Beiträge von Wolf

    Und noch ein Beispiel für die Möglichkeiten der Modernisierung, anhand eines Textausschnittes aus Johannes Paulis Schimpf und Ernst (Erstdruck 1522).


    Nahezu unveränderte Originalschreibung:


    Zitat


    Uf einmal was ein Tyran in der Stat Siracusana, ein groser Her, der hieß Dionisius. Der het vil armer Lüt gemacht, und under denen het er auch ein Philosophum verderbt, der hieß Diogenes, darumb das er im die Warheit sagt. Und uff einmal wüsch Diogenes Krut oder ein Salat und wolt in für den Hunger essen, das sahe ein Diener desselbigen Dionisy und sprach zů demselbigen Diogenes: ›Wan du woltest thůn, was mein Her Dionisius wolt, so bedörfftestu nit Kraut essen und hettest wol besser Ding zů essen.‹ Diogenes sprach: ›Woltestu Krut essen, so bedörfftestu deinem Herren Dionisio nit adulieren und Schmeichlerei treiben.‹


    [url=http://www.zeno.org/Literatur/M/Pauli,+Johannes/Prosa/Schimpf+und+Ernst/44.+Von+den+Schmeichlern+oder+Zud%C3%BCtlern,+Adulatores+genant/382.+Diogenes+a%C3%9F+Kraut,+aduliert+nit]zeno.org[/url]


    Modernisierte Rechtschreibung:


    Zitat


    Uf einmal was ein Tyrann in der Stadt Syracusana, ein großer Herr, der hieß Dionysius. Der hätt vil armer Lüt gemacht, und unter denen hätt er auch ein Philosophum verderbt, der hieß Diogenes, darum daß er ihm die Wahrheit sagt. Und uf einmal wusch Diogenes Kraut oder ein Salat und wollt ihn für den Hunger essen. Das sahe ein Diener desselbigen Dionysii und sprach zu demselbigen Diogenes: «Wann du wolltest tun, was mein Herr Dionysius wollt, so bedörftestu nit Kraut essen und hättest wohl besser Ding zu essen.» Diogenes sprach: «Wolltestu Kraut essen, so bedörftestu deinem Herren Dionysio nit adulieren und Schmeichlerei treiben.»


    (Deutschsprachige Erzähler des 16. und 17. Jahrhunderts, hrsg. von Siegfried Streller. Leipzig: Dieterich, 1986. S. 144)


    Modernisierte Rechtschreibung und modernisierte Grammatik:


    Zitat


    Einstmals war ein Tyrann in der Stadt Syrakus, ein großer Herr, der hieß Dionysios, der hatte viele Leute arm gemacht, und unter denen hatte er auch einen Philosophen, der hieß Diogenes, verdorben, darum weil er ihm die Wahrheit sagte. Und einmal wusch Diogenes Kraut oder einen Salat und wollte ihn vor Hunger essen; das sah ein Diener desselben Dionysios und sprach zu demselben Diogenes: »Wenn du tun wolltest, was mein Herr Dionysios will, so brauchtest du nicht Kraut zu essen und hättest wohl bessere Dinge zu essen.« Diogenes sprach: »Wolltest du Kraut essen, so brauchtest du deinem Herrn Dionysios nicht zu adulieren und Schmeichlerei zu treiben.«


    (Deutsche Schwänke. Ausgewählt, übertragen und eingeleitet von Günter Albrecht. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag, 1990. S. 74 f.)


    Wie man sieht, bleiben selbst im letzten Fall die meisten Eigentümlichkeiten erhalten, das ganze klingt nicht so modern wie es bei einer regelrechten Übersetzung der Fall wäre. Insbesondere bleibt auch das "adulieren" (umschmeicheln, speichellecken) erhalten, das in den Anmerkungen natürlich erklärt wird.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Ich sehe auch nicht so ganz, wo Grimmelshausen geglättet wird, wenn er übersetzt wird und sehe eher das Problem, dass wir uns von den heute exotisch wirkenden Eigentümlichkeiten der Barocksprache dazu verführen lassen, sie für irgendwie "authentischer" zu halten als eine Übersetzung und dem Irrglauben verfallen, wir würden die Zeit und das Lebensgefühl besser verstehen, wenn wir uns durch die Orignaltexte arbeiten.


