Beiträge von lebenszeichen

    mich lockt es auf jeden fall, ich habe vor einem jahr bereits begonnen, den zarathustra zu lesen, habe es zwischendurch aber wieder aufgegeben, weil ich eine zu lange pause eingelegt hatte und mich nicht mehr in das buch hineingefunden hatte. im rahmen einer leserunde schaffe ich es sicher, der versuch reizt mich jedenfalls sehr...

    hallo allerseits,


    mir kommt gerade eine frage in den sinn, zu der ich gern einmal andere meinungen hätte:


    was haltet ihr von "reproduktionen" klassischer musik, also einem hinzugefügten text, modernisierten änderungen in der besetzung, einer um percussion oder sonstiges erweiterten begleitung et cetera?


    ich halte so etwas teilweise einfach nur für dekadenz. hat beispielsweise tschaikowski es verdient, auf eine derart... wie sag ichs... unschöne weise interpretiert zu werden, wie es eine gewisse jeanette tat? wie die meisten anderen solcher modernisierungen habe ich das im radio gehört und habe mir die sängerin nennen lassen, ich kann an dieser stelle leider keine weiteren namen und titel anbringen. die "morgenstimmung" von grieg gibt es auch in einer "poppigen" version, die ist zwar nicht ganz so extrem, aber trotzdem hat grieg so etwas ganz einfach nicht verdient.


    es gibt allerdings auch eine andere seite, die aus klassischer musik regelrecht neue kunstwerke macht. man nehme als beispiel die neuseeländische sängerin hayley westenra, welche beispielsweise aus dem zweiten stück im "winter" von vivaldi mit einer engelhaften stimme und auch einem recht schönen text etwas bezauberndes gemacht hat.


    macht ihr bei so etwas eine ausnahme?


    soviel erst mal von meiner seite.


    mit freundlichen grüßen,


    lebenszeichen

    Zitat

    während ich mit den Grossen in den letzen 3,5 Jahren erst mal die unendliche Geschichte gelesen habe


    ja, michael ende habe ich auch geliebt! das erste, was ich von ihm gelesen habe, war "momo", dann "der... moment, ich kriege es noch zusammen... satanarchäolügenialkohöllische wunschpunsch", und als letztes erst die "unendliche geschichte". geliebt habe ich sie alle. speziell "momo" ist tatsächlich ein buch, was man auch als erwachsener lesen sollte. solche bücher sind lebenszeichen, die man sich bewahren sollte. als "erwachsenere" parallele dazu fällt mir "die irre von chaillot" von jean giraudoux ein.


    vielleicht ist es auch generell gut, sich etwas kindliches zu bewahren. es ist schon phänomenal, wie gut es tut. es muss nicht dieses nicht nachdenkende kindsein sein, man kann sich ganz bewusst zurückschalten und so die eigene wahrnehmung und sicher auch das selbstvertrauen und die lebensliebe aufs intensivste steigern, wenn ihr versteht, was ich meine... das ist jenes heiter-scheitern-motto, ohne das man ab und zu einfach steckenbleiben würde ("hast du jemals so einen herrlichen zusammenbruch gesehen?")... bücher sind sozusagen die weniger radikale variante zum ausleben.

    hallo, ich hab zwar noch keine kinder und habe das auch nicht in nächster zeit vor, kann aber gut und gerne aus meiner eigenen kinderzeit berichten:


    kästner, preußler, lindgren und so weiter habe ich recht gern gelesen, märchen und sagen aus allen möglichen mythologien auch. lindgren hatte ich eigentlich am liebsten, besonders diese traurigen sachen wie "mio, mein mio" und das märchen "klingt meine linde"... wenn ich nur dran denke, bekomme ich schon wieder feuchte augen...
    was zwar eher in die künstlerische richtung geht, aber dennoch an dieser stelle nicht unerwähnt bleiben sollte, ist janosch. ich habe seine charaktere sehr gern, da sieht man, dass sich jemand wirklich mühe gemacht hat.


    man hat mir selten vorgelesen, meine eltern hatten kaum zeit dazu, aber wenn wir im urlaub waren, saßen oder lagen wir meist alle vier im größten bett und mein vater hat vorgelesen. stevensons "schatzinsel" und ähnliches, ich kann mich nicht mehr so gut daran erinnern. in der siebten klasse hat uns unsere internatsmentorin regelmäßig vorgelesen, dann lagen wir alle mit isomatten und decken in einem zimmer und waren einfach mal wieder klein...


    in der achten klasse habe ich meiner zimmernachbarin dann auf ihren wunsch hin den fünften "harry-potter"-band vorgelesen, in der neunten klasse war es dann "hannibal" von thomas harris. gute-nacht-geschichten für ältere wesen eben :zwinker: . jetzt habe ich eine andere zimmernachbarin, die selbst gern vorliest, also wechseln wir uns ab. momentan lesen wir "tiefe" von henning mankell.


    ich denke schon, dass es sich lohnt, einiges wieder zu lesen, da kommen erinnerungen hoch, und außerdem kann man sich aus einigem noch mehr herausziehen, was einem als kind vielleicht noch verschlossen blieb.

    mein erstes reclam habe ich in der schule gelesen, weiß aber nicht mehr, was es war. ich vermute "parzival", bin mir aber nicht sicher. das erste, welches ich selbst besaß, habe ich im rahmen einer schultheateraufführung gekauft: "die irre von chaillot" von jean giraudoux. später habe ich dann noch von einer freundin kants "grundlegung zur metaphysik der sitten" bekommen, aber nie zu ende gelesen... :zwinker:
    als in unserer bibliothek ausrangiert wurde, habe ich noch einen plutarch und koeppens "tod in rom" abgestaubt, allerdings ältere ausgaben. wirklich alte habe ich neulich auf unserem dachboden entdeckt, sehr viele theaterstücke und einige slawische prosawerke darunter, von verschiedenen werken kellers einmal abgesehen.
    auch, wenn mir gebundene ausgaben manchmal lieber sind, habe ich eine gewisse sympathie zu diesen heftchen entwickelt, aber begründen kann ich sie nicht...

