"Der Anfang ist immer das entscheidende, hat man's darin gut getroffen, so muß der Rest mit einer Art von innerer Notwendigkeit gelingen, wie ein richtig behandeltes Tannenreis von selbst zu einer graden und untadeligen Tanne aufwächst." (Fontane)
Beim Bücherkauf ist bei mir ein starkes Kriterium der allererste Satz. Bei einigen Büchern ist der erste Satz prägnanter, aussagekräftiger und schöner, es steckt mehr Weisheit darin als in ganzen Romanen. Deshalb würde mich interessieren, welche ersten Sätze euch am besten gefallen.
Ich fange einfach mal an:
Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. (P. Süßkind, Das Parfüm)
Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Art. (L. Tolstoi, Anna Karenina)
Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen, -- nicht um seinetwillen (denn der Leser wird einen einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Mann in ihm kennenlernen), sondern um der Geschichte willen, die uns in hohem Grade erzählenswert scheint (wobei zu Hans Castorps Gunsten denn doch erinnert werden sollte, daß es seine Geschichte ist, und daß nicht jedem jede Geschichte passiert): diese Geschichte ist sehr lange her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen.
(Der erste Satz im Vorsatz des Zauberbergs von Th. Mann)
Das sind die drei Sätze, die mir jetzt beim Blick ins Regal als erste einfielen.
Liebe Grüße,
Phistomefel