Marcel Proust - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

  • Ich weiß nicht ganz, ob es hier her passt, aber gleichwohl: Als jüngerer Leser hat man leicht Schwierigkeiten die Ironie von Proust zu verstehen. Ab Mitte 30 fällt das dann deutlich leichter. Im Übrigen hilft als "Hörbegleitung" die Volltextlesung von Peter Matic. Mir hat das erst den wirklichen Einstieg ermöglicht.

    "Das Ganze ist das Unwahre" - Theodor W. Adorno - Minima Moralia

  • Hallo,


    Nein. Aber es ist der Teil, der sich für einen Auszug am besten eignet, weil er eine vom Haupthelden unabhängige Geschichte erzählt. Insofern natürlich für die verlorene Zeit untypisch. :winken:


    Danke, das beantwortet meine Frage warum die SZ nur ein "halbes" Buch herausgibt.




    ich habe übersehen, dass du die SZ Ausgabe bereits hast.


    Ich habe mir vor Jahren die SZ-Bibliothek Bände 1 bis 50 zugelegt. Und da in den letzten Wochen Proust hier im Forum wieder vermehrt in den Vordergrund getreten ist, habe ich mir mal dieses Buch aus dem Regal geholt.


    Danke für eure Auskunft, dann werde ich dieses Buch mal wieder ins Regal stellen und mir eine andere Ausgabe holen.


    Katrin

  • Danke, das beantwortet meine Frage warum die SZ nur ein "halbes" Buch herausgibt.


    Ich glaube, das hat ihr nicht nur der Suhrkamp-Verlag, quasi als "Hausverlag" Prousts, vorgemacht, sondern sogar im Französischen gibt es Un amour de Swann separat. Und als Film sowieso. ;)


    Danke für eure Auskunft, dann werde ich dieses Buch mal wieder ins Regal stellen und mir eine andere Ausgabe holen.


    Ich wollte Dir die SZ-Ausgabe keineswegs vermiesen. Als Einstieg in Prousts Welt kann sie allemal dienen. Nur schon, weil Un amour de Swann ca. um den Faktor 23 kürzer ist als die gesamte Recherche du temps perdu. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ich wollte Dir die SZ-Ausgabe keineswegs vermiesen. Als Einstieg in Prousts Welt kann sie allemal dienen. Nur schon, weil Un amour de Swann ca. um den Faktor 23 kürzer ist als die gesamte Recherche du temps perdu. ;)


    Hast du nicht, keineswegs, aber ich hasse es Werke nur halb zu lesen. Und ob ich je die ganze verlorene Zeit lesen werde, steht sowieso in den Sternen. Aber wenn ich schon zum ersten Band greife, dann wenigstens zum ganzen 1. Band und nicht nur zum Halben.


    Katrin

  • Aber wenn ich schon zum ersten Band greife, dann wenigstens zum ganzen 1. Band und nicht nur zum Halben.


    Wie gesagt: Un amour de Swann ist in sich praktisch abgeschlossen. Wenn Du den ersten Band liest (ich nehme an, Du meinst damit Du côté de chez Swann), dann hast Du nicht nur diesen langen Einschub über Swanns Liebe - Du hast auch kein wirkliches Ende. Weil: A la recherche du temps perdu ist erst mit dem letzten Teil (Le temps retrouvé) beendet. Selbst wenn zu sagen ist, dass Proust das Ende nicht mehr selber redigieren konnte.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Wenn Du den ersten Band liest (ich nehme an, Du meinst damit Du côté de chez Swann), dann hast Du nicht nur diesen langen Einschub über Swanns Liebe - Du hast auch kein wirkliches Ende. Weil: A la recherche du temps perdu ist erst mit dem letzten Teil (Le temps retrouvé) beendet. Selbst wenn zu sagen ist, dass Proust das Ende nicht mehr selber redigieren konnte.


    Genau, mit Band 1 meine ich "In Swanns Welt", aber laut den Postings hier ist auch gerade der Anfang nicht schlecht zum Verständnis für die weitere Geschichte und vielleicht packt mich das Fieber und ich lese an Prousts verlorener Zeit weiter.


    Katrin

  • Zitat

    und vielleicht packt mich das Fieber und ich lese an Prousts verlorener Zeit weiter.


    Mein Empfehlung nach der Hälfte von Band zwei lautet dahingehend, dies unbedingt zu tun. Proust entpuppt sich allmählich als Meister treffsicherer Vergleiche bezüglich tiefenpsycholigischer Selbstbetrachtungen, bzw. allgemein der Beschreibung der Sensibilität des Künstlerdaseins.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • und vielleicht packt mich das Fieber und ich lese an Prousts verlorener Zeit weiter.


    Hallo Katrin,


    Ich hatte vor einigen Jahren die Möglichkeit Prousts Recherche vom ersten Band bis dem Letzen ohne Pause zu lesen: Diese Erfahrung ist für mich sehr wichtig gewesen und ich habe auch für die zweite Lektüre keine Pause zwischen die Bände ertragen wollen. M. E. die Recherche kann nur so echt genossen werden.


