Beiträge von giesbert

    An der E-Book-Front tut sich was. [url=http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,569756,00.html]Laut Spiegel Online plant die Telekom ein Kindle-ähnliches Gerät[/url]. Das wird zwar als digitale Zeitung platziert, sollte aber auch für digitale Bücher taugen ;-)


    Allerdings bin ich, was dezidierte Lesecomputer angeht, ebenfalls skeptisch. Warum sollte man sich so etwas kaufen, wenn leistungsfähige Alternativen wie Subnotebooks oder Smartphones verfügbar sind?


    Am meisten gefällt mir da das Kindl von Amazon. Wenn die Bücherpreise 1 zu 1 von $ in € umgerechnet werden, wird das eine richtige Alternative, das wären pro Buch mal grade 7€.


    Der Rede wert sind E-Book-Reader dann - und nur dann - wenn es möglich ist, eigenen Textdateien zu benutzen. Andernfalls macht man sich von einer proprietären Technik abhängig. Muss nicht sein.



    Jedoch finde ich es schade, dass so mit der Zeit Bücherregale überflüssig werden. Ich mag meins und finde, dass es extrem gut in meinem Wohnzimmer aussieht ;)


    zum einen werden Bücherregale natürlich nicht überflüssig, zum anderen fände ich es schon angenehm, wenn ich ein paar Meter entsorgen könnte. Es kann ja nicht sein, dass man so allmählich von seinen Büchern aus der Wohnung gedrängt wird.

    Im Gegenteil, das ist sogar sehr gut. Ein normaler Bildschirm (an dem Du zB dieses Forum hier liest) wird unter Windows in der Regel mit 96 dpi betrieben.


    Natürlich ist ein guter Buchdruck immer noch sehr viel besser.


    Wie gesagt: einfach ausprobieren. Ich habe an wesentlich schlechteren Taschenbildschirmen (zB Palm V) Tausendseiter gelesen (zB Karl Mays Waldröschen).


    Ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll... Hab immer gerne Papier in der Hand. Lange Text im Netzt drucke ich mir auch generell aus und lese dir so...


    Einfach ausprobieren ;-). Ein E-Book erweitert die Lesemöglichkeiten, es ist natürlich keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung der bereits verfügbaren Varianten: Buch, Zeitung & Zeitschrift.


    Zitat

    Wie hoch ist den die DPI-Anzahl von sonem Reader, sollte ja dann auch schonend fürs Auge sein...


    Der iPhone-Bildschirm hat eine Auflösug von 480 x 320 Pixeln bei 160 dpi.

    Mit der neuen Systemsoftware iPhone 2.0 kann man endlich mit offiziellem Apple-Segen Fremdapplikationen auf seinem iPhone installieren. Dazu gehören natürlich auch diverse Reader und elektronische Bücher. Ich habe mir Filemanager, ReaddleDocs und diverse Titel von AppEngines gekauft, bin aber noch nicht wirklich überzeugt, wie man in meinem Blog-Eintrag nachlesen kann (dort auch mit ein paar Screenshots).


    Ich bin aber weiterhin guter Dinge, dass mein Wunschprogramm noch erscheinen wird, mit dem man eigenen Dateien / Texte lesbar angezeigt bekommt. Mit Lesezeichen und Notizfunktion. Das Display des iPhones ist jedenfalls für ein E-Book ausreichend groß & gut.


    Vielleicht entwickelt Directmedia ja auch einen Reader für ihre Literatur-CDs, wäre ja schon mal nicht schlecht.

    Bei mir scheitert eine einigermaßen routinierte Notizensammlung und digitale Erfassung an meiner Faulheit. Ich kann mir das noch so oft vornehmen, spätestens dann, wenn ich meine Kritzeleien und Markierungen abtippen muss, stellt sich mir entschieden die Sinnfrage und ich lasse es bleiben.


    Wenn ein Zitat mir wichtig genug ist, dann, so tröste ich mich, wird es mir schon wieder einfallen. (Was nachweislich nicht stimmt, ich hab vor einiger Zeit im BW Schiller/Goethe geblättert und war verdutzt, wie viel ich da seinerzeit bei meiner ersten Lektüre zu Studienzeiten angestrichen haben. G. schreibt einfach zu viele schlauen Dinge, als dass man sich das alles hätte merken können ;-))


    Man muss ja nicht jedem seiner Urteile folgen, aber einen solchen Vielleser finde ich an sich schon faszinierend.


    Manisches Lesen ist mir wie jedes manische Verhalten áuch suspekt.


    Die "Falschmünzer" kenne ich nicht, aber dass Vollmann seine Kriterien eher aus dem 19. Jahrhundert hat, scheint mir ziemlich eindeutig.


    Btw - "Sprache, die verzückt" ist ja auch keine Aussage, mit der man vorderhand etwas anfangen könnte. Warum ist sagenwirmal Jean Paul verzückend, Kafka aber nicht?


    Danke, jetzt verstehe ich es besser. Dann finde ich es überraschend, dass Vollmann sooo begeistert von ihm ist. Na ja, jeder hat seine Spleens.


    Vollmann hat imho sehr oft das Problem, dass er von etwas begeistert, aber leider völlig außer Stande ist, den Grund für seine Begeisterung anzugeben. Da wird dann sehr emphatisch geschwärmt in der Hoffnung, auf eine sympathetische Saite des Leser zu treffen. Wenn das passiert, ist das großartig. Aber wenn das nicht der Fall ist, fragt man sich ernsthaft, was das eigentlich soll. -- Ich muss gestehen, dass es bei mir je länger je seltener der Fall ist. Inzwischen ist mir eine Empfehlung von Vollmann fast schon suspekt.


    Aus Neugierde hänge ich mal eine Frage an: Wie haltet es ihr sonst mit Notizen? Word-Dateien, Zettelkasten, Notizbüchlein?


    Ich nehme mir immer wieder vor, bei der nächsten Lektüre sorgfältiger zu sein und Notizen zu machen, die ich dann in einen digitalen Zettelkasten übertrage (den ich nicht habe, aber mir anlegen könnte). Daraus wird immer wieder nichts, weil ich zwar häufig ein Buch, aber seltener einen Bleistift oder Kugelschreiber dabei habe. Ab und an überlege ich mir, auf was für eine imponierende Zahl an digitalen oder realen Notizzettel ich zurückblicken könnte, hätte ich dieses Vorhaben schon vor 25 Jahren, als ich es mir zum ersten Mal vorgenommen habe, auch in die Tat umgesetzt. Aber dann sehe ich, was ich vor 25 Jahren so in die Bücher gekritzelt habe und denke mir, dass es schon gut so ist, wie es ist.

    Unterscheidet sich der Text von "Waldröschen" stark von dem des Sternau-Zyklus, der in den gesammelten Werken mit "Schloss Rodriganda" beginnt ? Vor ca. 45 jahren bin ich mit Sternau schon durch um die Erde gehetzt ohne zu wissen, dass die Geschichten ursprünglich ein Kolpotageroman waren.


    die Bearbeiter haben sich einigermaßen am plot orientiert und versucht, das mäandernde Geschehen, das als Erzählprinzip ja immer nur das "Fortsetzung folgt" der Kolportage kennt, einigermaßen in die Formatforgaben der Gesammelten Werke zu kanalisieren. Dabei haben sie haben sehr großzügig geschnitten, neu hinzugeschrieben, umgestellt etc. Das Ergebnis hat mit dem Original kaum noch was gemeinsam.


    Wieland, Tieck, Moritz habe ich gern, aber wer ist denn Wezel, und welches Werk wird denn von ihm empfohlen?


    Johann Karl Wezel. Schmidt empfiehlt "Belphegor", ich würde auf jeden Fall noch "Hermann und Ulrike" drauf legen. Gab's mal als preiswerte DDR-Edition bei Insel Leipzig. Den Rest kenne ich nicht, die auf 8 Bände angelegte Gesamaustabe hat es in den letzten pimaldaumen zehn Jahren immerhin auf drei Bände gebracht (falls mir das jetzt nicht ein Band entwischt ist).


    Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Karl_Wezel


    Bei Zeno.org gibt es den Belphegor, Hermann und Ulrike und noch ein paar andere Texte
    http://www.zeno.org/Literatur/M/Wezel,+Johann+Karl


    (ah, bei Amazon antiquarisch der Tobias Knaut für 11 Euro - da kann ich einfach nicht widerstehen ...)


    Bulwer einer der wenigen Schmidt'schen Tipps übrigens, die ich bestätigt gefunden habe!

    Wieland. Tieck. Wezel. Moriz. ETC.


    Wobei es imho gar nicht so sehr darauf ankommt, was konkret empfohlen wird, sondern wie. Das wird leidenschaftlich zur Lektüre aufgerufen, das trägt einen auch dort, wo man Autoren liest, die gar nicht in Schmidts Kanon auftauchen.


    Carl Spindlers "Vogelhändler von Imst" war auch so ein Tipp, für den ich dankbar war. Die Bändchen waren mir antiquarisch zufällig zugelaufen und siehe da, erwiesen sich als recht lesbar. (Auch wenn mir, natürlich, kaum noch was in Erinnerung ist außer der Tatsache, dass ich den Roman gelesen habe ;-))


    Was auch für Oppermanns "100 Jahre" gilt, die ich ebenfalls sehr gern gelesen habe.


