Gutzkows "Zauberer von Rom" habe ich nach dem zweiten Buch abgebrochen. Die "unvergleichlich beste Schilderung der katholischen Welt" (die, ausgerechnet, Arno Schmidt dem Roman attestiert) ödet mich eher an. Es gibt die von den "Rittern" her bekannten Kolportage-Elemente, es gibt ein paar aufrechte Kommentare zum Zeitgeschehen etc. - aber alles in allem interessiert mich das nicht. Obendrein gibt es ein paar erzählerischen Tricks, die im 19. Jahrhundert vielleicht neu waren, heute eher zum Gähnen sind. Beispiel: Es gibt eine Leiche (Unfall), die für jemand bestimmtes gehalten wird, in einem späteren Gespräch wird in einem Nebensatz erwähnt, das Gesicht der Leiche sei völlig entstellt gewesen. Und schon weiß man, dass es sich natürlich um jemand ganz anderes handelt, dass es kein Unfall, sondern Mord war und blablabla. Da fühle ich mich doch eher für dumm verkauft als unterhalten.
Vielleicht liegt es auch am Druck, dass ich die Lektüre nicht fortsetzen mag, die "Ritter" sind ja in einer wunderbar handlichen Ausgabe bei 2001 erschienen, der "Zauberer" im Rahmen der etwas klobigen hist.krit. Ausgabe. Wie auch immer: Das lese ich jedenfalls nicht weiter.
Zur Abwechslung habe ich Wolf Haas "Wie die Tiere" eingeschoben, ein ganz wunderbarer, witziger und böser Roman, der nur so tut, als sei er ein Krimi.
Und wenn ich schon mal dabei bin, dachte ich, dann les ich jetzt auch Stephen Kings "Carrie", was eine dumme Idee war, der Roman ist einfach kreuzdämlich. Was daran "Horror" oder auch nur "Spannung" sein soll, muss mir noch jemand zeigen. Das liegt natürlich daran, dass man weiß, was in in dem Roman passiert. Und dann ist sofort die Luft raus, denn sprachlich oder strukturell bietet Carrie nichts, absolut nichts.
Derzeit lese ich Vargas Llosas "Tante Julia und der Kunstschreiber" und bin sehr angetan.