Was lest ihr gerade?

  • JHNewman
    Sehr verführerisch deine Angaben zum Buch „Wiesensteig“. Bei mir subt noch „Königsallee“!


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • 'Königsallee' hat mir sehr gut gefallen, aber es ist ein Buch, das vor allem mit Komik arbeitet.
    'Wiesenstein' ist ein Buch, das wesentlich ernster ist, auch wegen der grauenhaften Ereignisse, die im Umfeld von Haus Wiesenstein geschehen.

  • Ich möchte Euch noch auf zwei Bücher hinweisen, die ich letzte Woche gelesen habe:
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    Szczepan Twardoch, Der Boxer


    Twardoch ist eine der wichtigsten Stimmen der jungen polnischen Literatur. Es ist zwar blöd, wenn man sagt: er wird mit jedem Buch noch besser, aber in diesem Fall ist es tatsächlich so, dass mich jedes neue Buch von ihm noch mehr beeindruckt als das vorherige. Nach 'Morphin' und 'Drach' nun also der 'Boxer'. Das Buch spielt im Warschau des Jahres 1937, im Zentrum steht die mafiöse Bande um den 'Paten' und den jüdischen Boxer Jakob Shapiro. Ihr Clan liefert sich einen Kampf mit den auch in Polen aufstrebenden nationalistischen Kräften, die sich an die Macht putschen wollen. Erzählt wird die Handlung aber zunächst von einem jüdischen Jungen namens Mojsze Bernstajn, dessen Vater wegen Schutzgelderpressungen von Shapiro umgebracht wurde. Die Handlung bietet zunächst mal alles, was man von einem Mafiaroman erwarten kann, entfaltet aber immer mehr ein Panorama der polnischen Gesellschaft mit ihren wirtschaftlichen, politischen und ethnischen Konflikten. Sogar ein polnisches KZ kommt vor (angesichts der gegenwärtigen Diskussion um die 'Deutschen Lager' nachgerade ein politisches Statement...). Das Buch ist von einem Tempo, einer Souveränität und Intensität, wie man es selten liest. Ein Teil der Intensität geht natürlich auch darauf zurück, dass der Leser weiß, wie diese Gesellschaft mit ihren Spannungen zwei Jahre später durch den Deutsch/Sowjetischen Überfall auf Polen weggefegt wurde. Das Buch habe ich wie im Rausch gelesen und danach sehr nachdenklich ins Regal gestellt. In jeder Hinsicht großartig.


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    Seit 2010 veröffentlicht Andreas Maier sein Romanprojekt 'Ortsumgehung' - eine auf 11 Bände angelegte Folge von autobiographischen Romanen aus der Wetterau. Letzte Woche erschien Band 6 - Die Universität. Ich gestehe, ich giere immer nach den neuen Bänden, die leider den Nachteil haben, recht kurz zu sein (nur 144 Seiten diesmal) und nach wenigen Stunden Lesegenuss vorbei sind. Nach Das Zimmer, Das Haus, Die Straße, Der Ort und Der Kreis nun also die ersten Schritte des Protagonisten an die Uni in Frankfurt und die beginnende Loslösung von Friedberg. Das Buch enthält herrliche Schilderungen des Mikrokosmos am philosophischen Seminar der Uni, aber auch eine bewegende Schilderung der Witwe Th. W. Adornos, bei der der Protagonist als Pfleger arbeitet. Das Kapitel endet mit der hinreißenden Schilderung eines Triumphzuges der Philosophenwitwe im Rollstuhl von ihrer Wohnung vorbei am Suhrkamp-Gebäude ins Café Laumer. Da Andreas Maier fast genau mein Jahrgang ist, lese ich diese Bücher mit einem ungeheuren Spaß, weil ich so viele Parallelen zu meinem eigenen Leben und meinen Erinnerungen entdecke. Immerhin weiß ich nun auch, wie die Serie fortgesetzt wird. Es folgen:


    Die Familie
    Die Städte
    Die Heimat
    Der Teufel
    Der liebe Gott


  • Hallo,


    auch ich habe mir gestern Andreas Maier "Die Universität" gekauft. Auch ich verschlinge all seine Bände. Auch ich bedaure die Kürze. Aber irgendwie mag ich das auch. Und auch ich gehöre fast dem gleichen Jahrgang wie Maier an.


    Gruß, Thomas


    Wenn man jetzt auch noch bedenkt, dass wir den gleichen Vornamen tragen, sind das schon ziemlich viele Gemeinsamkeiten. :zwinker:

  • Hallo JHNewman,


    noch zum Schluss von „Unter der Drachenwand“ meine Gedanken.


    Zitat

    Dann frage ich mich natürlich beim letzten Kapitel angeht: ist auch das Fiktion oder Fakt?



    Das fragte ich mich auch. Ich stell mir vor, dass Arno Geiger um faktische Namen (vielleicht gibt es ja tatsächlich z.b. diese Grabstätte...) eine fiktive Geschichte umrankte.


    Vielleicht weit hergeholt.... aber ich möchte damit sagen, dass dieser Dreh nochmals die Phantasie des Lesers anregt und auch etwas die Seele tröstet.

