Mit dem Nachwort bin ich zwischenzeitlich auch fertig, Es hat mich ein bisschen mit dem Roman versöhnt. Ich werde demnächst noch ein paar interessante Stellen daraus hier zitieren.
Hier noch die versprochenen Auszüge aus dem Nachwort meiner Ausgabe:
"Der Zauberring war Friedrich de la Motte Fouqués größter Erfolg und einer der größten Bucherfolge seiner Zeit. Friedrich Schlegel hielt das Buch für den besten Roman "seit dem Don Quijote", E.T.A. Hoffmann schwärmte von dem "über alle Maßen" "herrlichen und ergreifenden Zauberring" und Heinrich Voß fand in einer Rezension, daß ihm von der Lektüre des Zauberrings "die ganze Seele" durchgeglüht sei."
Der Autor des Nachworts, Gerhard Schulz, weist darauf hin, dass 1816, drei Jahre nach dem Erscheinen des Romans, bereits eine neue Auflage herauskam, was zu dieser Zeit eher bei Trivialliteratur der Fall war. Der "Wilhelm Meister", "Hyperion" und "Heinrich von Ofterdingen" waren damals verglichen mit dem Zauberring Ladenhüter. Er bestreitet jedoch dass man den Zauberring deshalb als "banale Unterhaltungskunst" einstufen sollte. Die damals populären Ritterromane wären auf einem ganz anderen Niveau als der Zauberring gewesen, auch wenn er natürlich von dieser Romangattung beeinflusst worden war.
Schulz meint, dass 1811, als Fouqué das Buch schrieb, die Idee eines christlichen Europas mit den Deutschen als Mittelpunkt ein aktuelles Thema für die deutschen Leser war. Napoleon befand sich auf dem Zenit seiner Macht über Europa, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war Geschichte und wurde verklärt und seine Wiederauferstehung u.A. von Novalis gefordert.
Im Gegensatz zu Lessings "Nathan" gehe es bei Fouqué nicht um Toleranz und Gleichwertigkeit der Religionen, sondern um eine dominante Rolle des Christentums. Die Familienharmonie konnte erst endgültig hergestellt werden, nachdem alle andersgläubigen Halbgeschwister zum Christentum konvertiert waren.
Weiter heißt es im Nachwort: "Dem Melancholiker Fouqué aber, so hat Arno Schmidt behauptet, sei im Zauberring mehr als nur ein Ritterroman gelungen; das Buch sei ihm zum "Bild der Welt überhaupt": "einer labyrinthisch verworrenen Welt, an deren Außenrändern wilde Länder und Völker als Übergang zum Chaos lauern. Im Süden die staubdunstene Wüste mit giftigem Zeug; im Norden in eisigen Felsklüften und verflochtenen struppigen Wäldern heidnische Zauberinnen; im Westen wellt sich das graue Meer. Und die Söhne des Herrn Hugh, Eines nur in vielfacher Brechung, dringen durch die Gänge des Labyrinthes, fallen aus nach allen Richtungen, verwirren sich im "Wald der Welt", wie es Fouqué später einmal formuliert."
(...)
Fouqués Abgleiten in das sprachlich Banale oder in eine überbürdete Sprache der Sentimentalität sollte allerdings den heutigen Leser nicht blind machen gegenüber den sprachlichen Schönheiten des Zauberrings, wie sie sich bei genauerem Lesen überall im Buche enthüllen, seien es nun die einer geradezu schon vom Zauber des Jugendstils umgebenen Szene wie Berthas Ankunft auf Hilldiridurs Burg, seien es manche der fesselnd erzählten Einlagen oder sei es schließlich eine so eindrucksvolle Romanze wie die von Don Gayseros, von der Heine tiefbewegt zu Eigenem angeregt wurde." [nämliche seine Romanze "Dona Clara von 1823 aus dem "Buch der Lieder", die unter unmittelbarem Einfluß von Fouqués Gedicht entstand]