    Außerdem "Die neuen Serapionsbrüder". Kennt die jemand?


    sagen wir's mal so, ich hab die gelesen und kann das sogar mit einem Foto belegen:


    [Blockierte Grafik: http://www.damaschke.de/as/js/gasl03/gd.jpg]


    Aber frag mich jetzt nicht, worum es da eigentlich ging. Um die Börse, Gründerzeit etc. Aber der plot ist mir völlig entglitten.


    Ich habe übrigens in der ASml auch ein wenig gegen den Zauberer genörgelt, woraufhin sich der Herausgeber Kurt Jauslin meldete und die vielfach ineinander verwobene Einzelgeschichten des Romans lobte, die er als "ausgesprochen spannend" bezeichnete und zu dem Urteil kommt, Gutzkows "Zauberer" sei der einzige deutsche Roman, der den Standards des 19. Jahrhunderts (Dickens, Bulwer, Balzac ...) gewachsen sei.


    Das nur als "altera pars", nicht dass mein Genörgel noch jemanden von einer spannenden Lektüre abhält.

    Gutzkows "Zauberer von Rom" habe ich nach dem zweiten Buch abgebrochen. Die "unvergleichlich beste Schilderung der katholischen Welt" (die, ausgerechnet, Arno Schmidt dem Roman attestiert) ödet mich eher an. Es gibt die von den "Rittern" her bekannten Kolportage-Elemente, es gibt ein paar aufrechte Kommentare zum Zeitgeschehen etc. - aber alles in allem interessiert mich das nicht. Obendrein gibt es ein paar erzählerischen Tricks, die im 19. Jahrhundert vielleicht neu waren, heute eher zum Gähnen sind. Beispiel: Es gibt eine Leiche (Unfall), die für jemand bestimmtes gehalten wird, in einem späteren Gespräch wird in einem Nebensatz erwähnt, das Gesicht der Leiche sei völlig entstellt gewesen. Und schon weiß man, dass es sich natürlich um jemand ganz anderes handelt, dass es kein Unfall, sondern Mord war und blablabla. Da fühle ich mich doch eher für dumm verkauft als unterhalten.


    Vielleicht liegt es auch am Druck, dass ich die Lektüre nicht fortsetzen mag, die "Ritter" sind ja in einer wunderbar handlichen Ausgabe bei 2001 erschienen, der "Zauberer" im Rahmen der etwas klobigen hist.krit. Ausgabe. Wie auch immer: Das lese ich jedenfalls nicht weiter.


    Zur Abwechslung habe ich Wolf Haas "Wie die Tiere" eingeschoben, ein ganz wunderbarer, witziger und böser Roman, der nur so tut, als sei er ein Krimi.


    Und wenn ich schon mal dabei bin, dachte ich, dann les ich jetzt auch Stephen Kings "Carrie", was eine dumme Idee war, der Roman ist einfach kreuzdämlich. Was daran "Horror" oder auch nur "Spannung" sein soll, muss mir noch jemand zeigen. Das liegt natürlich daran, dass man weiß, was in in dem Roman passiert. Und dann ist sofort die Luft raus, denn sprachlich oder strukturell bietet Carrie nichts, absolut nichts.


    Derzeit lese ich Vargas Llosas "Tante Julia und der Kunstschreiber" und bin sehr angetan.


    Die Nacht im Heidekrug war lang und in der Tat langweilig, und ich habe nicht den Eindruck, dass mir dieses mit politisch klingenden Schlagworten durchsetzte Gerede viel vom geschichtlichen Hintergrund erleuchtet hat: außer, dass auch damals Nachweise der eigenen Bildung durch beiläufige Verweise auf anderleuts Dramen zur Konversationsstrategie gehörten.


    Das verblüffende an solchen und ähnlichen Passagen (und letztlich an der ganzen Romanstruktur) ist ja, dass das für Gutzkow wohl ganz ernstgemeinte Beiträge zum politischen Diskurs seiner Zeit waren. Die Ritter vom Geist sind ein politischer Roman, da werden "drängende Fragen der Zeit" erörtert, analysiert und gelöst (wie beim "Zauberer" übrigens auch). "Verblüffend" deshalb, weil ein über mehrere Jahre erscheinender Roman für dergleichen ein eher untaugliches Mittel zu sein scheint. Gutzkow wollte mit seinen Roman ganz direkt Einfluss nehmen auf die gesellschaftliche Entwicklung, das ist gewissermaßen Agitprop-Literatur ;-)


    Auch wenn Arno Schmidt Gutzkow zu einem Prosakünstler stilisieren und in seine Ahnenreihe zwingen wil: Gutzkow war viel zu sehr Journalist, als dass er einen Roman gewissermaßen um des Romans willen geschrieben hätte.