    Es wird geglättet, weil bei so einer Übersetzung die stilistischen Eigentümlichkeiten Grimmelshausens verwischt werden. Ein Grimmelshausen schreibt anders als ein Johann Beer, der wiederum anders als ein Zesen schreibt usw. Grimmelshausen verwendet beispielsweise gerne das kanzleisprachliche Wort "maßen" im Sinne von "weil, indem", was keineswegs jeder Schriftsteller dieser Zeit getan hat (bei Johann Beer oder Zesen kommt das in dieser Bedeutung fast gar nicht vor).


    Oder wenn in dem von Dir zitierten Übersetzungsausschnitt die Wendung "die Zügel verhängen" zu "freien Lauf lassen" wird, dann ist das eine stilistische Veränderung, denn die Wendung "freien Lauf lassen" ist ja nichts Modernes, sondern man findet sie auch schon in Texten des 17. Jahrhunderts, nur eben nicht im Simplicissimus. Wenn einem das "verhängen" zu exotisch ist, dann wäre ja auch noch das heutzutage wohl besser verständliche "die Zügel schießen lassen" in Frage gekommen, was an anderer Stelle im Simplicissimus übrigens von Grimmelshausen selbst verwendet wurde.


    Ein Originaltext ist auf jeden Fall "authentischer" als eine Übersetzung, wobei es zunächst einmal gar nicht um das damalige "Lebensgefühl" geht, sondern einfach nur darum, genau zu verstehen, was einem der Autor da eigentlich erzählt. Da spricht jemand aus einer vergangenen Zeit zu mir, und wenn ich ihn richtig verstehen will, muß ich mich in die Sprache seiner Zeit einlesen und einleben.


    Statt einer Übersetzung reicht doch bei der Barockliteratur normalerweise eine Modernisierung der Rechtschreibung aus, eventuell noch mit kleineren grammatikalischen Modernisierungen, z.B. bei Flexionsendungen: ihme -> ihm oder denen (Dativ Plural) -> den (in denen Wäldern -> in den Wäldern). Ein derartig modernisierter Text ist verhältnismäßig gut zu lesen, bleibt aber trotzdem viel näher am Original als eine Übersetzung.


    Zur Veranschaulichung hier ein Auszug aus dem Narrenspital von Johann Beer:


    Ein Edelmann, genannt "der faule Lorenz hinter der Wiesen", ein rechter Bärenhäuter und Sprücheklopfer, wettert auf einer Hochzeitsgesellschaft gegen die Fremdwörterei und wendet sich dann insbesondere an das weibliche Publikum:


    Zitat von "Johann Beer (Narrenspital)"


    Ein Teutscher ist ein Teutscher, und ein Franzos ist ein Franzos. Redet ihr wie die Franzosen, was seid ihr dann für Teutsche? Ach, ihr guten Bürschlein, ihr tut es nicht allein, sondern es kommet jetziger Zeit auch sogar das Frauenzimmer angestochen und fänget an, französische Terminos in ihre Reden einzumengen. Saprament, ihr Bürgersmägdchen, die Rute stünde euch viel besser auf dem Hintern als die französische Sprache im Maul! Wer die Franzosen im Mund liebet, der bekommt sie endlich noch an den Leib. Ihr bildet euch ein, durch eure Narrenpossen große Bäume umzuhaun, aber wenn man's bei dem Grund und an der Wurzel ansiehet, so habt ihr einen Floh totgeknacket, welcher euch durch den Tag im Hemde herumgehüpfet. Meinet ihr, ihr alberne Knopflöcher, daß euer Maulmachen respectiert werde? Nein, bei meiner Treue, nicht ein Haar hält ein kluger Kopf auf euer Parlieren. Denn ihr habt in allen Sachen kein rechtes Fundament, und darum hofiere ich auf euer französisches Einmengen. 'Ja', sagt ihr bei euch selbst, 'der und der hält viel von meinen Discursen. Der und der hat beteuert, daß er all sein Leben lang niemand so klug von der Sache als eben mich reden gehöret.' Aber wisset, o ihr törichten Seich- Taschen, solche Gesellen grüßen den Zaun wegen des Gartens. Sie sagen: 'Ach, was ist das für ein herrlicher Zaun! Wie schön ist er geflochten!' Was meinen denn solche Gesellen durch den Zaun? Nichts anderes als den Garten, schlagen also auf den Sack und meinen den Esel. Darum so wisset ihr selbst besser, warum sie euch loben, nicht wegen eurer Geschicklichkeit, denn die habt ihr nicht, sondern wegen der Quintern, die wollen sie euch gerne visitieren und ihren Stilum applicieren. Saprament, ihr Jungfern oder wer ihr seid, diesen Endzweck hat das Lob eurer Galanen und Liebhaber. Sie geben euch große Titel und suchen das Mittel, loben eure Krausen und wollen euch lausen.


