der beste Romancier?

  • Hallo zusammen


    die Frage in einem anderen Thread ob Thomas Mann oder Heinrich Mann der bessere Romancier war, würde ich gerne etwas ausweiten (falls möglich).


    wer ist für euch der beste Romancier?


    In meinem bescheidenen Repertoire gelesener Klassiker neige ich zu Fontane, da er es schafft nicht zu verurteilen, der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten konnte und noch realistisch bleiben.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    Der beste? Hm. Schwierig. Die besten:


    [list]Austen
    Bachmann
    Canetti
    Defoe
    Dickens
    Dostojewksij
    Dumas Père
    Eliot
    Flaubert
    Fontane
    Hardy
    Gotthelf
    James (Henry!)
    beide Manns
    May
    Musil
    Proust
    Raabe
    Schmidt (Arno)
    Stifter
    Thackerey
    Tolstoi
    Walser (Robert!)[/list:u]
    So ungefähr.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo ... für mich immer wieder Dostojewski, wobei ich denke, die Bezeichnung "Romancier" ist zu flach für ihn.
    Aus der langen langen Liste von Sandhofer kenne ich nicht viele ... von Tolstoi habe ich nur Iwan Iljitsch und Anna Karenina gelesen, beides wahre Meisterwerke.
    :winken:
    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving

  • Hallo zusammen!


    Dostoevskij


    Deinen Ergänzungen ist nichts beizufügen. Singer kenne ich zuwenig, Hamsun gar nicht (auch so einer, der bei mir kein Interesse zu wecken vermag ...) Bei Llosa komme ich wieder auf eines meiner Lieblingsthemen: die südmamerikanischen Romanciers des 20. Jahrhunderts. Da gäbe es noch mindestens 4 oder 5 Namen - wir haben sie irgendwo in einem anderen Thread.


    Bei Jean Paul habe ich lange gezögert, ihn dann nicht in die Liste aufgenommen. Er ist für mich mehr und anderes als 'nur' ein Romancier. Er ist auch einer der besten Philosophen seiner Zeit. Deshalb gehört er für mich in die Extra-Klasse der 'wahren' Dichter und Denker - zusammen mit Schiller, Goethe, Novalis, Nietzsche.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    schon eine beachtliche Liste; ich möchte noch hinzufügen:


    Virginia Woolf
    Emile Zola


    sandhofer: Warum weckt Hamsun bei dir kein Interesse ?? Was würdest du von Thackerey empfehlen ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!
    Hallo Steffi!


    Zola? - Mag ich persönlich nicht - Naturalismus liegt mir generell wenig. (Daher wohl auch meine aktuellen Probleme mit Dos Passos ...) Warum kein Hamsun? Vielleicht aus demselben Grund, ich weiss es nicht wirklich. Es ist eine Bauchentscheidung.


    Thackerey? "Vanity Fair" und den Barry Lyndon.


    Balzac wäre eventuell noch der Liste hinzuzufügen. Obwohl er m.M. zuviel und auch zuviel Zweitrangiges geschrieben hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    um diese Frage zu beantworten, muss man natürlich „Romancier“ erst mal definieren. Aber auch dann glaube ich nicht, dass wir uns auf einen Namen einigen können. Deshalb ist Sandhofers Vorschlag „die Besten“ zu nennen sicher ein guter Weg. Also Dank an Sandhofer für die Arbeit und den Mut, eine Liste zu erstellen. Es ist ja immer einfacher eine vorgegebene Liste zu kritisieren als selbst eine zu erstellen.


    Sicher hätte meine Liste etwas anders ausgesehen, ob sie aber besser gewesen wäre ? Viele Namen wären sicherlich auch bei mir aufgetaucht: Austen, Dickens, Dostojewskij, Flaubert, Fontane, Thomas und Heinrich Mann, Musil, Proust, Stifter, Tolstoi stehen natürlich als „Romancier“ über jeder Diskussion. Daneben hätte ich auf jeden Fall Hugo, Stendhal, Balzac und Zola bei den Franzosen, Gabriel Garcia Marquez und Carpentier bei den Lateinamerikanern, Henry Fielding, Laurence Sterne, Walter Scott und David Herbert Lawrence bei den Briten, James Fenimore Cooper, Hemingway, Faulkner und Steinbeck bei den Amerikanern und Vladimir Nabokov (Russe/Amerikaner?) genannt.


