allen ein, den Bund der Freundschaft unter diesen heiligen Bäumen zu schwören. Wir umkränzten die Hüte mit Eichenlaub, legten sie unter den Baum, und faßten uns alle bey den Händen, und tanzten so um den eingeschloßenen Stamm herum; riefen den Mond und die Sterne zu Zeugen unsers Bundes an, und versprachen uns eine ewige Freundschaft. Dann verbündeten wir uns, die größte Aufrichtigkeit in unsern Urtheilen gegen einander zu beobachten, und zu diesem Entzwecke die schon gewöhnliche Versammlung noch genauer und feyerlicher zu halten. Ich ward durchs Loos zum Aeltesten erwählt. Jeder soll Gedichte auf diesen Abend machen, und ihn jährl. begehn. Nächstens sag ich Ihnen mehr davon."
    (aus einen Brief von Johann Heinrich Voß)

    Wie schön das klingt!


    Auf Wikipedia las ich dann, sie verehrten Klopstock sehr(und mit größter Leidenschaft, wie man hier in diesen leidenschaftlichen Briefen sieht) und waren gegen Chr. M. Wieland. Sie verbrannten sogar Wielands Werke und Bildnis bei Zusammentreffen(laut Wikipedia...).


    Gestern druckte ich mir Gedichte und Oden von Hölty aus, die ich im Internet fand... SEHR SCHÖN! Das mir das bis jetzt verborgen blieb!


    Auf jeden Fall werde ich mich jetzt mit dem Hainbund näher auseinandersetzen. Denn so viel Leidenschaft und Jugend erkennt man darin, das ist einfach schön und unglaublich, eine richtig schöne Freundschaft. -
    Nun, ich stelle die üblichen Fragen:


    Weiß jemand von euch etwas Interessantes darüber zu sagen? Kann mir jemand gute (Sekundär)literatur dazu empfehlen? (auch Primär natürlich!) -
    Also, ich bedanke mich im Voraus, erwarte auch nicht zu viele Antworten... bin über jede sehr froh...
    und nun grüß ich euch,
    Knabe

    Hallo Scheichsbeutel(der Name!),


    oh mein -, vielen vielen lieben Dank für die interessanten Beiträge!! Womit Doderer sich beschäftigt hat! Nein, das hätte ich wahrscheinlich ohne dich nie erfahren. Sehr interessant, nochmals danke!


    Lieben Gruß.


    Ich sehe dich vor mir, guter Tolpatsch, in deiner leibhaftigen Gestalt, mit deinen kurzgeschorenen blonden Haaren, die nur im Nacken eine lange Schichte übrig hatten; du siehst mich an mit deinem breiten Gesichte, mit deinen großen blauen Glotzaugen und dem allweg halboffenen Munde.

    Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten (Der Tolpatsch)



    Nicht unbedingt der Anfangssatz, aber doch die Anfangssätze: Sören Kierkegaard: "Das Tagebuch des Verführers"; Hermann Hesse: "Narziß und Goldmund"; Theodor Fontane: "Effi Briest".


    Lieben Gruß!

    Hallo! Ja, ich lese jetzt die Strudlhofstiege. Sie ist sehr sehr anspruchsvoll. Mehr als 20 Seiten an einem Tag kann ich wirklich nicht lesen. Nach zehn Seiten bin ich schon ganz ermüdet. Aber das Buch ist so schön! Die Sprache ist wirklich so ungeheuerlich schön, und ich kann dir das Buch nur empfehlen.


    Hier eine sehr gute Kritik zum Buch!


    Und was ich hier so über den Autor lese... das ist ja fast unheimlich. Das hätt ich mir von ihm wirklich nicht erwartet.


    Wien kommt ja recht häufig vor, aber auch andere Ortschaften in Österreich. Ja, es ist wahrscheinlich besser, wenn man die Städte und Orte kennt, die vorkommen! Ich bin selbst Wiener und kenne also die Innenstadt und - ja, es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich das ganz genau vorstellen kann, nur allzu notwendig erscheint es mir nicht.


    Übrigens fand ich die ersten 70 Seiten recht langweilig und langatmig wegen der so vielen Personen die immer nur ganz kurz erwähnt werden, und hab damals überlegt, ob ich nicht aufhören soll. Aber ab der Jagdszene ging es dann bergauf!


    Lieben Gruß.


    P.S. Die Strudlhofstiege ist wirklich sehr sehr schön ;) Gehe dort gern spaziern.

    lebenszeichen, wie schaffst du es bloss, so viel in so kurzer Zeit zu lesen! :sauer:



    Ich lese:
    Thomas Bernhard: Das Kalkwerk
    und
    Clemens Brentano: Geschichte vom braven Kasperl und dem schoenen Annerl

    Mich muesstest du fragen, welchen Autor oder Philosophen mein Deutschlehrer eigentlich noch nicht zitiert oder erwaehnt hat. . . :zwinker:

    Heldenplatz hab ich gerade vor kurzem gelesen, in letzter Zeit lese ich auch viel zu viel Bernhard
    Besser waere es sicher, Bernhards Dramen im Theater anzusehen, nicht zu lesen, aber auch das Lesen von Heldenplatz hat mich wieder begeistert, ich liebe diese alltaeglichen, ruhigen Szenen, und die langen Monologe
    Mein Gott, ich hab so oft gelacht


    und man kann richtig erkennen, wie sehr er Oesterreich gehasst und geliebt hat, vor allem in dieser Passage sieht man seinen Wut:



    Jetzt lese ich Das Kalkwerk... ich wuerde mich fuer eine Leserunde fuer Thomas Bernhards "AMRAS" und "FROST" anmelden.
    Auch bei Heldenplatz wuerde ich gerne mitlesen und vielleicht meine Meinung dazu sagen, wenn ich kann...

    Thomas Bernhards "Elisabeth II." im Burgtheater - - - zwei Stunden lang habe ich nur gelacht.
    Die Stimme von Gert Voss ist so gut geeignet fuer Bernhard-Protagonisten! Zwei Stunden lang hat er eigentlich nur eine Art Monolog gehalten! Was wirklich unglaublich ist. Nur selten wurde er von seinen Dienern unterbrochen.


    Dramen von Thomas Bernhard sind fuer mich wirklich die besten.