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe auf einem Bücherflohmarkt in Frankfurt zugeschlagen. Jedes Buch 1 Euro, der Stapel reichte mir schon bis unters Kinn, mit 13 Büchern bin ich rausgegangen.
    Besonders gefreut hat mich der Erwerb des Krimis "Was am See geschah" von Martha Grimes. Ich habe dieses Buch vor ungefähr dreißig Jahren mal von einer Freundin geliehen gehabt und alles, was darin vorkam, vergessen; in Erinnerung war mir nur geblieben, dass die Heldin sich unausgesetzt mit einem Gedicht von Wallace Stevens beschäftigt. Die beiden letzten Strophen des Gedichts sind dem Roman vorangestellt. Wie gesagt hatte ich den Roman vergessen, aber die Zeile "Ramon Fernandez, sag, wenn du es weißt" hing mir noch in den Ganglien fest ...
    Das Buch selbst erwies sich nun als nicht so besonders bemerkenswert, aber über das Wiedersehen mit dem Gedicht habe ich mich sehr gefreut. Es ist in vollständiger Fassung auch online zu finden: Key West. Als ich das Buch vor dreißig Jahren vor hatte, verstand ich diese beiden letzten Strophen nicht, aber irgendwas müssen sie in mir ausgelöst haben, da ich mich so deutlich daran erinnerte. Jetzt kann ich für mich zumindest in diesen Zeilen den Grund ausmachen, warum Dichter überhaupt dichten und die Dinge nicht einfach nur so betrachten, wie sie sind, ohne darüber schreiben zu müssen.
    Wie gesagt, das Buch ist nicht so dolle, aber ich habe mir einen Gedichtband von Wallace Stevens bestellt und freue mich sehr darauf.

  • In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe auf einem Bücherflohmarkt in Frankfurt zugeschlagen. Jedes Buch 1 Euro, der Stapel reichte mir schon bis unters Kinn, mit 13 Büchern bin ich rausgegangen.
    Besonders gefreut hat mich der Erwerb des Krimis "Was am See geschah" von Martha Grimes. Ich habe dieses Buch vor ungefähr dreißig Jahren mal von einer Freundin geliehen gehabt und alles, was darin vorkam, vergessen; in Erinnerung war mir nur geblieben, dass die Heldin sich unausgesetzt mit einem Gedicht von Wallace Stevens beschäftigt. Die beiden letzten Strophen des Gedichts sind dem Roman vorangestellt. Wie gesagt hatte ich den Roman vergessen, aber die Zeile "Ramon Fernandez, sag, wenn du es weißt" hing mir noch in den Ganglien fest ...
    Das Buch selbst erwies sich nun als nicht so besonders bemerkenswert, aber über das Wiedersehen mit dem Gedicht habe ich mich sehr gefreut. Es ist in vollständiger Fassung auch online zu finden: Key West. Als ich das Buch vor dreißig Jahren vor hatte, verstand ich diese beiden letzten Strophen nicht, aber irgendwas müssen sie in mir ausgelöst haben, da ich mich so deutlich daran erinnerte. Jetzt kann ich für mich zumindest in diesen Zeilen den Grund ausmachen, warum Dichter überhaupt dichten und die Dinge nicht einfach nur so betrachten, wie sie sind, ohne darüber schreiben zu müssen.
    Wie gesagt, das Buch ist nicht so dolle, aber ich habe mir einen Gedichtband von Wallace Stevens bestellt und freue mich sehr darauf.

  • Ich habe mein erstes Buch von Jacques Chessex gelesen.


    Ein Jude als Exempel

    [kaufen='https://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&url=search-alias%3Daps@@@WCF_LITERAL_AMP@@@field-keywords=978-3312005833<span style="-webkit-text-size-adjust: 100%;">'][/kaufen]


    Bin noch ganz erschüttert.


    Mir gelingt leider den Link zu Amazon nicht

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,

    das habe ich mir aus der Stadtbibliothek ausgeliehen. Kannst du ein paar Worte zum Buch verlieren.

    Gruß Lauterbach

  • Hallo Maria,

    das habe ich mir aus der Stadtbibliothek ausgeliehen. Kannst du ein paar Worte zum Buch verlieren.

    Gruß Lauterbach


    Hallo Lauterbach,


    1942 wird ein jüdischer Viehhändler aus Payerne, Schweiz, von fanatischen, brutalen Nazianhänger, angeführt von einem ehemaligen Geistlichen, ermordet, zerteilt und in einem See versenkt. Diese Tat sollte ein Geburtstagsgeschenk für H. (ich mach es wie Arno Geiger) sein.


    Chessex war ein Kind als diese scheußliche Perversion geschah und es hat ihn das ganze Leben traumatisch begleitet. Im Alter hat er dies geschrieben und saß diesem ehemaligen Geistlichen in den 60er Jahren sogar in einem Cafe gegenüber um sich selbst damit zu konfrontieren.


    Die Geschichte hat eine Schwere, die über mich beim lesen kam.


    Ob die Aufarbeitung für den Autor seinen Zweck erfüllte ist für mich nicht klar erkenntlich. Ich hatte das Gefühl, dass dieses „Gott weiß warum“ auf dem Grabstein, auch dies offen lässt. Nationalsozialismus macht vor Grenzen nicht Halt und zu was der Mensch fähig ist, ist in bedrückenderweise beschrieben. Und so soll es sein!


    Chessex schreibt beeindruckend!


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    Gruß,

    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

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