    Mit freundlichen Grüßen
    wanderer

  • Die ersten, traditionell ruhigen Tage des neuen Jahres habe ich genutzt, um nach insgesamt 16 Monaten Lesezeit (mit Unterbrechungen und Parallel-Lektüren) die „Recherche ...“ zu beenden. Nicht nur vom Umfang, sondern auch von der Intensität her betrachtet war dieses Werk für mich die nachhaltigste Lektüre des letzten Jahrzehnts.


    Was wird (hoffentlich) länger im Gedächtnis bleiben? Neben einer Vielzahl wunderbarer Figuren (meine „Lieblinge“: Swann, Charlus, Oriane de Guermantes und Odette) vor allem die Erfahrung des Sublimen, der Nuancen und Details. Hauptmerkmal der „Recherche ...“ ist für mich die Entwicklung einer literarischen Ästhetik, die ein verborgenes Leben führt und mühsam unter der Oberfläche der Wirklichkeit entdeckt werden muss. An dieser Entdeckung kann man arbeiten, oftmals ein ganzes Leben (wie Prousts Held).


    Wer nun glaubt, die „Recherche ...“ sei ein klassischer Künstlerroman, der täuscht sich. Es ist ein Werk über das Leben allgemein und über das Vergehen der Zeit – ein Buch, wie ich es noch nie zuvor gelesen habe.


    Allen Einsteigern (wie ich Euch beneide!) sei empfohlen, von Beginn an die kommentierte Frankfurter Ausgabe von Luzius Keller zu lesen. Den ersten Band habe ich noch ohne Kommentar gelesen, ab dem zweiten wollte ich die manchmal etwas pedantischen, meist jedoch erhellenden und inspirierenden Anmerkungen nicht mehr missen.


    LG


    Tom


  • Allen Einsteigern (wie ich Euch beneide!) sei empfohlen, von Beginn an die kommentierte Frankfurter Ausgabe von Luzius Keller zu lesen. Den ersten Band habe ich noch ohne Kommentar gelesen, ab dem zweiten wollte ich die manchmal etwas pedantischen, meist jedoch erhellenden und inspirierenden Anmerkungen nicht mehr missen.


    Danke für den Tipp, meine Bücherei hat alle sieben Bände dieses Werks, Band 1 ist allerdings bis Ende Jänner verborgt.
    Und wie ich gerade zusammengerechnet habe: das ganze Werk besteht demnach aus über 5.200 Seiten :ohnmacht:


    Katrin

  • Zitat

    Noch immer eine sehr große Menge an Seiten


    Ähnlich der Joseph Tetralogie, die nach Beendigung gut und gerne auch noch einige weitere Bände hätte umfassen dürfen.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Ähnlich der Joseph Tetralogie, die nach Beendigung gut und gerne auch noch einige weitere Bände hätte umfassen dürfen.


    Obwohl ich für meinen Teil bei beiden Werken froh war, dass das Ende erreicht war.


    Ich kann Tom nur zustimmen, die "Recherche" ist etwas ganz besonderes und eine intensive Erfahrung, aber hin und wieder erforderte sie auch etwas Durchhaltevermögen.


  • Ich kann Tom nur zustimmen, die "Recherche" ist etwas ganz besonderes und eine intensive Erfahrung, aber hin und wieder erforderte sie auch etwas Durchhaltevermögen.


    Hallo Steffi,


    „Genießen“ und ich denke das gilt auch für das genießen von Literatur- „Genießen war noch nie ein leichtes Spiel“, singt Konstantin Wecker – und hat er nicht Recht?


    Gruß


    Hubert

  • Habe gerade den ersten Teil der Gefangenen gelesen. Die Gefangene ist Albertine in ihrer Liebesbeziehung zu einem gewissen eifersuechtigen Marcel (wird in diesem Teil zum 1. Mal namentlich erwähnt.) Der Aggregatzustand der Eifersucht wird hier in proustscher Manier dargestellt. Jede Nuance, jede Regung, ist hier wichtig und wird beschrieben.

    Gerade über die einfachsten Dinge ist es oft am schwierigsten zu schreiben.

  • Zu Beginn des vierten Buches (Sodom und Gomorra) stellt sich mir mittlerweile immer mehr die Frage, wie das Buch damals innerhalb der französischen Aristokratie aufgenommen wurde, da Proust an manchen Stellen doch beinahe bissig, wenn nicht sarkastisch wirkt. Besonders gelungen fand ich die Szene als er wutentbrannt den Hut dieses Guermantes zertritt, dessen gesamte Familie sicherlich nicht sehr amused über die gesamte R3echerche gewesen sein dürfte.
    stevenomen@web.de: Wie weit bist du mittlerweile? Mein Lesetempo ist derzeit doch recht schwankend aber eventuell könnte man sich dennoch hin und wieder über die neuesten Leseeindrücke austauschen.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit