Beiträge von lebenszeichen

    nichtstun heißt stillstand und stillstand ist der tod, man kann gar nicht still auf der stelle stehen, das wurde weiter vorn schon einmal durchgesprochen.


    ich habe das zitat in folgender ausführung gefunden: "wer arbeitet, macht auch fehler. wer keine fehler macht, arbeitet nicht." da lässt sich eindeutig eine entschuldigung für das nicht perfekte wesen des menschen herauslesen.

    Zitat

    "Nur wer nichts tut, irrt sich nicht" Soll Lenin mal gesagt haben...


    dem muss ich widersprechen. man irrt sich insofern, dass man den eigenen tatendrang nicht auslebt, und ich habe noch nie einen menschen ohne tatendrang gesehen...


    xenophanes: tut mir leid, so etwas angezettelt zu haben...

    es ist schon wahr, letztendlich besorgt er sich rollen, um sein leben ereignisreicher zu machen, eben "mehr" zu leben, andererseits werden seine rollen mit der zeit ihrer selbst überdrüssig, das schließt wiederum auf einen kleidervergleich: eine rolle ist abgetragen, man muss sich eine neue zulegen ("einst besaß ich eine aura/ doch die ist mir jetzt zu klein/ weil ich keine kaufen möchte/ druck ich mir 'nen heil'genschein").


    ich habe bisher noch nicht weitergelesen, ich weiß nicht, ob es an einem bedürfnis, das gelesene sich setzen zu lassen oder an den ewigen autofahrten lag... morgen geht es aber weiter.

    ich habe mittlerweile gantenbeins besuch bei camilla huber erlebt, den zweiten allerdings, bei dem er von dem fremden herrn enderlin erzählt, mit dem seine frau lila ihn betrogen hat. jetzt lassen sich langsam parallelen ziehen, zu dem weiblichen wesen, das den protagonisten im "realen" leben verlassen hat... immer wieder wird erwähnt, dass gantenbein letztendlich der ideale ehemann ist, der nicht sieht, wenn die frau ihn mit anderen betrügt, der ihr nichts nachträgt. ist das ein bereuen, eine einsicht, wie er hätte sein müssen, damit jenes weibliche wesen ihn nicht verlässt?


    ich kann ebenfalls einige punkte in der persönlichkeit gantenbeins verstehen, nachvollziehen, was auch immer. diese resignation vor der welt. das blind stellen und sich somit eine angenehmere existenz verschaffen. das bild des einsamen melancholikers. diesen allzumenschlichen schmerz...
    ich würde schon sagen, dass er sich mit geisteskranken identifiziert, er macht mir alles andere als einen gesunden eindruck, man bedenke doch die selbstmordszene am anfang. da kann ich mich auch sehr gut einfühlen.
    sein endgültiger entschluss, eine andere identität anzunehmen, ist verständlich, aber die vorgeschützte blindheit hat in einigen fällen extrem speichelleckerische auswüchse, bei denen ich mich wundere, ob sie ihm nicht selbst zuwider sind. es wird ja auch beschrieben, dass er ab und an seine rolle hasst, die er da spielen muss.


    bei der stelle mit piz kesch denke ich ebenso wie du, auch wenn ich nicht sagen könnte, weshalb. aber das ist wohl so, das verständnis für einen anderen menschen resultiert nicht immer aus der vernunft und lässt sich auch nicht immer ausdrücken.