    Eliot: Sein Gedichtzyklus „The Waste Land“ macht ihn zu einem wichtigen Autor, aber doch nicht zu einem Romancier?


    Schmidt (Arno): Seine Bücher sind mir persönlich lieber als die von Günter Grass. Aber als Romancier würde ich eher Grass als Schmidt nennen.


    Zola? - Mag ich persönlich nicht
    Das sei Dir zugestanden, aber bei einer solchen Liste geht es ja nicht um persönliche Vorlieben, ich z.B. mag Sterne nicht, trotzdem würde ich ihn in die Liste aufnehmen.


    Balzac wäre eventuell noch der Liste hinzuzufügen. Obwohl er m.M. zuviel und auch zuviel Zweitrangiges geschrieben hat.


    Dann hättest Du m.M. nach May aber auch nicht aufnehmen dürfen. Davon abgesehen, war ich der Meinung wir hätten uns in einer anderen Diskussion mal geeinigt, dass man einen Autor nur nach seinen besten Werken beurteilen darf. Ich persönlich halte aber sogar die weniger guten Romane von Balzac (unter dem Gesichtspunkt Romancier) immer noch für besser als den bekanntesten von Jeremias Gotthelf: „Wie Uli der Knecht glücklich wird“.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen


    obwohl ich mich (bisher) den deutschen Schriftstellern mehr hingezogen fühle als anderen, sollten auch die italienischen Romancier nicht übersehen werden wie Allessandro Manzoni Die Brautleute, Italo Svevo oder in der Neuzeit Umberto Eco.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    Dass meine Liste eine auf persönlichen Vorlieben beruhende ist, will ich nicht ableugnen. Dass sie erweitert werden könnte / müsste, habe ich mit

    Zitat

    so ungefähr

    anzudeuten versucht.


    Im einzelnen:


    Stendhal und Hugo sind auch meiner Meinung nach notwendige Ergänzungen. Fielding, Sterne usw. dito. Hemingway, Faulkner, Steinbeck kenne ich v.a. als Autoren von Short Stories, deshalb liess ich sie weg. Nabakov? Seine "Lolita" finde ich ausgezeichnet; der Rest seiner Werke ist mir nie besonders aufgefallen.


    Eliot: nicht Thomas Stearnes, sondern George (im bürgerlichen Leben: Mary Ann Evans ("The Mill on the Floss", "Adam Bede" etc.))


    Gotthelf ist, das gebe ich zu, ein ähnlich planloser Schreiber wie Jean Paul.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Maria,


    schön, dass Du dich immer wieder für die Italiener einsetzt, die werden wirklich oft und zu Unrecht vergessen. :zwinker:


    Im Ernst: Ich hatte bei meiner Aufzählung natürlich auch an Manzoni gedacht, war mir aber nicht sicher, ob ein großer Roman schon ausreicht (den Manzoni mit den „Brautleuten“ unzweifelhaft geschrieben hat), um zum Romancier zu werden. Da wir hier im Forum aber nicht so kleinlich sind: Okay, Manzoni gehört in die Liste.


    Aber dann fallen mir noch ein paar ein: Die zumindest einen großen Roman geschrieben haben:
    Cervantes, Wilde, Keller, Gontscharow


    sandhofer
    Eliot: nicht Thomas Stearnes, sondern George (im bürgerlichen Leben: Mary Ann Evans ("The Mill on the Floss", "Adam Bede" etc.))


    So leicht entstehen Missverständnisse. Da ich von George noch nichts gelesen habe, ist mir bei Eliot natürlich Thomas Stearns eingefallen. Lohnt es sich George Eliot zu lesen? Na ja, die Frage erübrigt sich eigentlich, - sonst hättest Du ihn wahrscheinlich nicht in deine Liste aufgenommen.


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "Hubert"

    Hallo Maria,


    schön, dass Du dich immer wieder für die Italiener einsetzt, die werden wirklich oft und zu Unrecht vergessen. :zwinker:


    voran das wohl liegt? *grübel*
    wo doch auch deutsche Schriftsteller sehr mit Italien verbunden waren, ich denke da an Goethe, Thomas und Heinrich Mann, Seume....
    Vielleicht sollte die nächste Buchmesse das Motto "Italien" haben :breitgrins:

    Zitat

    Im Ernst: Ich hatte bei meiner Aufzählung natürlich auch an Manzoni gedacht, war mir aber nicht sicher, ob ein großer Roman schon ausreicht (den Manzoni mit den „Brautleuten“ unzweifelhaft geschrieben hat), um zum Romancier zu werden. Da wir hier im Forum aber nicht so kleinlich sind: Okay, Manzoni gehört in die Liste.