    Wie und was wollte man daran noch übersetzen, ohne aus einem originellen, kernigen Deutsch ein langweiliges Allerweltsdeutsch zu machen? Es reicht, wenn man einzelne Wörter und Wendungen per Fußnote oder Stellenkommentar erklärt: die Franzosen bekommen = an Syphilis erkranken; hofieren = den Darm entleeren usw.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Aber das Wunderbare ist doch, daß man sich durch NACHKAUF eine Bibliothek der unverzichtbaren Bücher schaffen kann. Ich kaufe einfach diejenigen Bücher nach, von denen ich glaube, daß ich sie nochmals lesen möchte. Keine gute Strategie?


    Statt eines Nachkaufs könntest Du Dir die entsprechenden Bücher auch einfach später noch einmal ausleihen. ;-)


    Die Idee, sich durch die Bibliotheksbenutzung ein wenig vom Bücherkauf(zwang) zu lösen, finde ich schon reizvoll. Man konzentriert sich dann auf das Lesen und weniger auf das Kaufen und Besitzen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Was ich allerdings nicht verstehe und was auch nicht in einer Fußnote erklärt wird: "Ja, hinder sich nauß!". Wird irgendwas mit "Denkste!" heißen, aber das sind dann so Stellen, an denen man doch ins Stolpern gerät.


    Es bedeutet ungefähr: "Ganz im Gegenteil!". Das wird tatsächlich nicht in einer Fußnote oder im Stellenkommentar erklärt, ist ja ärgerlich. So muß man als Leser erst im Wörterbuch nachschlagen: "Hintersich" bedeutet eigentlich "rückwärts, zurück" und dann im übertragenen Sinne "umgekehrt, im Gegenteil" -- im Grimmschen Wörterbuch wird das sehr ausführlich erläutert.


    Ein Großteil der Leseschwierigkeiten liegt allein schon in der ungewohnten und unregelmäßigen Orthographie. Zum Vergleich noch einmal die von Dir zitierte Stelle und dann die gleiche Stelle aus einer orthographisch modernisierten Ausgabe:


    Zitat


    Jch hab zwar niemalen keine so grosse volckreiche Statt gesehen / da es wohlfeiler zuzehren als eben an disem Ort; gleich wie aber nichts desto weniger meine übrige Ducaten nach und nach zusammen giengen / wans schon nit teur war / also kont ich mir auch leicht die Rechnung machen / das ich nit erharren würde können / biß sich der Auffruhr deß Bassae von Damasco legen: und der Weeg sicher werden würde / meinem vorhaben nach Jerusalem zubesuecchen; verhängte derowegen meinen Begirden den Zigel andere Sachen zubeschauen / warzu mich der Vorwitz anraitzte; unter andern war jenseits Nili ein Ort da man die Mumia gräbt / das besichtigt ich etlich mal / item an einem Ort die beyde Pyramides Pharaonis und Rodope; machte mir auch den Weeg dahin so gemein / das ich frembde unkenntlich alleinig dahin fühn dorffte; aber es gelung mir zum lesten mal nit beim besten; dann als ich einsmals mit etlichen zu den Egyptischen Gräbern gieng / Mumia zuhollen / kamen uns einige Arabische Rauber auff die Haube / welche der Orten die Straussenfänger zufangen außgangen / dise kriegten uns by den Köpffen und führten uns durch Wiltnussen und Abweeg an das rothe Meer / allwo sie den einen hier den anderen dort verkauffen.


    Zitat


    Ich habe zwar niemalen keine so große, volkreiche Stadt gesehen, da es wohlfeiler zu zehren als eben an diesem Ort; gleichwie aber nichtsdestoweniger meine übrige Dukaten nach und nach zusammengiengen, wanns schon nit teur war, also konnte ich mir auch leicht die Rechnung machen, daß ich nit würde erharren können, bis sich der Aufruhr des Bassä von Damasco legen und der Weg sicher werden würde, meinem Vorhaben nach Jerusalem zu besuchen; verhängte derowegen meinen Begierden den Zügel, andere Sachen zu beschauen, worzu mich der Vorwitz anreizete. Unter andern war jenseit des Nili ein Ort, da man die Mumia gräbt; das besichtigete ich etlichmal; item an einem Ort die beide Pyramides Pharaonis und Rhodope; machte mir auch den Weg dahin so gemein, daß, obschon ich fremd und unkenntlich, alleinig dahin führen dorfte. Aber es gelung mir zum letztenmal nit beim besten; dann als ich einsmals mit etlichen zu den ägyptischen Gräbern gieng, Mumia zu holen, wobei auch fünf Pyramides stehen, kamen uns einzige Rauber auf die Haube, welche derorten die Straußenfänger zu fangen ausgangen waren: diese kriegten uns bei den Köpfen und führten uns durch Wildnussen und Abwege an das Rote Meer, allwo sie den einen hier, den andern dort verkauften.


    Die zweite Version ist deutlich leichter zu lesen. Durch eine Übersetzung wird Grimmelshausens eigentümlicher Stil geglättet und das ganze noch eingängiger. Ist halt die Frage, inwiefern man an der originalen sprachlichen Ausgestaltung interessiert ist. Es ist eher ein ungeschliffener Stil, ein sympathisch ungraziöser Stil sozusagen. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    bei lesen.net gibt es einen Testbericht (mit Video) zum neuen "Iriver Story", das ist das Lesegerät, das seit kurzem bei Hugendubel erhältlich ist. Hier der Link zum Test: http://www.lesen.net/ereader/i…ry-im-test-hd-video-1403/


    Die Software des Lesegeräts ist offenbar noch nicht so ausgereift, die PDF-Unterstützung ist laut Test leider noch mangelhaft. Epub-Dateien werden dagegen einigermaßen gut dargestellt, allerdings wohl nur im Flattersatz ohne Silbentrennung, was mich persönlich auch sehr stören würde.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Ich bin seit ungefähr 3 Monaten Bibliotheksnutzer, was die Häufung der HC erklärt.


    Die Bibliothek nutze ist fast ausschließlich für Hörbücher, weil ich es da eher verkraften kann, wenn ich sie nicht selbst im Regal stehen habe. Bei Büchern ist mein Besitzerdrang meist zu groß, als daß ich mich mit einer Ausleihe begnügen könnte. ;-)


    Ist ja wirklich doof, daß Deine Stadtbibliothek ausgerechnet jetzt für so lange Zeit schließt, tja, ein Unglück kommt selten allein, wie es so schön heißt.


    Zitat von "Dostoevskij"


    Mein letzte Buchkauf datiert vom Juni.


    :entsetzt: Hätte ich nicht so lange aushalten können. :breitgrins:

    Meine längste Buchkaufpause war, glaube ich, so um die zwei Monate lang. Das war, als ich meinen PDA gekauft hatte und ich E-Bücher darauf gelesen habe. Erst nachdem der Neuigkeitsfaktor weg war, habe ich mich wieder Papierbüchern zugewandt. Mal sehen, ob ich mir in näherer Zukunft ein E-Ink-Gerät zulegen werde, denn dann werde ich wahrscheinlich auch erst mal längere Zeit keine Bücher mehr kaufen. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo BigBen,


    danke für diesen Test, ich habe es mir gerade genauer angesehen, das ePub sieht sehr gut aus, ich werde mir die DB 5 jetzt gleich mal bestellen. :-)


    Die gesperrten Wörter werden im ePub korrekt kodiert, allerdings können die beiden ePub-Reader, die ich auf meinem Notebook installiert habe, keine gesperrten Wörter anzeigen, weil es da anscheinend mit der entsprechenden CSS-Unterstützung noch etwas hapert. Die gesperrten Wörter werden als normale Wörter angezeigt. Bei den meisten E-Ink-Readern wird das wahrscheinlich auch so sein, was aber nicht so schlimm ist, weil (DRM-loses) ePub ein offenes Format ist und man relativ problemlos die Sperrungen beispielsweise in Kursivierungen ändern kann, mit denen die gängigen E-Reader zurechtkommen. Habe ich gerade schon mal ausprobiert, man muß dafür nur eine Zeile im Stylesheet (CSS) ändern.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "Dostoevskij"


    Aus der Rubrik 'Buchwechsel" von => zu:


    Aha, also ausnahmsweise nicht auf die (antiquarischen) Taschenbuchausgaben gewartet, sondern die Hardcoverausgaben gelesen. ;-)


    Mein momentan anstehender Buchwechsel sieht so aus:


    [kaufen='3770406125'][/kaufen] [kaufen='3939625086'][/kaufen]


    Goscinny/Uderzo: Umpah-Pah. Gesamtausgabe => Hal Foster: Prinz Eisenherz. Gesamtausgabe, Band 8


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    Hugendubel bietet seit kurzem das Lesegerät iRiver Story für derzeit 279 Euro an: http://www.hugendubel.de/ebook_reader/ean_8809055014916.aspx
    Etwas mehr zu diesem Gerät findet man hier: http://www.lesen.net/iriver-story/


    Bei Hugendubel kann man jetzt also Geräte von drei verschiedenen Herstellern kaufen: http://www.hugendubel.de/ebook_reader/Liste.aspx


    Einen weiterer neuer E-Book-Reader ist der Hexaglot N518:
    http://www.hexaglot.com/index.php?page[]=products&page[]=shop&product_category=6&product=473
    (der Link funktioniert wegen der eckigen Klammern nicht richtig, sondern nur wenn man ihn manuell in den Browser kopiert)


    Die Zahl der in Deutschland erhältlichen Lesegeräte mit E-Ink-Display steigt also laufend an, alle die genannten Geräte unterstützen das Epub-Format, was sich in Deutschland (bzw. Europa) vielleicht als Standard durchsetzen wird. Das ist deshalb interessant, weil ja Amazons Kindle dieses Format nicht lesen kann. Mal sehen, wie Amazon in der Zukunft im europäischen E-Book-Geschäft mitmischen kann und will.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "BigBen"


    Ja, ich habe DB5 schon. Auf die Formatierungen habe ich beim Export nicht geachtet. Aber ich mache am WE nochmal einen Test. Mehr danach. :winken:


    Das wäre sehr nett, danke! :winken:


    Falls Du die Scheibe "Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky" besitzt, könntest Du ja mal Fouqués Drama "Der Held des Nordens" ausprobieren, denn da kommen schon im Vorwort gesperrte und kursive Wörter vor, vgl. denselben Text bei zeno.org: http://www.zeno.org/Literatur/…s+Nordens/1.+Teil/Vorwort


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo BigBen,


    Zitat von "BigBen"


    Die Digitale Bibliothek in der Version 5 kann nämlich diese beiden Formate exportieren und damit ergibt sich ein ungeheurer Vorrat an Texten (so man Werke der DB besitzt).


    hast Du diese Version schon mal ausprobiert? Ich überlege mir nämlich, die "Digitale Bibliothek 5" zu kaufen und wäre deshalb an Erfahrungsberichten interessiert. :-) Insbesondere würde ich gerne wissen, ob und wie die Formatierungen (fette, kursive, gesperrte Schrift) wiedergegeben werden.


    Was die Lesegeräte betrifft, so habe ich das Pocketbook 360 im Blick, das demnächst offiziell in Deutschland erscheinen soll. Unterstützte Formate sind: FB2, TXT, PDF, DJVU, RTF, HTML, PRC, CHM, EPUB, DOC, JPEG, BMP, GIF. Bilder und Informationen zu diesem Gerät findet man beispielsweise hier: http://www.e-reader-forum.de/diskussion ...


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "BigBen"


    Natuerlich ist es Dein Buch (wenn Du es gekauft hast ;-) ).


    Kann man nicht so generell sagen, denn man kauft ja kein richtiges Buch, sondern eine DRM-geschützte Datei, mit der man nur das machen kann und darf, was der Hersteller erlaubt. Für das erste Lesegerät von Sony (LIBRIé) konnte man zunächst nur DRM-geschützte Dateien kaufen, die eine Lebensdauer von zwei Monaten hatten:


    Zitat


    The LIBRIé displays content in the Broad Band eBook (BBeB) format. The primary BBeB content provider is Publishing Link, a joint venture between Sony and a number of large Japanese publishers and printers. Using the digital rights management functions of BBeB and the LIBRIé, content from Publishing Link is set to expire and be unreadable after 60 days.


    Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Sony_LIBRI%C3%A9_EBR-1000EP


    Ein dauerhafter Buchbesitz war da also gar nicht vorgesehen, und das ist auch bei den heutigen DRM-Systemen keine Selbstverständlichkeit, die man einfach so voraussetzen könnte, sondern man muß sich genau ansehen, welche Rechte man beim Buchkauf Dateikauf erwirbt. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "F. Maibaum"


    Und die Sprache, die die Ritter reden, ist ja nun ganz unhistorisch.


    Dasselbe gilt aber auch schon für die Sprache der Ritter im Nibelungenlied oder im Tristan. ;-)


    Die Mittelalterbegeisterung der Romantik zielte ja nur bedingt auf historische Genauigkeit (wissenschaftliche Erforschung der mittelhochdeutschen Sprache und Literatur), sondern durch die Rückbesinnung auf die Vergangenheit sollte die als unbefriedigend empfundene Gegenwart verändert werden. Wenn Fouqué im Zauberring die Vergangenheit sozusagen an die Gegenwart heranholt, dann ist das nicht so verwunderlich. Ihm lag wohl kaum im Sinn, einen historischen Roman zu schreiben, der das Mittelalter als etwas Fernes und Abgeschlossenes zeigt, das mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat. Und mit dem Motiv des Zaubers kommen auch märchenhafte Elemente in den Roman, so etwas macht man natürlich auch nicht, wenn es einem in erster Linie auf historische Korrektheit ankommen würde. Inwiefern Fouqué die einzelnen Anachronismen bewußt waren, weiß ich freilich nicht, vielleicht hat er über solche Dinge wie die Turmuhr einfach nicht richtig nachgedacht und hätte sie aus dem Roman entfernt, wenn er darauf aufmerksam gemacht worden wäre.


    Zitat von "F. Maibaum"


    F. spricht von "aufstangen" und "abstangen" und vom "Hauptgestell". Der Kontext macht klar, dass "aufzäumen" und "abzäunen" und "Kopfgeschirr" der Pferde gemeint ist.
    Woher hat F. dieses Vokabular?


    "Hauptgestell" findet man in verschiedenen Wörterbuchern, u.a. im Adelung, der zu Fouqués Zeiten im Gebrauch war, das ist also kein so besonders ungewöhnliches Wort. Dagegen ist "auf- und abstangen" tatsächlich recht ungewöhnlich, bei Google-Books werden nur einige wenige Fundstellen angezeigt, die meist mit der Kavallerie zu tun haben. Vielleicht stammen diese Wörter aus dem damaligen militärischen Sprachgebrauch/Fachwortschatz.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    ich habe gestern Das Narrenspital (1681) von Johann Beer (1655-1700) ausgelesen. Die Handlung ist schnell erzählt: Ein Schüler läuft wegen eines sadistischen Schulmeisters von Zuhause weg, er nimmt eine Stelle bei einem Edelmann an, der ein nichtsnutziger Faulpelz ist. Die Aufgaben des Jungen bestehen hauptsächlich darin, dem Edelmann den Rücken zu kratzen und ihm abends Geschichten vorzulesen oder zu erzählen, außerdem führen die beiden närrische Gespräche über die Religion und andere Themen. Später gehen die beiden auf eine Hochzeitsfeier, wo der Edelmann die Anwesenden mit seinen spöttischen Reden belustigt (oder auch verärgert), dann besucht die ganze Hochzeitsgesellschaft ein Narrenspital, um sich dort die verschiedenen Narren anzusehen und anzuhören.


    Das Hauptvergnügen an diesem Buch machen die lebendigen, deftigen Dialoge aus. Dem Autor selbst sagt man nach, daß er sehr schlagfertig war und eine Gesellschaft aus dem Stegreif unterhalten konnte. Ein entsprechend lockeres Mundwerk haben auch seine (satirisch überzeichneten) Figuren. Ein kurzer Roman (gut 120 Seiten in meiner Ausgabe), der sich flott herunterlesen läßt, und dessen derb-komische und stellenweise sehr unflätige Sprache mich an den Schelmuffsky erinnert.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "sandhofer"


    Arno Schmidt, ja. Der nun seinerseits eine Art Anti-Kanon führte.


    Eher eine Kanon-Erweiterung als ein Anti-Kanon, denn die Lektüre von Goethe/Schiller/Lessing usw. hat er als selbstverständlich vorausgesetzt. Gegen das Lesen der allgemein anerkannten Klassiker hatte er doch nie etwas einzuwenden; klar, er hat einige Werke verrissen, wie etwa Stifters "Witiko", aber das führte nicht dazu, daß er Stifter grundsätzlich für nicht lesenswert hielt. Und seine Vorliebe für Fouqué führte nicht dazu, daß er die anderen Romantiker vernachlässigt hätte: Tieck, Hoffmann und Brentano hielt er für künstlerisch bedeutender als Fouqué und dementsprechend natürlich auch für sehr lesenswert. Novalis, Arnim und Hauff schätzte er geringer, aber auch da hatte ich nie den Eindruck, daß er einem vom Lesen dieser Autoren abhalten wollte, ganz im Gegenteil. Jean Paul hielt er ebenfalls für sehr lesenwert oder auch Herder, Wieland und Klopstock (Gelehrtenrepublik), das sind alles bekannte Namen, auch jemanden wie Brockes findet man heutzutage in Kanonlisten.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    seit gestern besitze ich einen Neudruck (Niemeyer, 1958) von Johann Beers "Kurtzweiligen Sommer-Tägen" (1683 erschienen, also 15 Jahre nach dem "Simplicissimus"), ich habe bislang die ersten drei Kapitel gelesen. Dieser Roman liest sich deutlich einfacher und flüssiger als der "Simplicissimus", der Stil ist schlichter und kommt mir weniger sperrig vor.


    Auf der Eichborn-Website findet man folgendes Zitat: "Der Übersetzer Reinhard Kaiser (...) hat sich die Mühe gemacht, den verknorzten 'Simplicissimus' Satz für Satz in ein so verständliches wie elegantes Deutsch zu übertragen".


    Wenn hier wirklich aus einem verknorzten Deutsch ein elegantes Deutsch gemacht wurde, dann wäre das natürlich schon eine ziemliche Verfälschung. Beer schreibt nicht so "verknorzt" wie Grimmelshausen, obwohl beide das Deutsch des 17. Jahrhunderts verwenden.


    Zitat von "sandhofer"


    Ich vermute mal, da man heute Bücher in gebrochener Schriftart nicht mehr verkaufen kann, dass der Text in einer Antiqua gesetzt ist.


    Ja, er ist in Antiqua gesetzt, der oben erwähnte (nun auch schon fünfzig Jahre alte) Johann-Beer-Neudruck ist dagegen in Fraktur gesetzt, das sieht sehr gut aus, und man kann es problemlos lesen - wenn man gebrochene Schriften gewöhnt ist. ;-)


    Die altertümelnden Umlaute im Antiqua-Druck des Dt. Klassikerverlages sind ja umso kurioser, wenn man bedenkt, daß dort alle langen s bedenkenlos in runde s umgewandelt worden sind. Wenn einem der Unterschied zwischen langem und rundem s wurscht ist, dann sind diese Umlaute doch wohl erst recht wurscht, denn die Originalschreibung ist dann ohnehin nicht mehr rekonstruierbar.


    Einen anderen bekannten Barock-Roman, nämlich Christian Reuters Schelmuffsky ("Schelmuffskys wahrhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande") gibt es übrigens auch in einem schönen Fraktur-Neudruck, der bei Diederichs erschienen ist und antiquarisch für wenig Geld erhältlich ist.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Lost,


    danke für die beiden Links. Den Vorwurf des Schreibens aus zweiter Hand hat Radisch übrigens auch schon Jelinek gemacht, als sie den Nobelpreis bekommen hat; Jelinek beziehe ihre Weltsicht aus dem Fernseher, sie lasse ihre Figuren auf einem "durchideologisierten Schrottplatz der Gemeinplätze" verkümmern, das alles sei "ästhetisch eine Kapitulation, literarisch letzten Endes provinziell."


