Hallo zusammen!
Ich suche einige mutige, ausdauernde, (natürlich lesewillige) und interessierte LeserINNEN, welche sich an einer gemeinsamen Lektüre von „Finnegans Wake“, verfasst von James Joyce, beteiligen möchten.
Ich selbst sehe mich ausserstande dieses Buch ganz alleine zu bewältigen, ich gebe zu, dass ich es gar nicht erst versuche, nachdem ich ein bisschen in das Buch geguckt habe. Ich glaube, wenn es überhaupt ein Buch gibt, bei dem eine Lesehilfe (sprich eine Interpretation ergänzt von einer Diskussion mit anderen Lesern) wirklich notwendig ist, so ist es dieses Buch! Ich selbst habe noch nichts von Joyce gelesen und noch nicht einmal eine Interpretation zum Buch gekauft (kennt jemand eine ausführliche?). Wie kam ich denn dazu, diese Buch auf meine Leseliste zu nehmen? – Durch eine Erwähnung dieses Buches in einem anderen und zwar las ich vor einiger Zeit „Die grosse Maschine“ von Robert Jungk und dort steht eine Aussage von Herrn Dr. Gell-Mann:
„ „Finnegans’s Wake“ von James Joyce wird gewöhnlich als Traum des Kneipenwirts Humphrey Chipden Earwicker ausgelegt. Manchmal im Buch scheint er halbwach zu werden. Das geschieht gewöhnlich zugleich mit dem Schlagen einer Uhr... In einem bestimmten Augenblick taucht er sozusagen an der Oberfläche au und murmelt vor sich hin „Three quarks for Master Hark...“ Es ist meine persönliche Vermutung... dass Quark aus „quart“ (Masseinheit für Flüssigkeiten) und „hark“ („hört!“) gebildet ist. „Hark“, weil er von dem Uhrschlag geweckt wird, und „quart“ weil in seinem Beruf einer Zahl wie „drei“ gewöhnlich ein Wort wie „quart“ nachfolgt. Also macht er aus „drei quarts plus hark“ drei Quarks. Drei Quarks – wenn es irgend etwas gibt, das der starken Wechselwirkung zugrunde liegt, müssten es drei Quarks sein.“
Diese Aussage beeindruckte mich aus mehreren Gründen stark. Erstens, dass man über einen Satz, der fast nach nonsense aussieht, soviel nachdenken kann und dem Ursprung der einzelnen Wörter nachgeht. Zweitens, dass da jemand Literatur und Quantenphysik offensichtlich recht eng miteinander verknüpft, bzw. sich der einen bei der anderen bedient und drittens, dass ein Quantenphysiker überhaupt Joyce liest und ihn dann noch so gut studiert! Nun, ich bin zwar kein Quantenphysiker, aber ich bin an Literatur immer interessiert und so hat sich der Name „Finnegans Wake“ sich in meinem Hirn festgesetzt. Dann bekam ich auch noch zufälligerweise das Buch (auf Englisch) von meinem Bruder geschenkt und jetzt steht es also in der Warteschlange, kann, wenn sich nicht für sofort einige LeserINNEN bereitfinden auch noch etwas dort stehen bleiben, es eilt mir mit dieser Lektüre überhaupt nicht.
Nun, die Lektüre wird wohl anstrengend, aber ich habe gesehen, dass die Lektüre von Kafkas „Prozess“ gut zu Ende gegangen ist und dass jene von „Der Mann ohne Eigenschaften“ auch etwas vom Fleck kommt. „Finnegans Wake“ wird, meiner bescheidene Einschätzung nach, von der Handlung her ähnlich schwierig wie „Der Prozess“ (bereichert um die Schwierigkeit der Wortschöpfungen und –verdrehungen) und vom Leseanspruch vergleichbar mit dem „Mann ohne Eigenschaften“. Ich zumindest habe letzteren von der Sprache her sehr anspruchsvoll in Erinnerung und die Lektüre ermüdete mich oft...
Nun zum Buch (ich schreibe einfach den Klappentext ab, hoffe, dass alle Interessierten genügend Englisch verstehen, bin zu faul für eine Übersetzung):
„In conception as well as in execution one of the boldest books ever written... A great work of literature” – Edmund Wilson
James Joyce’s final masterpiece, which he worked on for seventeen years until its publication in 1939, goes beyond even Ulysses in its challenge to readers. And yet, as Seamus Deane argues in his Introduction, if we approach Finnegans Wake in the right way, it is revealed as “an unrepeatable, solo performance” and “a transcription into a miniaturized form of the whole western literary tradition”. Supreme linguistic virtuosity is used to conjure up the dark underground worlds of sexuality and dream; to undermine the authority of the patriarchal order, traditional story-telling and all official forms of English; ant to confront the different kinds of betrayal – cultural, political and sexual – Joyce saw at the heart of Irish history. Despite its undeniable difficulties, it remains “one of the most remarkable works of this or any other century”.
“Here words are not the polite contortions of 20th century printer’s ink. They are alive. They elbow their way on to the page, and glow and blaze and fade and disappear” – Samuel Beckett
Ah, was ich beinahe vergass: Ich fürchte, es wird mir trotz aller Hilfe so gehen wie dem “savage” in “Brave New World”, als er Shakespeare las: ich werde den Inhalt nicht ganz richtig verstehen, aber tief von den wunderschönen Sätzen sein. :winken:
Würde mich sehr freuen, wenn sich einige sich auf das Abendteuer einliessen!
Alpha