    Zitat

    Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
    --> Kult.


    dem kann ich zustimmen... :winken:


    ansonsten lese ich gerade "mein name sei gantenbein" von max frisch im rahmen einer leserunde.

    ich habe inzwischen etwas weiter gelesen, das "sein name sei gantenbein" war mir aber noch nicht konkret genug, das kam erst bei "mein name sei..."


    mich verwirrt und fasziniert es gleichzeitig, dass man im verlauf der schilderung, was denn sein könnte, was dann passieren würde, leicht vergisst, dass es nur spekulationen und vorstellungen sind. vorstellung und realität schmelzen ineinander (sturz durch die spiegel?), diese präzision, mit der beschreibungen getätigt werden, lässt einen irgendwann tatsächlich zweifeln.

    guten tag,


    hier wird mir ja offensichtlich die ehre zuteil, diese leserunde zu eröffnen...


    gut, viel gelesen habe ich bisher nicht, ich bin erst bei der stelle, an der enderlin sich mit gantenbein zu identifizieren beginnt, oder ihn sich besser gesagt "vorstellt", wie es im buch heißt.


    es gibt mittlerweile wieder eine stelle, die sich in mein gedächtnis eingegraben hat, es ist direkt nach der erzählung von dem nackten irren:


    "es ist wie ein sturz durch den spiegel, mehr weiß einer nicht, wenn er wieder erwacht, ein sturz wie durch alle spiegel, und nachher, kurz darauf, setzt die welt sich wieder zusammen, als wäre nichts geschehen. es ist auch nichts geschehen."


    das ist so wahr... in jeder hinsicht.


    ich finde den vergleich, geschichten wie kleider anzuprobieren, sehr interessant. es wird auch geschrieben, dass es ihm eigentlich zuwider ist, kleider zu kaufen, weil sie nur im schaufenster anders aussehen. trägt enderlin seine geschichten ab? verschafft er sich glanz, indem er sich in ein schaufenster arrangiert?


    die frage lässt sich sicher nach weiterem lesen beantworten... ich bin jedenfalls gespannt auf eure beiträge.


    mit freundlichen grüßen,


    lebenszeichen

    als "frischling" kann ich zu den einzelnen hier angesprochenen werken nicht viel sagen... ich schäme mich ja schon... :redface:


    xenophanes: ach bitte, tu mich jetzt nicht als anhänger der matrix-philosophie ab. ich bin keinesfalls davon überzeugt, dass du einzig und allein meine einbildung bist. ich komme lediglich nicht um die erkenntnis herum, dass eben dieses möglich wäre. ich ziehe das ewige menschliche irren in betracht, aber mit ewigem alles beherrschenden zweifel kann man nicht leben. man baut sich also eine intersubjektive wahrheitsebene auf, welche aus den thesen besteht, die einer größeren zahl von menschen als plausibel erscheinen. man kann sich als anhänger der skepsis von popper oder eben auch von xenophanes von kolophon durchaus der (dem menschen so erscheinende) höchstwahrscheinlichsten these nähern, aber an die absolute wahrheit, auf die ich hinauswollte, reicht sie letztendlich nicht.

    ich sehe schon, ich muss mich genauer erklären: man kann sich selbstverständlich ein bild von der welt machen, man kann dieses bild mit anderen teilen, man kann sich intersubjektive gesetze schaffen, damit ein leben überhaupt möglich ist, aber dennoch lässt sich daran zweifeln, ob wir mit sinn und verstand die welt so empfinden können, wie sie ist. vielleicht haben wir auch einfach eine gefärbte brille in unser wahrnehmungs- und denkvermögen implantiert (metaphorisch natürlich).

    hallo allerseits,


    ich wollte einfach mal darauf hinweisen, dass christa wolf am 07. 04. 2006 um 20 uhr im berliner ensemble aus ihrem neuen buch "mit anderem blick" vorliest, anschließend kann man an einer führung durch das theater teilnehmen. vielleicht gibt es ja interessenten... ich werde es mir jedenfalls nicht entgehen lassen.


    mit freundlichen grüßen,


    lebenszeichen

    ja, meine ausgabe aus der schulbibliothek ist auch vom suhrkamp-verlag, die achte auflage von '96, allerdings gebunden.


    heute werde ich wohl auch loslegen, habe einen arzttermin vor mir, der eine lange wartezeit verspricht...


