Klischees und Schubladen

  • Hallo!


    Ich bin auf der Suche nach Beurteilungen von Klassikern, die sich über die Jahrhunderte so eingebürgert haben - aber ja nicht unbedingt stimmen müssen.


    So etwas wie: Stifters Texte sind langweilig (im Sinne von wenig spannungsvoll). Kafkas Werk ist unerotisch.


    Wem sagt man z.B. nach, sehr humorlos zu sein?


    Danke und Grüße!

  • Goethe sei das Genie, Schiller nur das bloße Talent. Dazu kann ich dir auch eine Passage aus den Tagebüchern Hebbels geben, wenn du wirklich willst!


    Ich kenne viele Kommentare von Persönlichkeiten über Autoren, jedoch kann ich nie sagen, ob ihr Urteil nun klischeehaft sei oder nicht. Etwas Wahres ist wohl immer dran.


    Aus vielen Reden erschließe ich aber: Klassiker seien unverständlich, langweilig, veraltet und schwer. ;) Das muss ich aber doch widerlegen... lieben Gruß.

  • Hallo!


    Eine Liste wird es ja sicher nicht werden und dann will ich diesen Vorurteilen auf die Spur kommen und (was auch sonst) sie widerlegen. Sich seine eigene Meinung bilden ist dann doch wohl alles andere als entsetzlich, oder? :smile:


    Dass Stifter immer langweilig ist, würde ich z.B. nie behaupten, siehe "Die Narrenburg".


    Grüße!

  • Moin, Moin!


    Wem sagt man z.B. nach, sehr humorlos zu sein?


    Hesse. Wenn man sein Werk genauer kennt wie ich, weiß man, daß Humor trotzdem auch zu finden ist. Neben einigen wenigen ziemlich sarkastischen Gedichten gibt es einige verquere Erzählungen, die Suhrkamp einmal in dem Band <a href="http://www.suhrkamp.de/titel/titel.cfm?bestellnr=37808">Bericht aus Normalien</a> (BaN) herausgab. Letzens las ich den <a href="http://www.amazon.de/Kurgast-Aufzeichnungen-einer-Badener-Kur/dp/3518368834/">Kurgast</a> wieder und konnte meinen ersten Eindruck eines beschwingten, spielerischen Buches bestätigen. Ber BaN enthält diese Erzählungen: Autorenabend, Aus dem Briefwechsel eines Dichters, Schwäbische Parodie, Casanovas Bekehrung, Weinstudien, Doktor Knölges Ende, Wenn der Krieg noch zwei Jahre dauert, Gespräch mit einem Ofen, Bericht aus Normalien, Bei den Massageten, Die Fremdenstadt im Süden, Die Überbevölkerung der Erde, Abstecher in den Schwimmsport, Ein Hermann-Hesse-Abend, Der Sprung, Chinesische Legende und Eduards Zeitgenossen zeitgemäßer Zeitgenuß

  • Schon der erste Satz im "Unterm Rad" kann recht witzig sein! Und hab ich nicht auch bei Steppenwolf gelacht? Oh ja, ich denke schon.
    Sagt man ihm denn wirklich nach, er sei humorlos? Wer tut das denn? Was für Leser sind das, die solche Klischees verbreiten?

  • Moin, Moin!


    Sagt man ihm denn wirklich nach, er sei humorlos? Wer tut das denn? Was für Leser sind das, die solche Klischees verbreiten?


    Nun, Hesse haben sie ja alle alle gelesen. Demnach können es nur ehemalige Hesseleser sein. Die meinen, diesem Jugendautor entwachsen zu sein, die seinem Werk vielleicht eine gewisse Pathetik und Altertümlichkeit attestieren. Was weiß ich. Die Betulichkeit und Behäbigkeit seiner Prosa ist nicht abzusprechen. Wenn Humor bei Hesse, dann in meinen Augen nicht die Schenkelklopfer, wie wir sie heute gewohnt sind, sondern eine feine, oft auch bittere Ironie des Außenstehenden, des Einzelgängers.