Was lest ihr gerade?

  • Stifter mag man oder man mag ihn nicht. Und manchmal ist es kompliziert. Es gab eine Zeit, da habe ich den Nachsommer einmal im Jahr wieder gelesen. Den Witiko habe ich dagegen erst im zweiten Anlauf geschafft und ich möchte es auch nie wieder tun. Schlachten liegen Stifter so gar nicht.

    Witiko hatte ich der Vollständigkeit halber gelesen und fand es unglaublich anstrengend.

    Also, irgendwie fühlte sich das an wie:

    der schläft ständig, wenn es gerade mal wieder weiterreitet, und der Gaul schläft auch. Falls ich mit 70 noch da bin, werde ich dem Roman noch einen Versuch gönnen.


    Nachsommer dagegen: bestimmt noch mal wieder. Irgendwie, für mich, so ein Roman über ein völlig vorherbestimmtes Leben. Das Ausräumen aller Risiken, um die Welt, wie sie nun mal ist, möglichst aus dem Rosenhaus herauszuhalten. Eine erschreckende Vision. Ob der Verfasser es so gemeint hatte, weiß ich freilich nicht.


    Die Erzählungen (Studien, Bunte Steine) sehr gerne und immer mal wieder. Bergkristall zu Weihnachten, das allerdings hab ich noch nicht hingekriegt.


    Wichtig: manche Ausgaben redigieren in der Interpunktion herum. Das geht gar nicht. generell nicht, und bei Stifter noch mehr nicht.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Ich habe gestern "Nachkommenschaften" gelesen und war ziemlich verwirrt, vor allem auch nicht recht einverstanden mit der Grundhaltung des Erzählers zu seinem Künstlertum. Interessant ist, dass der Zwiespalt, den ich empfunden habe, auch genau der Diskussion zu diesem Werk entspricht, wie sie bei Wiki dargestellt wird. Die Geschichte hat einen irgendwie phantastischen Grundzug, der Erzähler scheint so gar nicht von dieser Welt zu sein.

  • Habe gerade Sasa Stanisics "Vor dem Fest" beendet, eine furiose, welttheaterhafte Dorfgeschichte voller Witz und Tragik, und habe nun mit Peter Härtlings autobiografischem Roman "Herzwand" für mein 20. Jahrhundert-Projekt begonnen. 1990 erschienen und gleichzeitig ein Rückblick auf die eigene Geschichte im 20. Jahrhundert, passt also bestens.

  • Gerade abgebrochen ;-): Dath, ›Cordula killt dich, oder: Wir sind doch nicht die Nemesis von jedem Pfeifenheini. Roman der Auferstehung‹. Dabei ist das so ein wundervoller Titel, da war ich sehr neugierig. Aber dafür hab ich derzeit keinen Kopf. Mal sehen, was ich als nächstes probiere. Vermutlich werd ich wieder zu Arno Schmidt greifen.

  • Zuletzt gelesen: Peter Härtling - Herzwand (1990)

    Neu begonnen: Saul Bellow - Die Abenteuer des Augie March (1949),


    ein in der Tradition des Schelmenromans stehender dickleibiger Roman über einen Jungen und Mann, der aus einer armen jüdischen Familie in Chicago stammt und die amerikanische und später auch europäische Welt der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erlebt. Fängt spannend und furios an.

  • Nun ja, Böll habe ich schon lange nicht mehr gelesen und insbesondere ein Roman von ihm vor ungefähr 40 Jahren, eben Ansichten eines Clowns, deshalb wollte ich noch unbedingt einen Roman von ihm lesen. Die Kurzgeschichten von ihm habe ich vor ungefähr 10-15 Jahren gelesen und die haben mir sehr gut gefallen. Warum nicht noch einmal einen Roman versuchen.


    Gruß, Lauterbach

  • Ich habe in den 70ern auch Böll gelesen, nämlich "Der Zug war pünktlich". Danach hatte ich nie wieder Lust dazu. Nur die Katharina Blum habe ich natürlich gelesen, die lasen damals alle.

    Ich habe in drei Tagen "Der Name der Rose" von meinem Wettbewerb-SUB gelesen. Heute werde ich damit fertig. Danach werde ich wieder einen Versuch machen, in den Musil einzusteigen, was mir bisher nicht recht gelingen wollte.

  • Also mir hat "Gruppenbild mit Dame" von Böll ganz gut gefallen, irgendwo habe ich mal gelesen, das dies Buch als sein Hauptwerk gilt. Es ist ein Bericht über eine einfache, mit wenig Schulbildung ausgestattete Dame d, die für Männer sehr attraktiv und anziehend wirkt. Es wird von verschiedenen Personen über ihr Leben von 1928 bis 1960 berichtet, sie selbst kommt so gut wie gar nicht zu Wort.


    Jetzt habe ich wieder die Qual der Wahl oder die Süße der Wahl. Aber ich glaube, ich greife mal wieder zu einem Marquez.


    Gruß, Lauterbach

  • Jedenfalls war dieser Roman wohl der Anlass für den Nobelpreis. So, wie du den Inhalt beschreibst, ist es kein Wunder, dass ich nichts davon behalten habe :schulterzuck:. Vielleicht sollte ich ihn auch nochmal lesen. Scheint ja keine sehr anspruchsvolle Lektüre zu sein ... .

  • Eure Neuzugänge - Was habt ihr zuletzt gekauft?


    Zigmunds Skujins, Das Bett mit dem goldenen Bein.

    Gerade ausgelesen. Das ist großes Literaturkino, auch für den, der vor allem in der Literatur des Langen 19. Jahrhunderts lebt. Wann der vor 40 Jahren erschienene Roman zum Klassiker erhoben werden könnte, weiß ich nicht - vielleicht ist er es in Lettland ja auch schon. Wenn ich es weiß, landet er auf dem SUB ;)


    Ich hatte letzte Woche mal wieder zugekauft, und da ich mich gerade daran gewöhnt hab, werde ich für jetzt im Kurzen 20. Jahrhundert bleiben.:


    Andrea Giovene, Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero

    https://www.galiani.de/autor/andrea-giovene-4001321

    Wer vorab lesen möchte, wie es gefallen haben könnte, findet ein paar schöne Rezensionen auf glanzundelend.


    Die Bücher übrigens gut gemacht, aber, dem Preis entsprechend, ohne Fadenheftung. Hätt ich gewusst, dass der Galiani Verlag gar nicht selbständig ist - hätt ich sie trotzdem gekauft.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Irène Némirovsky: Suite Francaise


    diesen erst spät veröffentlichten Roman, das die Flucht der Pariser vor der deutschen Wehrmacht thematisiert, habe ich schon fast zwanzig Jahre. Da habe ich wohl einen tollen Roman lange liegen lassen. Der Anfang jedenfalls ist schon fulminant, sehr detailliert und eindringlich in der Beschreibung von Personen und Atmosphäre. Die aus Kiew stammende jüdische Autorin wurde vor Vollendung ihres Romans deportiert und ermordet.

  • Ich habe, da ich mir gelegenheitshalber "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver gekauft habe, zeitgleich den Copperfield wieder zu lesen begonnen. Beides parallel.

    Von Dickens' Copperfield bin ich bei jedem Lesen (es dürfte das dritte Mal insgesamt sein) wieder begeistert, ich entdecke immer noch neue, tiefe Weisheiten darin. Gerade in Zeiten, in denen man sich gestresst und unsicher fühlt, ist es eine ideale Lektüre, um neu zu "erden" und aufmerksam für die eigentlich wichtigen Dinge zu machen.
    Mit Kingsolver bin ich bisher noch nicht richtig warm geworden. Ich achte den Ansatz der Autorin, sie verfolgt ihr Ziel auch sehr geschickt, aber Copperhead ist kein Typ, mit dem ich so "warm" werde wie Copperfield. Vielleicht ändert sich das noch. Es macht natürlich auch einen Unterschied, dass Copperfield seine Kindheitserlebnisse als alter Mensch, aus großen zeitlichem Abstand erzählt, während Copperheads Erzählposition - meine ich - in einem sehr viel jüngeren Alter liegt.