Vielleicht wisst ihr, liebe liebe Leute, dass ich den Journal meiner Reise im Jahr 1769 mit Begeisterung las, weil er selbst mit Begeisterung schrieb, weil er sich in alles mit viel Interesse, Eifer und Leidenschaft vertieft, und weil man teil-nimmt an seinen Gedanken, denn er hatte auch viel mit-zu-teilen! Er schreibt in diesem Journal seine Gedanken und inneren Vorgänge, Monologe nieder, schreibt über Philosophen, schreibt über die Bildungspolitik, und über sich selbst, über seine (geistige) Entwicklung: Wieviel er nicht versäumt hat zu lesen! Wieviel er noch in Zukunft schreiben könnte! Über welche Themen! Wie er nicht die Welt verbessern könnte durch Beförderung von Humanität - !
Nun lese ich also die Humanitäts-Briefe(eigentlich „Briefe zur Beförderung der Humanität“). Er selbst war übrigens auch als Prediger tätig. Aber die Humanitäts-Briefe! Herder ist so zauberhaft. Ein Weniges regt ihm zum Schreiben von so Vielen an, dass mich seine Klugheit beinahe eifersüchtig macht, dieser Herrlichste! Er ist ein fruchtbarer Boden, und nur ein Samenkorn bringt eine Menge von schönen, klaren, wunderbaren und riesigen Pflanzen hervor. Ich bin gerade mit dem dritten Brief(S.23 von etwa 800) fertig, und freue mich, freue mich darüber so sehr, dass ich noch alles lesen möchte. Er ist nicht nur ungeheuerlich gebildet und klug, sondern auch so menschlich, christlich, liebenswert, wie ein leidenschaftlicher Aufgeklärter! Und das war er doch auch!
So eröffne ich also einen (womöglich mageren) Ordner über diesen meinen neuen Lieblings- .. menschen des 18. Jahrhunderts.
Lieben Gruß,
Knabe.