Unterstreichungen und Notizen in Büchern


  • Und als ich merkte, dass meine Arbeitgeber sich freuen, wenn da besonders viel korrigiert wird, und leere Seiten nicht gern sehen, hält mich nichts mehr! :breitgrins:


    Ein Buch zum Lektorieren kann man doch nicht vergleichen mit dem gewöhnlichen Lustleser und seinen privaten Büchern. In meine privaten Bücher kommen höchstens die Post-it-Fähnchen zur Markierung. Alles andere würde mich stören. Insgeheim stelle ich mir vor, dass auch eines meiner Kinder das ein oder andere Buch noch einmal lesen können soll - und zwar vollkommen unbelastet (sprich: unkommentiert). Mag sein, dass sie für meine Bücher gar kein Interesse entwickeln werden - aber mein Traum bleibt es dennoch. Ich selber hätte schon gern Bücher meiner Großeltern oder Eltern gelesen - das Problem ist halt, dass diese quasi keine Bücher gelesen haben.


    Gruß, Thomas


  • Insgeheim stelle ich mir vor, dass auch eines meiner Kinder das ein oder andere Buch noch einmal lesen können soll - und zwar vollkommen unbelastet (sprich: unkommentiert).


    Ich freue mich jedesmal, wenn ich Anmerkungen und Unterstreichungen in den Büchern meines Vaters finde. So lerne ich ihn von einer ganz anderen Seite kennen- vor allem von einer jüngeren Seite. Die meisten seiner Bücher, die mich interessieren, hat er gelesen als er so alt war wie ich jetzt. Umso spannender ist es für mich, zu sehen, wie er damals getickt hat - oft werde ich durch seine Kommentare überrascht, aber am Schönsten ist es, wenn ich in seinen Meinungen Parallelen zwischen uns beiden finde.

  • ich unterstreiche nur in büchern, mit denen ich auch arbeite. da habe ich dann den tick, dass alle unterstreichungen mit dem selben stift und in der selben farbe sein müssen. vermerke schreibe ich mir eher selten rein. aber die bücher sehen nach meiner bearbeitung nie zu bunt oder vermalt aus, da ich recht wenig unterstreiche. :smile:

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.<br />(Ludwig Feuerbach)

  • In meinen Büchern wird auf den Seiten nichts unterstrichen oder markiert. Wenn ich etwas anmerken will, benutze ich diese gelben Post-it-Zettel, die ich auf der entsprechenden Seite anbringe und zum bloßen Markieren gibt es kleine dünne Fähnchen, die sich leicht wieder lösen lassen. In Leserunden wird es normalerweise ausführlicher, dann habe ich ein Heft, in das ich meine Kommentare eintrage.


    Grüße
    Doris

  • Hallo zusammen


    Aufgrund eurer Hinweise hab ich mir jetzt auch diese Post-it-Fähnchen gekauft. Ansonsten schreibe ich Notizen nur mit Bleistift, wenn ich nicht lektoriere.


    Aus Neugierde hänge ich mal eine Frage an: Wie haltet es ihr sonst mit Notizen? Word-Dateien, Zettelkasten, Notizbüchlein?


  • Aus Neugierde hänge ich mal eine Frage an: Wie haltet es ihr sonst mit Notizen? Word-Dateien, Zettelkasten, Notizbüchlein?


    Ich nehme mir immer wieder vor, bei der nächsten Lektüre sorgfältiger zu sein und Notizen zu machen, die ich dann in einen digitalen Zettelkasten übertrage (den ich nicht habe, aber mir anlegen könnte). Daraus wird immer wieder nichts, weil ich zwar häufig ein Buch, aber seltener einen Bleistift oder Kugelschreiber dabei habe. Ab und an überlege ich mir, auf was für eine imponierende Zahl an digitalen oder realen Notizzettel ich zurückblicken könnte, hätte ich dieses Vorhaben schon vor 25 Jahren, als ich es mir zum ersten Mal vorgenommen habe, auch in die Tat umgesetzt. Aber dann sehe ich, was ich vor 25 Jahren so in die Bücher gekritzelt habe und denke mir, dass es schon gut so ist, wie es ist.

  • Hi Giesbert


    Ich finde Deine Selbstreflexion sehr sympathisch, so menschlich. Mich bewegen ähnliche Gedanken: Hätte ich doch nur früher auf den PC umgestellt, dann wären jetzt nicht all diese Notizberge zu bearbeiten! Leider kommt es noch schlimmer: Ich neige immer noch dazu, alles auf Zettel zu kritzeln, anstatt die Notizen gleich in den PC zu tippen. So wächst mein Zettelchaos weiter. Wenn ich vermögend wäre, würde ich unseren Coacher Sandhofer anstellen. :breitgrins:


  • Ich nehme mir immer wieder vor, bei der nächsten Lektüre sorgfältiger zu sein und Notizen zu machen(...)