    *ggg* - gut, denn Manzoni hat sich seinem Werk ja Jahrzehnte gewidmet und war doch nie so recht zufrieden, im Gegensatz zu seinen Lesern.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    Warum kein Hamsun? Vielleicht aus demselben Grund, ich weiss es nicht wirklich. Es ist eine Bauchentscheidung.


    Dies habe ich vor einiger Zeit schon geschrieben. Seit gestern lese ich nun einen Band mit Erzählungen von Hamsun. Ganz nett, reisst mich aber noch nicht wirklich vom Hocker. Zu konventionell erscheint mir das Ganze - womit ich Hamsun vielleicht Unrecht tue: Vielleicht war er es ja, der diese Konventionen "erfunden" hat. Immerhin: Der Band wird einen Platz in meiner Bibliothek bekommen. Aber zu den ganz Grossen kann ich ihn immer noch nicht zählen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Wieso war Goethe kein Romancier? Gerade wegen dieser zwei von dir genannten Titel sollte er ja einer sein. Wenn auch gleichzeitig Dramatiker, Dichter,...


    Aber ich kann manchmal nicht zwischen einer Erzählung und einem Roman unterscheiden. Denn Iwan Iljitsch ist für mich eher eine Erzählung als ein Roman, elahub.
    Übrigens gehört für mich zu den besten Autoren von Romanen auch
    Heimito von Doderer.


    Lieben Gruß.

  • Aber ich kann manchmal nicht zwischen einer Erzählung und einem Roman unterscheiden. Denn Iwan Iljitsch ist für mich eher eine Erzählung als ein Roman, elahub.


    Hallo allerseits
    Hallo Knabe


    Ich weiß nicht mehr genau, welche Kriterien ein Roman erfüllen muss. Wenn ich mich nicht irre, war es so, dass eine Geschichte schon einen gewissen Umfang haben sollte, mehrere Stränge, Anfang, Mittelteil, Schluss....


    So gesehen ist Iwan Iljitsch wirklich kein Roman. Als solchen habe ich ihn auch nicht empfunden. Es ist eben nur ein Buch, das ich von Tolstoi kenne.
    Trotzdem ist Tolstoi bestimmt ein Romancier, da er eben durch seine Romane bekannt ist.


    :schmetterling:


    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving


  • Goethe ist in meinen Augen kein ausgesprochener Romancier,
    weil der Umfang und die Wirkung seiner Romane im Vergleich zum lyrischen und dramatischen Werk etwas zurücksteht.


    Hallo zusammen,


    wie ich bereits weiter oben ausführte, hätte man erst mal definieren müssen, was man unter Romancier versteht. Ich kenne Leute, die diesen franz. Begriff nur für franz. Romanautoren, also Balzac, Flaubert, Zola usw. verwenden und das hat dann nichts mit persönlichen Vorlieben zu tun. Ich selbst neige dazu den Begriff für Autoren zu verwenden, die mehrere Romane geschrieben haben:


    Goethe z.B. schätze ich vor allem als Lyriker. Das sind persönliche Vorlieben. Er hat aber auch bedeutende Dramen geschrieben (z.B. Faust) und bedeutende Romane (seine Zeitgenossen haben dem Werther sicher mehr Bedeutung beigemessen als seinen Gedichten), er ist deshalb sicher als Lyriker, Dramatiker und Romancier zu bezeichnen. Sich selbst hat er wohl vor allem als Wissenschaftler gesehen.


    Grass z.B. schätze ich vor allem als Graphiker. Das sind aber wieder persönliche Vorlieben. Man kann ihn durchaus auch als Romancier und Lyriker bezeichnen.


    Tolstoi ist in der Tat vor allem für seine Romane bekannt und "Krieg und Frieden" sowie "Anna Karenina" gehören m.M.n. zum Besten was auf diesem Gebiet geschrieben wurde. Ihn muss man als Romancier bezeichnen.


    Gruß


    Hubert