    die hörspielfassung hat mich ebenfalls begeistert. die geräuscheinblendungen waren einfach fabelhaft, bereichernd, wie man es auch immer beschreiben will. durch diese vereinzelten geräuschuntermalungen hat das hörspiel einen großen teil seiner atmosphäre bekommen. was mich auch fasziniert hat, war, dass die lautsprecherbalance wechselte. besonders gut merkt man das beim hören mit kopfhörern. nach einem abschnitt wechselt die stimme vom rechten in den linken lautsprecher, nach einem weiteren wieder zurück, und so weiter. das hat etwas.


    die "buddenbrooks"-hörspielfassung kenne ich ebenfalls und habe sie auch recht gern. am liebsten habe immer noch die sich über ihre erzfeinde aufregende toni, wie die mit lauter stimme deren namen herausruft (grünlich! tränen-trieschke! permaneder! hagenström!)... einfach göttlich! die lesung von gert westphal habe ich partiell im radio verfolgt und fand sie ebenfalls recht gelungen.

    weitere texte von frisch würde ich tatsächlich gern lesen, habe jetzt aber erst einmal noch anderes vor.


    anzumerken bleibt, dass ich das zitat in meiner signatur nicht gefunden habe. liegt das an meiner ausgabe? ist der gantenbein überarbeitet worden? oder war es einfach eine falsche information? fest steht, dass ich wenn nötig sämtliche werke frischs auf der suche nach meinem zitat durchkämmen werde...


    und trotzdem: auch wenn das zitat der grund für die lektüre gewesen ist, hätte ich es auch mit diesem wissen nicht missen mögen. es gibt großartigeres, aber das buch war bereichernd für mich, wenn auch zumeist auf der unsagbaren ebene.

    von heinrich mann habe ich bisher nur "die kleine stadt" gelesen, leider kann ich da auch keine empfehlung aussprechen.


    ich habe mir jetzt dante alighieris "göttliche komödie" besorgt und werde wohl nicht lange damit warten können.

    Zitat

    Naja, reine gute Laune machen soll der Film (Alexis Sorbas) ja nun auch wieder nicht.


    das wollte ich auch gar nicht sagen, diese tiefpunkte haben mich auch nicht unberührt jelassen, die lynchung der witwe sogar entsetzt. dieses trotzdem-weitermachen-können, was seinen höhepunkt am ende erreicht, hat mich aber dann durchaus positiv eingestellt aus der vorführung entlassen.

    alpha: selbstverständlich ist es die gewöhnung gewesen, allerdings wurde der erste eindruck der welt durch die brillengläser gesehen allgemein als unangenehm geschildert:"zürich ist eine blaue stadt, nur meine brille macht sie aschgrau, sodass man angst bekommt, aschgrau mit einem stich ins lila." was philemon angeht, finde ich diese namensgebung furchtbar ironisch. philemon und baucis, der traum jeder liebe und erst recht jeder ehe als das hier gescheitert dargestellte ehepaar?


    ich bin auch fast am ende, momentan hat gantenbein gerade seine "lila von außen" auf dem schiff entdeckt. die szene mit gantenbein als zeuge fand ich auch recht seltsam, doch der imaginäre tod von camilla kam recht passend. alphas fazit kann ich bisher nur zustimmen...

    ja, jelineks "klavierspielerin werde ich wohl auch demnächst beginnen... momentan steht aber erst mal noch heinrich manns "der untertan" auf dem programm, den ich meiner klasse zu presentieren gedenke.

    ich habe gestern "alexis sorbas" gesehen. der film ist schon recht alt, schwarz-weiß, und die musik kennt sicher jeder, dieser typische sirtaki... einfach göttlich, das ist ein wahrer überlebenskünstler nach dem motto "heiter scheitern"... philosophisch auch, und zugleich einfach motivierend, lebensfreude induzierend... einfach empfehlenswert. vielleicht hat ja jemand lust, das gleichnamige buch von nikos kazantzakis zu lesen, nach dem der film gedreht wurde.

    so, bei mir ist das zeitalter philemons schon wieder passé. eigentlich bemerkenswert: philemon stellt sich ja auch nur als die vorstellung innerhalb einer vorstellung heraus, er festigt die gantenbeinrolle. den vergleich von gantenbein und lila mit philemon und baucis, man erinnert sich, jene figuren aus der griechischen mythologie, die sich so sehr liebten, dass sie sich von den göttern, als sie starben, in zwei bäume mit ineinander verflochtenen ästen verwandeln ließen, um auf ewig miteinander verbunden zu sein, fand ich schlicht und einfach gemein, eine utopie für liebe. ähnlich war es mit der geschichte für camilla huber, ali und alil, was ja umgekehrt wieder lila heißt. und lila war auch eine hässliche, durch die blindenbrille verzerrte farbe, aber das nur am rande. wenn man die rolle alis in der geschichte betrachtet, kann man seinen emotionalen werdegang während seiner beziehung zu alil durchaus mit gantenbein/philemon vergleichen, allerdings macht ali die blindheit misstrauisch, während es bei gantenbein als philemon das sehen ist.


    dass enderlin aufgegeben wurde, kann ich verstehen. seinen lebensüberdruss konnte man ja am ende deutlich sehen ("warum hat man sich nicht erhängt?"). wenn man mehr leben will, darf man sich nicht mit abgestürzten wesen beschäftigen, das nimmt einem einen großen teil des glaubens an die schönheit der welt.