    So ähnlich geht es mir auch. Meist lege ich mir einen Zettel in das Buch und notiere dann ab und zu etwas, aber richtig ausführlich sind diese Notizen nie. Ich habe auch schon versucht, Notizen, Inhaltsangaben etc. meiner Lektüren digital (sprich in Word) zu erfassen, aber das halte ich nie lange durch. Da kommt dann die Faulheit wieder durch :breitgrins:. Manchmal ist mir allerdings in der Arbeit so langweilig (und nichts zu tun), daß ich mich dann dort aufraffe, etwas zu einem gelesenen Buch aufzuschreiben, damit mein Hirn nicht ganz einrostet :zwinker:.


    Viele Grüße
    thopas

  • Wenn ich bei meiner Lektüre sowas wie Notizen mache, dann nur das, was ich hier in den Thread "Was lest ihr gerade" schreibe. ;-) Und das schreibe ich, nachdem ich das Buch fertig gelesen habe.


    Außer eben bei Fachliteratur, über die ich etwa ein Referat halten muss, da versuche ich dann gleich alles am Computer zu machen, damit ich es später per cut 'n' paste übernehmen kann.


    In Vorlesungen notiere ich in's Skript oder auf einen A4-Block.


    Ich denke, für komplizierte Personengeflechte wäre eine Mind Map (Software oder auf Papier) sicher prima.


    Mittlerweile habe ich meist einen Kuli und Karteikarten in den Hosentaschen. Hat mit Literatur zwar wenig zu tun, ist aber verdammt praktisch.
    http://www.43folders.com/2004/…troducing-the-hipster-pda

  • Hallo zusammen


    Mittlerweile habe ich die kleinen Karteikarten auch für mich entdeckt. Da sie nicht mehr teurer sind, spare ich damit Platz. Nun nehme ich nicht mehr ein A-4-Blatt für eine einzige Notiz. So wächst der Notizenberg weniger schnell, rein äußerlich gesehen. :breitgrins:


    Dazu hab ich mir diese Zettelhalter gekauft, womit ich mir wichtige Pflichten vor Augen halte. Allerdings muss ich an so vieles denken, dass jetzt schon 5 Zettelhalter auf dem Tisch stehen mit mehreren Zetteln darin. Also schreib ich es doch lieber in die Agenda. Nur dummerweise hat diese zu wenig große Spalten. Außerdem sieht es echt hässlich aus, wenn man dort Erledigtes streicht. Abhaken verwirrt mich nur, sieht dann doch nicht erledigt aus. Die Zettel kann man wenigstens danach wegwerfen. Der PC wäre wirklich die beste Lösung, versuche auch, mich langsam umzutrainieren. Doch ist es schwierig, sich ein jahrzehntelanges "Laster" so schnell abzugewöhnen. :grmpf:


  • Hallo zusammen


    Aufgrund eurer Hinweise hab ich mir jetzt auch diese Post-it-Fähnchen gekauft. Ansonsten schreibe ich Notizen nur mit Bleistift, wenn ich nicht lektoriere.


    Aus Neugierde hänge ich mal eine Frage an: Wie haltet es ihr sonst mit Notizen? Word-Dateien, Zettelkasten, Notizbüchlein?


    Ich mache nicht Notizen, ich markiere am Rand. Und das Markierte schreibe ich heraus, auf Zettel. Alle herauskopierten Passagen sind mit einer Nummer versehen, in verschiedenen Kategorien. Ich habe nun etwa 700 Passagen herausgeschrieben, eine ganze Mappe ist fast voll. Das tue ich erst seit etwa einem Jahr, mit vielen langen Pausen dazwischen. Meine Augen schmerzen dann meistens (ich mache es ja nicht digital). Aber es sind sehr gute Erinnerungen. Ich nehme einfach ein Buch heraus, schreibe die markierten Passagen ab... bei "Andreas" von Hofmannsthal waren es über 60 Sätze, Absätze, einzelne Wendungen oder sogar einzelne Wörter, oder sogar Kommentare, die ich einfach abschrieb. Und "Andreas" habe ich vor etwa drei Jahren gelesen. Dann erinnere ich mich wieder ganz an das Buch. Und ich habe manchmal eigene Gedanken zu den Passagen, und schreibe die in einer anderen Farbe hin.


    Da alle Passagen mit einer Nummer versehen sind, kann ich am Rand, unter der Quelle, auf ähnliche Passagen (anhand der Nummer) verweisen.


    Ich kann bald Fotos von einigen solcher Zettel reinstellen, wenn ihr wollt.


    Ich weiß, einige mögen das saudumm finden, was ich da mache, im Sinne von "je mehr Bücher, desto weniger Weisheit"; dass ich keine eigene Gedanken habe, sondern nur abschreibe, (wobei ja scheichsbeutel einmal auf Wutz verwiesen hat... es ist etwas Ähnliches). Ich weiß auch, dass es etwas ist, wofür ich mich eigentlich schämen sollte. Ich tue es auch. Aber es ist mir ein großer Genuss, die Bücher, vor allem die Sätze, die mich so berührt haben, noch einmal auf diese Weise zu lesen, sie abzuschreiben, mich länger damit zu beschäftigen.


    Gruß.