    Zur Schreibwerkstatt: Ist ja nichts Neues, daß Künstler ziemlich eigenwillig und ungnädig sein können. Mich überrascht das gar nicht, na ja, man hat eben nicht umsonst Arno Schmidt gelesen. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    die Website von libreka.de ist offenbar vom Ansturm überfordert, ich bin mal gespannt, ob man im Laufe des heutigen Tages die Atemschaukel irgendwann noch herunterladen kann.


    Bei lyrikline.org kann man sich Gedichte von Herta Müller ansehen und anhören. Das sind aus ausgeschnittenen Wörtern zusammengeklebte Gedichte, wie man sie u.a. auch in ihrem Gedichtband Im Haarknoten wohnt eine Dame findet, den ich hier vor einigen Tagen an anderer Stelle erwähnte.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"


    Man muss eine Adobe ID anlegen und Adobe Digital Editions installieren. Das sollte man vor dem DL machen, denn die Datei, die man da bekommt, ist nur ein DL-Linke für das Adobe-Geraffel, das dann den eigentlichen DL startet.


    Da bin ich dann ausgestiegen.


    Anläßlich dieser "Downloadtage" habe ich den ganzen Spaß mal ausprobiert. Der Computer, den ich normalerweise benutze, läuft unter Linux, da funktioniert "Adobe Digital Editions" schon mal gar nicht. ;-) Zum Glück habe ich noch ein Notebook mit Windows Vista, da habe ich "Adobe Digital Editions" installiert und dann eine Adobe-ID angefordert, die aber erst eine dreiviertel Stunde nach der Registrierung funktioniert hatte, wahrscheinlich braucht es einige Zeit, bis das alles beim DRM-Server ankommt. Danach habe ich mich dann noch bei Libreka registiert, das ist also zunächst einmal tatsächlich einigermaßen umständlich.


    Sobald man den ganzen Registrierungsfirlefanz einmal hinter sich gebracht hat, funktioniert das alles allerdings recht einfach und problemlos. Der Downloadlink, den man bekommt, lädt nur eine kurze Datei herunter, die dann automatisch "Adobe Digital Editions" startet, was dann das E-Book herunterlädt. Trotzdem wurde ich kein Geld für eine solche DRM-Datei ausgeben, für dasselbe Geld kaufe ich mir lieber ein ordentliches Buch. Wenn man eine Sicherungskopie von dem DRM-geschützten Buch machen will, dann geht das auch nur über das Adobe-Programm (habe ich aber noch nicht ausprobiert).


    Dieses DRM gängelt nur die ehrlichen Kunden, denn das Adobe-DRM ist schon seit einiger Zeit geknackt, entsprechende Programme findet man einigermaßen problemlos mit Google. Gegen "E-Buch-Piraterie" hilft das DRM also überhaupt nichts, es ist ein völlig sinnloses Verfahren, das nur die Zeit und Nerven des ehrlichen Käufers kostet.


    Wer mal Epub-Dateien ausprobieren will, hier gibt es einige legale, kostenlose E-Books ohne DRM: http://www.beam-ebooks.de/kostenlos.php


    Zum Anzeigen dieser Dateien kann man außer dem "Adobe-Geraffel" ;-) auch den kostenlosen FBReader verwenden, der u.a. unter Windows und Linux (anscheinend auch unter MacOS) läuft: http://www.fbreader.org


    Man kann die (DRM-lose) Epub-Datei auch einfach mal mit der Endung .zip versehen und entpacken, das ist nämlich nur eine gezippte Datei. Die Dateien kann man dann mit einem Texteditor ansehen und editieren oder mit einem Browser lesen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "BigBen"


    Mal von der finanziellen Seite abgesehen, was hättet Ihr für Argument für oder gegen den Kauf?


    Ist halt die Frage, ob man wirklich von der finanziellen Seite absehen kann. Selbst wenn man die 2000 Euro frei zur Verfügung hat, stellt sich ja immer noch die Frage, ob man sich für das Geld nicht noch interessantere, seltenere und schönere Bücher kaufen könnte. :-) Ich habe die vorherige Auflage des Kindler in der elektronischen Version, die hat 50 Euro gekostet und reicht mir völlig aus. Die meisten Klassiker, die einem so unterkommen, stehen da ja schon drin, auch viele moderne Bücher. Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim neuen Kindler wäre mir zu schlecht.


    Schöne Grüße,
    Wolf