Der letzte Satz

  • Nachdem es hier schon einen Thread „Der erste Satz“ bzw. „Romananfänge“ gibt, eröffne ich einen weiteren Ordner für die letzten Romansätze. Oft ist der letzte Satz noch einprägsamer als der Romananfang. Zwei fallen mir spontan ein die ich auswendig kenne:


    „Wie ein Hund“ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.
    (Franz Kafka: Der Prozeß)


    „Ach, Luise, lass ... das ist ein zu weites Feld“.
    (Theodor Fontane: Effi Briest)


  • „Wie ein Hund“ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.
    (Franz Kafka: Der Prozeß)


    Das hätte ich jetzt nicht mehr in Erinnerung gehabt.


    Ich erinnere mich nur mehr an Margaret Mitchells "Vom Winde verweht". Wenn ich das noch richtig weiß, endet das Buch mit: Morgen ist auch noch ein Tag


    Katrin

  • Samstag fahren wir
    (Wolschläger, Herzgewächse)


    (: ›Excellenz fliegn am ganzn Leibe !‹ …
    (Schmidt, Zettel’s Traum)


    Er nimmt – wahrscheinlich – aus dem Handschuhfach die intakte Pistole, läßt – wahrscheinlich – das Schönste aus dem Schleim seines Lebens an sich vorbeigleiten, macht in die Hose (Zeuge: der Schwager), schaltet das Radio im Auto ein (Zeuge: der Schwager), überlegt, korrigiert, verwirft, überlegt nochmals, legt an und trifft sowieso – ich vermute, zu seiner eigenen Überraschung – genau.
    (Henscheidt, Geht in Ordnung – sowiesol –– genau ––– (es folgen noch zwei Anhänge "Epitaph I" und "Epitaph II", aber das unterschlagen wir jetzt mal ;-)))


    Langsam dunkelte der Abend herab.
    (Genazino, Fremde Kämpfe)


    „Sehr richtig“, gab Candide zu, „aber wir müssen unsern Garten bestellen.“
    (Voltaire, Candide)


  • Moin, Moin!


    Das erinnert mich an <a href="http://avant.antville.org/">eines</a> meiner alten Weblogs, wo ich erste und letzte Sätze aus gelesenen Bücher sammeln wollte...


    Wow, danke für diesen Link, er zeigt, dass wirklich ein einziger Satz (sei es der Erste oder der Letzte) neugierig auf ein Buch machen kann. Ich habe mir schon mal 7 Bücher notiert über die ich mich informieren will, oder wahrscheinlich werde ich sie mir gleich besorgen, bin aber mit deiner Liste noch nicht durch.


    Zwei Fragen haben sich schon mal ergeben:

    Zitat:


    Peter Handke, Wunschloses Unglück (E)
    comma 08:45h
    Später werde ich über das alles Genaueres schreiben.
    ... Link (0 Kommentare ... Comment


    Steinbeck, Meine Reise mit Charly, Auf der Suche nach Amerika (A)
    readingpilgrim 08:16h
    Als ich noch sehr jung war und darauf brannte, anderswo zu sein, versicherten mir reife Menschen, die Reife würde dieses Laster heilen.


    Zu Peter Handke: Hat er später über das alles Genaueres geschrieben? oder ging es aus wie oben geschrieben bei Karl May?


    Zu Steinbeck: Ich will demnächst „Meine Reise mit Charly“ lesen, ev. auch in einer Leserunde. Wie war dein Eindruck von diesem Buch? Lohnt sich eine Leserunde?

  • Deprimierend! - Ist da noch ein Epilog notwendig?


    Schwer zu sagen. Der Untergang dieser Welt (gemeint ist die alte k.u.k.-Monarchie) geht im Epilog weiter. Der Vater Trotta stirbt auch noch - in Erwartung des Todes seines Dienstherrn, des Kaisers Franz Joseph. Ich empfand den Epilog nicht als Anhängsel.

  • Ich hielt Ausschau nach den drei Grabsteinen auf dem Abhang am Moor und fand sie auch schon bald - ….
    Ich verweilte ein wenig bei ihnen unter dem milden Himmel, sah die Nachtfalter zwischen Heidekraut und Glockenblumen umherflattern, lauschte dem sanften Wind, der mit leichtem Hauch übers Gras strich, und fragte mich, wie irgend jemand glauben konnte, die Schläfer in dieser stillen Erde schlummerten nicht in Frieden.

  • Zitat

    Auf seinem Angesicht lag ein Lächeln von solcher Glückseligkeit, daß alle, die es sahen, hinausgingen und weinten.


    Waldemar Bonsels - >Das Anjekind<, ein Werk, das sich zu lesen lohnt, da es so viele schöne Naturbeschreibungen durch die Sicht eines ganz jungen Menschen hat. Ich fand es faszinierend.

  • Zitat

    And thus, pursuers and pursued flew on, over an endless sea.


    Der letzte Satz in Herman Melville's "Mardi". Ganz gegen die Regel erwähne ich hier auch den ersten Satz, denn er veranschaulicht, wie sich hier eine Klammer schließt:

    Zitat

    We are off!


    Dazwischen liegen 1000 Seiten Irrfahrt ohne Lot und Faden.

  • dieser darf nicht fehlen:


    .....; es kam mir nicht vor, als hätte ich noch die Kraft, diese Vergangenheit, die schon so weit hinunterreichte, noch lange bei mir festzuhalten. Immerhin würde ich es zuallererst nicht unterlassen, wenn die Kraft mir lange genug erhalten bliebe, um mein Werk zu vollenden, darin die Menschen, auf die Gefahr hin, daß sie dann mönströsen Wesen glichen, als Figuren darzustellen, die neben dem so beschränkten Platz, der ihnen im Raum reserviert ist, einen anderen, so beträchtlichen, im Gegensatz zum ersten maßlos in die Länge gezogenen Platz einnehmen, da sie ja, wie in die Tiefe der Jahre getauchte Riesen, gleichzeitig so weit voneinander entfernte Epochen berühren, die sie durchlebt haben und zwischen die sich so viele Tage geschoben haben - einen Platz in der Zeit.


    (Ende - Band 7 "Die wiedergefundene Zeit" von Marcel Proust)

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Da fällt mir noch einer ein:


    Zitat

    Und wir? Ach,wir...


    Erkannt? Das sagt der Chor in Cees Nootebooms "Allerseelen".

  • Der Schütze lief plötzlich an. Der Tormann, der einen grellgelben Pullover anhatte, blieb völlig unbeweglich stehen, und der Elfmeterschütze schoß ihm den Ball in die Hände.


    Peter Handke: „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“