  • Hi Knabe


    Versteh ich jetzt nicht, was daran verwerflich oder dumm sein sollte, finde ich sogar eine sehr gute Idee, auf diese Weise sein Sprachgefühl zu schulen oder eben wie bei Dir sich durch zitierendes Abschreiben den Text zu verinnerlichen.


    Nur ich dürfte sowas wirklich nur am PC machen, sonst fiele diese Zitaten-Sammlung wohl bald auseinander und flöge aus dem Fenster davon. Du siehst, ICH bin hier der Notizen-Wuschel! :breitgrins:

  • Hallo,


    auch ich finde es völlig berechtigt und sinnvoll, sich Sätze zu notieren, die einen berühren. Auch Schriftsteller schaffen nicht als Originalgenies, sondern schulen sich an der Lektüre von bereits verstorbenen oder zeitgenössischen Kollegen.


    Ich selbst sammle auch Lieblingsstellen aus Büchern, habe es allerdings nicht auf so viele Stellen wie du gebracht, Knabe,sondern im Verlauf von 3 1/2 Jahrzehnten Leserleben inzwischen dreieinhalb Bücher zu je ca. 200 Seiten gefüllt.


    Es gibt viele Bücher, in denen ich nichts für mein Notizbuch finde, obwohl diese Bücher durchaus sehr gut sein können, und aus anderen wieder schreibe ich recht viele Stellen heraus. Es sind Reflexionen und Anmerkungen oder Gedichte, manchmal auch besonders schöne Schilderungen von Natur, Jahreszeiten oder anderen Künstlern, keine Handlungen.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Bei mir scheitert eine einigermaßen routinierte Notizensammlung und digitale Erfassung an meiner Faulheit. Ich kann mir das noch so oft vornehmen, spätestens dann, wenn ich meine Kritzeleien und Markierungen abtippen muss, stellt sich mir entschieden die Sinnfrage und ich lasse es bleiben.


    Wenn ein Zitat mir wichtig genug ist, dann, so tröste ich mich, wird es mir schon wieder einfallen. (Was nachweislich nicht stimmt, ich hab vor einiger Zeit im BW Schiller/Goethe geblättert und war verdutzt, wie viel ich da seinerzeit bei meiner ersten Lektüre zu Studienzeiten angestrichen haben. G. schreibt einfach zu viele schlauen Dinge, als dass man sich das alles hätte merken können ;-))

  • Hallo zusammen


    Eine digitale Zitatensammlung ist eine Menge wert, damit lassen sich Websiten verschönern, manche verkaufen sie sogar! :zwinker:


    Und wer gern Bücher abschreibt, könnte z. B. beim Gutenberg-Projekt mitmachen und ein altes, hochliterarisches Werk abschreibend digitalisieren. Geht heute zwar wohl auch durch Einscannen, doch bleibt es eine Arbeit, welche mit viel Liebe für Literatur einhergeht.

  • Das mit der digitalen Zitatensammlung habe ich auch einmal begonnen: Anstreichen während dem Lesen, dann abtippen. - Der Haken: Grosse Word-Dateien werden meiner Meinung nach irgendwie unhandlich. Und ein besseres System ist mir noch nicht eingefallen, also streiche ich zwar weiterhin an (wenn ich gerade einen Stift habe) aber tippe nicht mehr weiter ab. Eigentlich Schade: Die Zitate zu durchstöbern macht Spass und weckt gute Erinnerungen!



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Ein Ordner mit Textdateien tut es auch. Zumindest für mich. Und die Daten kann ich auch in 20 Jahren noch lesen.


    Bleibt nur die Textformatierung. Kursiv Geschriebenes packe ich zwische zwei Schrägstriche (/Beispiel/), fett geschriebenes zwischen zwei Sterne (*Beispiel*), Unterstrichenes zwischen zwei Unterstriche (_Beispiel_). Ein ordentlicher Texteditor stellt dir das dann auch ent- bzw. ansprechend formatiert da.


    Für's Durchsuchen gibt es diverse Desktopsuchmaschinen. Bzw. die meisten Editoren unterstützen auch das Suchen nach einem Wortmuster innerhalb eines Ordners.


    Gut, Links auf andere Dateien sind auch nett, dafür muss es dann ein wirklich guter Editor sein. Aber wenn Word und OpenOffice das können(?), dann wird es zumindesten nur sehr selten verwendet.

  • Besten Dank für die Anregungen!



    Ein Ordner mit Textdateien tut es auch.


    Ja, ja, geht natürlich schon, aber zum "Stöbern" ist dann wieder ein Ordner voller Dateien nicht so praktisch.
    Das mit der Lesbarkeit hat mich bisher davon abgehalten, irgendein Zettelkasten-System zu verwenden...


    Was mir soeben einfällst: Könnte auch aus dem Ordner voll Dateien (Pro Autor eine oder so) mir auch ein LaTex Dokument produzieren, dann brauche ich mich nicht um Formatierung zu kümmern, sieht dennoch halbwegs vernünftig aus und besteht weiterhin nur aus Text. Mal schauen, ob ich das auch tatsächlich Umsetze...


    Eine richtige Datenbank wäre zwar zu bevorzugen, aber evt. weniger "handlich"...


    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann