"reproduktionen" klassischer musik

  • hallo allerseits,


    mir kommt gerade eine frage in den sinn, zu der ich gern einmal andere meinungen hätte:


    was haltet ihr von "reproduktionen" klassischer musik, also einem hinzugefügten text, modernisierten änderungen in der besetzung, einer um percussion oder sonstiges erweiterten begleitung et cetera?


    ich halte so etwas teilweise einfach nur für dekadenz. hat beispielsweise tschaikowski es verdient, auf eine derart... wie sag ichs... unschöne weise interpretiert zu werden, wie es eine gewisse jeanette tat? wie die meisten anderen solcher modernisierungen habe ich das im radio gehört und habe mir die sängerin nennen lassen, ich kann an dieser stelle leider keine weiteren namen und titel anbringen. die "morgenstimmung" von grieg gibt es auch in einer "poppigen" version, die ist zwar nicht ganz so extrem, aber trotzdem hat grieg so etwas ganz einfach nicht verdient.


    es gibt allerdings auch eine andere seite, die aus klassischer musik regelrecht neue kunstwerke macht. man nehme als beispiel die neuseeländische sängerin hayley westenra, welche beispielsweise aus dem zweiten stück im "winter" von vivaldi mit einer engelhaften stimme und auch einem recht schönen text etwas bezauberndes gemacht hat.


    macht ihr bei so etwas eine ausnahme?


    soviel erst mal von meiner seite.


    mit freundlichen grüßen,


    lebenszeichen

    spring ihr doch nach! aber du hast angst, das glas zwischen dir und den anderen könnte zerbrechen. du hältst die welt für eine schaufensterauslage.


  • Hallo,


    Kadenzen in Violinkonzerten, die ja häufig auch schon "klassisch" geworden sind, lasse ich mir gerne gefallen, aber ansonsten, @ sandhofer,
    dito!


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Es ist sicherlich ein Zeichen der Zeit, dass klassische Musik "aufgepeppt" werden muss, um ein breites Publikum zu erreichen. Schade eigentlich.


    Andererseits kann man ein solches Vorgehen aus positiv sehen. Wenn - und ich sage ganz bewusst "wenn" - wenn Menschen solche "modernisierte" Fassungen hoeren, wenn sie - im besten Falle - dann ein Interesse daran entwickeln, die Originalfassung zu hoeren und dadurch Gefallen an etwas finden, was sonst ausserhalb ihres eigenen Interessenbereichs geblieben wäre - dann kann man sagen "der Zweck heiligt die Mittel".

  • um hayley westenra zu verteidigen, muss ich sagen, dass sie keineswegs "modernisierte" musik macht. es werden in besagtem stück weder e-gitarren noch schlagzeug noch bässe verwendet, die besetzung ist fast originalgetreu. vereinfacht ist es auch nicht, die oberstimme wird bloß durch gesang ersetzt. das befindet sich für mich im bereich des machbaren. änderungen in der besetzung, sodass es nicht in einer vergewaltigung des stückes endet, halte ich für schwieriger. ich kenne jedenfalls kein beispiel.

    spring ihr doch nach! aber du hast angst, das glas zwischen dir und den anderen könnte zerbrechen. du hältst die welt für eine schaufensterauslage.

  • Zitat von "Ludolf"


    Andererseits kann man ein solches Vorgehen aus positiv sehen. Wenn - und ich sage ganz bewusst "wenn" - wenn Menschen solche "modernisierte" Fassungen hoeren, wenn sie - im besten Falle - dann ein Interesse daran entwickeln, die Originalfassung zu hoeren und dadurch Gefallen an etwas finden, was sonst ausserhalb ihres eigenen Interessenbereichs geblieben wäre - dann kann man sagen "der Zweck heiligt die Mittel".


    Hallo Ludolf,


    der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen. Wenn man z.B. ein beliebiges Schuhmann-Thema nur als abgewandeltes Zitat aus einem Rap kennt und beim Original dann enttäuscht seinem Nachbarn zuflüstert: "Das geht bei Poppa Joe aber viel besser ab!"


    Ich denke, bei vielen wird es eher so gehen. Aber du hast schon insofern recht, als auch die wenigen, die auf diese oder ähnliche Weise wirklich für die Original gewonnen werden können, vielleicht doch solche Verwendungen zumindest teilweise verschmerzen lassen.
    Aber ganz schlimm und unentschuldbar ist es in der Werbung. Ich empfinde als Unverschämtheit, dazu gezwungen zu werden, irgendeine schöne klassische Melodie mit einem Putzmittel oder Konfekt in Verbindung bringen zu müssen.

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