    bis morgen. ich freu mich! :klatschen:

    wissen kann ich das nicht, so wie meiner meinung nach kein mensch im stande ist, irgendetwas zu wissen. wir diskutieren nicht auf festem boden, sondern schweben im weltraum der unsicherheit über unsere eigene subjektive vernunft, die auch die mauer sein kann, an der wir uns den schädel einrennen.


    und, ja, tatsächlich ist der rest wohl zufall. und, ja, wir scheinen tatsächlich auf den wert der individualität gekommen zu sein. und, ja, es ist nur ein begriff, darauf wollte ich ja die ganze zeit hinaus. sie hat keinen wert.

    trotzdem ist stammt mein aussehen nicht von mir, welcher schönheitschirurg operiert sich denn selber? ich wäre dann trotzdem der tonklumpen für so viele, nur dass unter anderem auch ein arzt dieser sorte seine finger im spiel gehabt hätte. und genau genommen nicht einmal der arzt selber, die fähigkeit kommt ja letztendlich nicht von ihm, ist im weitesten sinne nicht "seine fähigkeit"...

    jaja, das mit den schreienden klassenkameraden kenne ich (siehe paul-celan-thread)... neulich las ich in der pause "die unerträgliche leichtigkeit des seins" weiter, da wurde ich von einem klassenkameraden auf meinen lesegeschmack angesprochen. ich erzählte etwas von wegen philosophischen inhalten und der lebenserfahrung und bereicherung, die man aus büchern ziehen kann, und gab ihm die ersten paar seiten zu lesen. nach einiger zeit gab er es mir wieder und meinte: "das lese ich nicht. das klingt genau wie du." und so etwas jeden tag... da ist das forum eine erlösung, und die literatur an sich natürlich noch mehr. papier ist zuverlässig.

    wenn jeder mensch ein individuum (langsam beginne ich, diesen begriff zu hassen) ist, dann ist an der individualität nichts besonderes mehr...
    selbstverständlich ist jeder mensch unterschiedlich, im aussehen wie in der denkweise und den fähigkeiten. allerdings: mein aussehen ist mir durch den bloßen zufall bei meiner entstehung gegeben, das ist nicht mein verdienst. gewisse fähigkeiten habe ich mir durch beeinflussung anderer menschen angeeignet. die persönliche denkweise ist mir in der frühesten kindheit beeinflusst worden und wird es noch immer. alles, alles lässt sich doch letztendlich auf etwas fremdes zurückführen, etwas wie "meins" im sinne von etwas aus mir stammenden ist nicht möglich. diese erkenntnis ist letztendlich einfach, aber, wie so oft, fehlt uns die fähigkeit, sie voll und ganz zu realisieren.


    bonjour tristesse...

    selbstverständlich gibt es noch andere anlässe für eine verschiebung des seils, aber letztendlich stärken diese einflüsse doch die kräfte...


    mit "verzehren" meine ich nicht, dass sie schwächer werden, sondern wollte eher die verzweifelte anstrengung damit verdeutlichen... das "resonanzphänomen" kann natürlich auch vorkommen, wenn beide seiten den gegner unterschätzen und schließlich immer mehr von ihrer kraft aufwenden müssen... das buch von king habe ich noch nicht gelesen, ich kenne bloß "es" und "das mädchen".

    hach ja, das müsste ich wohl auch machen... demnächst in den nächsten ferien, wenn ich wieder zu hause bin, ein paar regale zimmern, für den körperlichen ausgleich, die kinderbücher (ja, die stehen da immer noch, bin ja seit vier jahren nur alle vier wochen zu hause) hoch auf den dachboden und bei der gelegenheit dort befindliche klassiker aus dem besitz meiner eltern herunterräumen... vielleicht kann ich mir ja einen unbenutzten raum unter den nagel reißen... ein traum einfach. die bestandsaufnahme dürfte dann wohl etwas trist ausfallen, aber ich hab ja noch 60 jahre zeit.