De la Motte Fouqué: Der Zauberring

  • Hallo,


    ich bin neu hierund kenne mich noch nicht aus.
    Ich bin gerade mitten in Fouquélektüren.
    Schmidts Biografie habe ich mehr als zur Hälfte durch. Und eben benede ich den Zauberring.
    Davor habe ich die Undine, sen Alethes, das Galgenmännleich und andere kürzere und längere Sachen gelesen.


    Auf der Suche nach Aufklärung diverser Unklarheiten im Text stieß ich auf dieses Forum und diesen Faden.


    Ehe ich daranmache im anderen Brett den Fouquéfaden lese, möchte ich hier fragen, ob die Anachronismen im Zauberring schon irgendwo zur Sprache kamen, als da sind:


    Uhren an Burgtürmen im 12. Jhdt,
    Fensterglas in Köhlerhütten,
    Halbergen und Küris, also Kürasse, im 12. Jhdt,
    osmanische Krieger und Janitscharenmusik in dieser Zeit.


    Richard Löwenherz zu dessen Zeit ja der Zauberring angesiedelt ist starb 1199.


    Ich mach mich jetzt ans Lesen.
    Beste Grüße
    F.Maibaum


  • Hallo zusammen,


    hiermit eröffne ich feierlich die Leserunde zu Fouqués Zauberring.
    Ich wünsche uns viel Spaß und eine lebhafte Diskussion!
    Weitere spontane und ritterliche Mitstreiter sind natürlich noch herzlich eingeladen.


    Hallo und Guten Abend, Zola und alle anderen!


    Ich bin neu hier und auch etwas spät dran, um am Gespräch über den Zauberring teilzunehmen. Bei dessen Lektüre stieß ich auf anche Ungereimtheiten und Unklares, deshalb suchte ich im Netz nach Antworten und fand so den Weg hierher.


    Im Materialfaden habe ich schon einige Fragen gestellt. Darf ich hier auf sie hinweisen?


    Zunächst beste Grüße
    F.Maibaum

  • Hallo und willkommen alldahier!


    Ich habe aus Deinen Beiträgen mal einen neuen Thread gebastelt. Leserunden werden nämlich früher oder später ins Archiv verschoben und dort kann niemand mehr antworten. Hier aber kann die Diskussion weitergehen.


    Ich selber habe mich, ehrlich gesagt, bei der Lektüre nicht weiter um historische Ungereimtheiten gekümmert, habe sie aber quasi vorausgesetzt. Historische Korrektheit ist eh nicht mein Ding ... :winken:


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Hallo und willkommen alldahier!


    Danke schön! Ich glaube, wir haben uns schon anderswo im Netz getroffen. :winken:


    Ich habe aus Deinen Beiträgen mal einen neuen Thread gebastelt. Leserunden werden nämlich früher oder später ins Archiv verschoben und dort kann niemand mehr antworten. Hier aber kann die Diskussion weitergehen.


    Auch dafür Dank!


    Ich selber habe mich, ehrlich gesagt, bei der Lektüre nicht weiter um historische Ungereimtheiten gekümmert, habe sie aber quasi vorausgesetzt. Historische Korrektheit ist eh nicht mein Ding ... :winken:


    Ja, dann hat sich niemand sonst an den Ungereimtheiten gestoßen?


    Ich füge noch hinzu, dass Tartschen, von denen F. schreibt, erst Ende des 14. Jhdts aufkamen.
    Und die Sprache, die die Ritter reden, ist ja nun ganz unhistorisch.


    Gruß F.Maibaum

  • Ja, dann hat sich niemand sonst an den Ungereimtheiten gestoßen?


    Nun ja: Die ganze Story ist derart unglaubwürdig, um nicht zu sagen hanebüchen, dass die paar Dinge wohl gar nicht aufgefallen sind. Dem Leser wird ja nie das Gefühl vermittelt, in einem "echten" Mittelalter zu sein.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Na gut; wenn man alles als Humbug abtut, zumal die ganzen Hexereien und die allgegenwärtigen Unstimmigkeiten, dann ict der Zauebrring ein eledes Machwerk. Und wenn dies F. bestes Stück sein soll, ist er eben ein Groschenromanautor..
    Und ich gebe 50 Fouqués für einen Karl May.


    Umso mehr wundert mich, dass der Bargfelder Meister sich so auf F. capriziert. Man könnte an ihm irre werden als Literaturempfehler, wenn er nicht auch Karl May hochgeschätzt hätte, an dem er sich andererseits auch gewaltig vergreift. Kein elender Buch über K.M. als Schmids "Sitara und der Weg dorthin.


    Aber das gehört in einen anderen Faden.


    Dann noch ein paar Fragen zu einzelnen Benennungen.


    F. spricht von "aufstangen" und "abstangen" und vom "Hauptgestell". Der Kontext macht klar, dass "aufzäumen" und "abzäunen" und "Kopfgeschirr" der Pferde gemeint ist.
    Woher hat F. dieses Vokabular?

  • In der Tat ein seltsames Vokabular. Ich vermute mal, es stammt aus der Sprache der Preussischen Reiterei.

  • Zitat von "F. Maibaum"


    Und die Sprache, die die Ritter reden, ist ja nun ganz unhistorisch.


    Dasselbe gilt aber auch schon für die Sprache der Ritter im Nibelungenlied oder im Tristan. ;-)


    Die Mittelalterbegeisterung der Romantik zielte ja nur bedingt auf historische Genauigkeit (wissenschaftliche Erforschung der mittelhochdeutschen Sprache und Literatur), sondern durch die Rückbesinnung auf die Vergangenheit sollte die als unbefriedigend empfundene Gegenwart verändert werden. Wenn Fouqué im Zauberring die Vergangenheit sozusagen an die Gegenwart heranholt, dann ist das nicht so verwunderlich. Ihm lag wohl kaum im Sinn, einen historischen Roman zu schreiben, der das Mittelalter als etwas Fernes und Abgeschlossenes zeigt, das mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat. Und mit dem Motiv des Zaubers kommen auch märchenhafte Elemente in den Roman, so etwas macht man natürlich auch nicht, wenn es einem in erster Linie auf historische Korrektheit ankommen würde. Inwiefern Fouqué die einzelnen Anachronismen bewußt waren, weiß ich freilich nicht, vielleicht hat er über solche Dinge wie die Turmuhr einfach nicht richtig nachgedacht und hätte sie aus dem Roman entfernt, wenn er darauf aufmerksam gemacht worden wäre.


    Zitat von "F. Maibaum"


    F. spricht von "aufstangen" und "abstangen" und vom "Hauptgestell". Der Kontext macht klar, dass "aufzäumen" und "abzäunen" und "Kopfgeschirr" der Pferde gemeint ist.
    Woher hat F. dieses Vokabular?


    "Hauptgestell" findet man in verschiedenen Wörterbuchern, u.a. im Adelung, der zu Fouqués Zeiten im Gebrauch war, das ist also kein so besonders ungewöhnliches Wort. Dagegen ist "auf- und abstangen" tatsächlich recht ungewöhnlich, bei Google-Books werden nur einige wenige Fundstellen angezeigt, die meist mit der Kavallerie zu tun haben. Vielleicht stammen diese Wörter aus dem damaligen militärischen Sprachgebrauch/Fachwortschatz.


    Schöne Grüße,
    Wolf